In den Anfangsjahren meines Studiums der Christlichen Wissenschaft hatte ich ein scheinbar unlösbares Problem. Es stellte meinen Glauben auf eine sehr harte Probe. Bei meinen Bemühungen um Erleuchtung des Weges, den ich zu gehen hatte, stieß ich auf einen kurzen Bibelvers, der mich, als ich ihn geistig erfaßte und praktisch anwandte, Schritt für Schritt zur Lösung meiner Aufgabe führte.
Dieser Vers zählt zu den geistigen Anweisungen, die Christus Jesus in seiner Bergpredigt gab: „Und wenn dich jemand nötigt eine Meile, so gehe mit ihm zwei.“ Matth. 5:41;
Ich erkannte den in den Worten enthaltenen Rat als eine Herausforderung, die, wenn angenommen, in den zurückliegenden Jahren stets neue geistige Antriebskräfte in mir frei gemacht und mir geholfen hatte, Mangel an Fortschritt zu überwinden. In der gegenwärtigen Erfahrung hatte ich zu lernen, daß es zur Demonstration meines geistigen Fortschritts nicht ausreichend war, in meinem Kontakt mit anderen, bei der Erfüllung meiner Pflichten in der Kirche, bei meinen beruflichen Aufgaben oder wo immer Forderungen an mich gestellt wurden, nur das zu tun, was normalen Ansprüchen genügte. Ich mußte mehr tun; häufig war es etwas, was weit über die erste Meile hinausging: Ich mußte die zweite Meile gehen. Ich mußte lernen, dem göttlichen Wort, das in der Bibel offenbart wird und heute in der Christlichen Wissenschaft bewiesen werden kann, absolut treu und gehorsam zu sein.
Wir sollten ein hohes Maß an geistiger Bereitschaft nicht als außergewöhnlich und nur gelegentlich als wichtig betrachten — etwa wenn wir durch ein Problem in Druck kommen —, sondern vielmehr als Voraussetzung für eine wirklich beständige Erweiterung unseres geistigen Wahrnehmungsvermögens, mit Freude, Gesundheit, Versorgung und Harmonie im Gefolge.
Wenn wir erkennen, daß es erforderlich ist, ständig mehr von dem anzuwenden, was wir schon von der Christlichen Wissenschaft verstehen, werden wir bald feststellen, daß wir den falschen sterblichen Glauben an Wirklichkeit und Leben in der Materie und ihre Strafen von Krankheit, Mangel und Disharmonie überwinden. Die Probleme, denen wir begegnen, sollten uns lehren, daß wir ein klareres Verständnis von Gott als dem immer gegenwärtigen und allwissenden Gemüt, Geist, benötigen, der den Menschen zu Seinem vollkommenen Ebenbild erschaffen hat. Wir müssen die Wahrheit folgender Erklärung Mrs. Eddys in Wissenschaft und Gesundheit erkennen: „Alle Substanz, Intelligenz, Weisheit, alles Sein, alle Unsterblichkeit, Ursache und Wirkung gehören Gott an.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 275;
Freude, Geduld, Hingabe, Mut, zum Ausdruck gebrachte Liebe und die Zuversicht, daß wir göttliche Herrschaft haben — diesen von Gott herstammenden Eigenschaften scheint im menschlichen Denken die Furcht vor dem unheimlichen Wirken physischer Kräfte entgegenzustehen. In welchem Maße das eine oder das andere in unserem Denken vorherrscht, ist an den sichtbaren Ergebnissen ablesbar: Zuversicht, Gesundheit und Wohlbefinden oder Sorge, Mangel und Krankheit.
Wenn wir nur eine Meile gehen, wo ein Problem verlangt, daß wir zwei gehen, sollten wir uns nicht wundern, wenn die Ergebnisse unseren Vorstellungen nicht oder nicht voll entsprechen. Wir müssen die Herausforderung annehmen, und wir können sicher sein, daß, wenn wir uns bemühen, die vor uns liegende Aufgabe mit Gottes Hilfe zu lösen, Er uns in Seiner grenzenlosen Liebe zu Seiner Schöpfung mit erlösender und befreiender Inspiration zur Seite stehen wird. Jede positive geistige Anstrengung, die wir machen, um unser Denken zu disziplinieren — auf Gott auszurichten —, ist ein Schritt in der rechten Richtung. Keine Bemühung, unsere Gotteskindschaft im täglichen Leben immer wieder von neuem unter Beweis zu stellen, wird umsonst sein.
Ist das Problem physische Schwäche, eine Krankheit, werden wir neue Kraft empfangen, wenn wir den uns bedrängenden Symptomen entschlossen entgegentreten und das Zeugnis der materiellen Sinne mit der geistigen Wahrheit widerlegen. Das Schwergewicht unseres Denkens wird sich dann mehr und mehr auf die Seite der verstandenen Gottesschöpfung verlagern, und der scheinbare körperliche Zustand wird uns nicht länger im Bann halten. Unter der Randüberschrift „Hilfreiche Ermutigung“ schreibt Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit: „Sage den Kranken niemals, sie hätten mehr Mut als Stärke. Sage ihnen vielmehr, ihre Stärke stehe im Verhältnis zu ihrem Mut.“ ebd., S. 417;
Bei unserem Bemühen, unser Bewußtsein ständig mit dem wahren Verständnis von Gottes Schöpfung anzureichern, mögen wir gelegentlich scheinbar zu einem Stillstand kommen. Was die materiellen Sinne wahrzunehmen beanspruchen, mag einen besonders starken Eindruck von Furcht hinterlassen, wenn diese nicht sofort aus unserem Bewußtsein entfernt wird. Wir müssen jegliche Existenz und Wirkung, die wir physischen Kräften zugeschrieben haben, als unwirklich abweisen und diese Falschheiten durch die Überzeugung ersetzen, daß nur das göttliche Gemüt in jeder Lage Herrschaft beanspruchen kann.
Wenn wir erst einmal aufgehört haben, auf irgend etwas anderes als auf die geistige Augenscheinlichkeit zu vertrauen oder durch irgend etwas anderes als die geistige Augenscheinlichkeit beeinflußt zu werden, dann werden wir nicht durch die Illusion, daß ein materieller Anspruch wahr sei, getäuscht werden. Christus, die wahre Idee Gottes, wird in unser Denken mit Heilung und Erneuerung einkehren, und wir werden uns unserer wahren Identität als einer Idee des unendlichen Geistes, einer Widerspiegelung des ewigen Lebens, in zunehmendem Maße bewußt werden.
Wir brauchen die Begrenzungen sterblicher Begriffe nicht zu akzeptieren. Sie sind ein Teil des Adam-Traumes der Sterblichkeit und deshalb bedeutungslos für die Bemessung unseres Seins als Gottes unbegrenzter Ausdruck des Lebens. In ihren Vermischten Schriften sagt Mrs. Eddy: „In dem Verhältnis, wie sich die Sterblichen von diesem sterblichen und materiellen Traum abkehren und sich dem wahren Sinn von Wirklichkeit zuwenden, wird das ewig währende Leben als das einzige Leben erkannt werden.“ Verm., S. 28.
Entscheidend für unseren geistigen Fortschritt und damit für unser ganzes Glück ist also das Maß unserer Hingabe. Der Maßstab für diesen Fortschritt ist die Stärke und Beharrlichkeit unseres göttlich motivierten Impulses, Gott zu gehorchen und treu unserer gebeterfüllten Arbeit nachzugehen. Das schließt die Treue ein, mit der wir uns weigern, das Bild eines sterblichen Menschen und Universums und seiner scheinbaren Kräfte als wahr anzunehmen, und die freudige Bereitschaft, in jeder Lage Demut und Hingabe unter Beweis zu stellen, ja es schließt ein, daß wir die zweite Meile für Gott gehen.