hat 22 Jahre als Militärseelsorgerin in der US-Armee gedient. Sie ist die erste Frau, die je zum „Corps Chaplain" ernannt wurde. Als solche hat sie die Arbeit von fast hundert anderen Militärgeistlichen und deren Assistenten zu beaufsichtigen. Und sie ist die erste Frau, die je in den Rang eines Oberst befördert wurde. Sie hat in ihrer Laufbahn viele Schlüsselpositionen innegehabt und hat überall, wo sie hingekommen ist, wesentlich zur Überbrückung der Trennungen zwischen Konfessionen und Glaubensgemeinschaften beigetragen.
Ihre faszinierende Geschichte berichtete Chaplain Janet Horton auf der diesjährigen Jahresversammlung Der Mutterkirche im Juni in Boston, USA.
Ich bringe Ihnen allen Grüße aus Heidelberg, Deutschland!
Ich habe die Gelegenheit gehabt zu erleben, wie die göttliche Liebe die Schranken zwischen Nationen und Konfessionen abbaut.
Wir haben heute viel über den Sauerteig gehört. Dieser Sauerteig ist machtvoll, weil er die Wahrheit ist. In ihrer Botschaft an Die Mutterkirche für 1901 erklärt Mary Baker Eddy: „Das einzige gegnerische Element, dem die Sekten oder Glaubensbekenntnisse in Christian Science begegnen können, ist Wahrheit, die allem Irrtum entgegengesetzt ist, im Besonderen wie im Allgemeinen." Vier Botschaften, S. 64.
An Ostern bot sich mir die Gelegenheit, das Evangelium dieser heilenden Wahrheit auf dem Schlachtfeld eines religiös zutiefst gespaltenen Landes in Osteuropa zu predigen: in Bosnien. Der Militärgeistliche in Tuzla hatte mich eingeladen, im Ostergottesdienst in der Kapelle der Task Force Eagle, der militärischen Spezial-einheit in Bosnien, die Predigt zu halten.
Am Abend vor Karfreitag, dem Tag meines Abflugs nach Bosnien, geschah etwas, was mich zwang, wie nichts anderes es vermag, mein Denken auf die heilende Mission der Wissenschaft des Christentums zu richten und auf die Rolle, die ich dabei habe, der Welt Mrs. Eddys Botschaft dieser heilenden Mission zu bringen.
Ich hielt unsere Katze auf dem Arm, während mein Mann in der Küche eine Dose Katzenfutter öffnete. Als die Katze den Dosenöffner hörte, sprang sie mit einem Satz aus meinen Armen — die Krallen der hinteren Pfoten gruben sich dabei tief in mein Gesicht ein und hinterließen zwei sehr tiefe Wunden auf meiner Unterlippe und Krallenspuren auf meinem Kinn.
Als ich in den Spiegel schaute, wurde mir klar, dass wahrscheinlich viele den Zustand meines Gesichts wahrnehmen und mich darauf ansprechen würden.
Da ich wusste, dass der Botschaft die Aufmerksamkeit gebührte, und nicht dem Überbringer der Botschaft, bat ich Gott mir erkennen zu helfen, auf welche Sache mich dieser Vorfall vielleicht aufmerksam machen sollte, die mein Gebet erforderte.
Ich dachte an die Atmosphäre, in der ich die Osterpredigt halten würde, und erkannte, dass Vorfälle oder Umstände, die auf Disharmonie hindeuteten, in meinem Denken umgekehrt werden mussten. Ich lernte, wachsamer Gottes Gesetz der universalen Harmonie und Liebe zu bekräftigen.
Ein Wörterbuch definiert Konfessionalismus als „übertriebenes Wert-legen auf die Wahrung der konfessionellen Eigenart."
Materieller Konfessionalismus möchte nahelegen, dass die Menschen darüber streiten müssen, wessen Gebet bei Gott ein Ohr findet. Wer ist es würdig, Gottes Erbe zu erhalten? Wessen Kinder werden die von Gott Auserwählten sein?
Solcher Konfessionalismus schwebt über den erschöpften Schlachtfeldern des Nahen Ostens, des Kosovos, Indiens und Pakistans. Länder, die mit Waffen zur Massenzerstörung ausgerüstet sind.
Doch gleichzeitig weiß ich — weil ich es selber erlebt habe —, dass der Sauerteig auf diesen Schlachtfeldern in Christi Namen am Wirken ist.
Ich arbeitete mit dem folgenden Satz aus den Vermischten Schriften, aus dem ich das herausnahm, was ich auf meine eigene Situation anwenden konnte: „[Gehen wir hinaus] ins Leben. .. mit einer so heiteren Gelassenheit, dass die Reibung der Außenwelt unser Feingefühl nicht beeinträchtigt,. .. mit einer Liebe. .. innig genug, alles Bittere in ihr wirkungslos zu machen — entschlossen, uns weder durch unbeabsichtigtes noch selbst durch beabsichtigtes Unrecht verletzen zu lassen, es sei denn, die Beleidigung richte sich gegen Gott." Vermischte Schriften, S. 224.
Am nächsten Morgen auf dem Flug nach Tuzla sprach mich der Rabbiner, der mit uns flog, um den Passagottesdienst zu halten, auf meine Wunden im Gesicht an. Ich erklärte den Vorfall mit der Katze und fuhr in meinem Gebet und den Vorbereitungen für den Ostergottesdienst fort.
Nach der Ankunft in Tuzla wurde ich zu meiner Überraschung gebeten, für die schwedische Brigade eine Predigt zum Karfreitag zu halten. Mir kam der Gedanke, über eine eigene Heilung zu sprechen. Hinterher äußerten sich viele Soldaten dankbar dafür und mein Bericht löste später am Abend eine Diskussion über das Heilen aus.
Als ich mich am Samstag im Gebet in Mrs. Eddys Schriften, besonders Wissenschaft und Gesundheit, vertiefte, kam mir sehr nachdrücklich der Gedanke, die beiden Symbole auf dem Umschlag des Lehrbuchs — das Kreuz und die Krone — als Botschaft meiner Predigt zu benutzen. Ich sah das Kreuz als ein Sinnbild für den Hass der Welt gegen die Wahrheit, der sich in Spaltungen, Trennung und konfessionellen Barrieren kundtut. Die Krone war das Symbol der Auferstehung, das bestimmende Ereignis der göttlichen Liebe und der absoluten geistigen Macht.
Ich baute meine Botschaft auf Mrs. Eddys Worte auf, die ich während der Predigt zitierte, und wies darauf hin, dass sie aus ihrem Hauptwerk Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift stammten: „Bist du mit der vollständigen Rüstung der Liebe bekleidet, kann menschlicher Hass dich nicht erreichen.” Wissenschaft und Gesundheit, S. 571.
Ich stellte einen Bezug her zwischen dieser Stelle und der Situation in Bosnien und anderen Gebieten auf der Welt, die immer noch mit dem Glauben ringen, dass Hass eine Macht sei — mit dem Glauben an Sekten und Glaubensbekenntnisse.
Bei der restlichen Predigt standen Mrs. Eddys Worte im Mittelpunkt. Ich las eine Definition von „Rüstung” aus dem Wörterbuch vor: „Schutzbekleidung, die vor Verwundung schützen soll”. Ich versicherte ihnen, dass nichts Äußeres — trotz der scheinbaren Umwelt, in der sie den Frieden aufrechterhalten sollten — sie in der Rüstung der Liebe Gottes erreichen konnte. Ich ermutigte sie auch, darüber nachzudenken, dass die Stärke der Rüstung sich verdoppelt, wenn sie selbst wachsam sind und den Hass im eigenen Denken nicht akzeptierten.
Nach der Predigt, die im Grunde eine Botschaft vom Pastor Der Mutterkirche war, begaben sich die hohen Besucher, unter denen sich einige Generäle befanden, zur Kantine, um mit den Soldaten zu frühstücken. Generalmajor Ellis, Kommandeur der Task Force Eagle, rief mich zu sich und erklärte, dass sich die Militärangehörigen an seinem Tisch immer noch über die Predigt unterhielten. Er sagte mir, sie hätten ihm erzählt, dass sie schon etliche Predigten gehört hätten, diese aber nie vergessen würden. Mehrere am Tisch zählten noch einmal die Punkte auf, die ihnen in der Predigt am besten gefallen hatten. Ich werde nie vergessen, wie der Vorsitzende der Generalstabschefs sagte, die Predigt habe zum Nachdenken angeregt, und er erwähnte da besonders die Beispiele von der „Rüstung” und vom „Nichtbeleidigtsein”.
Ich sah das Kreuz als ein Sinnbild für den Hass der Welt gegen die Wahrheit, der sich in Spaltungen, Trennung und konfessionellen Barrieren kundtut. Die Krone war das Symbol der Auferstehung, das bestimmende Ereignis der göttlichen Liebe und der absoluten geistigen Macht.
Wie dankbar war ich doch für Mrs. Eddy und für die überkonfessionelle, alle einschließende Botschaft in ihrem Buch. Es predigt jeden Tag zu uns, doch nun erkannte ich etwas von Mrs. Eddys Zukunftsvision für das Buch, die in Artikel XIV des Kirchenhandbuchs dargelegt ist. Dort ordinierte sie „die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift zum Pastor Der Mutterkirche — Der Ersten Kirche Christi, Wissenschaftler, in Boston, Mass. — und”, so sagte sie, „sie werden fortfahren, dieser Kirche und der Welt zu predigen." Handb., S. 58.
Als wir am Nachmittag nach Hause flogen, war ich überrascht, als der Rabbiner, den ich auf der Hinreise getroffen hatte, auf mein Kinn zeigte. Nachdem sich der Motorenlärm im Flugzeug gelegt hatte, sagte er mir, dass er sich von meiner Predigt eine ganze Seite Notizen gemacht hätte. Er erklärte, er hatte sie sich anhören wollen, weil er noch nie mit eigenen Augen eine so schnelle und vollständige Heilung von tiefen Wunden in so wenigen Stunden gesehen hätte.
Als ich nach Deutschland zurückkehrte, bemerkte unsere Offizierin für Öffentlichkeitsangelegenheiten, die nach Washington abreiste, da sie zur Pressesekretärin des US-Heeresminister ernannt worden war, dass es keine Spur mehr von den Wunden gab, die sie am Donnerstag gesehen hätte. Sie sagte, dass sie nun einiges davon verstünde, was sie in dem Buch Wissenschaft und Gesundheit gelesen habe, das ich ihr gegeben hatte. Sie erwähnte, dass sie nun völlig anders betet. Nachdem sie die Heilung meines Gesichts gesehen hatte, machte sie jemand anders gegenüber die Bemerkung: „Es war nichts an ihrer Lippe zu sehen — nichts — nicht einmal eine kleine weiße Linie ... Ich fragte sie nur:, Haben Sie das durch Gebet getan?' ” Sie fügte hinzu, dass sie einen Schimmer davon erlangt habe, was es bedeutet, dass Materie nichts ist. Sie hatte ihr Buch auch an ihren Stellvertreter gegeben, einen Major, der ebenfalls an der heilenden Botschaft interessiert war.
Nun, in Bosnien gibt es nicht viele Spiegel — zumindest nicht viele, die nicht zerbrochen sind. Ich war mir also anfangs gar nicht bewusst, dass die Wunden völlig verheilt waren. Doch ich war mir bewusst, dass sich in meinem Gesicht nur das spiegelte, was in diesem ethnisch, konfessionell und politisch zerrütteten Teil der Welt im Denken vor sich ging.
Der Sauerteig der heilenden Gegenwart des Christus — des ursprünglichen Christentums — war am Wirken. Genau dort. Genau auf jenem Flecken Erde, der Bosnien genannt wird. Die Worte von Wissenschaft und Gesundheit, die die gottgegebenen Ideen ihrer Autorin zum Ausdruck bringen, hatten die Osterbotschaft inspiriert, gestaltet und vermittelt und mich dabei geheilt — vollständig und so, dass alle es sehen konnten.
Unsere Führerin sagt über das Christentum: „Denkt immer daran, dass das Christentum nicht nur eine Gabe ist, sondern dass es ein Wachsen zum Christus hin ist; es ist kein Glaubensbekenntnis oder Dogma — kein philosophisches Trugbild —, noch besteht es aus den Meinungen einer Sekte, die um Vorherrschaft unter einander widerstreitenden Sekten ringt und die Sekte, die ihr voraus ist, geißelt. Das Christentum ist der Aufruf der göttlichen Liebe an den Menschen, christusähnlich zu sein — den Worten und Werken unseres großen Meisters nachzueifern.” Die Erste Kirche Christi, Wissenschaftler, und Verschiedenes, S. 148
