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Allein zu Weihnachten?

Aus der Dezember 1998-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


„Den Einsamen schafft [Gott] eine Familie." Ps 68:6 (Die Gute Nachricht Bibel). Mit diesem Bibelvers war ich sehr vertraut. Ich hatte ihn auch gelegentlich zitiert, um anderen zu helfen und Trost zu bringen. Er hatte mich immer in dem Bewusstsein bestärkt, dass Gottes Liebe alle umgibt und sich auf praktische Weise kundtut.

Aber als eines Jahres die Weihnachtstage näher rückten, fragte ich mich doch, ob der Psalmist dieses Jahr recht behalten würde. Nach dem Tod meines Vaters war ich mehr oder weniger auf mich selbst gestellt; ich hatte nur wenige Verwandte und es war niemand darunter, dem ich richtig nahe stand oder mit dem ich viel gemein hatte. Ich muss zugeben, mir graute vor dem Gedanken allein zu sein. Nicht einmal die bekannten Weihnachtslieder halfen mir. Im Gegenteil. Nachdem ich einen ganzen Nachmittag im Einkaufszentrum dem Gedudel der Weihnachtsmusik ausgesetzt gewesen war, hatte ich das Gefühl, das ich anfangen würde zu schreien, wenn ich auch nur eins der Lieder noch einmal hören müsste.

Ich war immer ein großer Freund von Weihnachtstraditionen gewesen, und eines Tages fragte ich mich nachdrücklich: „Was genau ist es eigentlich, was dir an diesem besonderen Feiertag so gefällt?" In gewisser Hinsicht fiel mir die Antwort leicht. Ich liebte die bunten Lichter und den Weihnachtsschmuck. Und davon gab es auch noch genug, dass ich mich daran erfreuen konnte — sowohl zu Hause wie in der Nachbarschaft. Ich liebte die Süßigkeiten, besonders die Zuckerplätzchen. Und die konnte ich auch immer noch backen und mit Freunden teilen. Ich liebte die Krippe, die schon seit frühster Kindheit für mich den Beginn der Weihnachtszeit angezeigt hatte. Und ich hatte auch immer noch einen idealen Platz dafür auf dem Kamin. Ich liebte das Schenken und Geben. Und ich hatte auch noch viele Freunde, die ich mit genau dem richtigen Geschenk überraschen konnte. So zog ich denn den Schluss, dass sich zwar vieles in meinem Leben geändert hatte, aber eigentlich nicht allzu viel in Bezug auf Weihnachten.

Schön und gut. Die Überlegungen halfen — zumindest für eine Weile — meine Stimmung zu heben. Doch ich musste noch tiefer gehen, um die Frage zu beantworten, die ich mir gestellt hatte. Tief in meinem Herzen wusste ich, dass das, was mir wirklich an Weihnachten gefiel, die Geschichte der ersten Weihnacht war, die Geschichte der Geburt Christi Jesu in Bethlehem. Und vor allem: An dieser Geschichte hatte sich nicht ein Tüttelchen geändert. Auch nicht an der Wirklichkeit der Gegenwart des Christus und seines gesegneten Einflusses in meinem Leben. Sie war ein Fels, auf dem ich im Laufe der Jahre viele Stürme überstanden hatte, darunter einige in den vorausgegangenen Monaten, als mein Vater im Pflegeheim war. Keine Woge menschlicher Ereignisse konnte diesen Felsen je wegspülen — denn, wie es im Buch der Hebräer heißt: „Jesus Christus gestern und heute und derselbe auch in Ewigkeit." Hebr 13:8.

Jeder — ob er nun in sehr bescheidenen oder in sehr privilegierten Verhältnissen lebt — ist Nutznießer des heilenden Wirkens Jesu, der vor zweitausend Jahren den Traum von Krankheit, Sünde und Tod zerstörte. Jesu Wirken veranschaulicht das Geschenk der Liebe, das Gott der ganzen Menschheit gibt, und diese Liebe ist in Wirklichkeit das größte und beste Weihnachtsgeschenk.

Diese tieferen, geistigen Gedankengänge führten mich zu einer Einsicht, die ich auch lange nach den Feiertagen immer noch hilfreich fand: Es ist gar nicht so wichtig, was man geschenkt bekommt; aber es ist wichtig, was man annimmt. Ich weiß, dass Gott mein Vater und meine Mutter ist und dass Er mir Seine Liebe, Seine Gnade und Reinheit schenkt, damit ich sie widerspiegele. Als Widerspiegelung des unendlichen Gemüts habe ich unbegrenzte Intelligenz. Als Widerspiegelung des unendlichen Geistes habe ich grenzenlose Energie und Kraft. Als Widerspiegelung der unendlichen Seele besitze ich strahlende Schönheit und Heiligkeit. Aber nur, wenn ich sie annehme! Und wie man das genau macht, zeigt Jesus durch sein Beispiel.

In dem Moment beschloss ich die Augen aufzumachen für alles, was Gott mir schenkt, und es wertzuschätzen und in Anspruch zu nehmen, statt zu glauben, dass meine Erfahrung durch die Abwesenheit von Familie oder durch sonst etwas begrenzt war. Diese Einsicht begleitete mich durch die ganze Weihnachtszeit. Sie hob mein Denken von einer menschlichen auf eine geistige Basis. Nie wieder fand Trübsinn lange einen Platz in meinem Denken. Die Tage vor Weihnachten waren mit produktiver Tätigkeit angefüllt.

Als der Weihnachtsmorgen kam, ließ ich den Tag nicht einfach über mich ergehen. Ich hatte für mehrere Stunden ein geistiges Studium geplant. So setzte ich mich denn in ein sonniges Fenster und las still die Weihnachtsgeschichte wie auch die Bibellektion (aus dem Christian Science Vierteljahresheft). Das war anders als die Extravaganzen um den Tannenbaum, die ich von früher gewöhnt war — aber anders hieß nicht unbedingt schlechter! Es war friedlich und schön und stand im Grunde mehr im Einklang mit der wahren Bedeutung von Weihnachten.

Folgendes kam mir damals in den Sinn: Dies ist meine Gelegenheit das Geschenk der Liebe Gottes, das mein Vater-Mutter Gott mir gibt, auszupacken und als mein eigen zu beanspruchen, es widerzuspiegeln und mich daran zu erfreuen — genauso wie man sich über einen schönen, warmen, neuen Weihnachtspulli freuen würde.

Als Mary Baker Eddy von der New York World gebeten wurde, sich über die Bedeutung von Weihnachten zu äußern, schrieb sie: „Die Grundlage der Weihnacht ist der Fels, Christus Jesus; ihre Früchte sind Inspiration und ein geistiges Verständnis von Freude und Fröhlichkeit — nicht um der Tradition, der Gewohnheit oder des materiellen Genusses willen. sondern um der grundlegenden und demonstrierbaren Wahrheit willen, des Himmels inwendig in uns." Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 260. An jenem hellen Weihnachtsmorgen nahm ich mir Zeit mehr über diesen Himmel zu erfahren, der in mir und überall ist und die ganze Schöpfung in Liebe umfasst.

War ich Weihnachten allein? Ganz und gar nicht! Gott war hier bei mir und liebte und segnete mich. War diese Liebe wirklich spürbar und befriedigte mich dieser Segen? Ich konnte ehrlich sagen: Ja — und zwar mehr, als ich es für möglich gehalten hätte. Und ja, auch der Psalmist hatte wieder Recht behalten. Nach meinem stillen und besinnlichen Morgen gab es ein Festessen bei Freunden, zu dem ich eingeladen wurde.

In jenem Jahr ging ich in der Weihnachtszeit einkaufen, ich schmückte die Wohnung und tanzte und sang Weihnachtslieder und lud Gäste ein und ging in Konzerte und fand in einem urigen kleinen Laden an der See genau die Sternchen-Ausstechformen, die ich brauchte. Es waren mit die schönsten Weihnachtstage, die ich je erlebt hatte. Das lag daran, dass ich mich nicht durch Kummer oder Furcht oder Einsamkeit davon abhalten ließ, die Weihnachtsliebe meines himmlischen Vater-Mutter Gottes anzunehmen. Was für ein wunderbares Geschenk das war!

Das gleiche Geschenk der Liebe hat Gott für uns alle. Es wurde den Menschen vor Jahrhunderten gegeben und niemand braucht bis zum 24. oder 25. Dezember zu warten, um es auszupacken. Bleibt jetzt nur die Frage: Nehmen wir es an?

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