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„Heimgehen heißt recht handeln”

Aus der Januar 1946-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Nichts rührt das menschliche Herz so tief wie der Gedanke an die Heimat. Selbst im sterblichen Sinne bedeutet das Heim für die meisten von uns etwas, was weit über dem Materiellen steht. Es wird in Wirklichkeit nicht durch Häuser und Grundbesitz bestimmt, sondern ist im Reich des Denkens und der Ideale zu finden. Irrtümlicherweise kann man zuweilen in ablehnendem Sinne über das Heim sprechen hören; der Ausdruck, ein trauriges oder unglückliches Heim, scheint jedoch ein Widerspruch in sich selber zu sein.

Die Christliche Wissenschaft hebt den Begriff Heim höher. In seinem Buch „Mary Baker Eddy, ein lebenswahres Bild”, führt Dr. Lyman P. Powell auf Seite 221 an, was unsere geliebte Führerin über das Heim sagte: „Die Heimat ist nicht ein Ort. Sie ist eine Macht. Heimgehen heißt recht handeln.” Diese Begriffsbestimmung für Heimat hebt ihre Bedeutung in das Reich des Denkens, in das geistige Reich empor, wohin sie wahrhaft gehört. Heimat ist tätiges rechtes Handeln und die Kraft, recht zu handeln.

Die Verfasserin wuchs in einem Heim auf, das menschlich einen Gedanken starker und schöner Beständigkeit ausdrückte. Ihre Eltern und ihre Großeltern hatten dasselbe Heim gehabt. Das Haus und seine Einrichtung, die Bäume und der Garten machten den Eindruck von etwas Starkem und Bleibendem. Ein „Heimgehen” wurde in der Familie als das Heilmittel für jedes Übel betrachtet. Sogar noch dann, als die Kinder erwachsen und weggegangen waren, verließen sie sich in Zeiten der Bedrängnis oder des Leides auf das „Heimgehen”.

Als die Verfasserin sich als junges Mädchen mit der Christlichen Wissenschaft zu befassen begann, erkannte sie bald, daß dieser falsche Verlaß auf den menschlichen Sinn des Heims berichtigt werden mußte. Sie lernte verstehen, daß keine materielle Umgebung, überhaupt kein bloß menschlicher Mittelpunkt der Zuneigung dauernd Glück und Trost bringen kann. Sie fing daher der Lehre der Christlichen Wissenschaft gemäß an, ihr Denken Gott zuzuwenden und Ihn als die wahre Quelle des Trostes und der Geborgenheit anzuerkennen.

Mrs. Eddy schreibt in „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” (S. 182): „Die Forderungen Gottes wenden sich nur an das Denken.” Man findet Gott also nicht durch eine materielle Reise, sondern durch eine Anstrengung im Denken, durch eine geistige Anstrengung. Die Eigenschaften Gottes, des unendlichen Guten, anerkennen und sich bemühen, in unserem Leben von ihnen Gebrauch zu machen, heißt unser wahres Heim, das Heim, das das Bewußtsein rechten Handelns ist, suchen und finden.

Es vergingen Jahre, ehe das menschliche Heim, in dem die Verfasserin aufgewachsen war, ganz aufgelöst wurde, und als dies schließlich geschah, fand sie Trost durch ihr zunehmendes Innewerden der Nähe Gottes. Als sie später ein neues menschliches Heim bekam, konnte sie es mit freieren Gedanken und unabhängiger betrachten. Doch kam sie ab und zu noch in Versuchung zu fühlen, daß Probleme durch ein „Heimgehen” gelöst werden könnten.

Als sie einmal, weit weg von diesem Heim, auf einer langen Reise zur Erledigung eines Geschäfts, bei dem sie persönlich gegenwärtig sein mußte, sehr krank wurde, war ihr erster Gedanke: „Wenn ich doch nur heimgehen könnte!” Nach einem beträchtlichen Ringen, die Furcht- und Schwächegedanken zu überwinden, ging sie in der Stadt, wo sie war, in das Lesezimmer der Christlichen Wissenschaft. Als sie Dr. Powells Buch zur Hand nahm und es aufs Geratewohl aufschlug, las sie die schon angeführten Worte von Mrs. Eddy: „Die Heimat ist nicht ein Ort. Sie ist eine Macht. Heimgehen heißt recht handeln.” Sie hatte diese Worte vorher schon gelesen; aber nun hatten sie eine wunderbare Bedeutung. Nach der Schlußfolgerung ihrer geliebten Führerin brauchte sie nicht heimzugehen, weil sie schon dort war. Als sie in dieser Weise dachte, verschwand das Leiden, und sie war frei.

Der Verlaß darauf, in einem menschlichen Heim Teilnahme und Billigung zu finden, bringt oft Enttäuschung. Wer sich in die Christliche Wissenschaft zu vertiefen beginnt, entdeckt vielleicht, daß die Wissenschaft die Denkart von Grund aus ändert, und dies ist den Angehörigen nicht immer willkommen. Wenn Wissenschafter lernen, sich mehr auf Gott betreffs Führung zu verlassen, scheint ihr immer unabhängiger werdendes Denken ihren Angehörigen zuweilen Kummer und Bestürzung zu verursachen. Es erfordert viel Geduld und Liebe, Freunde und Verwandte zu beruhigen und zu trösten und doch in der Christlichen Wissenschaft treu fortzuschreiten.

Der neue Begriff vom Heim kann zwar manche menschliche Schwierigkeiten mit sich bringen, aber er entfaltet auch viele neue Freuden. Menschliche Beziehungen werden für diejenigen, die sich auf Gott verlassen, immer schöner. Keine Furcht vor Verlust trübt ihre Freude. Kein bekümmertes Denken bemächtigt sich derer, die jene Liebe verstehen lernen, die sie nicht verlieren können.

Fortschritt im Verständnis der Wahrheit erweitert und vertieft den Heimatgedanken. Der Psalmist sagt: „Wo soll ich hin gehen vor deinem Geist, und wo soll ich hin fliehen vor deinem Angesicht? Führe ich gen Himmel, so bist du da. Bettete ich mir in die Hölle, siehe, so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde mich doch deine Hand daselbst führen und deine Rechte mich halten.” So kommt zu dem Herzen, das sich sehnt, heimzugehen, die himmlische Botschaft, daß man schon dort ist, daß des Vaters starke, liebende Hand einen hält.

Einsamkeit — das Vermissen abwesender Freunde — läßt erkennen, daß das Denken nicht genügend von Gottes Gegenwart erfüllt ist. Was eine Person einer andern geben kann, ist nur dann von dauerndem Wert, wenn es ursprünglich von Gott, der Quelle alles Guten, kommt, die allen unmittelbar zugänglich ist. Die Liebe gehört durch Widerspiegelung allen in gleichem Maße. Wir erfreuen uns der Liebe gemeinsam und sind gemeinsam für sie dankbar; aber man kann sie niemand persönlich geben, noch sie jemand nehmen. Die Liebe ist allgegenwärtig. Einsamkeit ist eine verneinende Gedankeneigenschaft, die Gott Immergegenwart abspricht. Wer daher glaubt, er sei einsam, muß sein Einssein mit der allgegenwärtigen Liebe besser verstehen lernen.

Das rechte Verständnis vom Heim schützt unsern gegenwärtigen menschlichen Sinn des Heims vor Gefahr und Verlust. Das Heim, das wir im Denken schützen, schützt wiederum uns. Unsere menschliche Umgebung, die durch unser Verstehen und Beweisen der Wahrheit herangereift ist, ist eine Zuflucht für uns.

Wie oft wir doch beim Heimkehren in der Atmosphäre der Liebe und des Friedens, die das Ergebnis unserer Gebete ist, die nötige Ruhe und Erbauung finden! In diesem Sinne sind unsere Kirchen, unsere Lesezimmer und die Sprechzimmer der Ausüber ein Heim. Sie dienen der Verkündigung der heilenden Gegenwart Gottes. In ihnen werden die Aufregung und die Ruhelosigkeit des sterblichen Gemüts zum Schweigen gebracht, die Kranken geheilt, die Hungrigen befriedigt. Wir finden dort ein Heim — die Atmosphäre der göttlichen Liebe.

Aber letzten Endes ist das Heim nie außerhalb, sondern immer in uns. Niemand braucht Heimweh zu haben oder einsam zu sein; denn, wie unsere geliebte Führerin sagt, „heimgehen heißt recht handeln.” So können wir alle in dem Bewußtsein rechten Bestrebens, im Widerspiegeln der Liebe, die unser Leben und unser Gott ist, freudig Halt und Stütze finden.

„Heim und Himmel sind in dir, o Pilger auf Erden,
Erbe der Jahrhunderte und Kind des Tages,
Das versorgt, behütet, geliebt und beschützt ist;
Geh’ den Weg Schritt für Schritt mutig voran.”

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