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Das Eingehen verweigern

Aus der Juli 1947-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In den Berichten der Evangelien, wie Jesus vor Pilatus geführt wurde, wird uns gesagt, daß er trotz der boshaften Anklagen seiner Feinde „nichts antwortete" (Matth. 27, 12). Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christian Science, schreibt darüber im Lehrbuch der Christian Science, „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift" (S. 48): „Judas führte die Waffen der Welt. Jesus hatte deren nicht eine, auch wählte er nicht die Verteidigungsmittel der Welt. Er tat, seinen Mund nicht auf'. Der große Beweisführer von Wahrheit und Liebe blieb dem Neid und Haß gegenüber stumm."

Pilatus erkannte klar die Wirksamkeit der erhabenen Verteidigung des Meisters; denn wir lesen im Evangelium des Markus (15, 4. 5): „Pilatus fragte ihn abermals und sprach: Antwortest du nichts? Siehe, wie hart sie dich verklagen!" Und es heißt in dem Bericht weiter: „Jesus aber antwortete nichts mehr, also daß sich auch Pilatus verwunderte." Es ist nutzbringend, über des großen Metaphysikers Art der Verteidigung gegen diesen giftigen Angriff des fleischlichen Sinnes nachzudenken. Die Macht und Erhabenheit des Christus, der Wahrheit, die sich in dieser schweren menschlichen Erfahrung Jesu so unverkennbar zeigt, muß jetzt auch in unseren Beweisen einigermaßen erkennbar sein.

Der persönliche körperliche Sinn besteht darauf, daß wir dem Haß mit noch bittererem Haß, der Anklage mit einer noch heftigeren Anklage begegnen müssen. Sollen wir auf diese Weise entgegnen und dadurch noch Öl ins Feuer gießen? Oder sollen wir den Brand dadurch ersticken, daß wir uns auf Grund der Allgegenwart der Wahrheit und der Liebe aufrichtig und beharrlich weigern, in unserem Bewußtsein auf das Böse einzugehen? Der Christliche Wissenschafter weiß, daß dies keine untätige Verteidigung, sondern das stärkste Vorgehen gegen die Einflüsterungen des Bösen ist. Wir müssen die Wahrheit des Seins unerschütterlich behaupten und es ablehnen, uns oder andere für wesenseins mit dem Bösen oder der Materie zu halten. Dann wird die Wahrheit veranlassen, daß die Lüge Haß, Sünde oder Krankheit durch ihr eigenes Gewicht fällt und in ihr namenloses Nichts vergeht.

Als ein Christlicher Wissenschafter eines Sommernachmittags nach Hause fuhr, ruhte seine Hand einen Augenblick müßig auf dem Sitz seines Wagens, wo ein Blumenstrauß lag. Ein leichtes Kitzeln an seinem Handrücken ließ ihn unwillkürlich die Hand gegen das Polster reiben. Da fühlte er einen heftigen Stich, und als er hinschaute, sah er eine große Hummel. Er erhob sein Denken zu Gott und es wurde ihm die Botschaft zuteil: „Gott ist Liebe" und „die völlige Liebe treibt die Furcht aus" (1. Joh. 4, 8. 18).

Der Christliche Wissenschafter begann die Bedeutung des Wortes „Stich" eingehender zu prüfen. Er fand, daß es sich dabei um ein Eingehen auf eine angreifende Einflüsterung handelt, wie zum Beispiel aus dem Ausdruck „zu einer Erwiderung anstacheln" hervorgeht. Dann fiel ihm ein— und er sah es jetzt in einem neuen Licht—daß Jesus vor seinen Anklägern geschwiegen hatte, daß er sich in erhabenster Weise geweigert hatte, sich zu einer Antwort oder Erwiderung auf die Flut des Hasses und der gegen ihn vorgebrachten Schmähungen anstacheln zu lassen. Der Wissenschafter sah, daß der persönliche Sinn geltend machen konnte, zu stechen und gestochen zu werden, aber nicht der geistige Sinn. Ein Redner wies in einem Vortrag über die Christian Science einmal darauf hin, daß man in seiner Ehrlichkeit, in seiner Intelligenz oder in seiner Rechtschaffenheit keinen Schmerz empfinden kann. Der Wissenschafter machte geltend, daß er sich bei diesem rechten Überlegen mit der Wahrheit beschäftigt hatte, und daß es daher Macht hatte. Das Ganze dauerte nur einige Minuten; aber als er in diesem Sinne dachte, verschwand aller Schmerz.

Das Eingehen auf die irrigen Einflüsterungen des persönlichen Sinnes verweigern, ist unerläßlich. Die Weigerung, sich zu einem Zugeben der Geltendmachung des Bösen, daß es mit Menschen wesenseins sei, anstacheln zu lassen, ist ein sehr wichtiger Umstand, um im Familienleben, in der Kirche, im Geschäft, oder sonst im Leben einträchtige menschliche Beziehungen herzustellen und aufrechtzuerhalten. Mrs. Eddy schreibt in „Miscellaneous Writings" (S. 223, 224): „Der vom Bogen eines andern abgeschossene Gedankenpfeil ist tatsächlich harmlos, wenn unser eigener Gedanke ihn nicht mit Widerhaken versieht." Sie erklärt ferner mit bezeichnendem Scharfblick: „Unser Stolz ist der Anlaß, daß uns das abfällige Urteil eines andern erbittert, unser Eigenwille der Grund, daß uns das Handeln eines andern beleidigt; es ist unsere Selbstsucht, die sich durch die Anmaßung eines andern verletzt fühlt."

Die Frage ist: Lassen wir uns von dem persönlichen Sinn zu dem Glauben verleiten, daß er unser Denken bilde, oder weigern wir uns, uns mit ihm wesenseins zu machen? Bloßer menschlicher Verstand und menschliche Güte sind ganz unzulänglich, uns vor den heute in der Welt verbreiteten Haßeinflüsterungen zu schützen. Die Christian Science enthüllt die herrliche Tatsache, daß der von Gott geschaffene Mensch—unser wahres Selbst—frei ist von Haß; denn der Mensch ist die Idee der unendlichen Liebe. Er ist nicht die Schöpfung des körperlichen Sinnes. Neid und Haß können die Liebe und die Idee der Liebe so wenig zerstören oder beeinträchtigen, wie Finsternis Licht zerstören kann. Der Christliche Wissenschafter beweist dies im Verhältnis zu seiner standhaften Weigerung, sich mit einem persönlichen Sinn des Guten oder des Bösen wesenseins zu betrachten. Als Paulus von einer Giftotter in den Arm gebissen wurde, machte er den Biß auf Grund seines wahren, geistigen Selbst unwirksam. Er schlenkerte das Tier ins Feuer und nahm keinen Schaden.

Gottes Mensch ist nicht in dem mesmerischen Traumbild, das der persönliche Sinn darbietet. Der persönliche Sinn nimmt sich seine eigene falsche Vorstellung vom Menschen zur Zielscheibe. In dem Maße, wie wir diese falsche Vorstellung von uns selber zurückweisen, hören wir auf, eine Zielscheibe für die Pfeile des Irrtums zu sein. Unser wirkliches Selbst ist noch nie angetastet worden, und wird weder jetzt noch in Zukunft je angetastet.

„Unter dem Schirm des Höchsten" (Ps. 91, 1) bleiben ist auch heute das herrliche Vorrecht jedes Christen. Unsere unerschrockene Führerin schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 571): „Bist du mit dem Panzer der Liebe angetan, so kann menschlicher Haß dich nicht erreichen."

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