O sehnende Herzen in aller Welt,
Die ihr eures Gottes harret,
Er kennt die Engel, die ihr braucht,
Und sendet sie euch zur Seite,
Euch zu erquicken, zu behüten, zu führen.
Wie gütig diese Botschaft, die wir im Liederbuch der Christian Science Der Name, den Mary Baker Eddy ihrer Entdeckung gab (sprich kri'ß-tiön ßai'-enß). Die wörtliche übersetzung der zwei Worte ist „Christliche Wissenschaft”. finden, alle demütigen Sucher ermutigt in ihrem ernsten Bestreben, sich aus der Finsternis der Materialität herauszuarbeiten, und in das herrliche Licht des Geistes zu kommen!
Im Lehrbuch der Christian Science „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift” schreibt Mary Baker Eddy (S. 566, 567): „Das Alte Testament weist den Engeln, den göttlichen Botschaften Gottes, verschiedene Ämter an. Das Kennzeichen Michaels ist geistige Stärke.” Sie fügt hinzu: „Gabriel hat die friedlichere Aufgabe, ein Gefühl der Immergegenwärtigkeit der dienenden Liebe mitzuteilen. Diese Engel erlösen uns aus den Tiefen.”
Das Leben unseres Meisters Christus Jesus läßt erkennen, daß diese Engel immer seine treuen Begleiter waren. Er besaß in reichem Maße jene Gütigkeit, die nur der Christusgeist verleihen kann; aber er hatte keine Nachsicht mit dem Irrtum. Im Neuen Testament in der Bibel sind uns von dem großen Beispielgeber erbrachte Beweise berichtet, die die Wirksamkeit der Kraft und Macht Gottes über materielle Annahmen klar zeigen. Im Evangelium des Matthäus lesen wir folgenden Bericht über seine mutige Reinigung des Tempels: „Und Jesus ging zum Tempel Gottes hinein und trieb heraus alle Verkäufer und Käufer im Tempel und stieß um der Wechsler Tische und die Stühle der Taubenkrämer.” Und dann, gleichsam zum Beweis der Worte: „Mein Haus soll ein Bethaus heißen”, heilte er „Blinde und Lahme”, die „im Tempel zu ihm gingen.”
Jesus hatte vorher schon bei seiner Versuchung in der Wüste der Flut teuflischer Einflüsterungen mit ihrer Verheißung weltlicher Güter widerstanden, und schließlich, als der materielle Sinn den Gipfel seiner Einwendungen erreicht hatte, seine Zuflucht zu jener kraftvollen Äußerung genommen: „Hebe dich weg von mir, Satan!” Der Bericht fährt fort: „Da verließ ihn der Teufel; und siehe, da traten die Engel zu ihm und dienten ihm.” Kam ihm bei diesem Erlebnis nicht der Engel Michael, Gottes Verleihung geistiger Stärke, zu Hilfe? Und brachte ihm nicht Gabriel, die Immergegenwart der Liebe, den nötigen Sinn heiliger Ruhe?
Jesus wußte wahrlich, was es heißt, mit Gott in Gemeinschaft zu stehen und dadurch die Erleuchtung zu empfangen, die ihn befähigte, die Sterblichkeit zu überwinden. Er war trotz seines Zielbewußtseins geradezu der Ausdruck der Liebe. Diese in seinem Bewußtsein wirkende gewaltige Macht der Liebe übte ihre Überlegenheit über die tobenden Meere des sterblichen Gemüts aus. Sie stillte den Sturm, speiste das Volk, machte die Kranken gesund, befreite die Sünder und befähigte ihn schließlich, den Tod und das Grab zu überwinden.
Jesus wußte, wie er nicht nur seine Freunde, sondern auch seine Feinde lieben konnte. Er liebte sie—aber nicht ihre Fehler. Der zu Gottes Bild und Ebenbild geschaffene Mensch hat in Wirklichkeit keine Fehler. Er ist „unsträflich vor dem Stuhl Gottes”. Es ist nicht schwer, den Menschen, Gottes Idee, zu lieben, und in dem Verhältnis, wie wir das Böse von unserer Vorstellung vom Menschen trennen, drücken wir beständig Liebe aus und siegen dadurch über alles, was gegen den Christus, die Wahrheit, ankämpft.
Die christliche Standhaftigkeit und Tatkraft, die Mrs. Eddys Führerschaft kennzeichnen, sind außer von dem Meister noch von niemand übertroffen worden. Ihre Schriften, die voll sind von Wahrheitserklärungen, zeigen den Weg zur Allerhabenheit der Liebe. Die widerstreitenden Elemente des fleischlichen Sinnes, die Gott zu entthronen und der Materialität mit ihrer Unwissenheit und Gottlosigkeit Macht einzuräumen suchen, bieten ihre weitverbreiteten Ansichten und Nachrichten heute in anmaßender Weise dar. Wie soll man ihnen entgegentreten? Zaghaft und mit schüchternem Verneinen? Sagt unsere Führerin nicht in „Miscellaneous Writings” (S. 177): „Wollt ihr euren zimperlichen Eifer aufgeben und wirkliche und hingebende Kämpfer werden?” Es erfordert wahrlich geistige Vorsicht und Wachsamkeit, alle schlau Einlaß heischenden irrigen Einflüsterungen zu erkennen, und ihnen unerschütterlich zu widerstehen.
Die Menschen sind geneigt, gegen die sogenannten Gewalten des Bösen zu nachsichtig zu sein, das Treiben des fleischlichen Sinnes zu leicht zu nehmen. Heute ist es unverkennbar nötig, daß uns Michaels Macht zur Seite steht. Es gibt Zeiten, wo nur beharrlicher, kraftvoller Widerstand die Aufdringlichkeit und den Druck des Bösen niederzwingt und zerstört. Dieses gründliche Vorgehen sollte, ob es nur im Denken oder bei geeigneter Gelegenheit auch hörbar zum Ausdruck kommt, nicht in schwächlichem Zurückweisen bestehen. Wir dürfen weder bei unserem Verneinen des Bösen eine falsche Auffassung von Sanftmut haben, noch die Allgegenwart und Macht Gottes, des Guten, nur oberflächlich behaupten. Wir müssen diesen Kampf der Vergegenwärtigung mit einem dem Verständnis der Allheit der Wahrheit entsprechenden Eifer antreten. Michael flößt uns die Kraft der Wahrheit ein. Wir brauchen nicht zu fürchten, daß wir uns bei der Anwendung dieser Engelskraft des Ausübens von Willenskraft schuldig machen könnten. Gottes Wille und Macht steht uns zu Gebote, so daß wir dem Vorrücken und Angriff aller Angreifer entgegentreten und sie meistern können. Ja, es wird nicht zum Angriff kommen, wenn wir das Vorrücken handhaben. Laßt uns daher nie denken oder fürchten, daß wir bei unserem Verneinen und Aufgeben des Bösen zu entschlossen, zu kraftvoll vorgehen könnten! Laßt uns, wenn wir so vorgehen, jedoch eingedenk sein, daß wir nur den Irrtum, nie die Person verurteilen, und von diesen Waffen zur Zerstörung des Irrtums immer mit dem denkbar klarsten Sinn der Liebe Gebrauch machen!
Immer wieder erreicht ein ernster Christlicher Wissenschafter solche Höhen geistigen Schauens, daß eine ruhige, klare Vergegenwärtigung der Allheit der Liebe bei seiner Arbeit genügt. Dies sollte unser Ziel sein. Auf Seite 567 in Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy: „Für den Gabriel Seiner Gegenwart gibt es keinen Streit.” Sie fährt fort: „Für die unendliche, immergegenwärtige Liebe ist alles Liebe, und es gibt keinen Irrtum, keine Sünde, keine Krankheit und keinen Tod.” Unsere unerschütterlichen Erklärungen der Gegenwart und Macht der göttlichen Liebe führen uns zur Erkenntnis der Unendlichkeit und Oberhoheit der Liebe. Die Liebe ist das auf dem Standpunkt der Vollkommenheit feststehende und nie davon abweichende göttliche Prinzip. Wer sich auf diesen Standpunkt stellt, läßt sich durch die weltlichen Ansichten der Menschen nicht beeinflussen, sondern vertritt auch angesichts von Widerstand furchtlos seinen Standpunkt für das Rechte. Er tut nichts, um Stellung oder Macht zu gewinnen, noch scheut er vor der Verfolgung zurück, die ein solches rechtschaffenes Vorgehen zur Folge haben kann. Da sein Beweggrund von der göttlichen Liebe eingegeben ist, stärkt, schützt und befreit ihn diese Liebe auch.
Weicht eine Schwierigkeit langsam der Wahrheit? Vielleicht sind wir bei unseren beharrlichen Anstrengungen nicht standhaft genug. Vielleicht müssen wir mit den göttlichen Kräften und der Tatkraft der Wahrheit mehr von Grund aus zusammenarbeiten. Der ernste Christliche Wissenschafter lernt sich immer mehr an die unbedingten Tatsachen des wahren Seins halten, und dem fleischlichen Gemüt immer weniger Zugeständnisse zu machen. Nachdrücklich rügt er den Irrtum und behauptet geistige Wahrheiten. Bei diesen redlichen Bemühungen gibt ihm das Anwenden der sechsten Seligpreisung Halt und Stärke und Zuversicht, wenn er erfährt, daß in Websters Wörterbuch unter der Begriffsbestimmung für das Wort „rein” nicht nur „frei von sittlicher Befleckung” und „keusch”, sondern auch der Ausdruck „entschieden” angeführt ist. Mrs. Eddy sagt durchweg in ihren Schriften, daß Gott „gut” ist. Im Licht dieser Auslegung wird daher die Seligpreisung: „Selig sind, die reines [entschiedenen] Herzens sind; denn sie werden Gott [das Gute] schauen”, eine mächtige Hilfe beim Beweisen, eine wahre Michaelskraft.
„Christi Sinn”, das eine und einzige Bewußtsein, kennt keine Schwäche, keine Verweichlichung, kein Wanken, sondern ist auf das göttliche Prinzip, die Liebe, fest gegründet. Der Mensch, das Bild und Ebenbild Gottes, hat dieses Bewußtsein durch Widerspiegelung. Er ist sich nicht nur immer der gewaltigen Macht Gottes, sondern auch der ewigen Tatsache bewußt, daß Gott die Liebe und das All in allem ist. Schon viele Christliche Wissenschafter haben herrliche Beweise der Heilung erlebt, als sie den ersten Schimmer der Allheit der Liebe erhaschten. Es gibt tatsächlich keine Form des Bösen, die nicht durch die gewaltige Macht der Liebe vernichtet werden kann. Und dieser Engelsbote ist Gabriel.
Den Christlichen Wissenschaftern steht das größte Befreiungsmittel von allem Übel—das geistige Verständnis Gottes, des Menschen und des Weltalls—zu Gebote. Man verliere keine Zeit auf den Seitenund Schleichwegen des materiellen Sinnes, der uns, wenn es ihm gelänge, abzulenken, unser geistiges Verlangen und Streben abzustumpfen und uns in Gleichgültigkeit einzulullen sucht. Laßt uns unverzüglich und treu jeden Tag wachsam für die Freiheit der Menschheit arbeiten und uns freuen, daß die Wahrheit am Ende trotz der Drohungen und des Prahlens des Bösen unaufhaltsam fortschreitet! Von Gottes Hand geleitet, vernichtet das aus der Scheide gezogene zweischneidige Schwert der Wahrheit alles Böse, und richtet hier und jetzt das Himmelreich, die Herrschaft der Harmonie, auf.
