Heutzutage finden Heilungen statt, die manchen von Christus Jesus vollbrachten gleichkommen. Im allgemeinen werden sie jedoch als Ausnahmen des Naturgesetzes betrachtet. In der Tat, vielen Menschen fällt es angesichts des raschen Aufschwungs der materiellen Wissenschaften schwer, das geistige Heilen als eine Wissenschaft zu akzeptieren. Ein Phänomen eines emotionellen Zustandes, Glaube genannt, ja — aber nicht das Ergebnis feststehender Gesetze, die studiert, verstanden und angewandt werden können.
Jesu Heilungen hoben das auf, was selbst heute noch als Naturgesetz angesehen wird. In Wirklichkeit stellten sie jedoch Demonstrationen des Gesetzes dar, nicht Ausnahmen. Wie wäre es für den Stellvertreter des Schöpfers möglich, den Gesetzen der Schöpfung zu widersprechen? Er bewies jedoch, daß die Zustände, die er heilte, dem göttlichen Gesetz widersprachen. Krankheit, Hinfälligkeit, Sünde, Tod, selbst ein Unheil anrichtender Sturm auf dem Meer waren das Unnatürliche. Durch sein Verständnis des göttlichen Gesetzes stellte er die natürliche Gesundheit und Harmonie des Menschen wieder her. Die Zustände, die er heilte, waren Illusionen, die sein Verständnis zerstörte — nicht nur für ihn selbst, sondern auch für diejenigen, die zugegen waren.
Es war Jesu Verständnis von dem göttlichen Gemüt, das ihn befähigte, den Augenschein zu ändern. Und auch heute ist es das Verständnis von diesem unendlichen Gemüt, das uns befähigt, so zu heilen, wie er es tat. Gott ist göttliches Gemüt. Seine Schöpfung ist die unendliche Idee des Gemüts, und die Gesetze, die diese Schöpfung regieren, sind Gesetze des vollkommenen Gemüts. Während das sogenannte materielle Gesetz, für das Gesundheit normal, aber Krankheit in manchen Fällen ebenfalls normal ist, stets Mutmaßungen und Unvollkommenheiten einschließt, schließt das göttliche Gesetz nur Gewißheit und Vollkommenheit ein. Die gesamte Struktur dessen, was materielle Schöpfung genannt wird, ist auf Mutmaßungen aufgebaut. Die göttliche Schöpfung aber ist absolut.
Die Annahme, daß absolute Werte abstrakt seien — d. h. keine Beziehung zum menschlichen Leben hätten —, ist Teil des Glaubens an den Materialismus. Johannes beschrieb diesen Glauben in seinem ersten Brief als den Widerchrist. Er betonte, daß Jesu Fleischwerdung Gottes Liebe zur Menschheit bewies. Er sagte: „Ein jeglicher Geist, der da bekennt, daß Jesus Christus ist im Fleisch gekommen, der ist von Gott.“ 1. Joh. 4:2; Heute zeigt die Christliche Wissenschaft, daß ein Verständnis von dem Christus als der wahren Idee des göttlichen Gemüts das Gesetz des Gemüts beweist, das den Menschen regiert, wo das materielle, sogenannte Gesetz die Herrschaft Gottes zu leugnen scheint.
In dem Maße, wie das Bewußtsein oder der Geist, den wir hegen, göttlich ist, stellen wir fest, daß das Gesetz des Geistes in unserer menschlichen Erfahrung am Wirken ist. Wenn die Liebe, die wir zum Ausdruck bringen, die göttliche Liebe widerspiegelt, entwickelt sich aus der liebevollen Fürsorge für andere die Fähigkeit, genau das zu erkennen, was das sogenannte materielle Gesetz uns nahelegt, und den materiellen Augenschein durch die Wirkung des göttlichen Gesetzes auszulöschen.
Die heilende Wirkung des geistigen Verständnisses bedarf keiner Zeit. Wenn wir die wahre Idee des Schöpfers sehen, tritt die Wirkung in Erscheinung. Eine Heilung scheint Zeit in Anspruch zu nehmen, weil das menschliche Bewußtsein seine materiellen Annahmen nur langsam aufgibt. Wir können jedoch Mut fassen, denn die Christliche Wissenschaft erklärt, wie wir diese Annahmen überwinden und ablegen können. Wenn wir den Anweisungen folgen, die uns im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, gegeben werden, lernen wir den Geist und die Liebe verstehen, die wir unser eigen nennen, und das Materielle durch das Geistige ersetzen. Dann wird aus unserem Zeugnis für den Augenschein ein wahres Zeugnis, und das Ergebnis ist Heilung.
Eine Heilung, die augenblicklich zu erfolgen scheint, mag daher sehr wohl das Resultat jahrelangen vorbereitenden Studiums und jahrelanger Selbstdisziplin sein. Oder sie mag das Resultat blitzartiger Inspiration sein, durch die die Falschheit des materiellen Gesetzes aufgedeckt und die Macht des göttlichen Gesetzes klar erkannt wird. Wie immer sie vor sich geht, eine Heilung in der Christlichen Wissenschaft beginnt mit dem Verlangen nach dem geistig Wirklichen — mit dem Verlangen, unsere Identität als Kind Gottes bewußt zu erkennen. Dieses Verlangen führt zu einer Umwandlung des Denkens, zu einem wahreren Begriff von einem selbst und dem Universum.
Die Christliche Wissenschaft wurde uns in Wissenschaft und Gesundheit offenbart, damit wir leichter unterscheiden können zwischen dem, was von Gott kommt und was nicht von Gott kommt, was für Sein Universum natürlich und was unnatürlich ist. Bei unserem Studium stellen wir fest, daß die Gedanken, Wünsche, Handlungen und Impulse, die auf einem materiellen Begriff vom Selbst beruhen, falsch sind. Sie können zurückgewiesen werden, wenn wir die Wirklichkeit, die Natürlichkeit, die Allheit Gottes, des Gemüts, des Geistes, der Liebe, und Seiner Schöpfung erkennen. Wenn wir verstehen lernen, daß der Mensch die Widerspiegelung oder das Ebenbild des Geistes ist, gewinnen wir die geistige Stärke, den Suggestionen der materiellen Annahme zu widerstehen. Wenn dann unser Zeugnis geläutert wird, finden wir unsere Fähigkeit, die Kranken gesund zu machen, den Schwachen ihre normale Tätigkeit wiederzugeben und die Sünder zu einem vernünftigen Leben zurückzuführen.
Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Wenn Geist oder die Macht der göttlichen Liebe für die Wahrheit zeugt, dann ist dies das Ultimatum, der wissenschaftliche Weg, und die Heilung ist eine augenblickliche.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 411. Wenn wir die Wahrheiten der Schöpfung Gottes besser verstehen, wird unsere gottverliehene Fähigkeit, todloses Leben zu demonstrieren und Gottes Herrschaft über die sogenannten Naturerscheinungen zu erkennen, offensichtlicher werden.