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Der Wendepunkt auf dem Wege

Aus der Februar 1947-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Eine Kleine Gruppe machte eine schon lang geplante Fahrt im Kraftwagen nach einer fernen Stadt, wo Freunde sie sehnlich erwarteten. Einige Stunden lang war der Weg gerade; aber dann bog die Straße scharf ab in eine Gebirgsgegend. Auf der letzten Strecke der Reise mußten sie auf vielfach gewundenen Wegen fahren, die zuweilen tatsächlich in derselben Richtung zurückführten, aus der sie gekommen waren.

Eine mit dem Wege nicht vertraute Teilnehmerin an der Fahrt wurde ungeduldig, weil sie immerzu dachte, wieviel schneller sie ihr Ziel hätten erreichen können, wenn sie einen geraden Weg gehabt hätten. Aber der Lenker des Wagens wußte, daß alles in Ordnung war, und bewog die Ungeduldige schließlich, sich zu beruhigen und die Schönheit der Landschaft zu genießen. Er wies darauf hin, wie dankbar man sein konnte, daß weise Baumeister für den allgemeinen Verkehr eine sichere Straße gebaut hatten. Schließlich kamen sie ans Ziel und zu ihren Freunden, und sogar die Ungeduldige gab zu, daß es eine herrliche Fahrt war.

Von jeher haben Menschen, die für andere Großes geleistet haben, sich teils aus freier Wahl, teils der Not gehorchend von ihrem menschlich geplanten Wege abgewandt. In biblischen Zeiten ging ein Hebräer, als er Herden hütete, von seinem Wege ab, um sich etwas Ungewöhnliches anzusehen: einen Busch, der brannte und doch nicht verbrannte. Dort hörte er die Stimme Gottes, die ihm gebot, nach Ägypten zurückzukehren und sein Volk Israel zu befreien. Dies war keineswegs Mose's Wahl oder Wunsch; aber er gehorchte. Der Samariter in Jesu Gleichnis unterbrach seine Reise, um einem andern zu helfen. Jesus ging von seinem Wege ab und kam in das Haus des Obersten der Schule, um dessen Töchterlein vom Tode aufzuerwecken.

Man kann sich leicht viele andere Fälle ins Gedächtnis rufen, wo Leute durch ein freiwillig oder unfreiwillig geändertes Vorgehen ein Segen sein konnten oder gesegnet wurden. Ob es eine Änderung für einige Stunden oder Monate oder Jahre war, kommt nicht in Betracht. Es war für sie ein Wendepunkt auf dem Wege.

Gegenwärtig wird von vielen gefordert, daß sie ihre eigenen Pläne wenigstens zeitweilig aufgeben, um einer kranken Welt zu helfen. Dies ist für sie ein Wendepunkt, und sie haben einen mehr oder weniger steilen Weg vor sich. Manchmal kann es sogar scheinen, als müßten sie eine Strecke weit zurückgehen. Wenn es auch kein Urlaub, keine geplante Vergnügungsreise ist, kann man doch die Wirkungen der Umstände jetzt und für die Zukunft abschwächen, wenn man sie ohne Furcht, Besorgnis und Ungeduld betrachtet.

Vom menschlichen Standpunkt aus ist es nicht leicht, diese Änderungen vorzunehmen. Manche betrachten ihre Erfahrungen nur als einen Wendepunkt und leiden infolgedessen weniger. Andern erscheinen sie wie Josephs Erlebnis, als er nach Ägypten verkauft wurde. Aber selbst sie kann es ermutigen, daran zu denken, daß Joseph sowohl im Palast als im Gefängnis betete; und die Segnungen, die ihm und anderen daraus erwuchsen, übertrafen die menschliche Erwartung bei weitem.

Jesus war sich immer der Wahrheit bewußt, die seinen Jüngern mit den Worten übermittelte: „Ich kann nichts von mir selber tun”, und: „Der Vater, der in mir wohnt, der tut die Werke.” Die Worte „von mir selber” sind tief bedeutungsvoll und für uns heute eine große Hilfe. Jesus wußte, daß sein wahres Selbst göttlich war, und er hätte keinen Augenblick lang geglaubt, daß ein menschliches Ereignis, so welterschütternd es sein mochte, das wahre Selbst antasten oder Unheil für ihn zur Folge haben konnte, solange er Gott als die einzige Macht anerkannte und willens war, jeden falschen Ichbegriff und jedes selbstische Verlangen zu überwinden.

Die inspirierte Führerin der Christian Science, Mary Baker Eddy, ermutigt uns unermeßlich, wenn sie schreibt (Miscellaneous Writings, S. 1): „Der höhersteigende Sinn entnimmt der Asche des sich auflösenden Selbst neue Formen und ein ungewöhnliches Feuer und läßt die Welt zurück.” Alle Bemühungen, einen falschen Ichbegriff in sein Nichts aufzulösen, bringen uns in dieser bewegten Zeit Frieden und ein unschätzbares Gefühl der Geborgenheit.

Unter Trennung leiden entsteht daraus, daß der falsche Ichbegriff noch nicht vernichtet ist. Man sollte verstehen, daß alles, was göttlich ist, vollständig und unveränderlich ist. Ein Glaube an Mangel entsteht aus einem noch nicht vernichteten Gefühl der Furcht oder falschen Verlangens. Christian Science lehrt, daß der von Gott geschaffene Mensch—und es gibt in Wirklichkeit keinen andern—kein unerfülltes Verlangen hat. Daher kann an Stelle jeder Lage, die aus einem falschen Ichbegriff entstanden ist, eine harmonischere Lage treten, wenn man richtig metaphysisch folgert.

Zwei Christliche Wissenschafter, deren Leben durch den Militärdienst anscheinend vollständig aus dem Geleise kam, fanden nicht nur Frieden und innere Ruhe, sondern auch Unannehmlichkeit dadurch auf ein Mindestmaß zurückgeführt, daß sie sich immer der Stelle bewußt blieben, die Mrs. Eddy der Welt gegeben hat (Miscellaneous Writings, S. 185): „Sich von allem loslösen, was den sogenannten materiellen Menschen ausmacht, und seine geistige Wesenseinheit—die geistige Wesenseinheit des Kindes Gottes—anerkennen und erlangen, ist die Wissenschaft, die geradezu die Schleusen des Himmels öffnet, woraus in jeden Kanal des Seins das Gute fließt, das die Sterblichen von aller Unreinheit reinigt, das alles Leiden zerstört und das wahre Bild und Gleichnis dartut.”

Man kann sein Vaterland lieben und ihm weise und in vollem Maße dienen, ohne seinen geistigen Fortschritt außer acht zu lassen oder zuzugeben, daß Verzögerung, Stillstand, Nutzlosigkeit oder Zwecklosigkeit nötig seien.

Selbstverständlich ist kein Krieg Gottes Werk. Daher kann er für rechtdenkende Menschen oder Völker nicht Unheil zur Folge haben. Wenn es nötig ist, kann man also von seinem geregelten Lebensweg abweichen und fordern, daß einen die Erfahrung segne.

Mit dem höchsten Vertrauen auf die göttliche Allgegenwart und in dem liebreichen Verlangen, alle Bekümmerten zu trösten, sagte Jesus unter Bezugnahme auf sein göttliches Selbst, den Christus: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.” Der Weg des Christus, der Weg in der Wahrheit, ist der sichere Weg; er schließt Herrschaft über alle menschlichen Lagen in sich.


Wenn man sagt: „Gott ist die Liebe”, weiß niemand, was damit gemeint ist, wenn man nicht auch dementsprechend handelt.—

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