In einer Sonntagsschule lief ein kleiner Junge beständig im Zimmer umher wodurch er eine biblische Geschichte unterbrach und die anderen Kinder störte. Die Lehrerin hatte ihn mehrmals zur Rede gestellt und ihn daran erinnert, daß er das Kind der Liebe sei, daß die Liebe immer Freude bereite und nie anderen die Freude nehme; aber das Kind nahm keine Notiz davon. Die Lehrerin war gerade im Begriff, noch einmal mit ihm zu sprechen, diesmal von etwas Ungeduld getrieben, als eine der ganz Kleinen ihre Hand auf den Arm der Lehrerin legte und sagte: „Warte ein wenig!”
Durch diese zärtliche Mahnung aufgeweckt, bat die Lehrerin die Kinder, still zu sein, weil sie mit unserem Vater reden wollte. Sich an das eine Gemüt wendend, wurde sie gewahr, daß es kein sterbliches Gemüt gibt, das Störungen billigt, kein widerspenstiges Kind, das im Zaum zu halten ist; nur die vollkommen geordnete Gegenwart der Liebe war da. Ein großer Friede erfüllte den Raum, und als sie aufblickte, sah sie, daß auch die Kinder einschließlich des kleinen Störefrieds beteten. Sie und diese Kinder hatten miteinander bewiesen, daß Gott augenblicklich zur Verfügung steht.
Seitdem hat sich diese Lehrerin oft des zärtlichen Rats des Kindes erinnert. Wer erinnert sich nicht der Mißverständnisse und peinlicher Lagen, die nicht vorgekommen wären, wenn er nur ein wenig gewartet hätte! Außerhalb der Christlichen Wissenschaft ist das Wort „Geduld” oft zur Bezeichnung ruhigen Ausharrens angesichts des aufreizenden Benehmens eines andern gebraucht worden. Ein Wörterbuch definiert das Wort jedoch als „Beharrlichkeit in dem, was begonnen worden ist”, und diese Begriffsbestimmung kommt der Bedeutung des Wortes, wie es in der Christlichen Wissenschaft verstanden wird, näher.
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