[Abdruck aus dem Christian Science Sentinel vom 28. März 1936 und vom 25. August 1945]
Oft wird die Frage gestellt, ob wohl die Pflichten und Ämter einer Zweigkirche nur den Mitgliedern, die schon christlich-wissenschaftlichen Klassenunterricht gehabt haben, anvertraut werden sollten. So zum Beispiel: Sollten die Sonntagsschullehrer ausnahmslos Klassenunterricht genossen haben? Darf ein früherer Schüler der Sonntagsschule, der das Alter von zwanzig Jahren erreicht hat, gleich in der Sonntagsschule — sei es als Beamter, sei es als Lehrer — angestellt werden?
Es ist natürlich von größter Wichtigkeit, daß diejenigen, die verantwortungsreiche Ämter innehaben, erfahrene und werktätige Christliche Wissenschafter sind, die Mary Baker Eddys Lehren praktisch anwenden. Zu diesem Zwecke ist der Klassenunterricht zweifellos höchst wünschenswert und sogar wesentlich; doch sollte jeder Christliche Wissenschafter diesen eingehenden Unterricht in der von ihm erwählten Religion erst dann nehmen, wenn er sich individuell dazu berufen fühlt, unter der Führung des göttlichen Gemüts.
Der Vorstand Der Mutterkirche bemüht sich, die von ihm zu besetzenden Stellen mit solchen zu füllen, die geeignet, tauglich und abkömmlich sind. Die Qualifikationen für die einzelnen Ämter können sehr verschieden sein. Vorbildung in einer besonderen Richtung, Neigung oder auch Erfahrung mögen unentbehrliche Vorbedingungen bilden. Der Vorstand als solcher hat sowohl kleine wie auch große Stellen zu besetzen. Er ernennt die Beamten Der Mutterkirche, den Geschäftsführer der Verlagsgesellschaft und die Schriftleiter der christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften. Er ernennt auch den Leiter der Sonntagsschule und auf dessen Empfehlung hin die Beamten und Lehrer derselben, weiter die entsprechenden Leiter des Veröffentlichungsamtes, des Schriftenverteilungsausschusses, des Anzeigen-Auskunftskomitees, und des Monitor-Ausbreitungskomitees, und jedesmal auf Veranlassung der Leiter die Mitglieder der Ausschüsse. Der Vorstand wählt auch die Bücherwarte für die Lesezimmer in Boston; er füllt etwaige Vakanzen in der Shawmutschen Grundbesitzverwaltung, bei den Verwaltern der Schenkungen und Stiftungen, usw.
Es kommt vor, daß Schüler in der Sonntagsschule Der Mutterkirche, wenn sie das Alter von 20 Jahren erreichen und die Sonntagsschule verlassen müssen, den Grad des Verständnisses und der Übermittelungsfähigkeit erlangt haben, den die jüngeren Klassen benötigen; und in solchen Fällen setzt sie der Vorstand gerne als Lehrer der jüngeren Kinder oder als Beamte der Sonntagsschule ein.
Die Zweigkirchen haben eine, demokratische Verwaltung, und dies bedingt, daß alle Mitglieder die gleichen Rechte und Pflichten haben. Vorbildung oder individuelle Entwicklung mögen vielleicht manche mehr für gewisse Stellungen befähigen als andere; doch würde eine feste Regel, die den Mitgliedern, die Klassenunterricht gehabt haben, unbedingt den Vorrang gibt, wohl kaum mit dem Prinzip der demokratischen Gleichberechtigung übereinstimmen.
Eine Demokratie wird von Webster zum Teil definiert als „eine Regierung durch das Volk; eine Regierungsform, bei der die höchste Gewalt im Volke liegt und direkt oder indirekt durch ein System repräsentativer oder delegierter Amtsgewalt, die regelmäßig erneuert wird, auszuüben ist. ...” Mary Baker Eddy bat einmal den damaligen Vorsitzenden des Vorstandes der Christlichen Wissenschaft, der zugleich erster Schriftleiter ihrer Zeitschriften war, im Christian Science Sentinel (vom 15. Januar 1910) ihren Wunsch auszudrücken, daß die Verwaltung der Zweigkirchen in demokratischerer Weise gehandhabt werden sollte. Ihr Sekretär schrieb: „Unsere Führerin wünscht, daß alle christlich-wissenschaftlichen Zweigkirchen, dem Zeitgeiste folgend, eine wahrhaft demokratische Form der Kirchenregierung annehmen möchten. Sie ist gewiß, daß alle Zweigkirchen, die mehr oder weniger von einem einzelnen Lehrer oder den Schülern eines einzelnen Lehrers regiert worden sind, es von großem Nutzen finden werden, eine weitherzigere und freisinnigere Art der Verwaltung anzunehmen. Mrs. Eddy ist von der Weisheit dieser allgemein wachsenden Tendenz fest überzeugt und möchte darum die Zweigkirchen darauf aufmerksam machen, damit auch sie den Vorteil eines solchen Wechsels ernten können.”
