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Geistiges Wachstum — hier und jetzt

Aus der Januar 1999-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Stellen Sie sich vor, sie stehen am Rande eines dichten Waldes und müssen einen Weg durchs Dickicht schlagen, um auf die andere Seite zu gelangen. Sie haben schon drei Tage lang gearbeitet und Ihr Weg reicht ein gutes Stück in den Wald hinein. Am vierten Morgen fragt Sie jemand: „Wie werden Sie da weiter vorankommen?"

Wahrscheinlich würden Sie sagen: „Ich gehe bis zum Ende des Pfades, den ich bisher frei geräumt habe und beseitige das nächste Hindernis, das im Weg steht. Und so mache ich immer weiter." Hört sich einfach an. Will man neue Gebiete erschließen, dann muss man vorwärts schreiten. Anders geht es nicht. Wenn man da bleibt, wo man schon alles frei geräumt hat, — so bequem das auch sein mag — kommt man nie weiter voran.

Betrachten wir unser geistiges Wachstum im Leben, so hat jeder von uns eine bestimmte Strecke zurückgelegt, um da anzukommen, wo er sich jetzt befindet, aber jeder von uns hat auch einen Weg vor sich, der noch beschritten werden muss. Wir haben jederzeit die Gelegenheit diese Schritte vorwärts zu tun. Die beste Zeit dazu ist immer jetzt. Und es ist ermutigend zu erkennen, dass das, was sich wie ein bedrohliches „Hindernis" vor uns auftürmt, in Wirklichkeit ein Vehikel für den Fortschritt ist, den wir gern machen wollen; überwinden wir es, bringt es uns voran.

Manchmal kommt dieser Fortschritt auf unerwartete Weise. Ich habe eine Freundin, die von Beruf Ballerina ist. Jahrelang hatte sie Schwierigkeiten mit dem Vortanzen. Würgende Angst befiel sie, wenn sie vortanzen sollte, und diese Angst hinderte sie daran, ihr Bestes zu geben, oder hielt sie davon ab, überhaupt erst zum Vortanzen zu gehen.

Sie beschloss zu beten. Als sie das tat, wurde ihr klar, dass sie ihre Individualität unterdrückt hatte. Sie hatte versucht zu erraten, was die Ballett-Truppe erwartete, und sich dem anzupassen, statt sich selbst treu zu sein und ihre Individualität beim Tanzen zum Ausdruck kommen zu lassen. Sie musste die Qualitäten wertschätzen, die sie selber ausdrückte, und sie musste zur Verherrlichung Gottes tanzen. Mit geistiger Kraft und Demut tat sie genau das.

Meine Freundin hatte dann einige erfreuliche Erlebnisse beim Vortanzen und bekam wundervolle neue Anregungen. Heute unterrichtet sie Tanz. Wichtiger jedoch ist, dass die Überwindung von Furcht und von mangelndem Selbstwertgefühl es meiner Freundin ermöglichte, echte Freiheit im Leben zu finden, denn sie konnte sich zur gleichen Zeit aus einer Ehe befreien, in der sie misshandelt wurde. Und mit ihrem geistigen Wachstum geht es weiter voran.

Ganz ohne Frage erfordert es Mut, in neue Gebiete vorzudringen. „Im Grenzbereich" (geistig gesprochen) zu leben geht sicherlich nicht ohne Glauben. Doch dieser Mut und dieser Glaube werden von Gottes Gesetz und Seiner unfehlbaren Liebe zu jedem Einzelnen von uns getragen. Eine mutige geistige Pionierin, Mary Baker Eddy, schrieb aus ihrer Erfahrung in dem Buch Wissenschaft und Gesundheit: „Jeder Tag fordert von uns höhere Beweise an Stelle von Bekenntnissen der christlichen Kraft. Diese Beweise bestehen ausschließlich in der Zerstörung von Sünde, Krankheit und Tod durch die Kraft des Geistes, so wie Jesus sie zerstörte. Das ist ein Element des Fortschritts und Fortschritt ist das Gesetz Gottes, dessen Gesetz nur das von uns fordert, was wir zweifellos erfüllen können."Wissenschaft und Gesundheit, S. 233.

Manchmal sind wir uns bewusst, dass wir auf einem Gebiet geistiges Wachstum nötig haben, aber wir sind nicht geneigt uns durch die Hindernisse hindurchzuarbeiten, damit ein bestimmter Pfad sich öffnet. Wir mögen uns entscheiden fürs nächste dort zu bleiben, wo wir uns schon gut auskennen, anstatt in Neuland vorzudringen.

Doch warum würden wir unseren eigenen Fortschritt sabotieren oder auch nur verlangsamen wollen? Eigentlich tun wir uns das auch nicht selbst an, vielmehr werden wir vom Materialismus beeinflusst. Dieser Einfluss kann verschiedene Formen annehmen, wie zum Beispiel die übermäßige Beschäftigung mit Persönlichkeiten, Verwicklung in persönliche Konflikte oder Gedanken, die ständig um den Körper oder um Geld kreisen. Solche und andere materielle Tendenzen halten uns zurück.

Tierischer Magnetismus ist ein Ausdruck, der diesen Widerstand gegen den Geist beschreiben soll. Wenn wir nicht wachsam sind und uns gegen die Beeinflussung durch diesen mesmerischen Gedankenzustand wehren, werden wir wahrscheinlich vor geistigem Fortschritt zurückscheuen — und uns später fragen, warum wir nicht so vorankommen, wie es für uns am besten wäre.

Warum würden wir unseren eigenen Fortschritt sabotieren oder auch nur verlangsamen wollen? Eigentlich tun wir uns das auch nicht selbst an, vielmehr werden wir vom Materialismus beeinflusst.

Wie man den tierischen Magnetismus überwinden und geistig voranschreiten kann, wird in dem Buch Wissenschaft und Gesundheit erklärt. Es legt die geistigen Wahrheiten dar, die neue Horizonte erschließen, und beschreibt, wie diese Wahrheiten Furcht, Unfähigkeit, Begrenzung und Krankheit auslöschen.

Zu allererst ist da die Wahrheit Gottes — dass Gott, das Gute, die einzige Macht, die einzige zuverlässige Quelle der Information ist. Diese ursächliche Macht ist göttliche Liebe, die alles Gute für ihre Schöpfung hervorbringt und erhält — die das Gute im Menschen und im ganzen Universum zum Ausdruck kommen lässt.

Zweitens spiegelt dieser von Gott geschaffene Mensch — das Bild oder die Idee Gottes, die die wahre Identität eines jeden von uns ausmacht — Kraft, Ausgeglichenheit, Herrschaft, Intelligenz, Liebenswürdigkeit und Anmut wider. Tatsächlich schließen wir bereits all die guten Eigenschaften in uns ein, die für unser Vorankommen notwendig sind.

Vor Jahren hatte ich Schwierigkeiten, für längere Zeit aufrecht zu stehen. Wenn ich mich dann nicht hinsetzen konnte, fühlte ich mich immer schwächer und schwächer und mehrmals bin ich umgekippt. Von da an betete ich jedesmal, wenn ich länger als ein paar Minuten stehen musste, ganz fieberhaft — nicht um geheilt zu werden, sondern einfach um die Situation heil zu überstehen. Damals sah ich keine große Möglichkeit, von dem Problem geheilt zu werden; ich wollte nur damit „fertig werden“ können.

Vor einigen Jahren sollten dann in der hiesigen Christian Science Kirche, die ich besuche, Wahlen stattfinden und ein Posten, für den ich in Frage kam, war die Leitung der Kirchen-gottesdienste. Zuerst sträubte ich mich dagegen. Ich dachte: „Also, dabei habe ich kürzlich erst in meiner früheren Kirche geholfen und außerdem will ich mich eigentlich nicht mit dem Schwächeproblem herumschlagen müssen. “ Doch ich betete, um bereit zu sein, in dieser Form zu dienen, wenn es denn das Richtige sein sollte.

Ich erkannte auch, dass es eine Gelegenheit war, die Heilung dieses Problems zu erleben. Wenn ich weiterhin nur versuchte damit „fertig zu werden“, würde das Gefühl von Begrenzung und die Furcht, dass etwas mit mir nicht in Ordnung war, bestehen bleiben. Es war besser es ein für allemal aus der Welt zu schaffen.

Es ergab sich dann, dass ich in das Amt gewählt wurde und die etwa einstündigen Gottesdienste am Sonntag und Mittwochabend leiten sollte. In den gut drei Monaten, die zwischen der Wahl und dem Zeitpunkt meines Amtsantritts lagen, betete ich ernsthaft, aber das Problem stellte sich sehr bedrohlich dar. Immerhin erkannte ich, dass die Symptome nicht nur beim Stehen auftraten, sondern schon bei dem bloßen Gedanken daran stehen zu müssen. Daraus entnahm ich, dass das eigentliche Hindernis gegen den Fortschritt Furcht war, und nicht ein Herzfehler, eine Kreislaufstörung oder irgendein anderer physischer Zustand.

Bei einer Probe einige Tage vor dem ersten Gottesdienst, den ich leiten sollte, traten jedoch trotzdem diese Symptome auf. Unter Tränen rief ich eine Christian Science Praktikerin an und bat sie um Behandlung. Als ich ihr sagte, ich hätte Angst, dass es während des Gottesdienstes einen unangenehmen Vorfall geben würde, ich den Gottesdienst unterbrechen müsste und wie peinlich mir das wäre, wies sie mich an, die Furcht nicht als etwas zu betrachten, was zu mir gehört. Am nächsten Morgen ging ich wieder zur Probe in die Kirche. Als ich am Pult stand, weigerte ich mich Furcht einzulassen. Ich wollte nicht vor dem Fortschritt zurückweichen; ich wusste, dass ich voranschreiten konnte. Ich dachte an die Bibelstelle: „Alle deine Kinder sind Jünger des Herrn, und großen Frieden haben deine Kinder.“ Jes 54:13 (nach der King-James-Bibel).

Gott, so wusste ich, ist die einzige richtige Quelle der Information über Seine Schöpfung. Ganz gleich, was für eine physische Grundlage es für dieses Problem auch geben mochte, Gott hatte mir nie gesagt dass ich nicht eine Stunde oder sonstwie lange stehen kann. Die göttliche Liebe hatte mir nie gesagt, dass ich ein körperliches Problem habe, das mich davon abhalten kann, normal tätig zu sein oder Gott und der Kirche zu dienen. Die göttliche Wahrheit sagte mir, dass ich außerhalb materieller Umstände lebe, dass ich als Gottes Ausdruck, als Ausdruck Seiner Vollkommenheit, geistig und frei, gesund und vollständig bin.

Mit dieser Erkenntnis hörte die Schwierigkeit auf, und zwar für immer. Ich war in dem Amt tätig und fühlte mich frei und glücklich dabei; ich liebte einfach jede Minute jeder Stunde. Und zu meiner großen Überraschung wurde mir dann noch die Möglichkeit gegeben für Gott, die Kirche und die Menschheit in einer neuen Position tätig zu sein. Da man bei dieser Arbeit noch viel mehr stehen muss, wäre ich nicht dafür bereit gewesen, wenn ich die Furcht nicht untergekriegt und erkannt hätte, dass nichts sich meinem geistigen Fortschritt entgegenstellen kann. Was mir wie ein belastendes, furchterregendes Hindernis erschienen war verwandelte sich in ein Vehikel für geistiges Wachstum.

Der Fortschritt, den wir im Verständnis unserer Beziehung zu Gott machen, führt zu sichtbaren Veränderungen in unserem Leben — die zwar nicht immer das sind, was wir vorausgesagt hätten, aber es uns immer ermöglichen anderen mehr Segen zu bringen.

Jesus sagte einmal: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ Lk 9:62. Wir können den Fortschritt, den wir anstreben, nicht machen, indem wir stillstehen oder indem wir zurückblicken — sei es aus Furcht vor dem, was vor uns liegt, oder aus mangelnder Bereitschaft etwas zu überwinden, was uns zurückhalten will. Doch wenn wir unseren Blick auf den Weg vor uns gerichtet halten, auf den „Weg“ des Christus, der Wahrheit, und Schritt für Schritt voranschreiten, wird sich zwangsläufig Fortschritt einstellen.

Selbst wenn wir bisher immer zurückgeschaut haben, selbst gerade in dieser letzten Minute noch, so können wir doch jetzt sofort vorwärtsschauen. Jetzt, in diesem Augenblick, können wir mehr von dem Himmel erleben, der nahe ist — der für alle da ist.

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