Welche Freude! Welch ein Trost und eine Erlösung! Welche Befreiung! Eine der größten Segnungen der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns) ist die Art und Weise, auf die sie uns hilft, die Bürden der Vergangenheit abzuwerfen!
Vom sterblichen Standpunkt aus gesehen, ist das Leben eine Kette von Ursachen und Wirkungen, in der die Wirkungen in weiteren Wirkungen widerhallen. Ein Vorfall führt zum anderen; die Vergangenheit bewirkt die Gegenwart. Manchmal ist dieser Kreislauf positiv, manchmal aber nicht; ein tragisches Ereignis löst ein anderes aus, und das Ergebnis ist das Gespenst des endlos sich selbst erzeugenden Bösen.
Doch die Christliche Wissenschaft bringt uns die geistige Wahrnehmung, die heilt. Sie revolutioniert unseren ganzen Gesichtspunkt, von dem aus wir das Leben und den Menschen betrachten. Sie erfüllt die biblischen Verheißungen, indem sie sie praktisch anwendbar macht.
Durch das Gewebe der biblischen Lehren ziehen sich die immer wiederkehrenden Verheißungen wie ein goldener Faden — Verheißungen der Befreiung von den Strafen einer sterblichen Vergangenheit. Zophar versichert Hiob, daß sein Leben neugestaltet werde, wenn er das Böse aufgebe: „Dann würdest du alle Mühsal vergessen und so wenig daran denken wie an Wasser, das verrinnt, und dein Leben würde aufgehen wie der Mittag.“ Hiob 11:16. Im Buch des Propheten Jesaja finden wir folgende himmlische Zusicherung: „Du wirst die Schande deiner Jugend vergessen und der Schmach deiner Witwenschaft nicht mehr gedenken.“ Jes. 54:4. Und Hesekiel verkündet Gottes Botschaft: „ ... ich will ... einen neuen Geist in sie geben ...“ Hesek. 11:19.
Diese Verheißungen weisen auf die erlösende Wirkung des Christus, der Wahrheit, hin. Der Apostel Paulus spricht wiederholt von diesem heilenden Einfluß. So sagt er z. B.: „Darum, ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!“ 2. Kor. 5:17. Und unser großer Meister, Christus Jesus, traf den Kern der Sache, als er zu Nikodemus sagte, daß ein Mann durch innere geistige Läuterung wiedergeboren werden müsse, damit er das Reich Gottes sehen könne. Siehe Joh. 3:1–6; siehe auch J. R. Dummelow (Hg.), The One-Volume Bible Commentary, (New York: The Mac-Millan Co., 1954), S. 779. Durch diese Läuterung oder Wiedergeburt lernen wir, den Kummer und Ballast der Vergangenheit abzuwerfen.
Geistige Wiedergeburt oder Läuterung bedeutet ein durch den Christus, die Wahrheit, bewirktes Erwachen — ein geistiges Erwachen zu der Wirklichkeit, daß Leben Gott und der Mensch Sein Ebenbild ist. Das Verständnis der Christlichen Wissenschaft zeigt uns, wie wir dieses Erwachen erleben können. Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, schreibt in ihrem autobiographischen Werk Rückblick und Einblick: „Es ist gut zu wissen, lieber Leser, daß unsere materielle, sterbliche Geschichte nur ein Bericht über Träume ist, nicht über das wirkliche Sein des Menschen; und für den Traum ist kein Platz in der Wissenschaft des Seins. Er ist ‚wie ein Geschwätz‘ und fährt ‚dahin wie ein Schatten‘. Dem himmlischen Plan gemäß dienen die Erdenschatten dazu, die Neigungen zu läutern und das menschliche Denken zurechtzuweisen, auf daß es sich freudig von einem materiellen, falschen Begriff von Leben und Glück abwende, hin zu geistiger Freude und zu der wahren Wertschätzung des Seins.“ Rückbl., S. 21.
In dieser „wahren Wertschätzung des Seins“ finden wir die Lösung für den sterblichen Alptraum des sich selbst erzeugenden Bösen. Wir begreifen, daß Gott, Liebe, das allmächtige Gute, die einzige wirklich existierende Ursache ist und daß deren Wirkung der zu Gottes Bild und Gleichnis erschaffene geistige Mensch ist. In Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift schreibt Mrs. Eddy: „Die einzige Frage, die in Betracht kommt, ist die geistige Ursächlichkeit, denn die geistige Ursächlichkeit ist mehr als alles andere mit menschlichem Fortschritt verknüpft.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 170.
In einem Traum sind Ursache und Wirkung Illusionen. Sie haben keinerlei Beziehung zu den Tatsachen. Ebenso sind die scheinbaren Ursachen und Wirkungen des sterblichen Kreislaufs nicht die Wirklichkeit Ihres Seins. Wirklich ist, daß Sie Gottes Widerspiegelung oder Ebenbild sind und Ihn jeden Augenblick widerspiegeln. Überlegen Sie einmal, was Widerspiegelung bedeutet. Es ist die dauernde Kundwerdung (Ausstrahlung) der ersten Ursache, des göttlichen Prinzips und Gemüts, das sich in seinem Bild und seiner Wirkung, dem geistigen Menschen, ausdrückt.
Wenn wir dies verstehen, lernen wir, daß unser wahres Sein in der Entfaltung des grenzenlosen Guten besteht und immer darin bestanden hat und von der unsterblichen Liebe regiert wird. Grausamkeit und Qual, Tragik und Ironie, Ungerechtigkeit und Sünde sind durch göttliche Ursächlichkeit, Entfaltung und Widerspiegelung für immer ausgeschlossen. Tatsache in der Christlichen Wissenschaft ist, daß des Menschen wirkliche Individualität gänzlich von Gott herrührt. Sie bringt beständig Ihn und nichts anderes zum Ausdruck. Sie war niemals in die Materie hineingeboren, erbte nie selbstzerstörende Charakterzüge oder grausame Schwächen, war nie in der unbarmherzigen Spirale böswilliger Ursachen gefangen, die sich in bösen Auswirkungen fortsetzen. Erlangen wir dieses Verständnis unserer wahren Individualität und lassen wir es unser Denken und Leben bestimmen, dann finden wir freudig die bereits zitierten Worte des Paulus bestätigt: „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur.“
Diese geistige Läuterung, die das Herz umwandelt, es mit Frömmigkeit und einer tiefen Liebe zu Gott erfüllt, bringt uns die Befreiung von den Sünden der Vergangenheit und ihren Folgen. Die „neue Geburt“, diese innere Läuterung, beseitigt angehäufte Bürden, indem sie den Fluch der Sterblichkeit durch die Segnungen des von Gott erleuchteten Seins des Menschen ersetzt.
Daraus ergibt sich die Schlußfolgerung, die Mrs. Eddy folgendermaßen formuliert: „Uns gehört keine Vergangenheit und keine Zukunft; wir besitzen nur das Jetzt.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 12. Ebenso gilt: Uns gehört keine Vergangenheit — und keine sterbliche Vergangenheit besitzt uns. Wir gehören jeden Moment und für immer unserem himmlischen Vater als Sein geliebter Ausdruck. Von Ihm erhalten wir unser ganzes Sein, das vollständig und harmonisch ist und sich im ewigen Jetzt des grenzenlosen Guten befindet.