„Was hat die Liebe damit zu tun?“ Terry Britten und Graham Lyle, „What’s Love Got To Do With It“, gesungen von Tina Turner aus dem Album „Private Dancer“ (Hollywood, Kalifornien: Capitol Records, 1984). fragt ein gegenwärtig beliebter Schlager. Und in einem Song, der vor ein paar Jahren populär war, heißt es: „Ich suche eine weltliche Frau.“ Cat Stevens, „Hard Headed Woman“, gesungen von Cat Stevens aus dem Album „Tea for the Tillerman“ (Hollywood, Kalifornien: A&M Records, 1970). Eigentlich sprechen beide Lieder über eine Frage, die viele Menschen bewegt: Wonach soll ich in einer zwischenmenschlichen Beziehung suchen?
Junger Mann trifft junges Mädchen, junges Mädchen trifft jungen Mann, oder vielleicht wünschen sie sich nur, daß sie einander treffen könnten. Aber was dann? Es muß doch mehr an Beziehungen dran sein als die Dauer einer Nacht, sexuelles Experimentieren oder sogar das länger andauernde Verhältnis „freier“ Liebe. Auch das tut weh, wenn es vorbei ist.
Die Medien berichten, es sei ein Trend zurück zu den traditionellen Werten festzustellen — mehr Menschen wollen heiraten, einer Kirche angehören, sich niederlassen und einen Hausstand gründen. Wenn das auch uns vorschwebt, lassen wir uns dann nur vom Hin und Her der Zeitströmungen beeinflussen? Reagieren wir auf die sechziger oder siebziger Jahre, die wiederum eine Reaktion auf die fünfziger Jahre darstellten, und so fort?
Wir können die Erscheinungen unserer Zeit so betrachten, aber wir verkennen dann in kläglicher Weise die beharrliche Suche des Herzens nach einem Sinn, nach etwas Bleibendem. Wir sagen, daß wir uns in unseren Beziehungen mehr Treue wünschen, bessere Kommunikation, mehr Verständnis. Dieser Trend mag eher auf ein tieferes, zeitloses Sehnen hindeuten — ein Sehnen nach Geistigkeit.
Wenn aber derjenige, den Sie lieben, sich plötzlich kühl oder abweisend verhält oder wenn Sie nur momentane Befriedigung aus dem Zusammensein mit einem Freund erhalten und danach genauso einsam und furchtsam sind wie zuvor, dann fühlt sich Ihr Herz verloren, verraten, zornig. Und Sie mögen sagen: „Liebe? Geistigkeit? Die haben nichts mit dem zu tun, was ich suche.“
„Ich werde jemanden finden, und wer immer es sein mag, dazu bringen, zu mir zu halten. In meinem nächsten Verhältnis gebe ich den Ton an.“ Oder: „Nächstes Mal werde ich nicht so viel verlangen; ich bin verzweifelt — wenn er nur bei mir bleibt, alles andere ist mir gleicht.“ Oder: „Schluß mit der ganzen Sache — ich will keine Beziehung mehr eingehen, sondern werde meine ganze Zeit meinem Studium, meiner Arbeit, dem Sport, dem Studio (oder was es sonst sei) widmen. Ich brauche die Scherereien nicht.“
Doch wir brauchen die Liebe — d. h., wir brauchen die reinigende und sänftigende Tätigkeit des göttlichen Geistes in unserem Leben. Ohne sie können wir nicht leben, und auch unsere zwischenmenschlichen Beziehungen können nicht ohne sie bestehen. Es gibt ein Lied mit dem Titel „Liebe“, das uns einen Begriff davon gibt, wie wichtig es ist, geistig zu lieben. Die Worte dieses Liedes schrieb eine Frau, die in ihrem Leben Zeiten niederschmetternder Einsamkeit durchstehen mußte, in einem Gedicht nieder. Aber die Worte, die dem entsprangen, was sie über die wahre Quelle der Liebe lernte, sind keineswegs bittere Worte; ja, zwei Zeilen insbesondere geben uns sogar die Antwort auf unser Sehnen nach Liebe. Die Verfasserin, Mary Baker Eddy, sagt, und sie spricht dabei von Gott: „Durch Deine Liebe leben wir, / da Liebe, Leben ist.“ Vermischte Schriften, S. 388.
Gott, Liebe, hat uns, ja alles, was existiert, dazu geschaffen, die Allheit der göttlichen Liebe, ihre Wunder, ihre Freude, ihre Kraft zu beweisen. Und es ist Liebe, Geist, die dieses Wunder und diese Freude ans Licht bringt, nicht ein primitiver tierischer Trieb, ein chemisches Gesetz, das sich in endlosen, aber zum Scheitern verurteilten Varianten wiederholt. Wahre Männlichkeit und wahre Weiblichkeit sind nicht körperlich; sie sind ganz und gar geistig. Und Geist zwingt uns dazu, uns als seine Schöpfung zu erkennen; Liebe drängt uns, die Freude geistiger Liebe zu entdecken.
„Liebe [ist] Leben.“ Wir sind tatsächlich der geistige Augenschein des Lebens. Deshalb nennt uns die Bibel Gottes Zeugen; Siehe Jes. 43:10. deshalb bestand Christus Jesus darauf, daß wir so lieben müssen, wie er es tat — und deshalb weihte er sein Leben vollständig der Aufgabe, Gott zu lieben und den Menschen zu lieben. Nur durch geistiges Lieben bringen wir unser wahres Sein zum Ausdruck, nur durch geistiges Lieben erfüllen wir unseren Lebenszweck.
Die Gewißheit und Beständigkeit, nach der sich unser Herz sehnt, finden wir in der göttlichen Liebe und in unserer unzerstörbaren Beziehung zu Gott. Dies ist die Beziehung, nach der wir streben und die wir verstehen sollten. Mrs. Eddy beschreibt diese Beziehung mit den Worten: „Folgendes ist die Lehre der Christlichen Wissenschaft: die göttliche Liebe kann ihrer Offenbarwerdung oder ihres Gegenstandes nicht beraubt werden; Freude kann nicht in Leid verwandelt werden, denn Leid ist nicht der Herr der Freude; Gutes kann niemals Böses hervorbringen; Materie kann niemals Gemüt hervorbringen, noch kann Leben im Tode enden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 304.
Manch einer mag sich fragen: „Was hat das alles mit dem zu tun, was zwischen einem Mann und einer Frau geschieht?“ Ja, manche könnten sogar die etwas zynische Frage stellen: „Weil Gott den Menschen zu Seinem Bilde geschaffen hat, werden uns also Verabredungen und Freunde, werden uns der richtige Mann oder die richtige Frau, eine völlig problemlose Ehe und eine lange und dauerhafte Kameradschaft garantiert, nicht wahr?“ Sie haben allen Grund, zynisch zu sein, denn das ist keineswegs das, was Jesus uns verhieß, als er sagte: „Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.“ Matth. 6:33. Es gibt keinen Zauberstab, den wir schwingen könnten, um einen Märchenprinzen oder ein Aschenbrödel herbeizuzaubern. Solche falsche Hoffnung kann uns nur in eine abwärts führende Spirale hineinziehen, indem wir nämlich jemanden suchen, der uns glücklich machen soll, ihn finden, ihn aber wieder verlieren und dann weiter suchen.
Die Treue, Zufriedenheit, Zärtlichkeit, Beständigkeit, das Wachstum — alle die Eigenschaften, die wir in einer Beziehung erwarten, haben ihren Ursprung im Geist, nicht in irgendeiner großen, dunkelhaarigen, gutaussehenden oder einer kleinen, blonden, schönen Persönlichkeit. Weil aber der Mensch der Ausdruck der Liebe, des Geistes, ist, hat er geistige Eigenschaften, die wahrhaft befriedigend und von Dauer sind. Und wenn wir mehr von unserem wahren Wesen und unserer Beziehung zu Gott verstehen, haben wir eine Grundlage, von der aus wir diese Eigenschaften in unser Leben und in alle unsere Beziehungen bringen.
Es wird jedoch etwas von uns verlangt, damit wir dieses Verständnis gewinnen können: eine Umwandlung, eine geistige Wiedergeburt. Wir müssen die alten Verhaltensweisen in unseren persönlichen Beziehungen aufgeben. Wir sollten aufhören, die Zuneigung einer anderen Person zu erschmeicheln oder zu verlangen — oder was noch schlimmer ist, sie zu erzwingen oder durch Verführung zu entlocken —, und wir müssen beginnen, die Geistigkeit, die unser wahres Wesen ausmacht, zu bekunden. Wir bringen die Freude der göttlichen Liebe an ihrer Schöpfung mit in unsere Beziehung. Wir nehmen sie nicht aus diesen Beziehungen.
Ist das harte Arbeit? Ja, natürlich! Wir brauchen all die Geduld, die Bereitschaft durchzuhalten, die Phantasie und die Weisheit, mit denen wir an alles herangehen, was wir lieben — an die Photoausstellung, den Singkreis, das Bergsteigen, unser eigenes einmaliges Programmsystem für den Computer. Aber das Bemühen, richtig zu lieben, bringt uns viel größere Befriedigung; denn wenn wir geistig lieben, befassen wir uns mit dem, worauf es wirklich ankommt, mit dem, was wahres Leben ist.
Vielleicht meinen Sie, daß dies alles nichts mit Ihnen zu tun habe, weil Sie gar nicht beabsichtigten, zu heiraten. Oder vielleicht glauben Sie, daß Sie die meisten der hier beschriebenen Probleme bereits gelöst haben, denn Sie stehen ja mitten in der Vorbereitung für Ihre Hochzeit. Wiederum mögen Sie bereits eine phantastische Ehe oder eine furchtbar schwierige Ehe führen. Aber in welchem Stadium sich unsere augenblicklichen Beziehungen auch befinden, wir sollten jetzt nicht aufhören, wahre Liebe zu pflegen. Warum? Weil ein tieferes, geistiges Streben im menschlichen Leben am Werk ist und jedem von uns eine überaus wichtige Rolle dabei zukommt. Mrs. Eddy beschreibt es folgendermaßen: „Wir leben in einem Zeitalter des göttlichen, kühnen Unternehmens der Liebe, Alles-in-allem zu sein.“ Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 158.
Wie jedes lohnende kühne Unternehmen, hat auch dieses ein hohes Ideal. Dieses Ideal ist Reinheit. Die reines Herzens sind, schauen Gott Siehe Matth. 5:8., und daher lieben sie mehr — treuer, beständiger, selbstloser. Je reiner unser Herz ist, desto spontaner, geduldiger und vertrauensvoller nähern wir uns denen, die wir wertschätzen. Wir können besser beurteilen, ob wir aus Liebe zu einem anderen handeln oder ob wir uns blindlings auf einen selbstsüchtigen Handel einlassen, der nur Schmerz und Verlust bringt.
Um gut zu lieben und richtig zu lieben, müssen wir unsere Reinheit pflegen und anderen helfen, ihre zu pflegen. Dies ist das Ziel unseres Gehorsams gegen das moralische Gesetz — unsere Verpflichtung zur Keuschheit, wenn wir ledig sind, und unserer Treue zum Ehepartner, wenn wir verheiratet sind. Und das bedeutet nicht eine nur formelle Keuschheit und Treue. Es bedeutet, uns von ganzem Herzen der Reinheit und aufrichtigen Liebe hinzugeben und das geistige Wesen des Menschen zu beweisen.
Die Kraft, die wir gewinnen, wenn wir die Geistigkeit des Menschen verstehen und tagaus, tagein beweisen, verleiht unseren Beziehungen Beständigkeit und Tiefe. Sie zerstreut die ablenkenden, trennenden, abstumpfenden Elemente der Weltlichkeit. Weltlichkeit — die Beschäftigung mit selbstsüchtigen Wünschen, die Hingabe an geistlosen Materialismus, der Versuch, einen anderen zu besitzen — ist es, die an unserer Freude und Zuneigung nagt und uns schließlich mit leeren Händen und leerem Herzen zurückläßt. Wir können die Beständigkeit unserer Liebe wirklich auf keine andere Weise sichern als dadurch, daß wir unsere Liebe auf Respekt gründen — Respekt für die Geistigkeit des anderen, für die Rolle der Moral und für die Stärke, die unsere Ehrlichkeit und Gesetzestreue der Gesellschaft insgesamt bringen.
Wenn wir sagen, daß wir daran arbeiten müssen, zu lieben, heißt das nicht, daß Liebe eine Last ist oder daß sie ihren Ursprung in uns hat. Das ist eine genauso verkehrte Grundlage für zwischenmenschliche Beziehungen wie die Annahme, der andere sei die Quelle unserer Liebe und unseres Glücks. Die wirklich beständige Zärtlichkeit und Freude, die wir füreinander und aneinander empfinden, ist in Wirklichkeit der Segen der göttlichen Liebe, der auf dem Kind Gottes ruht. Wir sind der Bote, der die Botschaft überbringt. Aber die Botschaft gilt jedem einzelnen — und auch der ganzen Menschheit.
Eine unaufhaltsame Macht liegt in diesem tieferen, geistigen Trend des „göttlichen, kühnen Unternehmens der Liebe, Alles-in-allem zu sein“. Tatsächlich drängt die göttliche Liebe, schon in diesem Augenblick auf eine Läuterung, eine Veredelung des menschlichen Begriffs der Zuneigung. Früher oder später muß jeder die schwache oder intensive Emotion, „Liebe“ genannt, für das, was wirklich ist, aufgeben: für geistige Liebe.
In Wissenschaft und Gesundheit beschreibt Mrs. Eddy in dem Kapital „Ehe“ recht plastisch, wie sich diese Läuterung auf die menschlichen Beziehungen auswirkt: „Das menschliche Gemüt, das den Mangel an Christlichkeit in der Welt erblickt sowie die Machtlosigkeit der Gelübde, ein Heim glücklich zu gestalten, wird schließlich nach einer höheren Liebe verlangen.
Über diese wie über viele andere Reformen wird eine Gärung entstehen, bis wir schließlich zu der klar geseihten Wahrheit gelangen und Unreinheit und Irrtum mit der Seihe zurückbleiben. Selbst die Gärung von Flüssigkeiten ist nicht angenehm. Ein unsicheres Übergangsstadium ist an und für sich niemals wünschenswert. Die Ehe, die einst eine feststehende Tatsache bei uns war, muß ihre gegenwärtige schlüpfrige Grundlage verlieren, und der Mensch muß durch stärkeres Festhalten am Geistigen Beständigkeit und Frieden finden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 65.
Nicht nur die Ehe, sondern auch Freundschaften, verwandtschaftliche Beziehungen, geschäftliche oder nachbarliche Verbindungen werden durch diese Läuterung gesegnet. Wir brauchen nicht auf die Zukunft zu warten, um unsere Beziehungen auf eine reine, eine geistige Grundlage zu stellen. Schon jetzt sind wir in Wirklichkeit der Beweis, daß Liebe Leben ist. Das ist keine „schrullige, altmodische Idee“ Britten und Lyle. noch eine „traditionelle“ Basis für Beziehungen — es ist geistige Wirklichkeit. Und das ist es, wonach wir suchen.
