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Die Auferstehung ist keine alltägliche Angelegenheit

Aus der März 1986-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Nehmen wir einmal an, Sie hätten Ihren bisherigen Beruf aufgegeben, um sich für eine gute Sache einzusetzen, und Sie hätten auch schon einige gute Ergebnisse Ihres Einsatzes gesehen; aber dann fielen ganz plötzlich alle Bemühungen in sich zusammen. Es wäre nicht überraschend, wenn Sie trotz allem, was Sie in die Sache investiert hatten, den Verlust Verlust sein ließen und zur alltäglichen Routine zurückkehrten.

Aber finden wir es nicht ein wenig erstaunlich, daß Christi Jesu Jünger in den Tagen nach der Kreuzigung ihre alte Beschäftigung wieder aufnahmen und fischen gingen? Schließlich hatte er ihnen angekündigt, so sagen wir uns, daß er auferstehen werde. Sie wußten ja, daß er bereits andere vom Tode erweckt hatte — die kleine Tochter des Jairus z. B. und Lazarus, der vier Tage im Grabe gelegen hatte. Die Jünger hätten es besser wissen müssen als alle anderen.

Wenn wir die Jünger aus dieser Sicht betrachten, entgeht uns jedoch eine wichtige Lehre, die uns gerade jetzt nützlich sein kann. Ob unsere Entmutigung wächst, weil sich für die Dürre und die Hungersnot in Afrika keine Lösung zeigt, ob wir durch die Eskalation von Krieg und Terror erschreckt sind oder ob wir mit wiederkehrender Krankheit oder ständigem Familienstreit zu kämpfen haben, was die Jünger in den dunklen Tagen nach der Kreuzigung lernten, enthält auch für uns die Antwort. Die Jünger reagierten zunächst so ähnlich wie die meisten von uns, wenn wir fast jeden Abend die Nachrichten über Unglücksfälle hören.

Die Jünger schienen vor Kummer beinahe wie gelähmt zu sein. Und sie glaubten, sie seien in Gefahr. Petrus selber war in der Nacht, als Jesus gefangengenommen wurde, beim Palast des Hohenpriesters ausgefragt worden. Und um sich zu schützen, hatte er geleugnet, Jesus zu kennen. Andere Jünger mögen sich aus Furcht vor der Obrigkeit verborgen gehalten haben. Für eine Weile mag der grausame Eindruck der Kreuzigung jede Hoffnung auf eine Auferstehung zerstört haben. Einige Jünger haben vielleicht sogar bei sich gedacht, was ihre Feinde unter dem Kreuz gesagt hatten: „Er hat andern geholfen und kann sich selber nicht helfen.“ Mark. 15:31. Und wenn er sich nicht selber helfen konnte, was können wir da tun?

Eine kleine Gruppe von Jüngern folgte dem Vorschlag des Petrus und ging fischen. Aber in jener Nacht hatten sie keinen Erfolg. Sie fingen überhaupt nichts. Am Morgen stand der auferstandene Jesus am Ufer und sah ihnen zu. Aber zuerst erkannten sie ihn nicht. Als er hörte, daß sie nichts gefangen hatten, gab er ihnen offensichtlich mehr als nur einen Ratschlag, wie man mehr Fische fangen könne, denn er sagte: „Werfet das Netz zur Rechten des Schiffs, so werdet ihr finden.“ Siehe Joh. 21:1–6.

Jesu Aufforderung zeigt den drastischen Unterschied zwischen der menschlichen Neigung, angesichts eines Verlustes zur alltäglichen Routine zurückzukehren, und der umwandelnden Macht des Christus. Wir müssen diesen Unterschied von Grund auf verstehen, wenn wir den Kreislauf von Unglücksfällen, denen wir auf internationaler Ebene und in unserem privaten Bereich gegenüberstehen, durchbrechen wollen.

Wenn ein allzu vertrauter Tumult in unserem Gemeinwesen ausbricht oder ein bitterer Streit in unserem Heim wieder aufflammt, mögen wir das Gefühl haben, wir hätten nichts gefangen — nichts von der Hoffnung oder der Macht der Christlichkeit erlangt. Und wir mögen meinen, daß wir von ihren praktischen Gesetzen, die in der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns) offenbart sind, nichts begriffen haben.

Anscheinend läßt sich unsere Welt immer wieder auf die alten Geleise schieben. Das menschliche Gemüt hat die Hoffnung auf die Auferstehung aufgegeben und kehrt immer wieder — nach Unglück, Krisen und Verlust — zu denselben Vermutungen, denselben wohlgemeinten, aber begrenzten Taktiken zurück. Es schaut auf persönliche Fähigkeiten und Hilfsmittel, auf vorläufige menschliche Vereinbarungen zwischen streitenden, selbstsüchtigen Parteien und auf schwindende materielle Vorräte. Doch der Christus, der auferstandene Erlöser, fordert uns sanft auf, uns von den alten Methoden, den leeren Hoffnungen abzuwenden. Er mahnt uns, uns über die alltägliche Routine hinaus zur Auferstehung und zum Leben zu erheben.

Christus Jesus durchbrach mit seinem Triumph über das Grab den Kreislauf der Materialität. Er offenbarte Leben — nicht ein Leben, das aus der Materie, aus Verlust und Hoffnungslosigkeit entspringt und dahin wieder zurückkehrt, sondern ein Leben in und von Gott, dem einzigen Leben, das es gibt.

Jede Begegnung, die Jesus in den Tagen nach der Auferstehung mit seinen Nachfolgern hatte, unterstrich den geistigen Sieg des Lebens über den Tod. Obwohl Maria zu der Grabkammer gekommen war, um einen toten Körper zu salben, bewies ihr Jesus, daß er lebte. Und er gebot ihr, die Kunde von der Auferstehung den Jüngern zu überbringen. Das war der Anfang, nicht das Ende deren Arbeit.

Die beiden Jünger, die nach Emmaus wanderten, waren so von Trauer erfüllt, daß sie Jesus nicht erkannten. Aber als er sie wieder auf die biblischen Verheißungen hinwies, wie er es wohl viele Male während seines Wirkens getan hatte, erwachten sie. Und sie müssen mehr als je zuvor gefühlt haben, daß diese Verheißungen sich erfüllt hatten — daß Gottes Wille geschehen war.

Jesus ging sogar zu Thomas, der gesagt hatte, daß er so lange zweifeln werde, bis er die Wunden berühren könne, die Jesus am Kreuz erlitten hatte. Was Jesus Thomas bewies, stellt die Verbindung zwischen Jesu Auferstehung und seinen anderen Werken her. Es zeigt, daß die Heilungen genauso wie die Auferstehung dazu bestimmt waren, das geistige Wesen der Wirklichkeit zu enthüllen. Sie bezeugen, daß alles unter der Herrschaft Gottes steht und daß wir diese Herrschaft erkennen und beweisen können.

In jeder dieser Begegnungen wurden die Jünger herausgefordert, von den alten Gewohnheiten abzulassen und vollständig der geistigen Macht zu vertrauen. Sie brauchten diese Entwicklung. Sie mußten lernen, daß persönlicher oder politischer Status, physische Kraft und sogar menschlicher Intellekt weder das Christentum fördern noch zerstören konnten. Diese Umwandlung, die für ihren Erfolg als Christen unerläßlich war, ist auch für unseren Erfolg erforderlich.

„Der Geist ist’s, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze“ Joh. 6:63., hatte Jesus gesagt. Und seine Auferstehung von den Toten bewies, daß Gott, Geist, Leben verleiht, es erhält und dessen wirkliche Substanz ist. Die Auferstehung zeigte eindeutig, daß der Mensch tatsächlich unzerstörbar ist, weil er die geistige Schöpfung Gottes ist. Sie zeigte ferner, wie nutzlos es ist, das Problem des Lebens auf irgendeiner anderen Grundlage als der des allmächtigen Geistes zu lösen.

Als die Jünger begriffen, was sie aus der Auferstehung zu lernen hatten, und als sie ihre Netze auf der rechten Seite auswarfen, gingen sie furchtlos auf dem Wege christlichen Predigens und Heilens voran — dem Weg, den Jesus aufgezeigt hatte. Mary Baker Eddy, die die Christliche Wissenschaft entdeckte und gründete, schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift im Zusammenhang mit dieser radikalen Wende: „Seine Auferstehung war auch ihre Auferstehung. Sie half ihnen, sich und andere aus geistiger Stumpfheit und aus dem blinden Glauben an Gott zu der Erkenntnis unendlicher Möglichkeiten zu erwecken.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 34.

Seine Auferstehung ist auch unsere Auferstehung. Nicht, daß Jesus uns der Notwendigkeit enthebt, uns und andere, wie Mrs. Eddy sagt, „aus geistiger Stumpfheit und aus dem blinden Glauben an Gott zu der Erkenntnis unendlicher Möglichkeiten zu erwecken“. Vielmehr zeigte er uns die Grundlage für diese tägliche Auferstehung, und er lieferte uns den Beweis vom immergegenwärtigen Christus.

Der Einfluß des göttlichen Geistes, den Jesus dadurch zum Ausdruck brachte, daß er das Leben vieler umwandelte, die Kranken heilte und die Toten auferweckte, ist noch heute bei uns. Er wirkt in uns. Geist ist nach wie vor der Ursprung und der Erhalter des Lebens. Geist macht lebendig wie eh und je. Wir können jedoch nicht erwarten, diese Tatsache zu entdecken oder ihre Macht zu erleben, wenn wir weiterhin unsere Netze auf der falschen Seite auslegen, wenn wir ständig annehmen, wir müßten ein anderes materielles Mittel anwenden, wenn das eine nicht hilft.

Das Versagen materieller Hilfsmittel ist in Wirklichkeit das Ende des an falscher Stelle gesetzten Glaubens der Sterblichkeit an sich selbst. In dem Maße, wie der Christus unseren Glauben erhebt, erkennen wir die unendliche Güte Gottes und Seine Macht. Wir entdecken die geistigen Quellen, die uns unmittelbar zur Verfügung stehen, und wir erkennen das Gute, das wir tun können und müssen.

Man kann sagen, daß die Jünger nicht nur dem Namen nach Apostel wurden, als sie erfaßten, daß sie auf derselben Grundlage wie ihr Meister leben konnten — als sie z. B. die Herausforderung annahmen, auf der Grundlage eines unendlichen Gottes, des Geistes, zu leben, der allmächtig ist und dem man sich nicht widersetzen kann. Natürlich verbesserte sich ihre Lage nicht augenblicklich. Die Verfolgungen hörten nicht auf; die Bedrohungen endeten nicht. Aber auch die Heilungen, der Schutz, die Bekehrungen nahmen kein Ende.

Die Anforderungen, die die heutige Zeit an uns stellt, sind denen nicht unähnlich, denen die Jünger gegenüberstanden. Es besteht kein dringendes Bedürfnis, zu der „guten alten Zeit“ zurückzukehren, einfach menschliche Systeme zu unterstützen oder aus dem zerfallenden Material der alten Welt eine schöne neue zu bauen. Nach wie vor sind Auferstehung und Leben vonnöten. Durch die umgestaltende Macht des Christus wird der alte Mensch abgelegt, werden die alteingefahrenen Wege verlassen. Wir können in uns und in anderen den Beweis für den neuen Menschen finden und bekräftigen, dessen Wesen geistig ist, „verborgen mit Christus in Gott“ Kol. 3:3.. Wenn wir dieses Wesen in unserem Leben ausdrücken, öffnen sich Türen, die verschlossen schienen, finden wir Wasser im Felsen und in der Wüste, und es bietet sich die Grundlage für Versöhnung, wo vormals Streit herrschte.

Wir brauchen uns nicht davor zu fürchten oder darüber traurig zu sein, den alten Menschen abzulegen. Aber es verlangt von uns dasselbe, was es von den Aposteln forderte. Wir müssen Haß und Zynismus mit unermüdlicher Liebe begegnen. Wir müssen die geistige Reinheit des Menschen in der Gewißheit hegen und pflegen, daß dieses christusgleiche Erkennen heilt. Wir müssen der Gesetzlosigkeit in uns und in anderen von der unerschütterlichen Grundlage eines Gottes, eines Gesetzgebers, aus entgegentreten. Wir müssen furchtlos allem ins Auge sehen, was sich als Gefahr darstellen möchte, weil die göttliche Liebe uns nicht allein gelassen hat. „Denn Gott ist’s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das Vollbringen, zu seinem Wohlgefallen.“ Phil. 2:13.

Im letzten Vers des Markusevangeliums wird die Überzeugung der Apostel, daß sie nicht allein wirkten, so ergreifend in folgende Worte gefaßt: „Sie aber gingen aus und predigten an allen Orten. Und der Herr wirkte mit ihnen und bekräftigte das Wort durch die mitfolgenden Zeichen.“ Mark. 16:20. Wir erfüllen die Anforderungen der heutigen Zeit — wie seinerzeit die Apostel — durch die Macht des Geistes, der mit uns und in uns wirkt. Dann werden nicht nur wir selbst und unsere Familien wiederhergestellt, sondern auch unsere Welt wird die belebende, erlösende Macht des Geistes spüren. Und Auferstehung und Leben, nicht die alteingefahrenen Wege werden für die Welt richtungweisend sein.

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