„Einen Engel mit dem Schmetterlingsnetz fangen“
„Der Preis für Fortschritt in der Religion, der seit 1973 jedes Jahr von der Templeton Foundation„Begründet und finanziert von John M. Templeton, amerikanischer Presbyterianer und Präsident der nach ihm benannten Investment-Fonds.“ vergeben wird, gilt als die lukrativste Ehrung der Welt. Die Empfänger haben sich vor allem durch Leistungen auf geistlichen Gebieten hervorgetan. Doch der... Preisträger, dem 1985 die mit US-$ 185 000 dotierte Auszeichnung verliehen wurde, ist eine Ausnahme. Der neunundachtzigjährige Engländer, Sir Alister Hardy, hat seinen Ruhm als Meeresbiologe erworben. Seine Ideen allerdings bringen viele seiner wissenschaftlichen Kollegen genauso aus der Fassung wie konventionell eingestellte Männer der Kirche. Während seiner ganzen Laufbahn verspürte er eine außerordentliche Neugier für die geistigen Erfahrungen der Menschheit und für die Möglichkeit, diese Erfahrungen mit wissenschaftlichen Methoden zu erfassen und zu erforschen.
... Im Jahre 1969 gründete er mit bescheidenen Spenden und Mitteln aus der eigenen Vortragstätigkeit die Forschungsgruppe für religiöse Erfahrungen am Manchester College in Oxford.
Durch Aufrufe in Zeitungen, durch Druckschriften und Radiosendungen sammelte diese Forschungsgruppe von nahezu 5000 Personen Berichte über deren Erfahrungen, die heute 30 000 Seiten umfassen...
Ferner hat die Forschungsgruppe bei der Durchführung einer Untersuchung mitgewirkt, bei der 1865 Engländern die (seither so genannte) ,Hardysche Frage‘ gestellt wurde: Ob sie sich jemals einer von ihrem persönlichen Wesen unterschiedlichen, Gegenwart oder Macht‘ — man mag sie Gott nennen oder nicht —, bewußt gewesen oder durch sie beeinflußt‘ worden seien. Diese Frage wurde im Gesamtdurchschnitt von 34,6% der Befragten bejaht; unter den Befragten mit höherer Bildung belief sich die Zahl auf 56%
In der gewollt unscharf formulierten Hardyschen Frage spiegelt sich die unorthodoxe Religiosität des schmächtigen, unbeirrbaren Wissenschaftlers wider. Hardy sagt:, Mein Herz lebt in der Kirche von England, doch meine Seele nicht.‘ Er betont ausdrücklich:, Ich glaube nicht, daß es für konventionelle christliche Anschauungen eine Zukunft geben kann.‘ Er glaubt jedoch, daß menschliche Geistigkeit eine große Zukunft hat. Es bestehen natürlich beträchtliche Zweifel darüber, ob man geistige Erfahrungen überhaupt erfolgreich untersuchen kann. Der verstorbene Philip Toynbee, ein Schriftsteller und Kritiker und der Sohn des Historikers Arnold Toynbee, schrieb einmal, daß Hardys Suche dem Versuch gleiche, ,einen Engel mit dem Schmetterlingsnetz zu fangen‘.
Trotzdem glaubt Hardy, ein Gebiet zu erforschen, das zur Definition der Menschheit beitragen könnte.“
Anmerkung der : Tatsächlich hat der inzwischen verstorbene Sir Alister Hardy mit seinem Forscher-„Netz“ so manche echte geistige Erfahrung eingefangen. Von Anfang an spielte dabei seine eigene ungewöhnliche Sensibilität und geistige Sicht eine entscheidende Rolle.
Es muß enormen Mut erfordert haben, die Meinung zu vertreten, daß wissenschaftliche Substanz in geistigen Erfahrungen liege. Sir Alister Hardy hat den ihm 1985 verliehenen Tempelton Preis für Fortschritt in der Religion wohl besonders verdient.
Langsam scheint sich unsere Erde dem Licht geistiger Wirklichkeit entgegenzudrehen. Und Mary Baker Eddy, die die Christliche Wissenschaft entdeckte, bemerkt: „Die geistige Wirklichkeit ist die wissenschaftliche Tatsache in allen Dingen“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 207).
Die noch im Dunkeln liegende Landschaft der Welt mag eine gespenstische Furcht des Materialismus nähren. Terrorismus und Anarchie, weltliche Unterdrückung religiösen Glaubens und die totale Materialität eines nuklearen Konflikts lauern im Schatten. Doch etwas Neues dämmert herauf. Nennen Sie es das Zeitalter, in dem die Erkenntnis vom geistigen Wesen des Menschen begann, die Welt zu erhellen und zu verwandeln.
Diese Spalte erscheint von Zeit zu Zeit, um unseren Lesern Gelegenheit zu bieten, aktuelle Nachrichten und Kommentare in neuem Licht zu betrachten — im Licht der Christlichen Wissenschaft.
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