In der Christlichen Wissenschaft lernen wir verstehen, daß Gott, das Gute, der Mittelpunkt und Umkreis des wahren Seins ist und daß der Mensch in dieser Allheit und Unendlichkeit des Guten lebt. Unsere Führerin, Mrs. Eddy, nimmt auf diese Wahrheit Bezug, wenn sie schreibt: „Gott ist zugleich Mittelpunkt und Umkreis des Seins.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 204;
Gott, das allwirkende Gemüt, ist der einzige Schöpfer, und Seine Schöpfung, die zusammengesetzte Idee des Gemüts, entfaltet sich immerdar in der Unendlichkeit und unwandelbaren Harmonie des Reiches Gottes. Das göttliche Gemüt schließt alles wahre Sein in sich und ist die zentrale Intelligenz und das belebende Prinzip aller seiner Ideen.
Die Erkenntnis dieser Wahrheit kann uns zu einem besseren Begriff von der gottverliehenen Bewegungsfreiheit des Menschen führen. Der Apostel Paulus faßte dies in den folgenden Worten zusammen: „In ihm [Gott] leben, weben und sind wir.“ Apg. 17; 28; Und in ihrem Buch „Rückblick und Einblick“ sagt Mrs. Eddy: „Gemüt demonstriert Allgegenwart und Allmacht, aber Gemüt kreist um eine geistige Achse, und seine Macht wird offenbar und seine Gegenwart fühlbar in ewiger Stille und unwandelbarer Liebe.“ Rückbl., S. 88;
Als eine Idee des Gemüts bewegt sich der Mensch in Übereinstimmung mit Gott, dem Guten. Er schwingt sich um die geistige Achse des Gemüts, und sein Leben und Sein — gottverliehen und gottregiert — kann nicht aus seiner göttlich-bestimmten Bahn herausgeschleudert werden. In Wirklichkeit weilt der Mensch in Wahrheit und Liebe, und er wird von Gottes Liebe und Güte erhalten und umfangen.
Christus Jesus wies seine Zuhörer auf diese zärtliche Liebe Gottes zu allen Seinen Kindern hin. In seinem Gleichnis vom verlorenen Sohn, der sich nach vielen Wirren und falschen Wegen entschloß, zu seinem liebenden Vater zurückzukehren, sagte Jesus: „Und er machte sich auf und kam zu seinem Vater. Da er aber noch ferne von dannen war, sah ihn sein Vater, und es jammerte ihn, lief und fiel ihm um seinen Hals und küßte ihn.“ Luk. 15:20;
Hier kommt die Allmacht des Gemüts in der unwandelbaren Liebe unseres Vater-Mutter Gottes zu Seinen Kindern und in der ewigen Stille der Allgegenwart des Guten zum Ausdruck. Wenn wir uns in Gottes Arme begeben, mit Ihm wandeln, in Seinen Armen ruhen, erlangen wir das beglückende Gefühl der Zuversicht, Freude und Dankbarkeit sowie die unerschütterliche Überzeugung von der unauflöslichen Einheit des Menschen mit Gott.
Das sterbliche Gemüt möchte uns glauben machen, daß unser Leben sich um eine persönliche Achse drehe, dessen Mittelpunkt das sogenannte sterbliche Ego ist, umgeben von Unfällen, Haß, Neid, Reibung, Selbstsucht und anderen sterblichen Elementen. Zuweilen sind wir sogar geneigt zu glauben, eine andere menschliche Persönlichkeit sei der zentrale Punkt, um den sich unser Leben drehe, ja, die unsere menschliche Erfahrung umreiße und entscheide. Oder wir mögen der Suggestion anheimfallen, daß wir der persönliche Mittelpunkt in den Angelegenheiten anderer seien und sie so ihres gottverliehenen Rechtes berauben, in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes die Lösung ihrer Probleme selbst auszuarbeiten.
Das persönliche „Ich“ und „Mein“ des sterblichen Daseins sind der größte Stein des Anstoßes auf unserem Wege zu geistigem Wachstum. Schauen wir auf unsere Arbeit als „meine“ Arbeit oder auf unsere Intelligenz als auf „meine“ Intelligenz? Gott ist das allwirkende und allwissende Gemüt, der Alles-in-allem. Wissen wir, daß wir nichts aus uns selbst tun können? Wissen wir, wenn wir an unseren Arbeitsplatz kommen, daß wir in Wirklichkeit alle Ideen des göttlichen Gemüts sind und daß daher Gott allein uns alle leitet? Dann werden wir unser Denken auf Gott als den Mittelpunkt und Umkreis unseres Seins richten und unseren Tag mit der Frage beginnen: „Lieber Gott, was willst Du, daß ich heute tun soll?“ Mit dieser Erkenntnis von der Allheit Gottes, des Guten, wird die falsche Auffassung, die das sterbliche „Ich“ zum Mittelpunkt des Geschehens machen möchte, verschwinden.
In unserer Arbeit als Ausüber der Christl.ichen Wissenschaft müssen wir darüber wachen, daß wir die Gedanken der Patienten stets auf Gott als das heilende Prinzip richten. Wir sollten nicht der Versuchung anheimfallen, den Patienten persönliche Ratschläge zu erteilen. Statt dessen sollten wir sie an ein Zitat aus der Bibel oder aus den Schriften unserer Führerin verweisen, das ihnen helfen wird, unter Gottes Leitung die notwendigen Entscheidungen selbst zu treffen.
In Gottes Reich ist Gemüt der einzige Schöpfer, die einzige Quelle der Intelligenz und Weisheit des geistigen Universums, einschließlich des zu Gottes Ebenbild geschaffenen Menschen. Daher besitzt der Mensch weder Leben noch Dasein aus sich selbst. Er ist die Widerspiegelung Gottes und wird durch die geistigen Kräfte der Adhäsion, Kohäsion und Anziehungskraft in seiner gottbestimmten Bahn im Reich des unfehlbaren Gemüts gehalten.
Da Gott, das Gute, unendlich ist, wird der Mensch nur vom Guten angezogen, ist er nur vom Guten abhängig und bleibt mit dem Guten unauflöslich verbunden. Das Leben des Menschen dreht sich in Wirklichkeit um eine geistige Achse, nicht um eine Achse aus Fleisch und Knochen, nicht um ein sterbliches Ego; es ist sicher und geborgen im Gemüt und von Liebe umfangen. Wenn wir Gott zum Mittelpunkt unseres Interesses, unserer Liebe, unseres Wirkens machen, werden wir immer in dem grenzenlosen Umkreis Seiner Liebe geborgen sein.
Zuweilen mögen wir unter dem Eindruck stehen, unser Leben oder eine Heilung, die wir ausarbeiten, drehe sich um den Zeitbegriff, und dann wundern wir uns, daß wir von einem Gefühl der Aussichtslosigkeit und Enttäuschung erfaßt werden. Die Ewigkeit schließt keinen Zeitbegriff in sich. Wir können den Zeitbegriff verneinen, indem wir die ewige Gegenwart des Lebens anerkennen, das Geist ist, ohne Anfang und ohne Ende, sowie die geistige Tatsache von der unwandelbaren Vollkommenheit der Schöpfung Gottes. Kurz gesagt — wir müssen Wache halten über unser Denken und unentwegt danach trachten, Gott als Alles-in-allem anzuerkennen.
Mrs. Eddy schreibt: „Wir müssen unserem schwachen Flattern — nämlich unseren Versuchen, Leben und Wahrheit in der Materie zu finden — die entgegengesetzte Richtung geben und uns über das Zeugnis der materiellen Sinne, über das Sterbliche zu der unsterblichen Idee Gottes erheben. Diese klareren, höheren Anschauungen inspirieren den gottähnlichen Menschen, so daß er den absoluten Mittelpunkt und Umkreis seines Seins erreicht.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 262.
