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Fortschritt in der Wüste

Aus der Juni 1978-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wenn man sich in einem Wüstengebiet verirrt, mag sich einem ein Bild der Verzweiflung, Leere und Einsamkeit bieten. Andererseits entdeckt man vielleicht aber auch vorher ungenutzte innere Kräfte wie Standhaftigkeit, Ausdauer und Hoffnung.

Die meisten Menschen brauchen sich der Herausforderung des Überlebens in der Wüste nicht zu stellen, aber viele von uns müssen gelegentlich lange, harte Kämpfe ausfechten. Oftmals zwingen uns diese schweren Zeiten, uns an Gott um Hilfe zu wenden. Viel mentales Forschen mag nötig sein, bevor sich eine Lösung für unser Problem zeigt. Manchmal bemerken wir nicht, daß wir Fortschritte machen, weil wir so sehr in die Einzelheiten einer Situation verstrickt sind.

Wir mögen uns fragen, warum wir scheinbar eine lange Prüfung durchmachen müssen. In Wirklichkeit können wir uns nie verirren, nie unserer Übereinstimmung mit Gott verlustig gehen. Nichts kann uns von Ihm trennen oder uns unserer Gesundheit, unseres Heimes, unserer Versorgung oder Tätigkeit berauben, denn diese sind in Wirklichkeit geistig. Aber die Wahrheit muß uns klar werden, damit wir die Suggestionen überwinden können, die uns manchmal vom Guten zu isolieren scheinen.

Jeder Schritt, den wir durch die Wüste falscher Annahmen machen, ist eine Herausforderung, in unserem Verständnis von Leben, Gott, zu wachsen. Wir lernen, uns von der Materie dem Leben als der Quelle alles Guten zuzuwenden. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Die harten Erfahrungen der Annahme von dem angeblichen Leben der Materie, wie auch unsere Enttäuschungen und unser unaufhörliches Weh, treiben uns wie müde Kinder in die Arme der göttlichen Liebe. Dann fangen wir an, das Leben in der göttlichen Wissenschaft zu begreifen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 322;

Wenn ich zuweilen mit einem hartnäckigen Problem gekämpft habe, erschienen mir die Kennzeichen des negativen oder sterblichen Gemüts, die für eine Wüstenerfahrung charakteristisch sind, sehr wirklich. Der erste Teil von Mrs. Eddys Definition von „Wüste“ im Glossarium von Wissenschaft und Gesundheit lautet: „Einsamkeit; Zweifel; Finsternis.“ Als ich mich ernsthafter an Gott wandte und ein besseres Verständnis von Seiner immer gegenwärtigen Hilfe und Nähe zu erlangen suchte, kam mir die geistige Bedeutung im zweiten Teil der Definition allmählich zum Bewußtsein: „Unmittelbarkeit des Gedankens und der Idee; der Vorhof, in dem der materielle Sinn der Dinge verschwindet und der geistige Sinn die großen Tatsachen des Daseins zur Entfaltung bringt.“ ebd., S. 597;

Als ich mein Verständnis dieser Definition auf meine eigene Situation anwandte, konnte ich erkennen, daß ich gerade da, wo ich war, in jenem Vorhof sein konnte, von dem Mrs. Eddy spricht. Ich habe erlebt, daß schwere Zeiten wunderbare Gelegenheiten sein können, Gott nahe zu bleiben, sich in jeder Not auf Ihn zu verlassen und unmittelbar Seine heilende Macht und wirksame Hilfe zu erfahren.

Die Christliche Wissenschaft zeigt uns, daß wir, wenn wir auch für den materiellen Sinn in Zweifel, Furcht und Verwirrung umherzuirren scheinen, in Wirklichkeit eins mit Gott sind. Wenn wir die Nichtsheit von Ungehorsam, Sinnlichkeit, Undankbarkeit und Selbstsucht zugeben und demgemäß leben, werden wir von der Strafe befreit, die diese negativen mentalen Zustände uns auferlegen möchten. Wir können uns jederzeit von ihnen abwenden.

Jeder Mensch ist in Wirklichkeit ein vollkommenes Kind Gottes, und nicht eins kann in die Irre gehen. Weil Gott Prinzip ist, kommen die Eigenschaften Ordnung, Stabilität und Beständigkeit in Seiner Schöpfung zum Ausdruck und beseitigen Verwirrung und Unsicherheit. Und weil Gott allmächtige göttliche Liebe ist, kann das Gute niemals abwesend sein oder aufgehalten werden. Liebe zerstört die Furcht und stillt alle menschlichen Bedürfnisse auf eine Art und Weise, die wir auf dem gegenwärtigen Stand unseres Verständnisses begreifen können. Auf dem Weg durch die Wüste des materiellen Denkens können wir diese Wahrheiten in dem Maße demonstrieren, wie wir sie verstehen, und können sichtbare Beweise unseres Fortschritts erleben. So kann eine längere Zeit der Mühsal und des Suchens der Schrittstein zu geistigem Wachstum sein.

Es ist aufschlußreich, sich vor Augen zu halten, daß die Kinder Israel während der ganzen vierzig Jahre, die sie durch die Wüste wanderten, von Gott erhalten und versorgt wurden. Nehemia sagt zurückblickend: „Vierzig Jahre versorgtest du sie in der Wüste, so daß ihnen nichts mangelte. Ihre Kleider zerfielen nicht, und ihre Füße schwollen nicht an.“ Neh. 9:21; Wir mögen geneigt sein, diese ganze Zeit als vergeudete Jahre ziellosen Umherwanderns anzusehen; tatsächlich aber war es in vieler Hinsicht eine Zeit großen geistigen und menschlichen Fortschritts für diejenigen, die Gott die Treue hielten. Ordnung und Disziplin wurden in die zuchtlose Menge gebracht, die aus Ägypten geflohen war. Viele Male bewies Mose den Israeliten die Macht des Geistes über die Materie. Sie lernten, daß Gott die Quelle der Versorgung ist, als ihnen das Manna jeden Tag als Speise gegeben wurde und Wasser aus dem Felsen hervorsprang.

Aus Moses Gemeinschaft mit Gott auf dem Berge Sinai gingen die Zehn Gebote hervor, ein Meilenstein im religiösen und sittlichen Denken. Diese inspirierten Gesetze trugen dazu bei, die Wahrheit, daß es nur einen Gott gibt, fest im menschlichen Denken zu verankern. So wurde der Grund für die Gottesverehrung der Hebräer und eine stabile Gesellschaft gelegt und damit die Voraussetzung für eine Kultur geschaffen, die dem Christentum den Weg bereiten konnte.

Die Eigenschaften des Denkens, die wir in der Wüste zum Ausdruck bringen, sind dafür bestimmend, ob es eine Zeit des Friedens und Fortschritts sein wird oder nicht. Wenn wir erkennen, daß wir das vollkommene Ebenbild Gottes sind, können wir von Gott stammende Eigenschaften, die uns schützen und durch jede Schwierigkeit hindurchführen werden, beanspruchen und zum Ausdruck bringen, wie Weisheit, Kraft, Mut, Beharrlichkeit, Gelassenheit, Geduld und Liebe.

Mrs. Eddy verbrachte viele Jahre in Hoffnungslosigkeit, schlechter Gesundheit und Mühsal, bevor sie ihren Platz als Führerin der christlich-wissenschaftlichen Bewegung einnahm. Ohne ein festes Zuhause und arm sah sie sich viele Male gezwungen umzuziehen. Das waren ihre Wüstenjahre. Während dieser Zeit machte sie Fortschritte auf der Suche nach der Wissenschaft des Christus. Nach ihrer Heilung von den Folgen eines schweren Sturzes auf dem Eis zog sie sich von der Gesellschaft zurück. Es war der Beginn einer Zeit enger Gemeinschaft mit Gott und ständigen geistigen Fortschritts. Sie schreibt: „Nach meiner Entdeckung suchte ich drei Jahre lang nach der Lösung dieses Problems des Gemüts-Heilens, forschte in der Heiligen Schrift, las wenig anderes, hielt mich von der Gesellschaft fern und widmete Zeit und Energie der Entdeckung einer positiven Regel. Das Forschen war lieblich, ruhevoll und von Hoffnung getragen, weder selbstisch noch niederdrückend.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 109;

Nichts deutet darauf hin, daß Christus Jesus während der Jahre seines öffentlichen Wirkens ein festes Zuhause hatte. Er zog ständig von einer Stadt zur anderen, aber nirgends lesen wir, daß er ruhelos war oder sich fürchtete. Die Bibel berichtet, daß er manchmal allein oder mit seinen Jüngern in die Berge oder in die Wüste ging, um zu beten, um geistige Erfrischung zu finden. Wir können dieselbe Christusgemäßheit, die Jesus verkörperte, widerspiegeln. Sie ist heute gegenwärtig, um uns in jeder Wüstenerfahrung zu erhalten.

Wenn wir den Christus, die Wahrheit, in unser Denken aufnehmen, können wir Zweifel, Furcht und Verwirrung umkehren und sie durch die Ruhe der allgegenwärtigen heilenden Macht Gottes ersetzen. Dann können wir wie Jesus in die Wüste gehen und bewußt eine engere Gemeinschaft mit Gott zu erlangen suchen, eine größere Empfänglichkeit für Seine heilenden Wahrheiten. Wir können erkennen, daß die Suggestionen von Furcht und Disharmonie falsch sind, die uns glauben machen möchten, wir seien hilflose, in die Irre gegangene Wanderer. Wenn wir einem Weg folgen, der von der Wahrheit bezeichnet wird, dann ist uns der Fortschritt gewiß.

Wir alle brauchen gelegentlich eine Zeit, wo wir allein sind mit Gott. Es ist nicht immer möglich, sich auf einen ruhigen Berg oder in einen unberührten Wald zurückzuziehen, um mit Ihm Gemeinschaft zu haben, doch wir können uns jederzeit von der Materialität abwenden. Ein schwerer Abschnitt im Leben kann eine Gelegenheit sein, falschen Annahmen den Rücken zuzukehren und in geistigem Verständnis zu wachsen. Unter Gottes Führung brauchen wir nicht zu fürchten, vom Wege abzukommen. Wir lernen in der Christlichen Wissenschaft, daß Zweifel, Einsamkeit, Furcht, Verwirrung, Leiden und Mangel unwirkliche, machtlose Suggestionen des Bösen oder des sterblichen Gemüts sind. Wir können eine Wüstenerfahrung willkommen heißen, denn sie kann sich als eine freudige Zeit der bewußten Einheit mit Gott erweisen — eine Zeit des Friedens, des Fortschritts und der Herrschaft. Jesajas Prophezeiung kann verwirklicht werden: „Die Steppe wird jubeln und wird blühen wie die Lilien.“ Jes. 35:1.

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