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Welche Rolle spielt Erwartung in der christlich-wissenschaftlichen Behandlung?

Aus der Juli 1984-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Um wirksam zu sein, muß die christlich-wissenschaftliche Behandlung den Irrtum zerstören. Dies kann sie nur, wenn sie auf einem Verständnis von Gottes absolutem Wesen beruht. Absolut zu sein bedeutet, vollkommen, rein und vollständig zu sein. Es bedeutet ferner, unendlich und ewig zu sein; d. h., einer anderen Existenz ist weder Gelegenheit noch die Möglichkeit gegeben, Gott, Geist, und Seinen vollkommenen Ausdruck — den Menschen — unvollkommen, unrein oder materiell zu machen. Wenn wir Gott für weniger als absolut halten, schwächen wir (unserer Annahme nach) Seine Allmacht, Allgegenwart und Allwissenheit. Er wäre nicht Alles; und ohne das richtige Verständnis von Seiner Allheit würde die christlich-wissenschaftliche Behandlung eines scheinbaren Irrtums auf ein Argument reduziert, das einer vernünftigen Grundlage entbehrt. Mit anderen Worten, man kann nicht erwarten, einen falschen materiellen Zustand durch Wahrheit zu zerstören, wenn man annimmt, daß Wahrheit manchmal unwahr und der Irrtum manchmal wahr sei. Heilung, d. h. die Zerstörung des scheinbaren Irrtums, ist eine wissenschaftliche Demonstration der absoluten Allheit Gottes und der Unwirklichkeit alles dessen, was beansprucht, Ihm unähnlich zu sein.

Außer einem Verständnis von dem absoluten Wesen Gottes und des Menschen muß jedoch jeder, der eine wirksame, christlich-wissenschaftliche Behandlung geben möchte, seine Erwartungen prüfen. Obwohl der Heiler in der Lage ist, atemberaubende Erkenntnisse von der Allheit Gottes zu erlangen, sieht er sich doch täglich mit menschlichen Auffassungen konfrontiert, die praktisch die absolute Allheit Gottes leugnen. Wie Paulus kann er zuweilen feststellen, daß er nicht das Gute tut, das er will, und unfähig ist, von materiellen Dingen abzulassen, die er nicht tun möchte! Siehe Röm. 7:19. Welches Resultat kann ein christlich-wissenschaftlicher Heiler bei diesem menschlich dualistischen Standpunkt erwarten, wenn er Anspruch auf Gottes absolute Allheit erhebt? In welchem Maße kann er erwarten, daß der Christus — die wahre Idee Gottes — die Materialität zerstört, von der er zugibt, daß sie falsch ist, die er jedoch noch nicht abgelegt hat?

Diese Frage wurde schon früher erörtert. In einem Christian Science Sentinel, der um die Jahrhundertwende erschien, wurde folgende Frage gestellt: „, Wenn die ganze Materie unwirklich ist, warum leugnen wir dann das Vorhandensein von Krankheit im materiellen Körper und nicht den Körper selbst?‘ “ Die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr´istjən s´aiəns), Mary Baker Eddy, schreibt als Antwort darauf: „Wir leugnen zunächst das Vorhandensein von Krankheit, weil uns diese Verneinung leichter fällt als die Verneinung alles dessen, was die materiellen Sinne behaupten. In, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift‘ steht geschrieben:, Eine verbesserte Annahme ist ein Schritt aus dem Irrtum heraus; sie verhilft uns zum nächsten Schritt vorwärts und zum Verständnis der Sachlage in der Christlichen Wissenschaft‘ (S. 296).

So behandelt unser großer Beispielgeber, Jesus von Nazareth, die Sache fürs erste. Er fordert nicht, daß der letzte Schritt zuerst getan werde... Er gab dem kranken Körper seine normale Tätigkeit, Funktion und Struktur wieder, und als Erklärung seiner Werke sagte er:, Laß es jetzt also geschehen, denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen.‘ “ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 217—218.

Derjenige, der eine christlich-wissenschaftliche Behandlung gibt, paßt seine Erwartungen dem „Laß es jetzt also geschehen“ an. Dabei muß ihm jedoch klar sein, was vor sich geht, wenn der Körper, der es jetzt also geschehen ließ, durch christlich-wissenschaftliche Behandlung wiederhergestellt wird. Betrachtet man den Körper vor und nach einer Heilung in der Christlichen Wissenschaft, dann wird wohl allgemein festgestellt, daß sich die Materie gebessert hat. Tatsächlich aber hat die materielle Annahme etwas von ihrer scheinbaren Wirklichkeit verloren. Sowohl die Materie als auch die Krankheiten, die sich ihr scheinbar anheften, sind die mentalen Ergebnisse des Unglaubens an Gottes Allheit. In der Christlichen Wissenschaft wird der physische Körper als etwas Zeitliches angesehen, nicht als die immergegenwärtige und unbegrenzte Substanz des wirklichen Menschen, der ewiglich als die unkörperliche geistige Idee Gottes besteht.

Der Wandel von Krankheit zu Gesundheit, der durch christlich-wissenschaftliche Behandlung bewirkt wird, ist also darauf zurückzuführen, daß der Patient aus dem hypnotischen Bann des sterblichen Gemüts gelöst wurde. Der Patient fühlt sich freier, gesünder und moralisch gestärkt, weil er nun weniger blind ist für die Freiheit, Gesundheit und Reinheit, die schon immer dem Geist und dem geistigen Menschen angehört haben. In dem Maße, wie der Mensch bemüht ist, sich nach dem Gesetz des Geistes (der Christlichen Wissenschaft) auszurichten, wird sein Körper gesünder, weil sein Bewußtsein allmählich weniger materiell — weniger begrenzt — wird. Mit jeder Heilung, mit jedem Beweis der Ungültigkeit der falschen Gesetze des sterblichen Gemüts, wird das, was er und die ganze Menschheit also geschehen lassen muß, abnehmen. Die Zeit wird kommen, wenn der Glaube des sterblichen Gemüts an die Materie weder ihn noch die Menschheit in irgendeiner Form blind machen kann gegenüber der absoluten Allheit des Guten — Gottes.

Wann können wir diesen absoluten Zustand des Seins erwarten und erleben? „Von dem Tage aber und der Stunde weiß niemand“, sagte Christus Jesus, „auch die Engel im Himmel nicht, auch der Sohn nicht, sondern allein der Vater. Sehet euch vor, wachet! denn ihr wisset nicht, wann die Zeit da ist.“ Und er warnte: „Auf daß er euch nicht schlafend finde, wenn er plötzlich kommt.“ Mark. 13:32, 33, 36.

Um sich gegen die Trägheit des sterblichen Gemüts zu schützen, ist es die wichtigste Verpflichtung eines jeden Christlichen Wissenschafters, wachsam zu sein und zu beten — sich und die Menschheit täglich gegen das sterbliche Gemüt zu verteidigen, das nicht an die Allheit Gottes glaubt. Siehe Handbuch Der Mutterkirche, Art. VIII Abschn. 1, 4, 6. Diese Verteidigung ist präzise. Wenn wir uns in unklaren Verallgemeinerungen über die Allheit Gottes dahintreiben treiben lassen, ohne uns täglich auf spezifische irrtümliche Annahmen zu konzentrieren — und sie zu zerstören —, sprechen wir dem Christus eine Funktion im menschlichen Fortschritt ab und ignorieren das Beispiel, das Christus Jesus uns gab. Jesus wandelte auf dem Wasser und stand von den Toten auf. Dadurch zeigte er, in welche Richtung sein Weg die Menschheit führt; aber er hinterließ ein viel umfassenderes Heilungswerk: Er zerstörte Krankheit und Sünde. Seine unübertreffbaren Beweise der Herrschaft und seine bereits zitierten Worte offenbaren und prophezeien das fortschrittliche Wesen des Christentums und der Christlichen Wissenschaft.

Wenn wir annehmen, daß eine Generation christlich-wissenschaftlicherlicher Heiler nach der anderen nur das heilen wird, was ihre Vorgänger heilten, oder daß unsere heutigen Probleme sich kaum von denen der Vergangenheit unterscheiden, widersetzen wir uns unbewußt (blind) dem geistigen Fortschritt. Solch eine kurzsichtige Betrachtung der Christlichen Wissenschaft ist ein vom sterblichen Gemüt beeinflußtes Zugeständnis, daß es in Gottes Allheit so etwas wie einen fast dauerhaften Platz gebe, an dem Geist und Materie nebeneinander bestehen können. Sie setzt voraus, daß Gott nicht absolut ist. Wenn wir es zulassen, daß unsere Erwartung träge wird, haben wir bei unseren Behandlungen keinen Erfolg. Und wenn wir diesen Zustand andauern lassen, ignorieren wir die weitreichende Bedeutung der Lehren Christi Jesu und Mrs. Eddys.

„Ehe der Irrtum ganz und gar zerstört ist, werden im allgemeinen materiellen Lauf der Dinge Störungen eintreten“, schreibt Mrs. Eddy in Wissenschaft und Gesundheit. Und weiter fügt sie hinzu: „Während dieses letzten Kampfes werden sich arge Gemüter bemühen, Mittel und Wege zu finden, um mehr Böses auszuführen; aber diejenigen, die die Christliche Wissenschaft erkennen, werden das Verbrechen im Zaum halten. Sie werden bei der Austreibung des Irrtums mithelfen. Sie werden Gesetz und Ordnung aufrechterhalten und freudig die Gewißheit der endgültigen Vollkommenheit erwarten.“ Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 96.

In diesem Stadium des menschlichen Fortschritts widersetzt sich das sterbliche Gemüt heftig dem Vorgang des Zusammenbruchs. Dieser Widerstand schafft zunehmend Aufruhr in der Welt, was zu einem großen Teil die Sünde, die Krankheit und das Leiden unserer Zeit verursacht. Dieser Aufruhr, der so wirklich erscheint, läßt in uns die Frage aufsteigen: Wie kann das sterbliche Gemüt — scheinbar blind gegenüber der einzigen Intelligenz, die es gibt — klug genug sein, um sich seiner eigenen Zerstörung zu widersetzen? Nun, Tatsache ist, daß es keine Intelligenz besitzt. Aber solange die Blindheit des sterblichen Gemüts nicht zerstört ist, scheint sie die göttliche Intelligenz, die dem Menschen immer zuteil wird, zu begrenzen. Der begrenzte Sinn hält die Lüge für wirklich: Es scheint, als ob ewiges Leben sich wandele, um in Krankheit und Tod zu enden; als ob unendliches Gemüt sich einschränke, um Platz für Dummheit und Wahnsinn zu machen; als ob die immergegenwärtige Liebe sich zurückziehe, damit Not, Haß und Furcht sich ausbreiten können. Wenn dieser begrenzte Sinn — das hypnotisierte menschliche Bewußtsein — nicht von der Christlichen Wissenschaft herausgefordert wird, erkennt er eine falsche Begrenzung des Guten und die sich daraus ergebende Gegenwart des Bösen als Wirklichkeit an. Dieses verzerrte Bewußtsein betrachtet eine Welt, in der sich materielle und geistige Merkmale vermischen, als wirklich. Es hält den Menschen für einen körperlichen Leib mit einer materiellen Persönlichkeit. Und es sieht sich selbst als Sklave dieses Körpers, dieser Persönlichkeit. Jede Bedrohung der Materie ist also eine Bedrohung dieses materiellen Bewußtseins — eine persönliche Bedrohung.

Solch ein Bewußtsein, das noch nicht durch geistiges „Verständnis der Sachlage in der Christlichen Wissenschaft“ zerstört ist, möchte den Vorgang des Zusammenbruchs aufhalten. Da es Begrenzung leichter erfassen kann, möchte es, daß bei der christlich-wissenschaftlichen Heilung die Dinge in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden. Durch die Blindheit des sterblichen Gemüts überzeugt, daß die erweckende Kraft des Christus nicht wünschenswert ist, wird dieses Bewußtsein den Christus zu töten versuchen und „meinen, [es] tue Gott einen Dienst damit“ Joh. 16:2.. Es versucht den Christus und die Kirche Christi, Wissenschafter, von ihrer erwekkenden Mission abzubringen und in Kanäle zu lenken, die nicht ausschließlich geistiger Natur sind, sondern mehr den menschlichen Begriff von Intellekt und Organisation ansprechen. Dieser materielle Begriff vom Dasein sucht einen Status quo — das Recht des sterblichen Gemüts, auf unbestimmte Zeit es also geschehen zu lassen. Und er versucht, das im Bewußtsein des Heilers selbst zu erreichen.

Wenn der christlich-wissenschaftliche Heiler weder den allgemeinen Zusammenbruch der materiellen Annahme noch die Reaktion des sterblichen Gemüts voraussieht, ist er nicht in der Lage, das richtig zu deuten, was um ihn her vorgeht. Anstatt „bei der Austreibung des Irrtums“ mitzuhelfen und die „endgültige Vollkommenheit“ freudig zu erwarten, mag er versucht sein, „den Schaden meines Volks nur obenhin“ zu heilen, „indem [er sagt]:, Friede! Friede!‘, und ist doch nicht Friede“ Jer. 6:14..

Um die Absicht des Irrtums zu vereiteln, der die gute Arbeit des christlich-wissenschaftlichen Heilers begrenzen und zunichte machen möchte, muß der Heiler seinen Gegner kennen. Er muß dessen Suggestionen voraussehen und wissen, wie er sie zerstören kann. „Der grundlegende Irrtum ist das sterbliche Gemüt“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 405., lesen wir in Wissenschaft und Gesundheit. Das sterbliche, blinde Gemüt kann nicht das Gute, Gott, sehen — und leben. Ein bildlicher Vergleich hilft, diese Blindheit zu veranschaulichen: Unfähig, das Gute zu verstehen, spürt oder „sieht“ das sterbliche Gemüt im Erblühen einer Rose nur den Vorgang sich vergrößernder Substanz, zerreißender Membrane, entweichender Feuchtigkeit und sich schälender Haut. Es sieht nur eine Rosenknospe, die aufbricht und ihre Gestalt ändert. Es versteht nicht, daß die Wirklichkeit, die es nicht sehen kann — und niemals sehen wird —, die im Gemüt bestehende geistige Idee ist. Daher erwartet das sterbliche Gemüt nicht, daß sie in Erscheinung tritt.

Gottes Universum — der Himmel — ist seit Anbeginn Wirklichkeit. Heute brechen die falschen Begrenzungen der Materie zusammen, so daß das Weltall in seiner unerschütterlichen Erhabenheit offenbar werden kann. Was dem menschlichen Bewußtsein noch vor einigen Jahren so beständig und verläßlich erschien — ein Ruhestand, der durch Regierungsprogramme oder wertbeständige Ersparnisse gesichert war; eine durch die Krankenversicherung „garantierte“ Gesundheit; Beförderungsmittel, Heizung und Wohnung, die durch ausreichende Brennstoffvorräte und erträgliche Finanzierungskosten ohne weiteres verfügbar waren, und dergleichen —, all das ist erschüttert, gerät aus den Fugen und bricht zusammen. Man könnte versucht sein zu glauben, daß es die Wirklichkeit sei — nicht die Blindheit des sterblichen Gemüts ihr gegenüber —, die zu Trümmern, zu Trümmern, zu Trümmern gemacht wird; und daß das, was kommen wird, nicht der Christus ist, sondern ein Vakuum: der Verlust der Identität, der Sicherheit, der Gesundheit und der Liebe.

Hypnotisiert durch das schreckliche Bild eines tiefen, sich öffnenden Abgrundes, fürchtet sich das menschliche Bewußtsein. Anstatt jedoch den fürchterlichen Bildern Glauben zu schenken, müssen wir alle die Wirklichkeit erkennen — und erwarten, daß sie immer mehr in Erscheinung tritt. Es ist die Aufgabe des Christlichen Wissenschafters, dem Aufruhr, der durch den Zusammenbruch materieller Annahmen verursacht wird, zu begegnen. Er muß ihn so beschwichtigen, wie Christus Jesus den Sturm stillte. Er muß die Blindheit des sterblichen Gemüts mit dem verzehrenden Feuer offenbarter Wahrheit durchdringen.

Der erwartungsvolle christlich-wissenschaftliche Heiler, der vor den durch das sterbliche Gemüt hervorgerufenen Ängsten auf der Hut ist, zerstört nicht nur die speziellen Übel seiner Tage, sondern heftet seinen Blick und den seines Patienten auf die Rose — die wahre geistige Idee und Substanz, die schon immer bestanden haben —, die sich sanft aber unaufhaltsam jedem Aspekt des menschlichen Bewußtseins entfaltet. Er behandelt sein eigenes Bewußtsein, um diese Entfaltung zu erwarten. Und er erhöht seine Erwartung, um sie zu sehen.

Der Heiler erkennt in seinem Bewußtsein ehrfurchtsvoll die gewaltige Macht und Gegenwart seines Schöpfers an; er erwartet, daß sich die Unendlichkeit der Liebe im individuellen und kollektiven menschlichen Bewußtsein entfaltet und sich durch den heilenden Christus offenbart: nämlich das, was die Menschheit liebevoll und erbarmungsvoll heilt und schrittweise zu der Tatsache erweckt, daß Gott Vater und Mutter, das absolute All des Daseins ist.

„Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen, aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.“ Jes. 54:10.

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