Als junges Mädchen war ich über die Maßen scheu, und ziemlich einfache Pflichten waren für mich eine Qual. Ich war gerade Ordner in der Sonntagsschule in unserer Zweigkirche geworden, und man hatte mir Anfang des Monats mitgeteilt, daß ich die kleine Andacht halten sollte, die die Ordner haben, ehe sie auf ihren Posten gehen. Mir graute bei dem Gedanken, vor der Gruppe lesen zu müssen, und diese Aufgabe hing wie eine drohende Wolke über mir.
Am Sonnabend vor der Versammlung waren meine Mutter und ich abends ausgegangen, um jemanden zu besuchen; und als wir auf dem Nachhauseweg liefen, um den Zug nicht zu versäumen, rutschte ich aus und verstauchte mir schwer den Knöchel. Die Verletzung war ziemlich besorgniserregend. Der Gedanke kam mir, daß ich bestimmt nicht zur Sonntagsschule gehen könne; wir wußten aber sofort, daß ich am kommenden Morgen an meinem Platz in der Sonntagsschule sein mußte.
Meine Mutter betete für mich, wie es uns in der Christlichen Wissenschaft gelehrt wird. Sie erinnerte mich an die Worte Mrs. Eddys in Wissenschaft und Gesundheit (S. 385): „Was auch immer deine Pflicht ist, kannst du tun, ohne dir zu schaden. Wenn du dir die Muskeln verrenkst oder das Fleisch verwundest, ist dein Heilmittel zur Hand.“ Nachdem sie ungefähr eine Stunde lang gelesen hatte, schlug sie das Buch zu und sagte: „Die Arbeit ist getan. Geh nun schlafen. Es ist jetzt alles in Ordnung.“ Am Morgen war überhaupt keine Spur von Schwellung oder Verfärbung zu sehen. Der Knöchel war vollkommen normal. Das Beste aber dabei war, daß ich nicht mehr voller Angst oder nervös war. Ich war dankbar für die völlige Freiheit, die ich empfand, als ich die Andacht leitete.
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