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Anbetung

Aus der April 1949-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Christliche Wissenschaft lehrt, „daß Gott verstanden, angebetet und demonstriert werden muß“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, S. 472). Die Christlichen Wissenschafter erkennen weitgehend an, daß Verständnis und Demonstration sich aus einem ernsten Studium dieser Wissenschaft ergeben. Aber vielleicht ist es ihnen nicht immer ebenso klar, daß mit dem Verständnis und der Demonstration untrennbar die Notwendigkeit verbunden ist, Gott anzubeten. Früher oder später erkennt der Wissenschafter jedoch unfehlbar, daß die Christliche Wissenschaft die Menschen dazu führt, nur Gott zu verherrlichen.

Gewisse Merkmale der Kirche Christi, Wissenschafter, z. B. die augenfällige Einfachheit der Gottesdienste und der Kirchengebäude oder das Fehlen eines Rituals haben vielleicht zuweilen die Meinung aufkommen lassen, der Christliche Wissenschafter messe in seinem Denken und Bestreben der Anbetung geringere Bedeutung bei als Angehörige anderer Religionsgemeinschaften; aber eine solche Meinung wäre das gerade Gegenteil der Tatsache. Schon nach dem Lesen des ersten Kapitels des christlich-wissenschaftlichen Lehrbuchs müßte man sie als hinfällig erkennen. Dieses Kapitel über das Gebet, das uns die Augen öffnet für die Erhabenheit, die unergründliche Güte und die unvergleichliche Schönheit Gottes, lehrt uns, uns Ihm in tiefster Ehrfurcht zu nähern, Ihn nicht nur „Unser Vater-Mutter Gott, all-harmonisch“, sondern auch „Einzig Anbetungswürdiger“ anzureden (Wissenschaft und Gesundheit, S. 16).

„Einzig Anbetungswürdiger“! Worte voller Verheißung und Gewißheit, aus denen Liebe und Bewunderung leuchtet und Dankbarkeit spricht! Niemand sollte annehmen, daß er ihre volle Bedeutung erfaßt habe. Mit Hilfe der Konkordanzen zu Mrs. Eddys Schriften finden wir, daß unsere Führerin echte Anbetung in den meisten Fällen mit Wörtern verbindet, die sich auf Intelligenz beziehen, wie Fassungskraft, Verständnis, Erkenntnis und so fort. Damit zeigt sie, daß man die Art des Unendlichen einigermaßen verständnisvoll erfassen muß, um Ihn richtig anzubeten. Jesus sagte zu dem Weib aus Samaria (Joh. 4, 22): „Ihr wisset nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten.“ Diese Worte lassen erkennen, daß wir verstehen müssen, was wir anzubeten suchen; denn nachdem Jesus dem Weib erklärt hatte, daß Gott Geist ist, zog er den Schluß, daß Gott „im Geist und in der Wahrheit“ angebetet werden muß.

Mrs. Eddy erklärt Gott erschöpfend an zwei Stellen in Wissenschaft und Gesundheit (S. 465, 587). Jeder Christliche Wissenschafter liest sie wohl oft, aber man kann sie doch nur durch immer erneutes Forschen verstehen. Das menschliche Gemüt findet es schwierig, auch nur einen Schimmer zu erhaschen von dem einen und einzigen wahren Wesen, das alles weiß, alles sieht, alles liebt und das All ist. Denn wie die Christliche Wissenschaft zeigt, ist das sogenannte menschliche Gemüt nur das vermeintliche Gegenteil des unendlichen göttlichen Gemüts, und muß daher unbedingt unwirklich und endlich sein. Das göttliche Gemüt anderseits kennt immerdar seine eigene wesensart als Prinzip, Seele, Geist, Leben, Wahrheit und Liebe, und schließt alles Sein, alle Tätigkeit, alle Substanz, alle Intelligenz in sich. In dem Maße, wie das menschliche Bewußtsein diese göttliche Allheit zu erblicken beginnt, empfindet es tiefere und größere Verehrung und Bewunderung für Gottes erhabene Majestät.

Diese ehrfürchtige Haltung hat jedoch nichts gemein mit dem alten und überlebten Bild einer armen Menschheit, die sich in einem demütigenden Gefühl ihrer eigenen Unwürdigkeit niederbeugt vor Gott, nach dessen Herrlichkeit sie sich sehnt, die sie aber nicht zu erreichen erwartet außer vielleicht durch den Tod. Ganz anderer Art sind die Demut und Sanftmut im Denken dessen, der weiß, was wahre Anbetung ist. Sie sind Begleiterscheinungen eines gewissen Verständnisses der göttlichen Einheit und Allheit, jenes Verständnisses, das Einflüsterung vernichtet, es könnte vielleicht doch etwas außerhalb der allumfassenden Gottheit, oder etwas ihr Entgegengesetztes geben.

Wenn wir den wirklichen Menschen verstehen, geben wir gern jedwede Annahme auf, daß der Mensch je etwas anderes benötigen, wünschen oder besitzen könne als was Gott, die Quelle und Substanz seines Daseins, ihm fortwährend und in Überfülle gibt. Bei dieser Läuterung des Bewußtseins fällt das Gefühl persönlicher Wichtigkeit weg, und man erkennt den Menschen immer mehr als das Kind Gottes oder die Offenbarwerdung des Gemüts. So wird jene wahre Demut erreicht, durch die das Denken sich anbetend die Unendlichkeit des einen göttlichen Wesens vergegenwärtigen kann, das jetzt und immerdar alles in dem grenzenlosen Bereich seiner eigenen wunderbaren Vollkommenheit erhält.

Man sieht also, daß Anbetung geistige Vergegenwärtigung bedeutet. Sie findet im wahren Bewußtsein unaufhörlich statt. Sie kann eine natürliche Eigenschaft des Gemüts genannt werden; daher sind menschliche Worte unzulänglich, sie hinreichend auszudrücken. Da sie dem Gemüt innewohnt, offenbart sie sich nur da, wo das Gemüt sich offenbart: im Menschen.

Diese stille, unaufhörliche, verständnisvolle Anbetung sollte in den christlich-wissenschaftlichen Gottesdiensten wesentlich sein. Sie kann aus den ruhigen Stimmen der Leser zu spüren sein; sie kann aufklingen in der Musik, die der Orgel entströmt; sie kann das Singen der Lieder und des Solos durchdringen; sie kann der Gemeinde Ruhe bringen. Und solcher Anbetung folgt immer Heilung. Gott gleich werden heißt neu geformt und gestaltet werden, heißt eine Wiedergeburt erleben, die dem menschlichen Sinn als Heilung erscheint. Die christlich-wissenschaftlichen Gottesdienste haben unbegrenzte heilende Möglichkeiten, die umso mehr zur Wirklichkeit werden, je aufrichtiger, inniger und selbstverleugnender die Christlichen Wissenschafter den All-Liebenden anbeten.

Die Gottesdienste und alle Tätigkeiten der christlich-wissenschaftlichen Bewegung werden bestimmt durch die von Mrs. Eddy im Handbuch Der Mutterkirche festgelegten Regeln und Satzungen. Sie sind ein starker Schutz gegen jede tückische Versuchung, die Gottesverehrung von der Höhe der Geistigkeit hinabsinken zu lassen auf jenes Gebiet, wo der Irrtum herrscht und die Materie Substanz zu sein scheint. Ein gründliches Forschen im Handbuch prägt dem Wissenschafter ein, mit welcher Sorgfalt unsere Führerin die Tätigkeiten der Kirche Christi, Wissenschafter, anordnete, um jede Möglichkeit auszuschließen, die Gottesverehrung mehr materiell zu gestalten. Die Gottesverehrung mehr materiell gestalten hieße sie jeder Macht berauben. Geistige Anbetung allein ist imstande, das Bewußtsein zu klären und das Denken genügend zu erleuchten, um uns erkennen zu lassen, daß Gottes Herrlichkeit tatsächlich Himmel und Erde füllt.

Da wahre Gottesverehrung geistig ist, ist sie von nichts Materiellem abhängig. Weder Zeit, Ort, noch äußere Umstände haben Einfluß auf sie. Geistige Anbetung dagegen trägt die Macht in sich, die sogenannte Erscheinung der Dinge zu ändern. Im Laufe der Jahrhunderte hat die Menschheit herrliche Bauten zur Verehrung Gottes errichtet, von denen uns heute noch Überreste erhalten sind. Als Denkmäler des Forschens nach Gott und der Anbetung Gottes halten wir sie in Ehren. Aber Mrs. Eddy sagt von Jesus in „Rückblick und Einblick“ (S. 91): „Wenn er bei ihnen war, wurde ein Fischerboot zu einem Heiligtum, und die Einöde war mit heiligen Botschaften vom Allvater erfüllt.“ Wenn das Boot des Fischers zu einem Heiligtum werden konnte, das warum sollte dann heute nicht die Werkstatt, das Büro, der Konferenzsaal, das Parlament und der Palast des Herrschers, ja, warum sollte nicht jeder Ort auf dieser Welt, wo Menschen zusammenkommen und wirken, zu einem Heiligtum werden?

In dem Maße, wie wir Gott so kennen, wie Jesus Ihn kannte, und Ihn lieben und anbeten wie er, erkennen wir, daß gerade der Ort, wo wir stehen, heilig ist. Diese geistige Vergegenwärtigung wirft ihr Licht auf alles, was unsere Gedanken umfassen. Wer sich still und anbetend der Allgegenwart und Allmacht des Höchsten bewußt ist, wirkt bestimmend auf die mentale Atmosphäre seiner Umgebung und klärt sie in solchem Grade, daß der Irrtum jeden Schein von einem Vorhandensein oder von Wirklichkeit aufgeben muß. Aufdringliche Einflüsterungen wie Mißtrauen, Angst, Gier, Haß usw. suchen unglücklichen die Annahme zu verbreiten, daß wir in einer sturmumtobten, unsicheren, unglücklichen Welt leben. Es scheint sich viel zu ereignen, was den menschlichen Sinn zu erschrecken und mit der Furcht zu erfüllen sucht, daß eine vermeintlich zerstörende Gewalt sich an Stelle der allmächtigen Gottheit zu drängen drohe. Jede irrige Einflüsterung von etwas Gott Entgegengesetztem muß im Licht geistiger Vergegenwärtigung vergehen. Im Strahlenglanz geistiger Anbetung erkennen wir freudig, daß Gott das eine und einzige Sein ist, daß Er vollkommen, unbegrenzbar, unanfechtbar, das ewige Leben, die Wahrheit und die Liebe ist.

So kommt denn, laßt uns Ihn anbeten!

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