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„Besser als viele Sperlinge”

[Von besonderem Interesse für die Jugend]

Aus der Mai 1944-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Herzen der Menschen sehnen sich beständig nach Trost. Wenn nicht festgewurzelt und festgegründet in der Wahrheit — einer Grundlage, die durch die Angriffe des Bösen nicht gestört werden kann — sind ihre Gedanken nicht in Gemeinschaft mit dem göttlichen Gemüt und sind daher keine glücklichen Gedanken.

Ein Jüngling, noch ein Neuling in der Christlichen Wissenschaft, fühlte sich eines Tages unerklärlich niedergedrückt. Er konnte keinen besondern Grund dafür finden. Um sich von dem Unbehagen zu befreien, nahm er seine Bibel zur Hand. Als er müßig darin blätterte, traf sein Blick auf die Worte: „So fürchtet euch denn nicht; ihr seid besser als viele Sperlinge”. Er suchte weiter und fand noch eine Stelle, die den Sperling erwähnt: „Verkauft man nicht fünf Sperlinge um zwei Pfennige? Dennoch ist vor Gott deren nicht eines vergessen”. Der Schüler dachte: Warum hat der Meister einen kleinen, unansehnlichen Vogel zur Veranschaulichung seiner Lehre gewählt? Tat er es nicht, weil nichts zu klein oder zu armselig ist, wie die Welt urteilt, die Fürsorge und die unendliche liebevolle Güte des Vaters zu rechtfertigen?

Dann fiel ihm plötzlich ein, daß er am Abend vorher, als er am Rundfunkapparat den verschiedenen niederdrückenden Ansichten über die Welt und die Kriegszustände zuhörte, diesen Pessimismus nicht so sorgfältig wie sonst mit der Wahrheit zurechtgewiesen hatte, sondern sich vom Redner hatte unbewußt sogar manchmal bis zum Übereinstimmen mit seinen Ansichten fortreißen lassen — daß er und viele andere hilflose Opfer einer unheiligen gewaltigen Torheit und Tyrannei seien. Den Irrtum als tückische Einflüsterung erkennend, zog er sich ernstlich zur Rechenschaft. Was konnte die taurige Nachricht an der Versicherung ändern, daß er „besser als viele Sperlinge” war?

Von den Sperlingen hatte Jesus gesagt: „Deren keiner fällt auf die Erde ohne euren Vater”. Wenn dem so ist, sagte sich der Schüler, dann kann man sich darauf verlassen, daß derselbe liebevolle Vater seine Angelegenheiten, sowohl seine großen als auch seine kleinen, regelt. Seine Gedanken gingen sogar noch weiter: Ich bin die Widerspiegelung des göttlichen Gemüts, und jetzt weiß ich es. Er dachte hierüber nach, als er zu einer verabredeten Zusammenkunft ging.

Auf der Straße begegnete er einem verkrüppelten Veteran des letzten Kriegs. Der Mann hinkte, feine straffen Gesichtszüge verrieten bitteren Groll. Der junge Wissenschafter hatte oft beobachtet, wie er sich ohne einen Seitenblick verdrießlich durch die Straßen schleppte mit einem Ausdruck, der zu sagen schien, er schreibe die Schuld an seinem Mißgeschick der ganzen Welt zu. Ganz mit dem Gedanken an den Sperling beschäftigt, sagte der Wissenschafter im Vorbeigehen an dem Veteranen nur so vor sich hin: „Ihr seid besser als viele Sperlinge”. Überraschend wandte sich der Mann augenblicklich an den Wissenschafter und sagte: „Ja, das ist wahr. Ich hatte es wohl vergessen und bin froh, daß Sie mich daran erinnerten. Ich habe nur ein Bein; aber ich kann immer noch recht denken”.

Der junge Wissenschafter hatte die Worte zu sich und nicht zu dem andern gesprochen und hatte nicht die geringste Absicht, den Veteranen an seinen Wert für sich und für seine Mitmenschen zu erinnern. Aber darüber, daß ihm dieses Erinnertwerden geholfen hatte, konnte kein Zweifel fein.

Mit welchem Hochgefühl der Wissenschafter seines Weges ging! Er hatte etwas von der Herrschaft gesehen, die durch rechtes Denken sein eigen war. Er hatte einigermaßen die große Tatsache bewiesen, daß durch wissenschaftliches Denken mehr wirkliche Tätigkeit und Macht ausgedrückt wird als durch alle häßlichen Kräfte, die in der Welt am Werke sind.

Gewiß war er sicher und brauchte keinen Augenblick niedergedrückt zu sein. Nein, die Rechtdenkenden in der Welt konnten die mesmerischen Kräfte aufhalten, und nichts Böses konnte einer Fürsorge widerstehen, die so genau und so pünktlich ist, daß sie sogar einen Vogel in ihre weise Vorsorge einschloß. Mit diesen Gedanken im Sinn, drehte sich der junge Wissenschafter um und pfiff dem Veteranen zu, der, wie er beachtete, etwas aufrechter ging. Als der Veteran das Pfeifen hörte, blickte er zurück und erwiderte freundlich den Gruß des jungen Wissenschafters.


Vergeude keine Minute, keine Sekunde mit dem Versuch, anderen die Vortrefflichkeit deiner Verrichtungen zu zeigen. Wenn sich deine Arbeit nicht selber rechtfertigt, kannst du sie nicht rechtfertigen.

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