Die Herzen der Menschen sehnen sich beständig nach Trost. Wenn nicht festgewurzelt und festgegründet in der Wahrheit — einer Grundlage, die durch die Angriffe des Bösen nicht gestört werden kann — sind ihre Gedanken nicht in Gemeinschaft mit dem göttlichen Gemüt und sind daher keine glücklichen Gedanken.
Ein Jüngling, noch ein Neuling in der Christlichen Wissenschaft, fühlte sich eines Tages unerklärlich niedergedrückt. Er konnte keinen besondern Grund dafür finden. Um sich von dem Unbehagen zu befreien, nahm er seine Bibel zur Hand. Als er müßig darin blätterte, traf sein Blick auf die Worte: „So fürchtet euch denn nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge”. Er suchte weiter und fand noch eine Stelle, die den Sperling erwähnt: „Verkauft man nicht fünf Sperlinge um zwei Pfennige? Dennoch ist vor Gott deren nicht eines vergessen”. Der Schüler dachte: Warum hat der Meister einen kleinen, unansehnlichen Vogel zur Veranschaulichung seiner Lehre gewählt? Tat er es nicht, weil nichts zu klein oder zu armselig ist, wie die Welt urteilt, die Fürsorge und die unendliche liebevolle Güte des Vaters zu rechtfertigen?
Dann fiel ihm plötzlich ein, daß er am Abend vorher, als er am Rundfunkapparat den verschiedenen niederdrückenden Ansichten über die Welt und die Kriegszustände zuhörte, diesen Pessimismus nicht so sorgfältig wie sonst mit der Wahrheit zurechtgewiesen hatte, sondern sich vom Redner hatte unbewußt sogar manchmal bis zum Übereinstimmen mit seinen Ansichten fortreißen lassen — daß er und viele andere hilflose Opfer einer unheiligen gewaltigen Torheit und Tyrannei seien. Den Irrtum als tückische Einflüsterung erkennend, zog er sich ernstlich zur Rechenschaft. Was konnte die taurige Nachricht an der Versicherung ändern, daß er „besser als viele Sperlinge” war?
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