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Gedächtnis

Aus der August 1943-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Auf Seite 407 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” hat Mary Baker Eddy geschrieben: „In der Wissenschaft ist alles Sein ewig, geistig, vollkommen und harmonisch in jeder Tätigkeit. Laß das vollkommene Vorbild an Stelle seines demoralisierten Gegenteils in deinen Gedanken gegenwärtig sein”. Es ist daher der Zweck des Gedächtnisses, nur das, was gut ist, zu behalten.

Es ist undenkbar anzunehmen, daß Jesus die Entbehrungen in der Wüste, die Verfolgung seines eigenen Volks, die Untreue seiner Nachfolger oder nach seiner Auferstehung die Grausamkeit der Kriegsknechte im Richthause und den Todeskampf jener Stunden am Kreuz im Gedächtnis behielt. Das sterbliche Gemüt pflegt in freudiger und trauriger Weise vom Gedächtnis Gebrauch zu machen, um die Menschen in die Vergangenheit zu ziehen und von der Gegenwart abzulenken; um den persönlichen Sinn zu stärken, um Bewunderung, Schrecken oder Mitleid hervorzurufen. Es ist gewiß, daß Jesus nur das im Gedächtnis behielt, was ihn an sein geistiges Sein, seine Beziehung zu Gott erinnerte. „Ich bin vom Vater ausgegangen und gekommen in die Welt”, sagte er zu seinen Jüngern. Ferner sprach er von „der Klarheit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war”. Die Menschen aus dem Schlaf aufzuwecken, nicht sie an Erscheinungsformen im Traum zu erinnern, war sein einziger Zweck.

Wenn die gewaltigen Umwälzungen, die heute die Welt in Schrecken versetzen, zu Ende gekommen sind, werden dann die Menschen weiter aus dem Speicher des sterblichen Gedächtnisses Erinnerungen hervorholen und andere ermutigen, die unheilvollen Schrecken der Vergangenheit wieder in Szene zu setzen und zu beleben? Oder werden sie, wie Jesus es nach seiner Auferstehung getan haben muß, nicht an die von den schlimmsten Leidenschaften der Menschen ersonnenen und angestifteten Übel denken und davon reden, sondern lieber bei Erlösung und Befreiung verweilen? Werden sie, ihres göttlichen Ursprungs eingedenk und ihre eigene Auferstehung annehmend, nur das unsterbliche Gedächtnis anwenden und sehen, daß die Schatten der Vergangenheit nicht einmal vorübergehend quer über den aufwärtsführenden Weg fallen? Von dieser Entscheidung muß ihre Stärke, ihre Nützlichkeit, ihre eigene beständige Erhebung aus der Sterblichkeit in die Unsterblichkeit, aus dem persönlichen Selbst in das bewußte geistige Sein abhängen.

Das unerleuchtete sterbliche Gemüt, das seiner Eintönigkeit und Demütigung entrinnen möchte, sucht es im Aufsehenerregenden, im Krankhaften, im Sentimentalen, in allem, was die Einbildungskraft entflammt und die Gefühle aufreizt. Jene Triebe, die die Menschen die Folgen eines Unglücksfalls betrachten oder eine Abnormität anstarren lassen, nicht zum Zweck der Hilfeleistung, sondern aus Neugier; die sie antreiben, mißfällige Literatur zu lesen oder mißfällige Theaterstücke zu besuchen, Krankheitsbeschreibungen am Rundfunkapparat anzuhören, willfahren nur dem sterblichen Gedächtnis und nähren es.

In der neuen Welt, die wahrer Idealismus und wahre Staatskunst aufzubauen suchen, ist es überaus wichtig, daß nicht nur alle erschreckenden Bilder, sondern auch alles, was der Kriegswahnsinn an Haß und Grausamkeit im Gedächtnis hinterlassen hat, ausgelöscht werde; daß jeder bloß persönliche und besitzaneignende Sinn, ob gut oder böse, aufgegeben werde.

Die Erinnerung an die Tapferkeit und Hingebung wird gewiß in Dankbarkeit und Begeisterung für kommende Geschlechter erhalten werden, damit diese die Freiheit, die für sie gewonnen worden ist, die Ideale, die als Ergebnis dessen, was Menschen überall auszustehen willens waren, erhalten sind, recht schätzen. Aber jeder sollte sich darüber im klaren sein, daß er selber dafür verantwortlich ist, daß das sterbliche Gedächtnis ihn nicht in die Nichtigkeit oder das Elend des Berichtens oder Anhörens dessen hinabzieht, was nur in den Traum gehört. Das einzige Aufwachen davon ist das Erkennen seiner Unwirklichkeit.

Auf Seite 21 in „Rückblick und Einblick” hat Mrs. Eddy geschrieben: „Bloße geschichtliche Ereignisse und persönliche Erlebnisse sind nichtig und bedeutungslos, wenn sie nicht das Sittengesetz der Wahrheit veranschaulichen”. Und sie fügt am Ende des Abschnitts hinzu: „Die menschliche Geschichte muß berichtigt und der weltliche Bericht gestrichen werden”.

Wieviel die Menschen doch hätten gewinnen können, wenn sie sich ein Beispiel an Jesus genommen hätten, der seine Jünger in jenen letzten Augenblicken ihres Zusammenseins mit ihm auf die biblische Geschichte des Christus, nicht auf den Gedanken an sich als ihren gekreuzigten Meister hinwies! Wenn die Menschen, die eine neue Welt ewiger Brüderschaft zu bilden suchen, über heldenhafte Erfahrungen, über überwundenes Böses, über Schutz und Befreiung nur zu dem einen Zweck schreiben und reden, daß sie „das Sittengesetz der Wahrheit veranschaulichen”, dann werden bloßes Staunen und Bewundern, die mit dem persönlichen und dem Volksempfinden ihr Spiel treiben, dem weichen, was Jesus in allem, was er tat, von den Menschen forderte: Verherrlichung der Wahrheit.

Nur die Dinge des Geistes gehören zum ewigen Gedächtnis. Die Geschichte des Zusammenbestehens des Menschen mit dem, was im Sieg des Guten ewig offenbar war und sein wird, wird die Vergangenheit weiter erleuchten, die Zukunft weiter erhalten. Und wenn die Menschen sich erheben und in diesem Bewußtsein des geistigen Seins weilen, werden sie Ereignisse, so ungeheuer und verhängnisvoll sie in der menschlichen Erfahrung auch waren, in ihrem wahren Lichte sehen, und etwas von der Herrlichkeit, die war, ehe die Welt war, wird auch ihr eigen sein. In diesem Lichte, in diesem Bewußtsein unsterblichen Gedächtnisses, das ewiges Wissen ist, wo alles Sein „vollkommen und harmonisch in jeder Tätigkeit” ist, können sie in tiefstem Erbarmen und erhabenem Dienste vorwärtsgehen, um die sterblichen Erinnerungen, die das Leben ihrer Brüder weiter verfinstern und quälen möchten, auszulöschen.

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