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Kirche: eine vollständige Idee

Aus der Juni 1996-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wer Hat Nicht schon erfahren, wie erfrischend und tief befriedigend es ist, wenn man sich von den ermüdenden, unbeständigen Dingen, die das Produkt des Materialismus sind, dem Frieden, der Zufriedenheit und Freude zuwendet, die geistige Ideen uns geben.

Die materiellen Dinge sind von Natur aus endlich, zeitlich, zerstörbar, unvollkommen und oft voller Unruhe. Geistige Ideen dagegen erweisen sich als unendlich, unzerstörbar und immer harmonisch. Materielle Dinge werden durch die materiellen Sinne erfaßt; von Gott inspirierte Ideen können nur durch die geistigen Sinne wahrgenommen werden. Über geistige Ideen sagt Mrs. Eddy in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit: „Diese Ideen sind für das geistige Bewußtsein vollkommen wirklich und greifbar, und vor den Dingen und Gedanken des materiellen Sinnes haben sie den Vorzug, daß sie gut und ewig sind." Wissenschaft und Gesundheit, S. 269.

Geistige Ideen müssen vollständig sein und sind es auch, weil sie das unendliche Wesen der Schöpfung individuell zum Ausdruck bringen. Könnten wir uns vorstellen, daß die Fürsorge, Zärtlichkeit und Weisheit Gottes, der Vater-Mutter Liebe, es auch nur einer einzigen Seiner Ideen an irgend etwas mangeln läßt? Kann Liebe etwas vorenthalten, begrenzen, benachteiligen? Das würde dem Wesen der unendlichen Liebe nicht entsprechen.

Denken wir in diesem Zusammenhang zum Beispiel an die Idee der Versorgung. Ob es sich um die Versorgung mit Nahrung, Kleidung, Gesundheit, mit bestimmten Fähigkeiten, mit Geld oder Arbeit handelt, die geistige Idee schließt in der für uns angemessenen Form alles ein, was wir brauchen. Unter der Regierung Gottes ist sie in der jeweiligen Beschaffenheit wie auch in der Menge, in der sie benötigt wird, vorhanden. Es fehlt ihr an nichts. Sie ist weder von Zeit noch Ort abhängig, sondern ist — wie ihre Quelle, die göttliche Liebe — überall gegenwärtig.

Die Mitglieder einer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, erlebten einmal das Sichtbarwerden der „Dinge der Schöpfung".

In der Bibel finden wir wunderbare Beweise von der Vollständigkeit dieser Idee der Versorgung. So wurde der Prophet Elia in einer Zeit der Hungersnot von Gott zu einer Witwe in Zarpat geführt, die gerade ihren letzten Vorrat an Mehl und Öl verbrauchen wollte, um dann mit ihrem Sohn zu sterben. Siehe 1. Kön 17:8-16. Während dieser Augenschein von Mangel und Verzweiflung für die materiellen Sinne sehr wirklich war, muß das geistige Bewußtsein des Propheten ein ganz anderes Bild wahrgenommen haben. Er muß auf seine eigene Art die geistige Tatsache erkannt haben, daß die vollständige Versorgung mit allem Guten durch die Fürsorge der göttlichen Liebe bereits vorhanden war. Er sagte zu der Witwe, daß sie sich nicht fürchten solle, und versicherte ihr: „Das Mehl im Topf soll nicht verzehrt werden, und dem Ölkrug soll nichts mangeln bis auf den Tag, an dem der Herr regnen lassen wird auf Erden." Und in der Bibel heißt es weiter: „Und er aß und sie auch und ihr Sohn Tag um Tag." Vor Elias klarer Wahrnehmung der geistigen Wirklichkeit mußte der bedrückende Mangel weichen, und die Unendlichkeit der Versorgung wurde auf der menschlichen Ebene sichtbar.

Wie in diesem Falle mit der Versorgung, so verhält es sich auch mit unentdeckten Talenten. Für den menschlichen Sinn scheinen sie verborgen zu sein. Das geistige Bewußtsein jedoch erkennt sie als greifbare, geistige Ideen, deren Individualität, Vielgestaltigkeit und Tätigkeit in der geistigen Schöpfung immer gegenwärtig sind. Das Erkennen dieser Wahrheit und die Gewißheit ihrer Entfaltung bringt Fähigkeiten ans Licht, deren man sich vorher nicht bewußt war. In Wissenschaft und Gesundheit heißt es: „Wenn die Sterblichen richtigere Anschauungen über Gott und den Menschen erlangen, werden zahllose Dinge der Schöpfung, die bis dahin unsichtbar waren, sichtbar werden." Wissenschaft und Gesundheit, S. 264.

Die Mitglieder einer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, erlebten einmal das Sichtbarwerden der „Dinge der Schöpfung", als sie glaubten, daß es ihnen an Bedingungen fehle, die für das Fortbestehen ihrer Kirche notwendig waren.

Die Mitgliedschaft setzte sich vorwiegend aus älteren und nur wenigen Mitgliedern mittlerer Jahrgänge zusammen. In den letzten Jahren hatten sie keine Bewerbungen um Aufnahme gehabt, noch sah man junge Menschen in ihren Gottesdiensten. Da die meisten der älteren Mitglieder glaubten, für bestimmte Ämter nicht mehr die geeigneten Fähigkeiten zu besitzen, nahmen sie keine Ämter an. So fehlte es überall an Mitarbeitern. Die wichtigsten Ämter konnten gerade noch besetzt werden, aber die Mitglieder wußten nicht, wie lange sie so noch weitermachen konnten. Eine gewisse Lustlosigkeit war eingetreten, und immer wieder wurde der Gedanke laut, daß die Kirche junge Mitglieder brauche.

In dieser Situation wurde es offensichtlich, daß ein größeres Verständnis der Definition von Kirche, wie sie uns in Wissenschaft und Gesundheit gegeben wird, vonnöten war. Der erste Teil dieser Definition lautet: „Kirche. Der Bau der Wahrheit und Liebe; alles, was auf dem göttlichen Prinzip beruht und von ihm ausgeht."  Ebd., S. 583. Gründliches, individuelles Studium dieser Definition brachte hilfreiche Erkenntnisse. So wurde den Mitgliedern klar, daß die Kirche eine geistige Idee ist, ganz und gar vollständig wie Gott, von dem sie ausgeht. Folglich muß sie jede Eigenschaft, Möglichkeit und Fähigkeit in sich tragen, die zur Erfüllung ihrer Aufgaben und zu ihrer vollen Entfaltung notwendig ist. Es kann an keiner einzigen fehlen. Die Mitglieder erkannten, daß sich diese geistige Tatsache durch ihre Gebete in der menschlichen Einrichtung zeigen mußte. Das bedeutete, daß man nicht auf eine Zeit zu warten brauchte, wo junge Menschen mit den so wünschenswerten Eigenschaften wie Frische, Freude, Mut und Einsatzbereitschaft in die Kirche kommen würden. Es war einfach notwendig, die gegenwärtige Vollkommenheit der Idee Kirche anzuerkennen und sie im Herzen zu bewegen. Diese Erkenntnisse brachten Ruhe und Zuversicht und führten dazu, die älteren Mitglieder erneut um ihre Mitarbeit zu bitten. Und jetzt sagten alle zu.

Es kamen nun bis dahin ungeahnte Fähigkeiten ans Licht. Zum Beispiel wurde ein Mitglied, das geglaubt hatte, für schriftliche Arbeiten gänzlich ungeeignet zu sein, Schriftführer in einem Komitee und verfaßte anschauliche, klare Berichte. Ein anderes Mitglied, das sich immer schüchtern im Hintergrund gehalten hatte, wurde Ordnervorsitzende. Kurze Zeit danach wurde ein weiteres Mitglied, das schon im vorgeschrittenen Alter war, Erste Leserin. Bald boten noch andere Mitglieder ihre Mitarbeit an. Überall zeigten sich Tätigkeit, Unternehmungslust, Vertrauen, vor allem aber Freude! Jeder war glücklich, der Kirche durch seine neuentdeckten Fähigkeiten nützlich sein zu können. Die Freude übertrug sich auf die ganze Mitgliedschaft. Die Kirche schien verjüngt zu sein, obwohl die Mitglieder die gleichen waren. Durch diese Freude wurde eine starke Anziehungskraft ausgestrahlt.

Und nun kamen junge Menschen in die Kirche! Ein junger Christlicher Wissenschafter, der in der Stadt den Wehrdienst ableistete und von dieser Kirche betreut wurde, besuchte häufig die Mittwochabend-Zeugnisversammlungen und gab erfrischende Zeugnisse ab. Ein anderer junger Mann, der zur See gefahren war und Wissenschaft und Gesundheit in der Schiffsbibliothek entdeckt hatte, kam oft in den Leseraum und dann auch in die Gottesdienste. Ein Mitglied, das längere Zeit nicht die Kirche besucht hatte, nahm wieder an der Kirchenarbeit teil. Diese jungen Menschen brachten wiederum Freunde und Angehörige mit, und bald sah man in den Gottesdiensten vorwiegend junge Menschen. Einige von ihnen wurden Mitglied.

Die Generationsunterschiede machten sich nicht nachteilig bemerkbar. Sie bedeuteten im Gegenteil eine Bereicherung. Für die älteren Mitglieder war die Lebendigkeit der jungen eine gute Ergänzung, und die jungen Mitglieder achteten die Beständigkeit und die Erfahrungen der älteren.

So wie durch die Erfahrung dieser Zweigkirche die zugrundeliegende Vollständigkeit der Idee Kirche sichtbar wurde, kann auch die Vollständigkeit des wahren geistigen Menschen als der höchsten Idee der göttlichen Liebe in unserer menschlichen Erfahrung offenbar werden. Christus Jesus bewies diese Tatsache durch seine wunderbaren Heilungen von Sünde, Krankheit und Tod.

Der vollkommene Mensch, die Gottes-Idee, deren Jesus sich immer bewußt war, ist das wahre Selbst eines jeden einzelnen. Wenn Krankheit, Kummer und Leiden für den materiellen Sinn sehr wirklich zu sein scheinen, können wir diesen falschen Zustand verneinen, indem wir an unserem wahren Selbst festhalten — der vollkommenen Idee, die keinerlei Mangel in sich schließt. Zur Geistigkeit gehören vollkommene Gesundheit, harmonische Tätigkeit und geistige Kraft. Wo Haß, Neid oder Einsamkeit unser Leben verdunkeln möchten, wird dieser falsche Augenschein der Erkenntnis weichen, daß das wirkliche Selbst eines jeden aus Liebe, Selbstlosigkeit und Güte besteht.

Im Lichte der Christlichen Wissenschaft sehen wir voller Dankbarkeit die vollkommene geistige Schöpfung, in der jede Idee, von der kleinsten bis zur höchsten, von der göttlichen Liebe mit allem ausgestattet ist, was sie braucht, um sich auszudrücken und ihren Schöpfer zu preisen.

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