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Die Bibel als zusammenhängendes Ganzes

[Diese Artikelserie zeigt die stetige Entfaltung des Christus, der Wahrheit, die ganze Heilige Schrift hindurch.]

Das achte Gebot

Aus der August 1966-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Stehen wurde von den Hebräern normalerweise nicht als ein Hauptvergehen angesehen; wenn es jedoch in Verbindung mit Menschenraub geschah, besonders mit dem Verkauf eines so geraubten Menschen, war der Tod tatsächlich die festgelegte Strafe (siehe 5. Mose 24:7). Als jedoch Joseph „aus dem Lande der Hebräer heimlich gestohlen“ wurde, wie er es selbst ausdrückte (1. Mose 40:15), und als er dann von den Ismaelitern an Potiphar im Lande Ägypten verkauft wurde (siehe 1. Mose 39:1), finden wir keinen Bericht, daß solch eine drastische Strafe vorgenommen wurde. Der Grund: Ägypten würde nicht unter die Gerichtsbarkeit israelitischer Gesetze fallen, wenn dieses Gesetz zu Josephs Zeiten überhaupt schon in Kraft war. Für den Fall, daß Tiere oder anderer Besitz gestohlen war, bestanden die Hebräer darauf, daß es der Dieb wiedergutmachen müßte, wobei die Höhe dieser Wiedergutmachung von den Umständen des Verbrechens abhing (2. Mose 21:37; 22:3, 6 [22:1, 4, 7]).

Diebstahl und Raub waren im Denken der Bibelschreiber und -lehrer nicht ungewöhnlich eng miteinander verbunden. Ja, „Du sollst deinem Nächsten nicht unrecht tun noch ihn berauben“ (3. Mose 19:13), hat genauso viel Nachdruck wie das Gebot: „Du sollst nicht stehlen“ (2. Mose 20:15).

Der Verfasser des Buches Maleachi fragt in einer uns vertrauten und höchst bedeutenden Stelle (3:8, n. der engl. Bibel): „Würde ein Mensch Gott berauben?“ Und er fährt fort zu erklären, daß die Menschen praktisch Gott dessen, was Ihm rechtmäßig zusteht, berauben, wenn sie Ihm ihre geforderten Opfergaben, den Zehnten, vorenthielten. Dadurch — so meint der Prophet — haben sie sich einem Fluch unterworfen, der geschwind Segnungen Platz machen wird, sobald sie großzügig ihren vollen Anteil am Zehnten bereitstellen. Dieser allumfassende Segen würde so groß sein, daß „nicht genug Raum sein wird, ihn zu empfangen“ (Vers 10, n. der engl. Bibel).

Im Neuen Testament war Christus Jesus über die gefährlichen Verwicklungen von Diebstahl und Raub keineswegs ahnungslos. Es wird berichtet, daß einer seiner ausgewählten Begleiter — Judas — ein Dieb war, der den spärlichen Vorrat an Geld, den er für Jesus und seine Apostel bewahrte, bestahl (siehe Joh. 12:6). In Hinblick auf Judas’ Geiz ist es nicht verwunderlich, daß er es war, der sich so weit erniedrigte, daß er seinen großen Lehrer an dessen Feinde um „dreißig Silberlinge“ verriet (Matth. 26:15; vergl. 2. Mose 21:32).

Was für ein Gegensatz bestand doch — wie Jesus es selbst andeutete (Joh. 10:8) — zwischen den falschen Lehrern, den „Dieben und Räubern“, die ihm vorangegangen waren, und dem beständigen, selbstlosen Unterstützen und großzügigen Geben, das seine liebevolle Fürsorge für die ihm von seinem himmlischen Vater anvertraute Herde kennzeichnete! Während die Gedanken jener Vorgänger von Diebstahl, Mord und Zerstörung, die so eng mit Begrenzung und Tod verbunden sind, motiviert waren, wurde Jesu Einstellung unfehlbar in reicher Fülle und Leben offenbar, wie es auch in den denkwürdigen Worten deutlich zum Ausdruck kommt: „Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben sollen“ (Joh. 10:10).

Es ist auf jeden Fall bedeutsam, daß Christus Jesus dem achten Gebot — während er dessen Wortlaut bei zumindest einer Gelegenheit zitierte — doch durch eine andersartige Betrachtungsweise eine weit tiefere und positivere Bedeutung beilegte, indem er wiederholt darauf bestand, daß seine Nachfolger geben müßten, womit er der Versuchung zu stehlen entgegenwirkte. Seinem bekannten Gebot für seine Nachfolger: „Macht Kranke gesund, weckt Tote auf, reinigt Aussätzige, treibt böse Geister aus“ (Matth. 10:8) setzt Jesus die Worte hinzu: „Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebt es auch“, womit er gleichzeitig mit dessen Tiefe und Wirksamkeit dessen Verpflichtung angibt.

Indem Paulus dem Nachdruck, den unser Meister auf das Geben als ein positives Gegenmittel zum Stehlen legte, ebensoviel Gewicht beimaß, bemerkte er, daß jemand, der gestohlen hat, diese Gewohnheit nicht nur gänzlich aufgeben, sondern auch seine Energien auf eine aufbauende Tätigkeit richten sollte, „auf daß er habe, zu geben dem Bedürftigen“ (Eph. 4:28).

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