Die vielen nützlichen Entdeckungen der letzten Jahre, wie Rundfunk, Fernsehen, Elektronenwissenschaft und Kunsthorn, haben physische Kräfte uns Licht gebracht, die bisher unbekannt oder wenig verstanden waren. Diese Entdeckungen bedeuten nicht etwa die Entwicklung neuer Kräfte, sondern eben das Entdecken der schon bestehenden. Das menschliche Denken, das immer mehr seine selbstgeschaffenen Beschränkungen durchbricht, entdeckt und benutzt nun, was früher im Dunkel der Unwissenheit verborgen lag.
So haben die Naturwissenschaftler kürzlich entdeckt, daß die Fledermäuse in ihrem Flug selbst im Dunkel gewisse Gegenstände vermeiden können, die ihnen im Wege stehen, weil sie eine Art „Radar” benutzen. Sie können Töne aussenden, die für das menschliche Ohr nicht mehr hörbar sind, und die ein Echo hervorrufen, wenn sie an einen Gegenstand anprallen. Die Fledermaus, die solch eine Warnung empfängt, vermeidet den entsprechenden Gegenstand. Die Menschen haben erst jetzt die Kräfte des „Radar” entdeckt. Die Fledermäuse haben sie schon wer weiß wie lange benutzt — vielleicht so lange, wie Fledermäuse eben Fledermäuse sind.
Aber es gibt noch andere Kräfte, die weit wichtiger sind als die des Radar und der Elektronik, und die mit unserm Leben und Glück und dem der ganzen Menschheit von jeher eng verknüpft waren und es auch jetzt noch sind. Wahrend die elektrischen und physischen Kräfte völlig jeder Intelligenz mangeln, besitzen jene Kräfte eine ihnen innewohnende Intelligenz. Sie sind die Kräfte des göttlichen Gemüts. Das Gemüt ist ihre Substanz. Das Gemüt ist ihre Macht. Es sind die Kräfte, die wir in unsern Gedanken zu ehren und zu lieben suchen, die Kräfte, die wir unsre Kinder zu erkennen, zu achten und zu befolgen lehren. Es sind die moralischen Kräfte, die in uns bewirken, daß wir das Gute lieben und das Böse hassen — die Kräfte, die uns weise, barmherzig, gerecht, liebevoll und demütig machen. Es sind die einzig positiven, wirklichen und bleibenden Kräfte — die Kräfte Gottes.
Diese intelligenten, konstruktiven, geistigen Kräfte sind unentbehrlich für die Zivilisation. Auf ihnen beruht die Gesellschaft. Ohne sie würde diese zusammenbrechen. Doch ist ihr Wert und ihre Macht bisher nur in geringem Maße erkannt worden. Die Offenbarung der Christlichen Wissenschaft ist die Entdeckung ihrer allgemeinen Anwendbarkeit und unbegrenzten Macht. Sie bilden die Mittel, deren sich das Gemüt bedient, um jedem menschlichen Problem entgegenzutreten, und die jedem Menschen Gesundheit und Vollkommenheit bringen und alle Menschen in der Einheit der Wahrheit vereinigen unter der Oberherrschaft des allwirksamen Gesetzes Gottes.
Wie klar verstand Christus Jesus die Überlegenheit der geistigen über die materiellen Kräfte! Jede Heilung — von Tauben, Stummen, Blinden, Aussätzigen, Verkrüppelten und Sündigen — war ein Beweis, daß das Gemüt den Menschen mit unbegrenzter Macht ausstattet, um den unwissenden, lähmenden, materiellen Kräften zu widerstehen, sie durch geistiges Verständnis zu überwinden, und so die natürliche Herrschaft der geistigen Kräfte des göttlichen Gemüts ans Licht zu bringen, die hier und jetzt gesundes und normales Sein in unsrer menschlichen Erfahrung bewirken.
Diese alterslosen, zeitlosen, ewigen Kräfte der Liebe, des Lebens, Gottes, sind gegenwärtig, wo wir auch immer sein mögen. Sie zeugen von der Wirksamkeit des allmächtigen, allgegenwärtigen Gemüts, dessen Kraft immerwährend wirkt, um seinen Ausdruck, den Menschen, zu bilden, zu erhalten und fortzupflanzen. Mary Baker Eddy sagt (Miscellaneous Writings, S. 331): „Inmitten der fallenden Blätter veralteter Religionen, über der erstarrten Kruste der Glaubensbekenntnisse und Dogmen, bringt die Kraft des göttlichen Gemüts, die allen Raum füllt und alle Macht besitzt, große Umwälzungen auf der Erde hervor.”
Denkt nach über diese Idee, daß die Kraft des göttlichen Gemüts allen Raum füllt und alle Macht besitzt. Wo der materielle Sinn behauptet, daß die Mächte des Unglücks Leiden schaffen, offenbart die wahre Idee Gottes, daß gerade dort die Kraft des göttlichen Gemüts gegenwärtig und allmächtig wirksam ist, um den Menschen, der Gott offenbart, zu bilden und zu erhalten.
Eine Anhängerin der Christlichen Wissenschaft hatte ein Kropfleiden. Ihr Gatte bestand darauf, daß sie einen Arzt konsultieren sollte, und dieser riet zu einer unverzüglichen Operation. Doch hatte ihr Gatte nichts dagegen, daß sie zwei Wochen lang christlich-wissenschaftliche Behandlung hätte, ehe er auf der Operation bestehen würde. Ein Ausüber, der zu Rat gezogen wurde, entdeckte, daß das Leiden in dem unglücklichen Gemütszustand der Patientin ihren Grund hatte. Diese litt unter dem Mangel an normaler geistiger Freiheit und dem daraus entstehenden häuslichen Unfrieden. Wie man annahm, war der körperliche Zustand von physischen Kräften hervorgebracht worden; tatsächlich waren es die negativen mentalen Kräfte von Reibungen und Betrübnis.
Der Ausüber half der Kranken, die intelligenten, geistigen Kräfte des Gemüts zu benutzen, die sich in richtigen Ideen über Gott, sich selbst und ihren Gatten ausdrückten, um so die negativen Suggestionen des materiellen Denkens zu zerstören. Die geistige Tatsache wurde erkannt, daß Gott alle Seine Kinder unter dem Gesetz der göttlichen Ordnung, das absolut, bleibend und allbeherrschend ist, vereinigt. In dieser Ordnung kann die rechte Wirksamkeit einer Idee nicht die Freude, die Freiheit und das Glück einer andern Idee schmälern. Alle leben und weben in Gott als die Seinen, und in Ihm kann es keinen Widerstreit der Interessen geben. Die Kräfte des geistigen Verständnisses überwanden die unwissenden leidenbereitenden Kräfte und die sie begleitende Furcht und machten sie machtlos, und so wurde der abnorme körperliche Zustand schnell geheilt. Die geistigen Kräfte hatten den Sieg für Gesundheit und Harmonie gewonnen. Sie hatten die Wesenlosigkeit der sogenannten materiellen Kräfte bewiesen.
Die Mächte des Unglücks suchten den lahmen Mann am Teich von Bethesda zu überzeugen, daß er erdgebunden wäre. Jesus, im Bewußtsein der Gegenwart allmächtiger geistiger Kräfte im Menschen, sagte: „Stehe auf ... und gehe hin!” Die Annahme von negativen materiellen Kräften verursachte einen großen Sturm auf dem See; doch Jesus, der sich der Allgegenwart und Überlegenheit der intelligenten Kräfte der Liebe bewußt war, sagte mit göttlicher Vollmacht: „Schweig und verstumme!” Materielle Kräfte behaupteten, daß sie Lazarus dazu gezwungen hätten, zu sterben und begraben zu werden; doch Jesus widersprach dieser Behauptung mit seinem Gebot: „Lazarus, komm heraus!”
Laßt uns also unsre unveräußerliche Fähigkeit erkennen, diese gleichen ewigen, geistigen, gesundheitbringenden, glückbereitenden Kräfte Gottes zu fühlen, zu verstehen und zu benutzen, denn ihre Aufgabe ist, die Gesundheit und Harmonie des Menschen ebenso fest und dauernd zu machen wie Gottes eigenes Sein, das der Mensch ewig widerspiegelt.
