Das Denken der Welt dreht sich zum großen Teil um den menschlichen Körper, seine Gesundheit, Schönheit, sein Gewicht und seine physische Verfassung. Haben wir nicht alle das Gefühl, daß wir ein besseres Verständnis vom wahren Wesen des Körpers brauchen? Was ist das überhaupt, der Körper?
Weil Gott Geist ist, so lernen wir in der Christlichen Wissenschaft, muß Seine ganze Schöpfung geistig sein. Das bedeutet, daß unsere bleibende Identität tatsächlich geistig ist. Doch was hat es dann mit diesem Körper auf sich (dem Körper, mit dem wir hier auf Erden zu sein scheinen)? Wie paßt er in das Bild?
Vielleicht hilft die Erkenntnis, daß wir nicht wirklich zwei Körper haben — einen geistigen und einen materiellen. Es sieht nur so aus, als ob unser Körper materiell wäre, weil das unsere gegenwärtige Auffassung von ihm ist. Aber in dem Maße, wie der Christus, die Wahrheit, unser Denken und unser Leben umwandelt, es höher hebt und erlöst, wird unsere Auffassung vom Körper immer weniger von den materiellen Vorstellungen der Körperlichkeit und Sterblichkeit eingeengt, und die wahre geistige Auffassung vom Körper als einer unkörperlichen Identität oder Idee beginnt sichtbar zu werden. Wir erkennen seine großartige, zeitlose Vollkommenheit und seine unzerstörbare, unverletzliche Substanz.
Das wird im Leben Christi Jesu ganz klar. Der Christus, den er in Reinheit und Liebe so völlig zum Ausdruck brachte, stellte seinen Körper ganz unter die Herrschaft seines Gott gehorsamen Bewußtseins. Nach der Kreuzigung und der Auferstehung wurde er noch in einem materiellen Körper gesehen. Aber durch die Himmelfahrt zeigte sich, daß seine Identität von jeder materiellen Annahme und Begrenzung unabhängig war, die die Sterblichen als unausweichlichen Teil des Lebens hinzustellen suchen.
Unsere gegenwärtige Demonstration des wahren geistigen Körpers mag noch längst nicht Christi Jesu heiliger Demonstration dessen, was der Körper ist, nahekommen, aber in ihm als unserem großen Beispielgeber haben wir ein Vorbild, dem wir folgen können.
Am Anfang unserer Demonstration steht die Vergegenwärtigung, daß das, was wir Körper oder Körperlichkeit nennen, „nichts als kundgewordenes Denken" Vermischte Schriften, S. 34. ist, wie Mrs. Eddy erklärt. Aus dieser Erkenntnis ergibt sich die Forderung, daß wir unser Denken verbessern müssen, um unseren Körper zu verbessern. Und das erreichen wir nur, wenn wir uns mehr von der Wahrheit über Gott und den Menschen zu eigen machen.
Gott ist Seele; und Seele ist sündloses, göttliches Bewußtsein. Seele ist unendliches, sich seiner selbst bewußtes Gemüt; Gott, der sich Seiner Schöpfung — Seiner Ideen — bewußt ist. Und da der Mensch Seele widerspiegelt, ist sich der Mensch seiner Gotteskindschaft, seiner Beziehung zu seinem einen wahren Gemüt und seiner wahren Identität bewußt.
Wenn wir verstehen, daß der Mensch die Widerspiegelung der Seele ist, werden wir feststellen, daß es einige falsche Annahmen über den Körper gibt und daß wir bereit sein müssen, sie abzulegen. Es wird allgemein angenommen, daß der sterbliche Mensch eine lebendige Seele oder ein materieller Sinn in einem von Haut umschlossenen Körper sei, der aus Knochen, Muskeln und Organen bestehe. Weiter besteht allgemein Übereinstimmung darüber, daß der sterbliche Körper selbsttätig sei und daß unbekannte und unsichtbare Kräfte nach Belieben in ihn eindringen und einen solchen Sturm krankhafter Tätigkeit in ihm entfachen könnten, daß die arme Seele (in Ihnen oder mir) ein Opfer ihres Körpers werde und ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen müsse, um den Körper wieder gesund zu machen. Genau diese falsche Auffassung von Seele und Körper ist es, die wir aufgeben müssen, wenn wir die wahre Auffassung gewinnen wollen, die uns die Christliche Wissenschaft gibt.
Wie sieht diese wahre Auffassung aus? Nun, sie ist das gerade Gegenteil des eben Dargelegten! Die Christliche Wissenschaft sagt uns unmißverständlich, daß alles Wirkliche und Substantielle als Idee in dem einen Gemüt, Gott, seinen Ursprung hat und als Gedanke Gottes existiert. Der Mensch und das Universum sind von ihrem Eltern-Gemüt umschlossen. Alles im Gemüt besitzt Schönheit, dient einem Zweck, hat Konturen, Gestalt und Ausdruck. Alles ist substantiell, vollkommen und gegenwärtig. Nichts ist nebel- oder schattenhaft. Alles spiegelt Gott wider und tut Ihn kund. Aber den Lehren der Christlichen Wissenschaft liegt die Tatsache zugrunde, daß Gott nicht geschaffen hat, was sich Materie nennt, und daß Er sie auch nicht dazu benutzt hat, um Seiner Schöpfung Substanz zu verleihen. Substanz ist Geist. Die Materie besteht nicht als Substanz.
Paulus hilft uns, diese Tatsache zu verstehen, wenn er sagt: „Wißt ihr nicht, daß euer Leib ein Tempel des heiligen Geistes ist, der in euch ist und den ihr von Gott habt, und daß ihr nicht euch selbst gehört? Denn ihr seid teuer erkauft; darum preist Gott mit eurem Leibe.“ 1. Kor 6:19, 20.
Das menschliche Denken neigt dazu, über solche Erklärungen zu spotten. Wer alles von der Grundlage der Materie aus betrachtet, dem erscheint nur die Materie und der Materialismus wirklich. Der Geist und geistige Dinge werden für vage und nicht faßbar gehalten. Die Annahme, daß die Materie existiere, begrenzt alles, auch die menschliche Erfahrung. Wir müssen erkennen, daß die Materie lediglich aus unwissenden Annahmen besteht, deren Falschheit wir durch erleuchtete geistige Auffassungen erkennen können. Dann werden wir Fortschritte machen.
Lassen Sie mich das durch eine Heilung veranschaulichen.
Eine Christliche Wissenschafterin litt an heftigen Rückenschmerzen. Fünf Tage und fünf Nächte hatte sie nicht schlafen können. Als ernste Christliche Wissenschafterin wußte sie, daß das Problem nicht in ihrem Körper war. Sie verstand, daß es nur einen wahren Begriff vom Körper gibt, den, der von Gott kommt und den sie als Widerspiegelung des Gemüts in sich schloß. Es war ihr ganz klar, daß das sogenannte sterbliche Gemüt an der starren Annahme festhielt, daß der Körper physisch sei, aus Muskeln und Organen geschaffen, daß er ferner von sich aus krank werden, sich entzünden und Schmerzen empfinden könne. Doch ihr Studium der Lehren und Heilungen Christi Jesu, verbunden mit ihrem Streben nach der Wahrheit über die Beziehung des Menschen zu Gott, hatte sie erkennen lassen, daß das, was man denkt, den Zustand des Körpers bestimmt.
Sie erinnerte sich an zwei Aussagen in Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, die folgendermaßen lauten: „Wenn du sagst:, Des Menschen Leib ist materiell‘, so sage ich mit Paulus: Habe, vielmehr Lust, außer dem Leibe zu wallen und daheim zu sein bei dem Herrn‘. Gib deine materielle Annahme von Gemüt in Materie auf und habe nur ein Gemüt, ja Gott; denn dieses Gemüt bildet sein eigenes Gleichnis.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 216.
Und: „Behauptest du, die Zeit sei noch nicht gekommen, wo man erkennt, daß Seele substantiell und imstande ist, den Körper zu beherrschen?“ Ebd., S. 92.
Die Christliche Wissenschafterin folgerte: es gibt nur einen Gott, ein Gemüt. Es scheint eine Fälschung dieses Gemüts zu geben, das sogenannte menschliche Gemüt. Aber dieses hypothetische Gemüt ist nicht das Gemüt des Menschen. Zugegeben, es scheint, als trüge es in sich die ganze falsche Auffassung von einer materiellen Welt und einem sterblichen Menschen in einem sterblichen Körper. Aber das ist nur eine Umkehrung der wahren Auffassung, derzufolge der Mensch im Gemüt lebt, in Gott, als Gottes eigenes Gleichnis. Das sterbliche Gemüt behauptet, daß der Körper selbsttätig sei und jederzeit verfallen könne. Doch da es — in Ermangelung jeder Intelligenz und Wahrheit — überhaupt kein Gemüt ist, hat es keine Stätte, um sich auszubreiten. Das sterbliche Gemüt ist keine Ursache, also kann es keine Wirkung hervorbringen. Und da es nicht mein Gemüt ist, kann es natürlich keinerlei Wirkung auf meinen Körper haben. In der Tat, es gibt kein sterbliches Gemüt.
Wie erklärte sie sich dann die Beschwerden und die Krankheit in ihrem Körper? Sie versuchte es gar nicht erst. Sie wandte sich von dieser falschen Auffassung vom Körper ab und vereinigte ihr Denken mit Gott, mit Seele. Sie wußte, daß das Problem weder sie noch ihren Körper betraf. Und so trennte sie durch ihr erhobenes geistiges Bewußtsein das Problem bewußt von dem Gottes-Menschen (von sich selbst) und erkannte es als eine falsche Auffassung — als eine Illusion des sterblichen Gemüts. Sie akzeptierte Gott als ihr Gemüt und ihre Seele und wies den Schmerz und Streß als nicht zu ihrer wahren Substanz gehörend zurück. Sie mußte nicht das Geringste tun, um etwas an ihrem Körper zu verändern. In der geistigen Wirklichkeit war er unberührt von der ganzen Lüge.
In all den schweren Stunden hielt sie an diesen Gedanken fest. Sie ließ sich nicht davon abbringen, das ganze Szenarium an das sterbliche Gemüt, an die völlige Unwirklichkeit zurückzuverweisen. Mit Hilfe der kraftvollen, pulsierenden Wahrheiten, die ihr von Gott zuflossen, um ihr Bedürfnis zu stillen, übte sie ihre Herrschaft über diese falsche Auffassung vom Körper aus. Und die ganze Zeit hindurch schwächte diese mentale Aktivität — diese Kommunikation von Gott zu ihr — die sogenannten feststehenden, allgemein anerkannten Annahmen vom Leben in der Materie, die sich anscheinend bei ihr festgesetzt hatten. In der fünften Nacht konnte sie schließlich für kurze Zeit Schlaf finden, und als sie erwachte, war sie unermeßlich dankbar, daß die aggressiven Suggestionen für eine Weile nachgelassen hatten. Sie nahm die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit zur Hand und sagte laut: „Ich werde mich jetzt hinsetzen und die Bibellektion aus dem Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft lesen. Es ist eine heilende Lektion, und ich werde durch sie geheilt werden.“
Eine der ersten Stellen in Wissenschaft und Gesundheit lautete: „Die Welt des Irrtums weiß nichts von der Welt der Wahrheit — sie ist blind gegen die Wirklichkeit von des Menschen Dasein —, denn die Sinnenwelt hat keine Kenntnis von dem Leben, das in der Seele ist und nicht im Körper.“ Ebd., S. 13. Diese Stelle brachte ihr plötzlich eine Erleuchtung. Der Christus sprach mit folgenden Worten zu ihr: „Du lebst nicht in der Sinnenwelt; du lebst im Reich der Seele!“ „Ich lebe nicht in der Sinnenwelt“, sagte sie laut, die Wirklichkeit ihrer Aussage erkennend. „Ich lebe tatsächlich im Reich der Seele, in bewußter Gemeinschaft mit allem, was wirklich und wahr ist!“ Sie erhob sich vom Sessel, ging im Zimmer auf und ab und genoß ganz einfach diese Engelsbotschaft von Gott.
Sie fühlte, wie das Problem wich und der Schmerz und das Fieber in ihr natürliches Nichts vergingen. Sie hatte bis zu einem gewissen Grade bewiesen, daß sie den einen Gott und Seinen geistigen Menschen verstand, den Menschen, der nur die Attribute der Seele verkörpert.
Die einzige Identität oder der einzige Körper, den wir tatsächlich besitzen, ist ganz und gar geistig. Und wir können an seinem unkörperlichen Wesen festhalten. Der Körper ist die Verkörperung rechter Ideen. Er besteht als das Ergebnis des göttlichen Wissens und zeugt von Gottes Gegenwart und Macht. Der Mensch als die Widerspiegelung Gottes schließt diese rechte Idee Körper mit ein.
Wenn wir ein klareres und höheres Verständnis von Gottes großer Liebe zu Seinem Kind und von Gottes vollkommener Herrschaft über Seine Ideen gewinnen, werden wir feststellen, daß wir diese Herrschaft in immer größerem Maße über unseren Körper ausüben. Wir sind fähig, den Fußtapfen unseres Meisters, Christus Jesus, zu folgen und unseren geistigen Status als Gottes geliebtes Kind zu beweisen. In dem Maße, wie der Christus das menschliche Bewußtsein weiter zu der Erkenntnis emporhebt, daß alles Gemüt und die Idee des Gemüts ist, wird die Menschheit die wahre Auffassung vom Körper besser verstehen lernen.
