Eine Ausüberin der Christian Science sagte einmal zu einer Frau, welche zu ihr gekommen war, um von einer Krankheit geheilt zu werden, die nicht zu weichen schien, sie müsse ihr Denken unablässig Gott zuwenden. „O, das tue ich", kam die Antwort, „ich denke beständig an Gott."
Die Frau hatte von der Ausüberin bis zu ihrem Heim eine halbe Stunde mit dem Omnibus zu fahren. Als sie wegging, hieß die Ausüberin sie das eine tun: von ihrem Weggehen an bis zu ihrer Ankunft zu Hause nur an Gott zu denken. Die Hilfesucherin erklärte sich gern bereit, einem solch einfachen Ersuchen nachzukommen.
Innerhalb einer Stunde teilte die Frau der Ausüberin telephonisch mit, daß sie noch nie in ihrem Leben eine solch schwierige halbe Stunde gehabt habe. Sie sagte, daß alles nur Denkbare unter der Sonne ihr durch den Sinn gegangen sei, und daß sie sich noch nie bewußt gewesen sei, wie wenig Zeit sie darauf verwende, folgerichtig an Gott zu denken. Vieles, was sie während der Fahrt gedacht hatte, gefiel ihr nicht, und es wurde ihr zum erstenmal klar, daß sie auf ihre Gedanken acht geben mußte. Als sie dazu erwachte, verschwand ihr Leiden.
„Steh Wache an der Tür des Gedankens", schreibt unsere geliebte Führerin, Mary Baker Eddy, im Lehrbuch der Christian Science, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift" (S. 392). Und dann erklärt sie den Grund: „Wenn du nur solche Schlüsse zugibst, wie du sie in körperlichen Resultaten verwirklicht zu sehen wünschst, dann wirst du dich harmonisch regieren."
Der Christliche Wissenschafter lernt bei seinem Forschen schon bald darauf achten, was er denkt. Er lernt verstehen, daß er, um sich „harmonisch" zu „regieren", den Tag über oft innehalten und betrachten muß, was sein Denken beschäftigt hat, während seine Hände eine gewohnte Arbeit verrichteten.
Unsere Führerin schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 106): „Der Mensch regiert sich eigentlich nur dann selbst, wenn er sich von seinem Schöpfer, der göttlichen Wahrheit und Liebe, richtig leiten und regieren läßt." Der von der Wahrheit regierte wachsame Wissenschafter entdeckt Irrtum, das Gegenteil der Wahrheit, sofort, mag es sich dann um eine falsche Beurteilung, eine irrige Einflüsterung der Furcht, der Krankheit, der Verzagtheit, oder um einen irrigen Begriff von seinem Nebenmenschen handeln. Er entdeckt die Lüge, weil er mit der Wahrheit vertraut ist. Anstatt den Irrtum zu glauben, stellt er ihn bloß und berichtigt ihn. Weil er sich der Wahrheit bewußt ist, wird er den Irrtum augenblicklich gewahr und kann ihn abweisen und verwerfen. Er weiß, daß er nicht mesmerisiert werden kann, eine Unwahrheit zu denken oder zu glauben, weil er Gottes Gedanken widerspiegelt. Er macht von der ihm von Gott gegebenen Intelligenz Gebrauch und drückt dadurch seinen Vater, das Gemüt, das Prinzip, in Weisheit, Urteilskraft, Wachsamkeit und Genauigkeit aus.
Ebenso schenkt der Wissenschafter, der wahrhaft von der Liebe regiert ist, keinem lieblosen oder unschönen Gedanken, der zu ihm kommt, um durch ihn Ausdruck zu finden, Gehör. Er weist ihn ab und ersetzt ihn durch die Wirklichkeit.
So lernt der Christliche Wissenschafter wachen und beten. Da er erkennt, daß planloses Denken überhaupt kein Denken ist, wendet er sein Denken seinem Vater-Mutter-Gott zu, um jene Tätigkeit widerzuspiegeln, die zweckdienlich, nützlich und geordnet ist. Er sucht sein Denken in Gott zu verankern und findet, daß er in jenen gesegneten Augenblicken der Hingebung „in vollkommenem Frieden", Herr jeder sich darbietenden Lage, gelassen, ruhig und ungehemmt ist. „Du erhältst stets Frieden nach gewisser Zusage; denn man verläßt sich auf dich."
 
    
