Als Ich Einmal großen Belastungen ausgesetzt war, erkrankte ich ernsthaft. Mehrere Tage lang betete ich und studierte die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, um Heilung zu finden; es wurde aber nur schlimmer mit mir, und ich konnte meinen täglichen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen. Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten, und in diesem Zustand fuhr mich meine Frau zu einem christlich-wissenschaftlichen Gottesdienst. Ich beschloß, meine Probleme draußen vor der Tür zu lassen und ausschließlich zum Beten in die Kirche zu gehen. Kaum hatte ich den Kirchenraum betreten, da erfüllte mich ein Gefühl der Hoffnung und Erwartung. Ich erinnere mich noch gut, wie Lied Nr. 352 mich von der Furcht wegführte und mir Zuversicht gab. Das Lied spricht von der heiligen Geduld, Demut und Liebe Christi Jesu, der die Welt und ihre Leiden überwand. Die letzte Strophe lautet:
In deinem Lichte laß mich gehn,
In jeder Not auf dich nur sehn.
Laß mich in Liebe heute schon
Nachfolgen dir, o Gottessohn.Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 359.
Mit dem Fortschreiten des Gottesdienstes machte auch meine Heilung Fortschritte; es gab jedoch Augenblicke, wo Beschwerden mich zwingen wollten, den Gottesdienst physisch und auch mental zu verlassen. Einmal mußte ich so laut husten, daß ich meinte, hinausgehen zu müssen um die anderen nicht zu stören. Aber ich spürte die nichtverurteilende, mitfühlende, stille Unterstützung durch die Mitglieder, was mich zum Bleiben ermutigte. Das Husten ließ nach und verschwand dann gänzlich. Dann kam ein Punkt, an dem ich glaubte, das Bewußtsein zu verlieren. Aber ich konnte der Lesung noch folgen, und das Wort Gottes wurde immer kraftvoller und klarer, bis mein Bewußtsein nur von Wahrheit und Liebe erfüllt war. Ich war geheilt!
Als ich nach dem Gottesdienst hinausging, flüsterte mir ein Ordner zu: „Vielen Dank, daß Sie dageblieben sind." Ich dachte: „Vielen Dank fürs Dableiben? Nein, nein! Vielen Dank, daß die Gemeinde gebetet hat!" Die Probleme, die ich draußen vor der Tür gelassen hatte, waren nicht mehr da, als ich wegging, und von da an konnte ich dringenden Verpflichtungen freudiger nachkommen.
Was hatte ich erlebt? Die heilende Kraft einer Kirche, deren Mitglieder Mrs. Eddys Anweisung im Handbuch Der Mutterkirche befolgten: „Die Gebete in den Kirchen der Christlichen Wissenschaft sollen insgesamt und ausschließlich für die Gemeinden dargebracht werden." Handb., Art. VIII Abschn. 5. Diese Gebete hatten mich geheilt. Seitdem ist es mein sehnlicher Wunsch, besser zu verstehen, wie auch ich den Anweisungen unserer Führerin folgen und in der Kirche ausschließlich für die Gemeinde beten kann, damit andere geheilt werden.
Um wirksam für die Gemeinden zu beten, muß man richtig beten. Es gibt viele verschiedene Formen des Gebets, doch sie beginnen alle mit Demut — mit dem tiefen Verlangen, mehr über Gott und Seine Schöpfung zu lernen. Wir beten richtig, wenn wir die Offenbarung der Christlichen Wissenschaft unser Bewußtsein erleuchten lassen mit der geistigen Wirklichkeit des Seins — vollkommener Gott und vollkommener Mensch — und mit dem harmonischen Prinzip und dem Gesetz der Liebe, das die göttliche Beziehung zwischen Vater und Sohn regiert. Beim Beten werden wir uns durch den Christus, die Wahrheit, die Jesus lehrte, der Macht und Gegenwart Gottes bewußt wie auch der Wissenschaft der Wahrheit, die jedes Gemeindemitglied in Gesundheit, Heiligkeit und Unsterblichkeit harmonisch umfangt. Wahrhaftiges Gebet verneint und zerstört alles, was Gott, Geist und Seinem geistigen Ebenbild, dem Menschen, unähnlich ist — Mißbildung, Krankheit, Unreinheit, Mangel jeder Art (jegliche Materialität).
Ich konnte mich kaum auf den Beinen halten, und in diesem Zustand fuhr mich meine Frau zu einem christlich-wissenschaftlichen Gottesdienst. Ich spürte die nichtverurteilende, mitfühlende, stille Unterstützung durch die Mitglieder.
Da Gott und Sein Ebenbild unendlich sind, enthüllt Gebet ständig immer weitere Ausblicke der Güte und Macht des Höchsten Wesens. Somit ist Gebet nie eine Wiederholung, ist nie mechanisch, sondern stets neu und erfrischend. Gebet ist das mentale Fenster, durch das wir das geistige Universum erblicken, und dieses Fenster wird in der Kirche weit geöffnet. Durch jeden Gottesdienst entfalten sich immer weitere Ausblicke auf das Wesen der Gottheit. Und jeder klare Ausblick heilt, denn Heilung ist der Beweis dafür, daß wir einen Schimmer erhascht haben von dem liebevollen Wesen des für den Menschen sorgenden Gottes.
Da jeder Aspekt der Gottesdienstordnung auf göttlicher Grundlage beruht, können wir mit unseren Gebeten dem Ablauf dieser Ordnung folgen und Gott preisen, indem wir Seine Macht bezeugen. Die Lieder, die Musik, die Ankündigungen, das Gebet, die Lesungen aus unserem zwiefachen Pastor, der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, sie alle geben dem Denken geistige Nahrung und öffnen unser Gebetsfenster für mehr Himmel und Harmonie. Jeder Teil des Gottesdienstes bringt Heilung mit sich, weil er eine göttliche Grundlage hat. Wenn wir uns aller Aspekte des Gottesdienstes voll bewußt sind, erfreuen wir uns seiner Fülle mehr, und wir werden wirksamer für die Gemeinde beten. Mrs. Eddy gibt den Ton an für solches Gebet, wenn sie sagt: „Was unseren Kirchen not tut, ist jene hingebungsvolle, selbstlose Gesinnung, die die Gemeinde vergeistigt." Die Erste Kirche Christi, "Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 249.
Ich konnte der Lesung folgen, und das Wort Gottes wurde immer kraftvoller und klarer, bis mein Bewußtsein nur von Wahrheit und Liebe erfüllt war. Ich war geheilt!
Ein erster notwendiger Schritt zur Überwindung der Trägheit, die gebetvolle Hingabe verhindert, ist, daß wir dem Artikel im Kirchenhandbuch über Gebete in der Kirche Beachtung schenken und ihn befolgen. Wenn wir uns ehrlich und beständig Jahr für Jahr nach dieser Satzung richten, werden wir immer selbstloser. Sie aber tatsächlich zu erfüllen (hingebungsvoll „insgesamt und ausschließlich" für die Gemeinden zu beten), das bringt Heilung.
Selbst wenn wir bereits geheilt wurden und uns die Satzung im Kirchenhandbuch „Das Gebet in der Kirche" vertraut ist, verleiten uns Trägheit und Ablenkung, die auf ichbezogenem Denken beruhen, diese Satzung außer acht zu lassen. Wir haben anfangs die besten Absichten, ertappen uns aber dann bei Gedanken, die um unsere eigenen Bedürfnissen kreisen oder um das, was wir an dem Tag vorhaben. Oder vielleicht lassen wir uns durch das ablenken, was wir an anderen sehen — durch ihre äußere Verpackung sozusagen: ihre Größe, ihren Körperbau, ihr Gewicht, Alter, Kleidung; ob es sich um einen Mann oder eine Frau handelt; ihre Rassenzugehörigkeit, Hautfarbe, Religion, Moralvorstellungen; ihr Vermögen, ihre Stellung, Bildung, politische Einstellung. Stimmen ihre Ansichten mit unseren überein? Möglicherweise gehen wir sogar so weit, daß wir einen Unterschied machen zwischen Mitgliedern und Fremden. Wie reagieren wir auf das, was wir sehen? Fühlen wir uns zu einigen hingezogen und haben anderen gegenüber eine Abneigung? Sind wir habsüchtig oder kritisch? Natürlich hat all das nichts mit Gebet zu tun, und es hilft weder den anderen noch uns selbst.
Wenn wir die Menschen in unserer Stadt und die ganze Welt in unsere Kirchen einladen, damit sie Heilung finden, dann beten wir speziell für die, die kommen — nämlich die Gemeinden.
Die Bibel erklärt, daß „Gott die Person nicht ansieht" Apg 10:34.. Gott hat alle Seine geistigen Ideen individuell und einzigartig erschaffen und liebt sie gleichermaßen. Gebet zeigt uns, was in der Verpackung ist, nicht wie die Verpackung oder Umhüllung aussieht! Im wahren Gebet erkennen wir die ausgeprägte Identität eines jeden in der Gemeinde als Sohn und Tochter Gottes, die individuell und kollektiv Form, Farbe und Eigenschaften des Geistes zum Ausdruck bringen. Wenn wir ehrlich Wache halten über unsere Gedanken und prüfen, ob sie mit der geistigen Wirklichkeit, dem wahren Verständnis von Gott und dem Menschen, übereinstimmen, dann verschwinden ablenkende falsche Vorstellungen — und wir und andere sind geheilt.
Eine spitzfindige Ablenkung von den Anweisungen, die unsere Führerin in der Satzung „Das Gebet in der Kirche" gibt, eine Ablenkung, die Heilung untergräbt, ist die grandiose Idee, daß die Mitglieder für ihre Stadt oder die Welt beten sollten, wenn sie in der Kirche sind, anstatt ausschließlich für die Gemeinden. Das wäre etwa so, als ob ein Ausüber, der um Behandlung gebeten wird, allgemein für die Welt betete und nicht für den Hilfesuchenden selbst. Es wäre weder ehrlich noch gehorsam. Wenn wir die Menschen in unserer Stadt und die ganze Welt in unsere Kirchen einladen, damit sie Heilung finden, dann beten wir speziell für die, die kommen — nämlich die Gemeinden. (Natürlich geben wir nicht einzelnen Besuchern eine Behandlung in der Kirche, denn das würde ihre Privatsphäre verletzen.)
Solch konzentriertes Gebet stillt die geistigen Nöte derjenigen, die zum Gottesdienst kommen, und erfüllt so den Heilauftrag der Kirche.
Solch konzentriertes Gebet stillt die geistigen Nöte derjenigen, die zum Gottesdienst kommen, und erfüllt so den Heilauftrag der Kirche. Helfen wir unserer Umgebung und der Welt nicht am besten dadurch, daß individuelle Nöte gestillt werden — geradeso wie unsere eigenen Nöte befriedigt wurden und befriedigt werden? Wenn in der Kirche regelmäßig Heilung erfolgt, machen wir alle Fortschritte. Die Menschen fühlen sich ganz natürlich zu unseren Gottesdiensten und Sonntagsschulen hingezogen. Wenn wir dann das Gebäude verlassen, gehen wir alle daran, gemeinsam für unsere Stadt und die Welt zu beten und zu arbeiten.
Wirksames Gebet in der Kirche verlangt wesentlich mehr, als man anfanglich denken mag. Es erfordert ungeheure Selbstaufopferung und geistiges Wachstum in selbstloser Liebe. Das geschieht nicht auf einmal, aber es wird auch nicht von uns verlangt, daß wir alles auf einmal tun. Es ist vielmehr eine Aufgabe und Verantwortung für das ganze Leben. Wir müssen regelmäßig die Gottesdienste besuchen, konsequent in der Kirche beten, beständig die Gebete im täglichen Leben in die Praxis umsetzen. Diese Hingabe folgt unserer beständigen Hinwendung zu Gott durch die Verchristlichung unseres Denkens und Tuns, wodurch unser Leben erlöst und erneuert wird. Dies ist ein wichtiger Aspekt „jener hingebungsvollen selbstlosen Gesinnung, die die Gemeinde vergeistigt" und heilt.
Daran arbeiten wir die ganze Woche hindurch zu Hause, bei der Arbeit und in der Freizeit. Wir studieren gründlich die Bibel und Mrs. Eddys Schriften, um mehr über Wahrheit und Liebe und über uns als geliebte Kinder Gottes zu lernen; dann wenden wir an, was wir lernen, indem wir ehrlich und liebevoll sind in unserer Familie, im Beruf, in der Politik. Wir streben immer mehr danach, ohne Unterlaß zu beten und zu studieren und das Gelernte in die Praxis umzusetzen. Das ist ein beständiges Bemühen um Hingabe und wird gewöhnlich nicht an einem Tag oder in einem Jahr erreicht. Aber wenn wir beharrlich danach streben, nimmt mit jedem Kirchenbesuch „jene hingebungsvolle, selbstlose Gesinnung" zu, die danach verlangt, immer mehr von Gottes Wort zu empfangen, und die immer mehr bereit ist, „für die Gemeinden insgesamt und ausschließlich" zu beten.
Solche Hingabe erstreckt sich liebevoll auf alle Gemeinden im Feld, einschließlich der Sonntagsschulen, und auch auf die Gemeinde Der Mutterkirche. Dieser Heilige Geist der Liebe bringt den Gemeinden in dem Maße Heilung, wie er in unserer Umgebung erstrahlt und alle in der universalen Liebe, die Gott ist, vereint. Mrs. Eddy prophezeite: „Die stillen Gebete unserer Kirchen, die in den dunklen Gängen der Zeit widerhallen, werden auf Schallwellen fortgetragen, ein Vollklang von Herzschlägen, der von einer Kanzel zur anderen und von einem Herzen zum anderen schwingt, bis Wahrheit und Liebe in einem einzigen gerechten Gebet verschmelzen und die Menschheit umfangen und vereinen." Verschiedenes, S. 189.
Wenn unser Herz von Gottes Liebe zu den Menschen erfüllt ist, dann finden in der Kirche Heilungen statt. Und mit jeder Heilung kommen wir der Verwirklichung des umfassenderen Ziels der Kirche näher, nämlich der weltweiten Brüderlichkeit unter einem Vater-Mutter Gott.