Die Einheit Gottes und des Menschen ist die Grundwahrheit des Seins. Diese geistige Einheit verbürgt, daß der Mensch vom Guten und von dessen unbegrenzten Kundwerdungen untrennbar ist. Das Grundübel, das sogenannte sterbliche Gemüt, aus dem die irrigen Ansichten und Meinungen der Menschheit hervorgehen, wendet immer Trennung, ein Getrenntsein Gottes von dem Menschen ein. Ja, jedem unharmonischen Denken oder körperlichen Zustand liegt die Annahme des Getrenntseins vom Guten zugrunde. Weil der Irrtum eine Annahme des Getrenntseins vom Guten, von der Wahrheit, ist, kann er weder sich noch seine falschen Geltendmachungen aufrechterhalten, wenn man ihm mit den göttlichen, unwiderlegbaren Tatsachen entgegentritt.
Unser großer Meister, Christus Jesus, erklärte: „Was denn Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden“ (Mark. 10, 9). Dies zeigt, wie klar Jesus erkannte, daß dem Menschen das von Gott verliehene Gute nie geraubt werden und er nie davon getrennt werden kann. Das Gute, das der Mensch durch Widerspiegelung besitzt, kann nicht umgestoßen oder vernichtet werden. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, hat auf Seite 475 des Lehrbuchs „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ den Begriff Mensch zum Teil wie folgt bestimmt: „Er ist die zusammengesetzte Idee Gottes und schließt alle richtigen Ideen in sich.“ Der Mensch, der wahre Ausdruck des göttlichen Guten, schließt alles in sich, was nötig ist, um Vollständigkeit auszudrücken. Folglich schließt der Mensch ewig die wahre Idee von Gesundheit, Versorgung, Substanz, Verwandtschaft, Glück, Leistung, Fortschritt, Mut, Demut, Gewissenhaftigkeit und Zuverlässigkeit in sich und drückt sie freudig aus; er spiegelt alle Eigenschaften wider, die das unbegrenzte Gemüt, Gott, ausdrücken und bekunden.
Umgekehrt macht das mußmaßliche Gegenteil der Wahrheit, Irrtum genannt, geltend, daß er vereinigen könne, was Gott nicht zusammengefügt hat. Er macht insbesondere geltend, daß er den Menschen mit Schmerzen, Krankheit, Furcht, Unwissenheit, Sünde, Mangel und Streit vereinigen könne. Das Wörterbuch erklärt Irrtum unter anderem als „eine Abweichung von dem, was recht oder fehlerfrei ist.“ Da jede Geltendmachung des Irrtums oder des sterblichen Gemüts irrig ist, ist es also offensichtlich, daß jede Schwierigkeit eine Abweichung von dem, was recht oder fehlerfrei und nicht ein körperlicher oder materieller Zustand ist. Eine falsche Darstellung kann dadurch berichtigt werden, daß man erkennt, was in dem Fall die Wahrheit oder die Tatsache ist. Daher konnte Christus Jesus so nachdrücklich sagen (Joh. 8, 32): „Ihr werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“
Was Gott zusammengefügt hat, kann kein sterbliches Gemüt und kein sterblicher Mensch trennen; umgekehrt kann nichts, was Gott nicht zusammengefügt hat, je vereint werden. Deshalb ist der Mensch in Gottes Ebenbild unsterblich, frei von Furcht, von Sünde, von Krankheit; denn Gott hat mit dem Menschen Reinheit, Mut, das Bewußtsein der befriedigenden Harmonie der Seele, Freude und immer gegenwärtige Substanz verbunden. Daher müssen Versuche, geistig gesinnte Menschen zu täuschen, zu verblüffen, lächerlich zu machen oder aus der Fassung zu bringen, immer fehlschlagen.
Die Sterblichen oder sogenannten Menschenkinder schenken den falschen Behauptungen des Irrtums immer noch Glauben. Sie beharren in falschen Auffassungen, bis sie durch schwere Erfahrungen verstehen lernen, daß der Mensch nicht eine unvollkommene Kundwerdung eines unvollkommenen sterblichen Gemüts, sondern die vollkommene Kundwerdung des vollkommenen Gemüts ist. Die Geltendmachungen des tierischen Magnetismus können keinen Augenblick die ewige Tatsache der Vollkommenheit des Menschen ändern oder das, was Gott zusammengefügt hat — den Menschen und alles Gute — voneinander trennen.
Das christlich-wissenschaftliche Heilen beweist die unbestreitbare Tatsache, daß der Mensch von der Gegenwart und Tätigkeit des Guten untrennbar ist, daß der Mensch mit Gott und Seinem Christus eins ist. Die Christliche Wissenschaft zerstört Krankheit nicht nur, sondern sie erbringt den Beweis, daß es tatsächlich keine Krankheit gibt. Sie zerstört nicht einfach Sünde, sondern sie offenbart die Sündlosigkeit des Menschen. Sie versucht nicht, kranke Materie gesund zu machen, noch ist sie bestrebt, der gesunden Materie Fortdauer zu geben. Die Christliche Wissenschaft erbringt, wenn sie verstanden wird, den Beweis, daß es keine Materie gibt, weil Gott, das Gemüt, das All ist. Wird dies einigermaßen erkannt, so verschwinden Unstimmigkeiten des Gemüts und des Körpers. Die Christliche Wissenschaft darf nicht nur bewertet werden, wie man die Hilfeleistung eines Arztes bewerten würde, obgleich sie sichere und bestimmte Heilungen bewirkt. Der Hauptzweck der Christlichen Wissenschaft ist, die Art Gottes und des zu Seinem Bild und Gleichnis geschaffenen Menschen zu offenbaren und dadurch den Menschen zu helfen, Gott zu verherrlichen, das göttlich Gute, Gottes Allheit, Seine unendliche Gegenwart und Macht darzutun.
Das Gute beweisen heißt Gott verherrlichen. Gott hat den Menschen und göttliches Wissen, den Menschen und unendliche Weisheit, den Menschen und geistiges Verständnis zusammengefügt. Es gibt also keine Zeit, wo jemand, der das Bewußtsein der Wahrheit und der Liebe widerspiegelt, nicht genau weiß, was er tun soll und wie er es vollbringen kann, weil er beweist, daß das Gemüt, „das auch in Christus Jesus war“ (engl. Bibel), sein Gemüt ist. Er weiß, daß seine Versorgung von dem göttlichen Gemüt kommt. Die Christliche Wissenschaft enthüllt, daß Christus Jesus immer auf seinem göttlichen und wahren Sohnesverhältnis zu dem Vater bestand; weil er es tat, konnte er erklären (Joh. 8, 29): „Ich tue allezeit, was ihm gefällt.“ Wenn wir die göttliche Wahrheit und Liebe widerspiegeln, tun wir, was dem göttlichen Prinzip gefällt.
Mrs. Eddy geht in ihren Aufsätzen und Schriften den Dingen immer auf den Grund. Sie faßt die Frage sehr kurz und klar zusammen, wenn sie schreibt (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 268): „Die durch Leben und Liebe verherrlichte Wahrheit legt die Axt an der Wurzel alles Übels an, sie lüftet den Vorhang von der Wissenschaft des Seins, der Wissenschaft der Ehe, des Lebens und des Liebens, und ersteigt die Stufenleiter des Lebens harmonisch. Blicke hoch genug, so siehst du, daß die Menschen im Herzen freundlicher und gewinnender werden. Blicke lang genug, so siehst du, daß das Männliche und Weibliche eins sind — daß Geschlecht ausgeschaltet ist; du siehst, daß die Bezeichnung Mensch Mann und Frau bedeutet; und du siehst das ganze Weltall in dem einen unendlichen Gemüt inbegriffen, und widergespiegelt in der intelligenten, zusammengesetzten Idee, dem Bild oder Gleichnis, Mensch genannt, der das unendliche göttliche Prinzip, die Liebe, die wir Gott nennen, bekundet — den dem Lamm vermählten, der Unschuld, Reinheit und Vollkommenheit verlobten Menschen.“ Das ist es also, was Gott ewig zusammengefügt hat.
