Nachdem Ich Innerhalb von sechs Jahren fünf Verwandte verloren hatte, brauchte ich dringend felsenfeste geistige Wahrheiten, die mir helfen konnten. Ich vergoß viele Tränen, und es war sehr schwer, über den großen Kummer, den ich spürte, hinwegzukommen, besonders nachdem ich auch einen Sohn verloren hatte.
Einige Jahre später verlor ich in etwas über einem Jahr noch einmal vier Familienmitglieder. Ich merkte, daß all der Kummer sich auf meine Gesundheit auszuwirken begann. Da wurde mir klar, daß Trauer und Kummer ein „Luxus" waren, den ich mir nicht länger leisten konnte.
Ich machte eine Kehrtwendung um 180 Grad und brachte statt tiefster Trauer so viel Freude zum Ausdruck, wie ich nur aufbringen konnte. Das wurde mir allein durch Gebet möglich.
Ich werde der Ausüberin der Christlichen Wissenschaft, die mir damals beistand, ewig dankbar sein. Sie wies mich auf eine Stelle in dem Buch Kanzel und Presse von Mary Baker Eddy hin, die lautet: „Wisset denn, daß ihr unumschränkte Macht besitzt, recht zu denken und zu handeln, und daß nichts euch dieses Erbes berauben und gegen die Liebe verstoßen kann. Wenn ihr auf diesem Standpunkt beharrt, wer oder was könnte euch veranlassen, zu sündigen oder zu leiden?" (S. 3). Ich lebte buchstäblich Tag und Nacht mit dieser Stelle.
Auch ein Vers aus 2. Timotheus war mir eine enorme Hilfe: „Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit" (1:7).
Dadurch, daß ich im Gebet an diesen Worten festhielt, lernte ich den Tod als einen Feind, einen Gegner zu betrachten — niemals als einen Freund, als Erlösung, als Ausweg, niemals als unvermeidlich, niemals als einen normalen, natürlichen Teil des Lebens. Der Tod leugnet die Allheit Gottes, des göttlichen Lebens. Er ist das genaue Gegenteil von Gott; daher muß er eine Lüge über Gott sein. Die Bibel erklärt in 1. Korinther: „Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod" (15:26).
In der Bergpredigt forderte Jesus seine Nachfolger auf, ihre Feinde zu lieben (siehe Mt 5:44). Meines Erachtens stellte er noch größere Anforderungen an den praktizierenden Christen, als er verlangte, daß wir „fröhlich und getrost" sein sollen, wenn wir uns mit Gegnern, mit Feinden auseinandersetzen müssen (Mt 5:12). Da ich den Tod als einen Feind betrachte, benutze ich geistige Freude dazu, mit Gedanken der Unvermeidlichkeit und Vernichtung fertig zu werden. Der Tod versucht Christi Jesu Mission zunichte zu machen — das, was er der Menschheit durch seine Auferstehung bewiesen hat, nämlich daß das Leben ewig ist, ohne Anfang oder Ende.
Vielleicht half mir jetzt auch ein Erlebnis, das ich als Dreizehnjährige hatte, zu der Überzeugung zu gelangen, daß das Bewußtsein — das Sich-seiner-Identität-bewußt-Sein — nicht aufhört, wenn wir das durchmachen, was der Tod genannt wird. Ich war damals keine Christliche Wissenschafterin, sondern war in einer anderen Religion aufgewachsen. In einem Krankenhaus in der Nähe unserer Wohnung lag ich auf dem Operationstisch, als der behandelnde Arzt meinem Vater mitteilte, ich sei schon fünf Minuten tot und sie könnten mich nicht wiederbeleben. Auch meiner ältesten Schwester gab man zu dem Zeitpunkt keine Überlebenschancen; und vielleicht konnte mein Vater einfach nicht den Gedanken ertragen, zwei seiner Kinder zu verlieren.
Jedenfalls rief er mich buchstäblich wieder ins Leben zurück. Er rief immer und immer wieder meinen Namen, bis ich ihm schließlich widerstrebend antwortete. Mir ist klar, daß ich mir die ganze Zeit über meiner Identität und meines Namens bewußt gewesen war, und ich bin unerschütterlich davon überzeugt, daß das Bewußtsein unseres wahren Seins nicht durch die furchteinflößende Erfahrung, die sich Tod nennt, ausgelöscht werden kann.
Indem ich nun an meinem Gebet festhielt, fand ich völlige und dauerhafte Erlösung von Trauer und Kummer. Im darauffolgenden Jahr kam ich wieder so weit zu Kräften, daß ich in meiner Kirche das Amt des Zweiten Lesers für eine noch nicht abgelaufende Amtsperiode übernehmen konnte. Danach nahm ich das Amt des Ersten Lesers für die vollen drei Jahre an.
Durch das Studium der Christlichen Wissenschaft fand ich immer mehr geistige Freude. Was ich dabei lernte, wurde wirklich der unerschütterliche Fels für mich, nach dem ich suchte.
Die Hilfe, die ich empfangen habe, seit ich Christliche Wissenschafterin bin, hat meistens mehr der Vorbeugung als der Heilung gedient. Wenn ich einmal körperliche Heilung brauchte, habe ich gebetet, und die Heilung ist immer schnell eingetreten.
Ich bin Mary Baker Eddy zutiefst dankbar dafür, daß sie so selbstlos gearbeitet hat, um der Welt die Christliche Wissenschaft zu geben. Und ich zähle Kirchenmitgliedschaft und Klassenunterricht in der Christlichen Wissenschaft zu meinen größten Segnungen.
Seattle, Washington, USA
