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Nächstenliebe, die heilt

Aus der Juli 1988-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Jemand erzählte mir, daß er einmal am Strand einen Mann beobachtete, der sich immer wieder nach Seesternen bückte, die auf den Sand gespült worden waren. Jedesmal, wenn der Mann einen aufhob, warf er ihn vorsichtig wieder ins Meer. Der Beobachter fragte den Mann, ob das wirklich einen Unterschied mache, wo doch so viele in Not seien. Der Mann schaute auf den Seestern, den er gerade aufgehoben hatte. Dann warf er ihn ins Wasser zurück und antwortete: „Für diesen macht es einen Unterschied.“

Es ist überaus wichtig, daß wir uns um das Wohlergehen anderer kümmern. Doch kann unsere Fürsorge noch bedeutungsvoller sein, wenn wir mehr als rein menschliche Freundlichkeit ausdrücken. Gewiß gehören Freundlichkeit und gute Werke dazu, doch sollten wir außerdem unsere Mitmenschen in ihrem vollkommenen geistigen Selbst sehen — als das Gleichnis Gottes, das der Mensch der Bibel zufolge ist. Dieses geistige Erkennen ist ein wesentlicher Schritt, denn es ist mehr als bloß rücksichtsvolles Verhalten — es heilt.

Christus Jesus machte deutlich, wie wir uns unseren Mitmenschen gegenüber verhalten sollten, als er sagte: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“ Mk 12:31. Ein andermal antwortete er auf die Frage, wer denn unser Nächster sei, mit dem Gleichnis vom barmherzigen Samariter. Siehe Lk 10:30–37.

Diese Geschichte könnte ohne weiteres in unsere Zeit übertragen werden. Sie handelt von einem mitfühlenden Mann, der einem Fremden half, den man niedergeschlagen, ausgeraubt und am Straßenrand liegengelassen hatte. Ein Priester und ein Levit sahen das Opfer und gingen an ihm vorüber — sie wollten nichts mit ihm zu tun haben. Danach kam ein Samariter des Weges; er verband die Wunden und brachte den Mann in Sicherheit. Sogar am nächsten Tag traf der Samariter noch Vorkehrungen für seine Pflege.

Das Zeitalter, in dem wir leben, verlangt den gleichen Geist selbstloser, christlicher Nächstenliebe. Wir brauchen gar nicht weit zu schauen, denn schon in der Familie, in unserer Nachbarschaft und im Geschäftsleben bieten sich uns Gelegenheiten zu christlicher Nächstenliebe. Die Christliche WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns) lehrt, daß auch wir, wie der Samariter, der sich des Hilfebedürftigen annahm, auf die Nöte anderer eingehen können, indem wir den Menschen, zu denen wir geführt wurden, um ihnen zu helfen, jene geistige Auffassung vom Menschen vermitteln, die heilt.

Jesus verwendete in seiner Heilarbeit häufig das Beispiel vom Hirten und seiner Herde, um die Fürsorge unsres himmlischen Vaters für die in Not Geratenen zu veranschaulichen. Er sagte: „Wenn ein Mensch hundert Schafe hätte und eins unter ihnen sich verirrte: läßt er nicht die neunundneunzig ... und sucht das verirrte?“ Mt 18:12. Und dann spricht er davon, wie sehr sich der Hirte freut, wenn er das verlorene Schaf wiederfindet. Die Aufgabe des Hirten war es, zu führen, zu beschützen und wiederherzustellen. In den Augen des Hirten gab es in der Herde keine Schafe, die nicht geliebt wurden oder die unliebsam waren.

Den Heilungen, die Christus Jesus, unser Wegweiser, vollbrachte, lag seine bedingungslose Liebe zur ganzen Menschheit zugrunde, sowie die Fähigkeit, den vollkommenen, von Gott erschaffenen Menschen gerade dort zu sehen, wo ein begrenzter, leidender Sterblicher zu sein schien. Diese reine Anschauung vom Menschen als dem göttlichen Ebenbild hob Jesu Taten weit über konventionelle Menschenfreundlichkeit hinaus.

Diese heilende Anschauung und Macht waren nicht auf Jesus beschränkt. Zweifellos erwartete er von seinen Nachfolgern, daß auch sie diese geistige Schau erlangen, den Christus-Geist in sich aufnehmen und heilen würden. Die Bibel berichtet von einem Gelähmten, der täglich vor die Tür des Tempels gesetzt wurde, damit er bei den Vorübergehenden um Almosen bettelte. Als er Petrus und Johannes um ein Almosen bat, antwortete Petrus: „Silber und Gold habe ich nicht; was ich aber habe, das gebe ich dir: Im Namen Jesu Christi von Nazareth steh auf und geh umher!“ Wie uns berichtet wird, kam der Mann sofort wieder zu Kräften, ging in den Tempel, „sprang umher und lobte Gott“ Apg 3:6, 8..

Mary Baker Eddy hat sich um die Menschheit sehr verdient gemacht durch die Entdeckung der Christus-Wissenschaft, die solchen christlichen Heilungen zugrunde liegt. Als Gründerin der Christlichen Wissenschaft war sie so sehr am Wohl anderer interessiert, daß sie ihr ganzes Leben der Aufgabe widmete, die heilenden und erlösenden Gesetze Gottes zu erläutern. Dank dieser Wissenschaft können wir uns über das sterbliche Bild des Menschen erheben und das vollkommene Kind Gottes wahrnehmen, das nicht gefallen, sondern vollständig, frei ist und stets das Wesen des immergegenwärtigen göttlichen Geistes in vollem Maße zum Ausdruck bringt. Wenn wir so beten, tun wir, was Jesus tat, — und die christlich wissenschaftliche Anschauung vom Menschen heilt die Kranken und die Notleidenden.

Gelegentlich könnte man meinen, daß heutzutage größtenteils jeder sich selber der Nächste sei und Hilfsbereitschaft allgemein als ein Hindernis beim Aufstieg auf der Erfolgsleiter oder als ein Zeichen von Schwäche betrachtet werde. Der Trend zu einer entpersönlichten Gesellschaft hat uns gegen die Nöte unserer Mitmenschen abgestumpft — doch die heilende Berührung durch den Christus ist immer angebracht, nie unmodern und segnet stets den einzelnen und die Welt.

Manchmal mag es so aussehen, als ob unsere ernsthaften Bemühungen ohne Erfolg blieben — nicht einmal Anerkennung fänden —, doch jedesmal, wenn wir im Geiste selbstloser Liebe anderen zur Seite stehen, spiegeln wir Gott in unserem Leben wider; und schließlich ist es doch die Pflicht des Menschen, Seine Allheit und Güte auszudrükken. Wenn wir das tun, segnen wir auch uns selbst. In Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift versichert uns Mrs. Eddy: „Menschliche Herzenswärme wird nicht vergebens ausgeströmt, selbst wenn sie keine Erwiderung findet. Liebe bereichert die menschliche Natur, erweitert, reinigt und erhebt sie.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 57.

Jeder von uns kann wie ein guter Samariter täglich in die Welt hinausgehen und allen, die im Leben Schiffbruch erlitten haben oder vorübergehend mit widrigen Umständen kämpfen, Erleichterung verschaffen. Nicht das Ausmaß der Handlung, sondern die Tat selbst zeigt den Christus-Geist, den wir manifestieren. Wir befolgen damit den Rat, den uns die Bibel erteilt: „Richtet recht, und ein jeder erweise seinem Bruder Güte und Barmherzigkeit.“ Sach 7:9.

Die Welt braucht unser Geben — kein klischeehaftes, sondern heilendes Geben; keinen menschlichen Optimismus, sondern göttliches Gesetz. Jedes Liebeswerk können wir als Opfer betrachten, das wir Gott darbringen im Geiste des folgenden Verses von Mrs. Eddy:

O laß mich täglich Gutes tun
Für sie, für Dich,
Ein Opfer reiner Lieb’, zu dem
Gott führet mich!Vermischte Schriften, S. 397.

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