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Singen — in Gottes Dienst

Aus der Juni 1996-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das Singen Ist ein so selbstverständlicher Bestandteil der meisten Gottesdienste, daß wir gar nicht weiter darüber nachdenken. Aber wie können wir besser verstehen, was es für eine Aufgabe hat? In der Bibel fragt Gott Hiob: „Wo warst du, als ich die Erde gründete?. .. als mich die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Gottessöhne?" Joh 38:4, 7. Mir sagt dies, daß es schon am Anfang den Gesang gab! Das Singen kann viele Formen annehmen.

Wahres Singen ist nicht das Betätigen eines Muskels in der Kehle, der einen bestimmten Ton hervorbringt. Gesang ist Jauchzen und Jubel. Es ist eine geistige Tätigkeit; es ist einfach Freude. Die Quelle dieser Freude ist Gott. Wir können diese Freude auf vielerlei Art im Leben ausdrücken, und was wir menschlich als Singen bezeichnen, ist eine davon.

Die Kirche bietet uns eine Gelegenheit, Freude und Dankbarkeit durch Gesang zum Ausdruck zu bringen. In der Gottesdienstordnung für Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und ihre Zweige, die im Handbuch Der Mutterkirche von Mary Baker Eddy enthalten ist, werden zwei für den Gottesdienst geeignete Formen des Gesangs angegeben: der Gesang der Gemeinde und das Solo. Bis 1904 folgte das Solo auf die Lesung der Lektionspredigt und die Kollekte, dann wurde die Reihenfolge umgekehrt, und seitdem geht das Solo der Lesung voraus.

Eine Bekannte, die auch Christliche Wissenschafterin ist, sagte einmal: „Ich betrachte das Solo als einen, Aufzug' zur Bibellektion." Die Bemerkung fand ich sehr hilfreich. Die Lektion hat große geistige Kraft und Tiefe. Das Kirchenhandbuch beschreibt sie als „eine Lektion, von der die Wohlfahrt der Christlichen Wissenschaft in hohem Grade abhängt" Handb., Art. III Abschn. 1.. Ich hatte das Solo bis dahin als eine angenehme Ablenkung oder ein kleines musikalisches Zwischenspiel angesehen, ja vielleicht sogar als eine Darbietung, bei der jemand sein Talent beweisen konnte. Doch jetzt wurde mir klar, daß das Solo Sänger und Zuhörer darauf vorbereitet, die heilende Botschaft der Lektionspredigt aufzunehmen. Es hebt das Denken auf eine höhere Stufe der Empfänglichkeit. Nicht nur die Botschaft des Solos ist wichtig, die Musik selber sollte auch die Kommunikation der Seele, Gottes, mit dem Menschen veranschaulichen. Die Gottesdienstbesucher sind kein Konzertpublikum, sondern eine Gemeinde, die sich zur Ehre des Allmächtigen versammelt hat. Das Solo ist daher keine Darbietung, es ist eine dienende, fürsorgende Tätigkeit. Es soll — sei's dadurch, daß es Trost spendet oder die Gemüter aufrüttelt — den Menschen Einsichten in die geistige Wirklichkeit vermitteln, die zur Heilung führen.

Ich betrachte das Solo als einen ,Aufzug’ zur Bibellektion.”

Im ersten Kapitel der Genesis heißt es, daß Gott den Menschen zu Seinem, Bild und Gleichnis schuf, das heißt zu Seiner Widerspiegelung. Sein Kind, der Mensch, ist somit in Wirklichkeit eine geistige Idee, denn Gott ist Geist, Gemüt. Und anstatt irgendwelche persönlichen Fähigkeiten zu besitzen, spiegelt er Gott wider. Das zu verstehen ist so wichtig für den heilenden Einfluß des Solos in den christlich-wissenschaftlichen Gottesdiensten. Christus Jesus sagte: „Der Sohn kann nichts von sich aus tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht; denn was dieser tut, das tut gleicherweise auch der Sohn." Joh 5:19. Dadurch wird keineswegs die Individualität und Begabung des Menschen zunichte gemacht. Jedes Kind Gottes spiegelt all die sich unendlich entfaltende Schönheit und Harmonie Gottes auf eine ihm eigene Weise wider. Auch wenn die materiellen Sinne etwas anderes behaupten, so ist doch unsere Widerspiegelung des Gesangs der Seele rein geistig, weil der Mensch geistig ist. Im tieferen Sinn könnten wir sagen, es gibt nur eine Stimme und einen Zuhörer — die Stimme der Seele und das allhörende Gemüt. Die Bibel sagt: „Der Herr, dein Gott, ist bei dir, ein starker Heiland. Er wird sich über dich freuen und dir freundlich sein, er wird dir vergeben in seiner Liebe und wird über dich mit Singen fröhlich sein." Zeph 3:17 (nach der engl. King-James-Bibel).

Gottes Vollkommenheit drückt sich genauso in künstlerischer Fähigkeit aus wie in Güte. Menschliche Vollkommenheit oder einen absoluten menschlichen Maßstab gibt es nicht. Dennoch gehört es zur Arbeit eines Solisten, sich richtig vorzubereiten, und das Gesetz des Geistes fördert die Schritte (wie etwa Üben und Proben), die bis zu einem gewissen Grad die geistige Tatsache in den menschlichen Tätigkeiten ans Licht bringt.

Das Solo hebt das Denken auf eine höhere Stufe der Empfänglichkeit.

Mit das Wichtigste, was ein Solist ins Solo einbringen kann, ist — so einfach es sich anhört —, daß ihm das Solo am Herzen liegt! Der Wunsch, sein Bestes zu geben und die heilende Aufgabe des Gottesdienstes zu unterstützen, ist ein reiner Ausdruck von Liebe. Und das segnet die Gemeinde. Wenn der Sänger jeden einzelnen in der Gemeinde als Gottes geliebtes Kind schätzt, wird er von dem Wunsch motiviert, andere zu segnen und durch den Gesang die Liebe zu Gott und dem Menschen zum Ausdruck zu bringen. In einem Gedicht von Mary Baker Eddy wird dieses Bestreben so formuliert: „O laß mich täglich Gutes tun für sie, für Dich ..." Vermischte Schriften, S. 397. Wenn es unsere Absicht ist, Gott zu verherrlichen, wird alle Furcht ausgetrieben. Gott gibt uns zum Singen Seine Liebe. Das Kirchenhandbuch schreibt vor: „Die Gebete in den Kirchen der Christlichen Wissenschaft sollen insgesamt und ausschließlich für die Gemeinden dargebracht werden." Handb., Art. VIII Abschn. 5. Diese stillen Gebete sollten die Musiker und die Leser einschließen, die ja auch auf die Botschaft lauschen. Genauso können die Musiker für die Gemeinde beten. Solches Gebet trägt zur Klarheit bei, es fördert das Bewußtsein, von der göttlichen Liebe getragen zu werden. Es gibt nichts Liebevolleres oder Wichtigeres, was der Solist für die Gemeinde und die Gemeinde für den Solisten tun könnte.

Eine Bekannte von mir sollte ein Solo singen, das sie eigentlich nicht mochte. Aber sie sang es trotzdem mit ihrer gewöhnlichen Sorgfalt, Ausdruckskraft und ihrem musikalischen Können. Später erzählte ihr eine Frau aus der Gemeinde, daß sie während dieses Solos von einer körperlichen Krankheit geheilt worden sei. Eine andere Solistin, die ich kenne, studierte die Lektionspredigt sehr gewissenhaft und suchte das einzige Solo aus, das ihres Erachtens wirklich zum Thema und zu den Zitaten paßte, obwohl auch ihr in diesem Fall das Solo nicht besonders zusagte. Einige Zeit darauf erzählte ihr eine Freundin, daß sie in jener Woche sehr mit der Trauer über den Tod eines Freundes gekämpft hatte und mit einem Gefühl mentaler Dunkelheit im Zusammenhang mit einem Bibelvers in der Lektion. Wie es sich herausstellte, war dann dieser Vers der Text des Solos jener Woche. Als sie ihn gesungen hörte, verflogen sowohl die Dunkelheit als auch die Trauer völlig. Ein andermal nahm die Solistin plötzlich eine neue Dimension in einem Bibelvers wahr, den sie sang, und hinterher erfuhr sie, daß auch ein Zuhörer genau den Vers während des Solos in einem neuen Licht gesehen hatte.

Der Tröster nimmt sich der Gemeinde nicht nur durch das gesprochene Wort an, sondern ebenso durch das Solo und die Kirchenlieder, und solche tröstenden, heilenden Berührungen sind die Wirkung Seiner Stimme. Wenn wir jauchzend und jubelnd Gott für Seine Liebe danken, wenn wir Ihn verherrlichen — dann singen wir in Gottes Dienst.

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