Worte, die denen Mut einflößen, die sich durch den Kampf des materiellen Lebens belastet fühlen mögen, sind auf Seite 22 in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” von Mary Baker Eddy zu finden. Sie schreibt: „Die schließliche Befreiung vom Irrtum, wodurch wir uns der Unsterblichkeit, unbegrenzter Freiheit und des sündlosen Sinnes erfreuen, wird nicht auf Blumenpfaden oder dadurch erreicht, daß man seinen Glauben ohne Werke an eines andern stellvertretende Bemühung heftet”.
Wie genau doch Mrs. Eddy mußte, und es wußte, weil sie es bewiesen hatte, daß alles, was Gott, dem Guten, unähnlich ist, durch Opfer und Unterordnung unter Ihn überwunden wird! Nur so können wir die Oberherrschaft des Geistes über die Materie, des Guten über das Böse beweisen. Um die begehrte Freiheit zu erlangen, nach der sich die Menschheit unwillkürlich sehnt, muß sich der einzelne darum bemühen. Unbegrenzte Freiheit ist nur im geistigen Reich, nicht in dem sogenannten materiellen Reich, das unwirklich und zeitlich ist, zu finden. Nach dem Bericht der wahren Schöpfung ist der Mensch geistig, ewig. Wenn wir an diese Worte unserer Führerin denken und uns bemühen, sie zu verstehen, gewinnen wir einen freieren Odem geistiger Inspiration, einen weiteren Ausblick auf das Gute und einen klareren Begriff vom Wesen des Menschen.
Wenn wir wissen, daß wir die Kinder Gottes, des unendlichen Lebens, sind, können wir unser Freisein vom Bösen als unser rechtmäßiges Erbe beanspruchen. Laßt uns aber achtsam auf den Rat des Apostels Paulus hören, der das Böse dadurch überwand, daß er bewies, daß es machtlos ist! Er sagt: „Ihr aber, liebe Brüder, seid zur Freiheit berufen! Allein sehet zu, daß ihr durch die Freiheit dem Fleisch nicht Raum gebet; sondern durch die Liebe diene einer dem andern”. Paulus erkannte, daß Freisein von Beschränkung, wenn es nicht mit geistigem Verständnis verbündet ist, in die schwerste Knechtschaft führen kann. Nur wenn man sich über den Wirrwarr sterblicher Annahmen erhebt, erreicht man „die herrliche Freiheit der Kinder Gottes”. Die Erkenntnis, daß das Böse unwirklich ist, ist ein unerläßlicher Schritt, sich von seinem Einfluß zu befreien. Selbst inmitten verwirrender menschlicher Zustände, wenn die Schatten dicht und schwer scheinen, wird das Licht der Wahrheit über Gott und Seine Schöpfung, wenn in unserem Herzen eine Zeitlang auch nur schwach scheinend erhalten, schließlich Befreiung von der Knechtschaft des Irrtums bringen. Diese Befreiung segnet und gibt denen, deren Denken sich stetig vom Sterblichen zum Unsterblichen, von der Materie zum Geist erhebt, bleibenden Frieden.
Shakespeares Worte:
Die ganze Welt ist Bühne,
Und alle Frau’n und Männer sind bloß Spieler:
Sie treten auf und gehen wieder ab;
Sein Lebenlang spielt einer viele Rollen
sind sicher auf den Traum des sterblichen Daseins anwendbar.
Als menschliche Wesen müssen wir unsere Aufgaben ausführen, so gut wir können, und so viel von der Vollkommenheit des wirklichen Menschen wie möglich in unserem täglichen Leben bekunden. Aber die Christlichen Wissenschafter wissen, daß das Leben Gott ist, und daß die materielle Welt mit ihren vielen Rollen und Spielern nur die Fälschung der geistigen Schöpfung ist. Des Menschen Arbeit ist, Gott widerzuspiegeln; und in den göttlichen Plan kann sich nichts einmischen. Wenn der Weg finster scheint, können wir wissen: „Gott ist Licht und in ihm ist keine Finsternis”. Von Ewigkeit zu Ewigkeit ist Gott gut. Das Gute ist immer hier, und das Gute ist das All. Was wahr ist, ist immer gewesen und ist jetzt, obgleich es der menschlichen Annahme scheinen mag, daß es erst jetzt einzelnen Menschen erscheint. Jesus von Nazareth wußte, daß er von dem Christus unzertrennlich war, und er bewies schließlich, daß der Christus über alles Böse siegt. Er widerlegte beständig die Einwände des sterblichen Gemüts, die die Allheit und Einheit „Gottes und Seines Christus” (Wissenschaft und Gesundheit, S. 561) verneinten.
Die Allheit Gottes ist trotz der überall sich geltend machenden scheinbaren Widersprüche ewig wahr. Der Versuch, die Kraft Gottes durch menschliche Willenskraft zu ersetzen und sich so der göttlichen Herrschaft des Weltalls zu bemächtigen, muß immer in Mißerfolg und Niederlage enden. Um jedoch den rechten Gesichtspunkt zu erlangen, muß ein klarer geistiger Blick gewonnen werden. Wenn geistige Eigenschaften unser Denken durchdringen, ändern sich oft die Dinge um uns her, und mehr Harmonie wird kund. So können wir uns stetig über falsche, beschränkende Annahmen erheben. Gott hat sich nie geändert, ebensowenig hat sich Seine Schöpfung geändert. Es gibt im Guten nichts, woraus Böses gemacht werden könnte. Es gibt keine Materie im Geist, im Leben; das eine widerspricht dem andern. Ein falscher Sinn der Begrenzung und der Knechtschaft ist die Folge des Glaubens, daß das Böse Macht sei. Das Gute ist immerdar unbegrenzt und in Fülle vorhanden. Die Macht, deren sich das Böse rühmt, ist ein dem Untergang geweihter Bluff. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit. S. 227): „Erkennen wir die Menschenrechte, so können wir nicht umhin, den Untergang aller Unterdrückung vorauszusehen. Sklaverei ist nicht der rechtmäßige Zustand des Menschen. Gott hat den Menschen frei geschaffen. Paulus sagt: ‚Ich bin frei geboren‘. Alle Menschen sollten frei sein. ‚Wo aber der Geist des Herrn ist, da ist Freiheit’. Die Liebe und die Wahrheit machen frei; aber Böses und Irrtum führen in Gefangenschaft”.
Das sehnende Verlangen des menschlichen Herzens nach Freiheit äußert sich auf verschiedene Arten. Jedermann hat das Recht, ohne ungebührliche Beschränkung oder Einmischung zu leben. Dies ist normal und rechtmäßig, besonders wenn man den Wunsch hat, die Dinge des Geistes zu kennen und auszudrücken. Die Menschen kommen sich manchmal wie „eingesperrt” vor. Was aus diesem Zustand herausführt, ist die Erkenntnis, daß die Unterdrückung des Guten unmöglich ist, und daß der Mensch frei ist. Anerkennen, daß unser wahres Selbst sogar angesichts gegenteiligen Augenscheins frei und ungefesselt ist, befähigt uns, die Wahrheit als Meister über irrige Einflüsterungen zu beweisen. Die Last der Niedergeschlagenheit verliert sich in der Freudigkeit des Glaubens. Manchmal fühlt man sich durch die Annahmen und Erfahrungen eines andern gebunden; aber unsere persönliche Freiheit muß, so innig unsere menschlichen Bande auch sein mögen, mental und geistig erhalten werden, wenn wir uns und anderen helfen sollen. Jeder muß seinen Weg himmelwärts selber finden und gehen, und nach und nach lernen wir anderen ihre Freiheit gewähren, wie wir unsere eigene gewinnen.
Nichts kann uns von der Liebe Gottes trennen; aber jeder muß sich von Gott führen und heilen lassen und dem Gesetz Gottes willig gehorchen lernen.
Es ist hilfreich, sich an die selbstlosen Worte Jesu zu erinnern: „Der Vater, der mich gesandt hat, der hat mir ein Gebot gegeben, was ich tun und reden soll”. Dies bedeutet nicht, daß man seine wahre Eigenart aufgeben soll, sondern daß man als ein Sohn Gottes seine geistige Freiheit findet. Des Menschen ewige Wesenseinheit ist geistig und daher unzerstörbar. Wir erwarten Freiheit, Harmonie und Herrschaft vom Reich der Seele in uns. Ein klarer Begriff von der Vollkommenheit der wahren Schöpfung enthüllt die reine Atmosphäre des göttlichen Gemüts. Menschen, die Stille und Einsamkeit lieben, gehen oft ins Freie, auf einen Berg oder auf eine Insel, wo sich der weite Horizont in seiner ganzen Klarheit vor ihnen ausdehnt. Den Christlichen Wissenschaftern bietet Einsamkeit Gelegenheit, Gott verstehen zu lernen und allein zu stehen, wissend, was wirkliche Kameradschaft ist. Aber in der Einsamkeit oder in der Welt müssen sie beständig wachsam sein, entschlossen, auf der Seite des Geistes zu stehen.
Wir haben manchmal das Gefühl, daß wir nicht nur örtlich, sondern auch zeitlich begrenzt seien; doch das Gute ist jeden Augenblick in unbegrenzter Fülle gegenwärtig. Wir brauchen nur die Tatsache anzunehmen, daß es nur ein Leben und seine ununterbrochene Kundwerdung gibt, die durch nichts gestört werden können oder je gestört worden sind. Wir müssen wissen, daß wir zu allen Zeiten leicht und ungehindert recht denken können. Wenn Bemühungen recht zu denken Müdigkeit statt Frieden verursachen, kommt es oft davon, daß wir an den persönlichen Sinn statt an das Prinzip glauben. Wir sollten wissen, daß es kein persönliches, begrenztes oder endliches Gemüt gibt.
Es ist gesagt worden, daß nur diejenigen weise sind, die wissen, wie wenig sie wissen. Bis wir die Wichtigkeit, die Segnungen der Wahrheit vertrauensvoll zu erwarten, einigermaßen verstehen, können wir in unserem Suchen danach leicht enttäuscht werden. Der beständige Versuch, sich menschlicher Mittel und Wege zu bedienen, oder auf alles, was geschehen kann, mit dem Gedanken zu blicken, wie es uns persönlich berührt, führt zu Knechtschaft und nicht zu Freiheit. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 323): „Angesichts der unendlichen Aufgaben der Wahrheit halten wir inne—warten wir auf Gott. Dann dringen wir vorwärts, bis der schrankenlose Gedanke voll Entzücken dahinwandelt und der unbeschränkte Begriff sich beschwingt, damit er die göttliche Herrlichkeit erreiche”.
