Die Sonntagsschule

Das Amt, in einer Sonntagsschule der Christian Science zu unterrichten, ist gleichzeitig eine heilige Verantwortlichkeit, ein freudiges Vorrecht und eine wunderbare Gelegenheit.

Gewöhnlich finde ich, daß die zur Verfügung stehende Zeit nur zu kurz ist, doch lerne ich verstehen, daß hier, wie im allgemeinen in der menschlichen Erfahrung, die gute Qualität der bloßen Quantität vorzuziehen ist. Eine Stunde wirklich inspirierten Lehrens ist bei weitem wirkungsvoller als viele Stunden, die bloß mir mechanischem Lesen und uninspirierten Erörterungen verbracht werden. Auch ist mir klar geworden, daß der Erfolg des Unterrichts nicht nur von der Vorbereitungsarbeit während der Woche abhängig ist, sondern auch von dem Gemütszustand des Lehrers zu Beginn des Unterrichts; und so kommt es oft vor, daß nach der Arbeit der Woche die beschließende Vorbereitung am Sonntag morgen sich in ein stilles Nachdenken über die erste Strophe des Gedichtes unsrer Führerin „Weide meine Schafe“ (Gedichte, S. 14) auflöst. Wie wahr ist jenes Wort, das Jesus von sich selber sagte, auch in bezug auf einen jeden von uns (Joh. 5:30): „Ich kann nichts von mir selber tun“! ...

Ich habe gefunden, daß der Lehrer, um eine befriedigende Reaktion bei den Kindern zu erwecken, mit einem vollen Herzen zu ihnen kommen muß. Jesus sagte: „Meine Schafe hören meine Stimme... und sie folgen mir“ (Joh. 10:27). Weiter sagte er: „Einem Fremden aber folgen sie nicht nach ... denn sie kennen der Fremden Stimme nicht“ (Joh. 10:5). Die Verantwortlichkeit des Lehrers ist es also, niemals solche „Fremde“ wie Materialität, Eintönigkeit oder Abgedroschenheit in die Sonntagsschule zu bringen, sondern vielmehr ein Herz, das bis zum Überfließen voll ist von Wahrheit und Liebe. Jahraus, jahrein in der Sonntagsschule zu unterrichten ist nicht immer eine leichte Aufgabe, doch ist es die Erfüllung einer heiligen Pflicht, die zu höheren Freuden führt.