Worin besteht heute die Hauptaufgabe der Jugend? Darin, alles zu überwinden, was dem Guten entgegenwirkt. Diese Aufgabe ist heute nicht schwieriger, als sie es zur Zeit Christi Jesu war. All die Jahrhunderte hindurch war dies die Aufgabe ehrlicher christlicher Metaphysiker. Die Geschichte ist reich an Beispielen von Menschen, die die Kräfte des Bösen durch richtige Ideen überwanden.
In der Christlichen Wissenschaft versteht man unter einem Metaphysiker einen Denker, der in einem gewissen Grade versteht, daß Gemüt und seine Schöpfung alles ist. Er geht von der mentalen Ursache, dem Gemüt, aus, um alles zunichte zu machen, was sich dem Guten entgegenstellt. Für diesen Denker ist die Materie weder Gegner noch Heilmittel. Wenn er mit Schwierigkeiten ringt, befaßt er sich ausschließlich mit den mentalen Ursachen. Für ihn ist das göttliche Gemüt der Schöpfer, und die Schöpfung ist die Offenbarwerdung der Ideen des Gemüts. Da Gemüt Gott ist und Gott gut ist, muß die eigentliche mentale Ursache der gesamten Schöpfung gut sein. Für ihn besteht das Gebot, keine andere Ursache als das Gemüt anzuerkennen und keine anderen Wirkungen als die, die die Intelligenz des Gemüts bekunden.
Der Metaphysiker unserer Zeit, der von diesem Standpunkt ausgeht, ist unerschrocken, wenn er auf die verstecktesten, eingefleischtesten oder aggressivsten Formen des Bösen trifft. Wenn kein Gemüt da ist, das das Böse verursacht oder fürchtet, verschwindet es. Das weiß der Metaphysiker, und es gibt ihm Souveränität. Ein solcher Denker ist ein nützlicher Bürger. Seinem individuellen Fortschritt sind keine Grenzen gesetzt, denn Gemüt und seine Idee können nicht begrenzt werden. Wir brauchen solche Menschen in unseren Kirchen, im Erziehungswesen, in der Regierung, im Geschäftsleben, in allen Berufssparten, in der Kunst, in der Wissenschaft, zu Hause, ja überall. Wo immer solche Denker sind, wirkt sich dies zum Guten auf ihre Umwelt aus.
Kurz gesagt, ein Metaphysiker ist jemand, der richtig und tiefgründig denkt, der alles, was die materiellen Sinne wahrnehmen, in die ursprüngliche geistige Tatsache zurücküberträgt. Er hält in seinem Gebet daran fest, daß das Geistige wirklich und das Materielle unwirklich ist. Gebet dieser Art verändert sein Leben und trägt dazu bei, es von Sünde, Krankheit und Begrenzung frei zu machen.
Wie entwickelt man als junger Mensch seine Fähigkeiten als Metaphysiker? Durch Übung. Angenommen, man trifft auf das Argument: „Du weißt nicht, wer du bist!“ Dadurch werden einem Zweifel und Furcht eingeimpft, und diese hindern einen daran, sich von persönlichen Unzulänglichkeiten, Mängeln und Nachteilen frei zu machen. Man glaubt schließlich, ein begrenzter Sterblicher zu sein. Aufgabe des Metaphysikers ist es, diese falschen Suggestionen zurückzuweisen und seine gottgegebene Identität auszudrücken, sein widergespiegeltes Ausdrucksvermögen für richtige Ideen, seine Gotteskindschaft in Christus, der Wahrheit. Dies befreit ihn von den Begrenzungen, die ihm von einer fleischlichen Gesinnung auferlegt werden.
Für den Metaphysiker ist die Identität des Menschen eine zusammengesetze Idee des Gemüts. Es ist eine harmonische Einheit von Auffassungsvermögen, Intelligenz, Freude, Reinheit, Liebe, Schönheit, Stärke, Gerechtigkeit und anderen geistigen Fähigkeiten und Eigenschaften. Diese Aspekte des Gemüts, die alle Ausdruck der göttlichen Macht sind, machen in individualisierter Form die einzig wirkliche Identität der Kinder Gottes aus. Diese Identität ist unauslöschlich. Sie kann weder verlorengehen, an Wert einbüßen, unzulänglich, krank oder sündig sein noch mißbraucht, verurteilt oder unter Druck gesetzt werden.
Wenn der Metaphysiker an sich oder anderen unzureichende Charakterzüge entdeckt, beginnt er sofort, sich dem Reich des Gemüts zuzuwenden, das alle wirkliche mentale Ursächlichkeit in sich schließt. Da alle Ideen ihren Ursprung ausschließlich im göttlichen Gemüt haben, kann die Identität nur richtige Ideen umfassen. Für den christlich-wissenschaftlichen Metaphysiker sind materielle Moleküle, die zu einem Gebilde, Gehirn genannt, zusammengefügt sind, nicht der Sitz der Intelligenz, sondern Gott — das Gemüt, das gut ist — ist es. Und der Mensch spiegelt dieses Gemüt wider.
Hieraus folgt, daß es weder „draußen“ eine boshafte Identität gibt, die einen aus der Bahn werfen könnte, noch in uns eine unzulängliche Identität, die mit dem Bösen nicht fertig werden könnte. Es gibt nur die Identität, die Gottes Macht individuell zum Ausdruck bringt, Seine Liebe, Weisheit und Gerechtigkeit bekundet. Wenn der jugendliche Metaphysiker anerkennt, daß das göttliche Gemüt sein Bewußtsein beherrscht, bekommt er das Böse sowohl „draußen“ wie in sich in seine Gewalt. Dies trägt zu geordneten und harmonischen Beziehungen zu Eltern, Lehrern, Zimmergenossen, Freunden und zahllosen anderen Leuten bei, die wir unsere Mitmenschen nennen.
Wir haben noch andere Möglichkeiten, unsere Fähigkeiten als Metaphysiker weiterzuentwickeln. Unter Jugendlichen hört man z. B. oft die Klage: „Du wirst vielleicht nie deine richtige Nische finden.“ Junge Menschen übernehmen sich manchmal in dem Bemühen, die richtigen Vorlesungen zu belegen, den richtigen Beruf, die richtigen Stufen zu Erfolg, Zufriedenheit, das Gefühl, etwas geleistet zu haben, zu finden. Dabei hoffen sie, daß der Wehrdienst oder andere Verzögerungen ihrem persönlichen Vorwärtskommen nicht hinderlich sein werde. Sollten wir sie als egoistisch verurteilen? Nein. Aber Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Sorget weniger, um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet‘; sorget weniger, um euren Leib, was ihr anziehen werdet‘; dies wird viel mehr zur Gesundheit der kommenden Generation beitragen, als ihr euch träumen laßt.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 62;
Junge Leute schlagen den richtigen Weg ein, wenn sie entdecken, daß das Himmelreich tatsächlich in ihnen ist, wie Jesus sagte. Wenn wir in erster Linie nach diesem Reich trachten, werden alle unsere menschlichen Nöte gestillt werden; der Meister erinnerte uns hieran, indem er auf die Lilien hinwies, die nicht arbeiten. Dieses Reich in uns, oder das Bewußtsein von der Macht des göttlichen Gemüts, läßt uns erkennen, wer den Lauf der Dinge bestimmt. Anstatt alles allein durchstehen, ein hohes Risiko eingehen oder sich auf Personen verlassen zu müssen, kann man heute als junger Mensch etwas Besseres tun. Wenn man das göttliche Gemüt und nicht die Materie als die wichtigste wegweisende Ursache der Schöpfung anerkennt, kann man in einem größeren Ausmaß als frühere Generationen Ordnung, Harmonie, Führung und Fortschritt beweisen.
Die Nöte des materiellen Sinnes — Verzweiflung, Entmutigung, Überdruß, Furcht, Unsicherheit —, die uns irreleiten und bei uns extreme Verhaltensweisen und Einstellungen hervorrufen, sind die Folge von Unwissenheit. Der Metaphysiker weiß, daß das göttliche Gemüt, nicht die Materie jede Idee lenkt, sie stützt und mit Frische und Kraft versieht. Keine Idee ist je außerhalb der Reichweite oder Herrschaft des Gemüts. Keine andere mentale Ursache klassifiziert oder vervielfältigt die Ideen, die die Individualität des Menschen ausmachen. Welch eine Erleichterung für den jungen Menschen zu wissen, daß der entscheidende Einfluß in seinem Leben von einer lebendigen, intelligenten Macht ausgeübt wird! Daher steht es auch im Vermögen jedes einzelnen, seinen richtigen Platz zu finden, denn jeder bringt Intelligenz, Ordnung, Auffassungsvermögen, Stärke, Gerechtigkeit und andere richtungweisende Fähigkeiten des Gemüts zum Ausdruck.
Für den Metaphysiker hat der Begriff des richtigen Platzes eine mentale, nicht eine physische Bedeutung. Für ihn bedeutet es, da zu sein, wo das göttliche Gemüt ist; zu wissen, daß Gemüt der Schöpfer von Ideen ist, nicht von Illusionen; daß Gemüt vollkommene Gedankenbilder formt, nicht unvollkommene Illusionen der Sinne, die uns verwirren, fehlleiten, erschrecken. Und so kann eine aufmerkende Jugend im eigenen Bewußtsein das Vorhandensein jener richtigen Intuitionen oder Ideen Gottes entdecken, die jedem den richtigen Wegweisen und ihn „unter dem Schatten des Allmächtigen“ Ps. 91:1; einen sicheren Platz finden lassen, wo es keine Macht gibt, die dem Guten widerstehen könnte.
Es gibt noch eine weitere Möglichkeit für die Jugend, die Fähigkeiten eines Metaphysikers zu entwickeln: Man muß die Behauptung widerlegen, daß die Menschen nun einmal nicht gut miteinander auskämen. Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen wie z. B. zu Eltern, Lehrern, Freunden oder auch Schwierigkeiten in der Ehe, in der Kirche, in sozialen, wirtschaftlichen und internationalen Angelegenheiten entspringen häufig einer allzu kritischen Haltung gegenüber einem Mitmenschen. Der persönliche Sinn macht falsche Anklagen — er geht von einer Lüge über den Menschen aus. Er sieht einen Sterblichen, nicht einen Unsterblichen. Der junge Metaphysiker muß darauf bedacht sein, der inneren und äußeren Einflüsse Herr zu werden, die Haß entfachen oder Einstellungen fördern könnten, durch die anderen Menschen — individuell oder als Gruppe — Begrenzungen auferlegt werden.
Es ist unsere geistige Aufgabe zu verstehen, daß der tierische Magnetismus dem Gemüt des Christus keine irrigen Gedanken einflößen kann, ebensowenig wie Unwissenheit sich in der Intelligenz ausbreiten oder Dunkelheit sich dem Licht nahen könnte. Das stille, sanfte Sausen der Wahrheit, das zu jedem Bewußtsein spricht, kann durch den persönlichen Sinn nicht abgeschwächt werden. Im Gegenteil, wenn man das Gemüt des Christus zum Ausdruck bringt, löst dies das Bild von Disharmonie und Krankheit in nichts auf. Als Jesus die verdorrte Hand heilte, vertrieb die Wahrheit den Irrtum so, wie die aufgehende Sonne die dunkelste Nacht durchbricht. Und für den Metaphysiker besteht das Gebot, kein anderes Gemüt zu haben!
Der Christliche Wissenschafter hat die Aufgabe, sich klarzumachen, daß die Identitäten, die das göttliche Gemüt geschaffen hat, vollkommen und unfehlbar sind. Er weiß, daß die Behauptungen der materiellen Sinne, denen zufolge der Irrtum eine Tatsache und der Mensch ein Sünder wäre, nicht den göttlichen Tatsachen der Schöpfung entsprechen. Was hier unsere Aufmerksamkeit erregen soll, entspringt der Annahme, daß Gemüt in der Materie sei. Für jemanden, der christlich und wissenschaftlich denkt, ist dies nur eine Aufzählung von Falschheiten und Illusionen, die durch die göttliche Intelligenz zunichte gemacht werden müssen. Christus Jesus sprach sehr eindringlich von diesem Gegenstück des vergeistigten Bewußtseins und nannte es den Widersacher der Menschheit oder Teufel.
Es kann sehr wohl sein, daß sich die heutige Jugend der Aufgabe, wieder Ordnung und Harmonie in die gestörten zwischenmenschlichen Beziehungen zu bringen, besser entledigt als frühere Generationen, denn dank der Christlichen Wissenschaft stehen ihr mehr Mittel zur Verfügung, mit denen sie arbeiten kann.
Die Jugendlichen haben noch weitere Möglichkeiten, sich zu Meta-physikern heranzubilden und den Glauben an eine Gott entgegengesetzte Kraft zu überwinden. Was fängt der junge Mensch mit der Suggestion an: „Die Norm der Christlichen Wissenschaft ist mir zu hoch.“? Er hört sensationelle Berichte über den Verfall von Sitte und Moral unter den Jugendlichen. Wenn er von der Voraussetzung ausgeht, daß er und seine Generation unvermeidlich noch tiefer sänken, kann er kaum erwarten, die Situation zu heilen.
Die Aufgabe des jungen Metaphysikers besteht darin, zu erkennen, daß die wahre Schöpfung nicht verfallen kann, weil sich der Schöpfer nicht ändert. Als Ebenbild Gottes ist der Mensch immer vollkommen gewesen und wird es auch immer sein. Daraus folgt, daß es keine Erwachsenengeneration gibt, die als Ankläger fungieren oder den Zerfall verursachen könnte, und keine jüngere Generation, die verkommen könnte. Die Schöpfung hat weder ihre geistige Macht noch die Gegenwart des Lebens noch ihre Übereinstimmung mit der Wahrheit verloren. Diese Macht, Gegenwart und Übereinstimmung bleiben unveränderlich. In dem Augenblick, wo der junge Denker erkennt, daß die Macht des Guten nicht in einen niedrigeren Zustand — Böses genannt — verfallen kann, wird er gestärkt. Ich spreche hier von der geistigen Macht des Guten — Gott, sich selbst offenbarend —, die der Mensch individuell zum Ausdruck bringt. Ich spreche nicht von der persönlichen, verzerrten Vorstellung vom Guten, die, genau wie die menschliche Vorstellung vom Leben, heute gegenwärtig, morgen aber vergessen ist.
Wenn der Denker sich in seinen Gebeten mit der Macht Gottes, dem unpersönlichen und geistig Guten identifiziert, sieht er sich als Ausdruck des göttlichen Wesens. Wenn er das beständig und voller Klarheit tut, löst er sich von Übeln, die sich an die Vergangenheit klammern, die Gegenwart trüben oder die Zukunft bedrohen.
Die Norm des Prinzips ist heute nicht höher, als sie es je war. Die Menschen sind von deren Erfüllung nur so weit entfernt, wie sie es zu sein glauben; Rasse, Hautfarbe, Glaubensbekenntnis, Nationalität oder Alter spielen keine Rolle. „Sehet, welch eine Liebe hat uns der Vater erzeiget, daß wir Gottes Kinder sollen heißen“ 1. Joh. 3:1., schrieb Johannes, und er hebt des weiteren hervor, daß wir jetzt Seine Kinder sind. Weil der Vater uns liebt, liegt die Norm der Vollkommenheit, des unaufhaltsamen Guten, in unserer Reichweite. Daher kann der junge Mensch beweisen, daß seine Beziehung zum Guten in der Christlichen Wissenschaft unzerstörbar ist. Was Gott geschaffen hat, ist nie geringer als gut. Alles andere ist nur der Widersacher, der Teufel, der Adam-Traum, dem der Metaphysiker die Ehre versagt.
Kurz, die Jugend hat eine fesselnde Aufgabe, eine Aufgabe, die das Leben auf Erden interessant, befriedigend und abwechslungsreich macht und darin besteht, die Regeln der Christlichen Wissenschaft auf alles anzuwenden, was den materiellen Sinnen als Begrenzung, Durchkreuzung oder Behinderung des Guten erscheint. Ein Metaphysiker zu sein heißt, die gegenteiligen Ansprüche des Bösen durch die geistige Tatsache zu ersetzen, daß Gott, das Gute, keinen Widerstand kennt. Der junge Denker, der das tut, wird die Welt umgestalten. Und er befindet sich damit in der Gesellschaft der großen Denker aller Zeiten.