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Die Relevanz biblischer Wahrheiten

Aus der September 1987-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß jeder biblische Bericht, weil er das Wort Gottes in Tätigkeit zeigt, über seinen ursprünglichen historischen Rahmen hinaus zu jeder Zeit praktisch anwendbar ist. Mit dem göttlichen Gemüt, Gott, als Interpreten, sprechen die einzelnen Bibelverse die verschiedensten Zustände menschlichen Denkens an: erleuchtete und weniger erleuchtete. Die Anziehungskraft dieser Verse ist ebensowenig auf einen besonderen Zeitabschnitt beschränkt, wie Kunst nur auf ein einziges Jahrhundert begrenzt werden kann. Daher kann jeder jederzeit irgendwo in der Bibel einen Bewußtseinszustand charakterisiert finden, der dem seinen nahekommt.

Wer die Bibel wachsam studiert, dem wird sich auf einem Weg der Inspiration und des Lernens die Bedeutung der Bibel im Gebet erschließen. Ihre Botschaft ist unseres Fußes Leuchte1; sie erhellt das Bewußtsein und warnt uns vor möglichen Fallen auf dem Wege geistiger Entwicklung. Die biblischen Texte haben sich im Laufe der Jahrhunderte nicht verändert, doch der Reichtum und das Ausmaß ihrer Anwendungsmöglichkeiten auf die Bedürfnisse der Menschen kann immer wieder neu erforscht werden. Da wir in jedem Augenblick — zumindest bis zu einem gewissen Grade — einen neuen Gedankenzustand ausdrücken, können wir einen Bibelvers eigentlich jedesmal, wenn wir über ihn nachdenken, neu und tiefgehender betrachten.

Ein Beispiel soll das veranschaulichen: Im zweiten Buch der Könige wird berichtet, daß der Prophet Elisa während einer Hungersnot nach Gilgal kam. Er bat seinen Diener, für seine Schüler ein Mahl zu kochen. Einer der Schüler pflückte wilde Gurken, ohne zu wissen, daß sie giftig waren. Diese Gurken wurden in den Topf geschnitten, und als die Männer davon aßen, wurden sie krank. Sie flehten Elisa um Hilfe an. Der Prophet tat etwas Bemerkenswertes. Trotz der Todesangst seiner Schüler bewahrte er seine Ruhe; er verlangte nach Mehl und tat es in den Topf. Die scheinbar giftige Wirkung des Gemüses war verflogen, und „da war nichts Böses mehr in dem Topf“ 2.

Welche praktischen und anregenden Anwendungsmöglichkeiten könnte diese Geschichte für uns heute enthalten? Wenn wir uns den ersten Vers dieses Berichtes ansehen, erfahren wir, daß eine „Hungersnot im Lande“ war.3 In der Bibel finden wir viele Hinweise auf den Begriff Land, und wir können ihn oft besser verstehen, wenn wir ihn in seiner übertragenen Bedeutung als menschliches Bewußtsein erfassen. Gibt es in unserem Bewußtsein Anzeichen von Mangel oder echtem Hunger? Solch ein Hunger könnte ebenso Freudlosigkeit und Unzufriedenheit einschließen wie das Fehlen von Frieden, das in Form von Sorge, innerer Unruhe, Verärgerung und Erbitterung auftritt. Wenn wir von jemandem, den wir lieben, keine Nachricht bekommen, wenn wir keine Freunde haben oder arbeitslos sind, mag uns das besorgt machen. Und wir haben vielleicht dasselbe getan wie der Prophetenschüler, der auf das Feld ging, um Kraut zu sammeln, um damit seinen Hunger zu stillen.

Das Feld — das menschliche Bewußtsein — ist tatsächlich mit seinen vielen Angeboten von Gut und Böse abwechslungsreich. Haben wir uns z. B., ohne uns dessen bewußt zu sein, in psychologische Theorien vertieft, um das Argument mangelnden Selbstwertgefühls zu überwinden (das sich in Depressionen und Mutlosigkeit zeigt), ohne daran zu denken, daß Gott solche Theorien, weil sie sich vom menschlichen statt vom göttlichen Denken herleiten, nicht geschaffen hat? Oder haben wir vielleicht in dem Bemühen, von Krankheit frei zu werden, von medizinischen Theorien gekostet? Oder waren wir vielleicht versucht, zu den giftigen Gurken, Glücksspiel und Lotterie, zu greifen, in der Annahme, sie könnten chronische Armut beenden?

Nachdem wir solche schädliche Speise, alias falsche Theorien, versucht haben, haben wir vielleicht wie Elisas Schüler geschrien: „Der Tod [ist] im Topf!“ 4 Ewiges Leben oder grenzenlose Freiheit können wir bestimmt nicht in menschengemachten Lehren finden, ganz gleich, wie gut sie gemeint sind. Und warum nicht? Weil diese sterblichen Schlußfolgerungen behaupten, der Mensch und das Universum seien materiell und sterblich.

Die menschlichen Theorien, die wir vergeblich verfolgen mögen, um der Sklaverei von Krankheit, Furcht, Mangel, Neid, Täuschung und Lust zu entkommen, beruhen alle ohne Ausnahme auf dem Zeugnis der körperlichen Sinne — dem Zeugnis, das schon von vornherein behauptet, wir seien körperliche Wesen, die den sogenannten sterblichen Gesetzen der Vererbung, der Sünde, der Krankheit und des Todes unterworfen sind. Da alle menschlichen Hypothesen mehr oder weniger das Böse als wirklich anerkennen, kulminieren sie in Sterblichkeit.

Ganz gleich, wie körperlich das Problem zu sein scheint, dem wir uns gegenübersehen — sei es Schmerz, Verlangen und Leidenschaft oder sogar der Tod selber — , die Herausforderung ist immer eine aggressive mentale Suggestion, die auf der Behauptung beruht, Gott, das Gute, sei abwesend, und auf der Annahme, der Mensch sei körperlich und begrenzt. Wir haben es immer, wenn auch in unterschiedlichem Maße, mit einer materialistischen Auffassung zu tun, die offen oder stillschweigend akzeptiert wird. Und diese materialistische Auffassung ist es, die überwunden werden muß. Mrs. Eddy erklärt: „Die falschen Theorien, deren Name Legion ist, verbrämt mit Sophismen und dem, was Jesus nicht hatte, nämlich bloßem Buchwissen — dem Buchstaben ohne Gesetz, Evangelium oder Demonstration — , hat keinen Platz in der Christlichen Wissenschaft. Diese Wissenschaft verlangt vom Menschen, ehrlich, gerecht, rein zu sein, seinen Nächsten wie sich selbst und Gott über alles zu lieben.“ 5

Was also nötig ist, ist nicht eine weitere Materialisierung des Denkens durch materialistische Theorien, sondern das gerade Gegenteil, die Vergeistigung des Denkens. Eine begrenzte Auffassung vom Menschen wird nicht dadurch geheilt, daß man sie einfach durch eine andere begrenzte Auffassung ersetzt, wie anders diese auch sein mag. „Menschengemachte Theorien sind begrenzt oder übertrieben und immer materiell“ 6, sagt Mrs. Eddy.

Was wir brauchen, ist die erleuchtete oder korrekte Anschauung vom Menschen, der der Bibel zufolge der Höhepunkt der Schöpfung des göttlichen Geistes ist. Der Mensch ist kein körperliches Wesen, das Diätvorschriften gehorchen oder die Folgen seines Ungehorsams erleiden muß, noch lebt der Mensch in einem physischen Körper, der auf Substanzen reagiert, die er aufnimmt. Als geistige Idee Gottes ist der Mensch ohne das geringste Element von Körperlichkeit. Der Mensch ist der Ausdruck Gottes, des Guten; er manifestiert Gesundheit und Heiligkeit, nie Körperlichkeit. Gott ist göttliches Gemüt, göttliches Bewußtsein; deshalb ist der Mensch, der Ausdruck des göttlichen Bewußtseins, himmlisch, nicht irdisch. Im göttlichen Bewußtsein gibt es keine falschen Annahmen, und es kann sie auch nicht im Menschen geben. Im Menschen gibt es nichts, was zerstört werden kann, denn der Mensch befindet sich ununterbrochen in der Allgegenwart des Lebens, sicher und beschützt. Gesundheit oder Vollständigkeit kann nichts zu wünschen übriglassen, weil Gesundheit und Vollständigkeit von Gott, der Quelle des Lebens, ausgehen. Gesundheit ist ein göttlich mentaler Bewußtseinszustand, der nie ausgelöscht werden kann, weil er das göttliche Gemüt widerspiegelt.

Wie Elisa, so müssen auch wir mit einer göttlich inspirierten Auffassung vom Menschen entschlossen Stellung beziehen. Wenn wir uns den geistigen Wahrheiten über Gott und den Menschen zuwenden, die wir in der Bibel und in Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy finden, entdecken wir Gottes Menschen, die unkörperliche Idee, die Sie und ich in Wirklichkeit sind.

Elisas Schüler wandten sich an ihren Propheten-Lehrer um Hilfe, als sie krank wurden, nachdem sie die Gurken gegessen hatten. In Wissenschaft und Gesundheit finden wir folgende Auslegung für Prophet: „Ein geistiger Seher; das Verschwinden des materiellen Sinnes vor den bewußten Tatsachen der geistigen Wahrheit.“ 7 Und auch wir können uns in jeder schwierigen Lage an den geistigen oder prophetischen Sinn wenden. Der geistige Sinn ist das Verständnis von der Macht des göttlichen Geistes, das im menschlichen Bewußtsein immer gegenwärtig ist. Der geistige Sinn regt uns dazu an, mit den Tatsachen des Seins zu arbeiten. Geistige Tatsachen sind ewige Tatsachen und daher immer gegenwärtige Tatsachen. Geistige Tatsachen beruhen auf dem göttlichen Geist, Wahrheit, und haben in ihm ihren Ursprung. Alles, was über Gott wahr ist, bringen sie zum Ausdruck, und damit alles, was auch über den Menschen wahr ist.

In dem Maße, wie wir geistige Tatsachen in unser Bewußtsein aufnehmen, setzen wir uns ihrer erlösenden Tätigkeit aus und verschwinden die Theorien des materiellen Sinnes aus unserem Bewußtsein. Das Bewußtsein wird vergeistigt, mit den Tatsachen des Seins erfüllt, die allein die Vollständigkeit des Menschen als Gottes Bild und Gleichnis offenbaren.

„Bringt Mehl her!“ sagte der Prophet. „Und er tat′s in den Topf und sprach: Lege es den Leuten vor, daß sie essen!“ 8 Könnte das Mehl nicht einfach die spezifische Wahrheit darstellen, die gebraucht wird, um die falsche Annahme aus dem Bewußtsein zu entfernen? Das Mehl kann z. B. die Wahrheit von der Allmacht Gottes sein, die dazu führt, daß wir uns absolut auf Ihn verlassen. In einer anderen Situation könnte das „Mehl“ die Wahrheit von Gottes vollkommener Liebe für Seine ganze Schöpfung sein, die unser Herz für das Erbarmen und die Vergebung öffnet, die so sehr gebraucht werden.

Was damals geheilt hat und was heute jede bedrohliche Situation heilen wird, ist die spezifische Wahrheit, die die der Lüge entgegengesetzte Tatsache ist. Und diese spezifische Wahrheit ist ein Charakteristikum des Christus, der erlösenden und heilenden Macht des göttlichen Gemüts, das die Lügen im Bewußtsein zerstört. Diese heilende Macht, dieser Christus, diese Wahrheit, die Christus Jesus so einzigartig verkörperte, ist immer gegenwärtig und ist in unterschiedlichem Maße in jedem menschlichen Bewußtsein tätig. Diese Christus-Kraft zwingt den einzelnen, materialistische Theorien und Lehren aufzugeben.

Die geringste Regung, weise, liebevoll und rein zu sein, ist ein Anzeichen dafür, daß der Christus den einzelnen zu der Erkenntnis wachrüttelt, daß Harmonie nur durch Verchristlichung des Denkens und Handelns gewonnen wird. Durch diese wachsende Christlichkeit oder Individualisierung der Christus-Kraft verstehen wir — und fangen wir an, zu beweisen — , daß Gott allerhaben und unendlich ist und daß der Mensch Sein Bild und Gleichnis ist.

Liebe Schüler des „Propheten“ oder des prophetischen Sinnes, ganz gleich, welchem bedrohlichen Umstand oder welcher bedrohlichen Situation Sie sich auch gegenübersehen mögen, machen Sie von Ihrem „Mehl“ Gebrauch, den geistigen Ideen, die Gott Ihnen gibt, und Sie werden leben! Es ist, wie Paulus sagt: „Fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede.“ 9


Als sie aber aus der Synagoge hinausgingen,
baten die Leute, daß sie am nächsten Sabbat
noch einmal von diesen Dingen redeten.
Am folgenden Sabbat aber kam fast die ganze Stadt zusammen,
das Wort Gottes zu hören.

Apostelgeschichte 13:42, 44

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