Die meisten von uns sind reichlich beschäftigt. In der menschlichen Ordnung geben sich die Sterblichen mit allerlei Interessen ab. Lässigkeit und Untätigkeit werden mißbilligt; die Kinder werden dazu erzogen, Aufmerksamkeit und intelligente Tätigkeit auszudrücken. Wie verhält es sich aber mit Gott? Was tut Er?
In vergangenen Zeiten haben unwissende Begriffe von Gott die Erste Ursache als einen in der Ferne weilenden vergrößerten Menschen angesehen, der von einem unbekannten Ort hoch oben im Himmel aus die Angelegenheiten der Menschen in unerklärlicher Weise beaufsichtigt. Ein wißbegieriges Kind, dem gesagt wurde, daß manche Leute glauben, Gott sei ein großer Mann, der hoch oben im Himmel auf einem Thron sitze, fragte ganz treffend: „Aber wie ist denn Sein Thron dort oben befestigt”? Witterungsverhältnisse und die Wirkungen der Schwerkraft sind einige der Schwierigkeiten, die von denen, die glauben, der große Ich Bin wohne in einem luftigen Besitztum im blauen Äther, anscheinend übersehen wurden, ganz abgesehen davon, wie denn das Weltall von einem Punkt im Raum aus regiert werden könne.
Aber die Menschen beginnen einen intelligenteren Begriff von Gott ins Bewußtsein aufzunehmen. Es ist die wahre Idee von Gott, wie die Bibel und in unserer Zeit Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, sie dargeboten haben. Einige Definitionen der Gottheit in der Christlichen Wissenschaft sind Prinzip, Gemüt, Leben und Liebe. Wenn man so über Gott denkt, ist es einleuchtend, daß Er nicht irgendwo ist. Gott ist überall. Sonst würde ein Teil der Schöpfung keinen Gott haben.
Intelligente Ursache kann nicht in den Grenzen materieller Ausmaße eingesperrt werden. Man kann sich das Prinzip, das Gemüt, das Leben und die Liebe nicht umgrenzt oder beschränkt vorstellen. Sie sind unbegrenzbar, allumfassend, ohne Anfang, ohne Ende, in gleichem Maße überall, aber nicht örtlich beschränkt. Alles, was würdig und gut ist, beruht auf dem grundlegenden Guten oder dem Prinzip, dem Gemüt, und geht daraus hervor. Man versuche sich das Dasein ohne ein überall gegenwärtiges und allintelligentes Gemüt vorzustellen, an das die Menschen sich wenden, dem sie vertrauen, auf das sie sich verlassen und von dem sie sich regieren lassen können. Es gibt keinen andern vernünftigen Begriff von dem Wesen und der Oberhoheit Gottes.
Was tun in der menschlichen Ordnung die Sterblichen in ihren Beschäftigungen? Sie wissen, sehen, hören, fühlen, sprechen, handeln. Überblicke deine Tageserfahrung und sieh, wie wahr dies ist.
Die in der Christlichen Wissenschaft gelehrte wissenschaftliche Tatsache ist, daß Gott, die eine unteilbare und allumfassende Person, Leben und Gemüt genannt, alles wirkliche Leben, alles wahre Wissen, alles wirkliche Sehen, Hören, Fühlen, Reden und Handeln tut. Diese Tatsache wird nicht erkannt, solange Gott nicht verstanden wird. Sie wird in dem Maße erkannt, wie Gott als das All in allem verstanden wird.
Das materielle Denken sieht die Wirklichkeit als eine vergängliche, materielle Schöpfung an, die von zahllosen, materie-ehrenden, materiellen Persönlichkeiten erfüllt ist, die in Ausdrücken der Sterblichkeit denken, sehen, hören, fühlen, sprechen und handeln. Es ist allgemeiner Glaube, daß jeder Sterbliche ein eigenes Leben und Gemüt, ein eigenes Gesicht, Gehör, Gefühl, eine eigene Sprache und Tätigkeit habe. Dieses gesamte materiell mentale Handeln umfaßt alles, was in der materiellen Welt getan wird.
Wenn man von dem einen allumfassenden Gemüt als der einen Ursache, der einen Gegenwart, Substanz und Macht aus folgert und die wissenschaftliche Tatsache sieht, daß das Gemüt das All in allem, die in der Allwirkung — seiner Ideenwelt — bekundete Allursache ist, erscheint ein ganz anderer Begriff. Mrs. Eddy schreibt: „Gott ist die Gesamtsumme des Weltalls” (Miscellaneous Writings, S. 105,106). Mit andern Worten, das Gemüt, Gott, nicht eine Menge Sterblicher, tut tatsächlich alles, was wirklich getan wird. Wo? In den Ideen des Gemüts, von der kleinsten bis zur größten, in jedermanns allein wahrer Individualität.
Wir besitzen kein persönliches Leben, Gesicht, Gehör, Gefühl, Reden oder Handeln. Als Ideen des Gemüts existieren wir, um das dem Sein, das wir Gott nennen, innewohnende Leben, Sehen, Hören, Fühlen, Reden und Handeln auszudrücken, und wir drücken diese Tätigkeiten aus. Jesus, der die Einheit von Ursache und Wirkung in der Allheit Gottes völlig kannte, sagte: „Der Vater, der in mir wohnt, der tut die Werke”. Paulus sagte: „Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, nach seinem Wohlgefallen”. Alle wirkliche Arbeit oder Tätigkeit findet im Menschen infolge der Initiative Gottes statt.
Daher ist die Antwort auf die Frage: „Was tut Gott?”, daß Gott alles tut, was wirklich getan wird. Alle Denktätigkeit, alles Sehen, Hören, Fühlen, Reden, Handeln ist in und von Gott. Mrs. Eddy sagt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 485): „Die Wissenschaft erklärt, daß das Gemüt und nicht die Materie sieht, hört, fühlt und spricht”. An einer andern Stelle erklärt sie das Gute oder Gott als Alltätigkeit, was zeigt, daß alle Tätigkeit Seine Tätigkeit ist.
Der Wahrheit Weltall geistiger Ideen und Individualitäten verkörpert und bekundet die Alltätigkeit des Alls, das Gott ist. Diese Tatsachen haben einen gewaltigen praktischen Wert. Wenn sie erfaßt werden, wenn jeder für sich selber und seinen Bruder sieht, daß das einzige Gemüt, Bewußtsein und Leben Gott, das allumfassende Gute ist, das nicht in organischen, selbstsüchtigen Sterblichen, sondern in geistigen, rechtgesinnten, die Liebe ausdrückenden, das Leben bekundenden Einzelwesen, die Gott bildet, regiert und erhält, zum Ausdruck kommt, öffnen sich die Türen des Reichs der Wahrheit. Der Einzelne beginnt zu entdecken, daß sein wahres Sein mit dem einen Leben und Gemüt, das Gott ist, verbunden und dessen ewige Kundwerdung ist. Er steht auf der unanfechtbaren Grundlage der Allheit Gottes und wird freudig gewahr, daß diese Unendlichkeit des Guten das sterbliche Gemüt und seine unwahren Erscheinungsformen Sünde, Krankheit und Tod in die Vergessenheit drängt.
Jesus dachte viel darüber nach, was Gott, der Vater, tut. Er erkannte, daß in Wirklichkeit nichts getan wird außer dem, was Gott tut; denn Ihm gehört die einzige Gegenwart, Intelligenz, das einzige Leben und die einzige Tätigkeit, die es gibt. Die Ideenfamilie des Gemüts, ohne die Gott keine Wesenheit haben würde, zeugt ewig für Gott; denn diese Ideen sind Sein Ausdruck. Was dann tatsächlich vor sich geht, ist die natürliche, spontane und ununterbrechbare Selbstbekundung Gottes in Seiner Welt grenzenloser Ideen und Individualitäten. Hierin wissen, weilen, leben, hören, fühlen und sprechen wir alle so, wie es das eine Gemüt verordnet hat, zu dem Zweck, daß das eine Leben und seine Tätigkeit unfehlbar geoffenbart und verherrlicht werde.