Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Er spricht für Mose: ein Interview mit Val Kilmer

Aus der Dezember 1999-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Val Kilmer gilt als der vielseitigste Schauspieler seiner Generation. Nach seinem Studium an der Juilliard School of Drama in New York (wo er der jüngste Student war, der jemals aufgenommen wurde) begann er eine bewegte, außerordentlich erfolgreiche Schauspielkarriere auf der Bühne und im Film. Er spielte in Filmen wie Batman Forever, The Saint, Der Geist und die Dunkelheit, Tombstone, The Doors, Top Gun und Auf den ersten Blick. Und in dem jüngsten erfolgreichen Animationsfilm The Prince of Egypt (Der Prinz von Ägypten) von Dreamworks leiht er Mose seine Stimme. Im folgenden Interview erzählt uns einige seiner Gedanken dazu.

: Die Geschichte von Mose ist viele Male in Filmen und in anderer Form geschildert worden. Warum ist sie für die heutigen Zuschauer noch von Bedeutung?

Val Kilmer: Es geht um eine sehr menschliche Geschichte, die aber gewaltige Wunder einschließt. Schon als Kind habe ich diese Geschichte gern gemocht. Sie enthält so viel Hoffnung. Einerseits bringt Mose einen Mann um. Gibt es etwas Schlimmeres? Doch aufgrund seiner tiefen Demut, seiner Aufrichtigkeit und seiner Suche nach Wahrheit wird ihm die heiligste Aufgabe seiner Zeit übertragen. Mary Baker Eddy sagt: „Mose förderte ein Volk bis zur Anbetung Gottes im Geist statt in der Materie und veranschaulichte die großen menschlichen Fähigkeiten des Seins, die vom unsterblichen Gemüt verliehen werden" (Wissenschaft und Gesundheit, S. 200). Gerade aus diesem Grund gefällt mir die Geschichte von Mose so sehr.

Walker: Trotz seiner Fehler wurde seine höhere Aufgabe nicht vereitelt. Was ist das Besondere an Mose?

Kilmer: Seine Leidenschaft stürzte ihn in Schwierigkeiten, sodass er schließlich einen Mann umbrachte. Dennoch vollbringt er etwas Großartiges, was in der heutigen Zeit nicht seinesgleichen hat. Schon allein die Befreiung seines Volkes war eine außerordentliche Leistung. Doch selbst als ihm die Zehn Gebote offenbart wurden, war er immer noch derselbe leidenschaftliche Mensch. Er wird so wütend, dass er sie zerbricht! Sein eigenes Volk hat ihn enttäuscht und in seiner Verzweiflung zerstört er die Tafeln. Doch er macht sich gleich wieder an die Arbeit. Gott kommt erneut zu ihm und sagt im wesentlichen: „Nun gut, ich schreibe sie noch einmal.“ Er tut es und Mose macht sich wieder an die Arbeit. Er versucht es noch einmal. Das ist seine große Stärke. Es scheint, als ob es für Mose immer einen Kampf um Selbstbeherrschung gab, dennoch machte er weiter. Er gab nicht auf.

Walker: Hat Mose als einer der ersten Menschen, die im Rampenlicht der Öffentlichkeit stehen, eine Botschaft für die Menschen in unserer Mediengesellschaft?

Kilmer: Ja. Den ersten Teil seines Lebens verbringt er in einer Weise, wie es sich ein gewöhnlicher Ägypter gar nicht vorstellen konnte. Im königlichen Palast wird er wie der Sohn des Pharao mit königlichen Würden behandelt. Er wächst in einer unwahrscheinlich privilegierten Umwelt auf. Und dann wird er verstoßen und landet ganz unten als Hirte. Wir können etwas daraus lernen, wie er durch diese demütigende Zeit gewachsen ist und wie er sich ehrlich damit auseinandersetzt, wer er ist.

Es gehörte ungeheurer Mut dazu aus der Wüste zurückzukehren. Er hatte dem Pharao oder seinem Volk nichts vorzuzeigen. Er hatte nur einen Stab, doch dieser Stab stellte die Macht dar, die er später verstehen lernte — eine heilende Kraft, die er mit sich trug.

Walker: Ich weiß, dass Sie die Bibel, sowohl das Alte wie auch das Neue Testament, studieren. War da etwas in Ihrem Verständnis des Neuen Testaments, was Sie in diese Gestalt des Alten Testaments eingebracht haben?

Kilmer: Natürlich. Es ist daraus ersichtlich, wie die Geschichte im Prince of Egypt erzählt wird. Mose erneuert ständig seinen Glauben. Bei der Suche nach dem verheißenen Land zum Beispiel musste Moses Glaube sich auf das stützen, was er nicht sehen konnte (siehe Hebr 11:1). Und das befähigte ihn, der Führer zu sein, obwohl er dem äußeren Anschein nach keine natürliche Veranlagung für diese Aufgabe hatte. Mit anderen Worten, seine Fähigkeit als Führer entwickelte sich nicht aus seinen materiellen Gaben. In der Bibel heißt es beispielsweise, dass Mose „eine schwere Sprache“ hatte (2. Mose 4:10). Ich glaube nicht, dass wir genau wissen, ob er eine Sprachstörung hatte oder ob er nicht wusste, wie er zu den Leuten sprechen sollte. Vielleicht war er entsetzlich scheu. Doch ganz gleich, was es war, er triumphierte durch seinen Glauben an Gott.

Walker: In Filmen, die eine religiöse Geschichte zeigen, taucht oft die Frage auf, wie die Stimme Gottes dargestellt werden soll. Ich habe gehört, dass man in diesem Film kreative Ansätze gefunden hat. Können Sie uns etwas dazu sagen?

Kilmer: Die ursprüngliche Idee war, die Stimme Gottes durch eine Vielzahl von Stimmen darzustellen. Eine wunderbare Idee, doch es hatte keine dramatische Wirkung. Es hörte sich unangenehm an. Und so kehrte man zu der fundamentalen theologischen Idee zurück, dass Gott zu uns mit einer Stimme spricht, die wir hören oder verstehen können. Und so wurde ich gebeten, die Stimme Gottes aufzunehmen.

Walker: Ist es dann nicht so, als ob Mose, wenn er die Stimme Gottes hört, seine eigene Stimme vernimmt?

Kilmer: Es ist nicht genau Moses Stimme, aber sie klingt ihm vertraut. Mir gefiel diese Idee sehr.

Walker: In Ihrer Filmkarriere haben Sie Rockstars gespielt, Löwen gejagt, ein Fledermauskostüm getragen, ja Sie waren sogar ein Heiliger. Fanden Sie etwas Außergewöhnliches daran, eine Bibelgestalt darzustellen?

Kilmer: Unbedingt. In diesem Fall hat es mit der Geschichte zu tun. Mose ist eine zentrale Figur für Moslems, Christen und Juden. Ich hatte befürchtet, dass die „Experten“ die Geschichte politisieren würden, Aber das geschah nicht. Die Art, wie wir sie erzählten, gewann praktisch von allen Seiten Zustimmung.

Regisseur Jeffery Katzenberg hatte einen mutigen Approach für den Film. Er stellte für vier Jahre eine inspirierte Gruppe von Geschichtenerzählern zusammen, alle möglichen Künstler, mehr als fünfhundert Leute. In dieser Zeit beriet er sich auch mit den verschiedensten religiösen Führern. Jeffery rief mich immer an, nachdem er mit einem neuen religiösen Führer gesprochen hatte, ob es nun ein Moslem oder ein Christ oder jemand war, der zum jüdischen Glauben gehört. Es war bewegend, von Jeffery die Einsichten mitgeteilt zu bekommen, die jede Person eingebracht hatte. Das geschieht nicht oft in der Filmbranche. Es war sehr klar, dass da mehr mitspielte.

Die erste Aufgabe eines Geschichtenerzählers besteht darin zu unterhalten. Man hofft auch damit zu inspirieren. Man muss zuerst selbst inspiriert sein, bevor man andere inspirieren kann. Wenn man mit dem Gedanken beginnt, einfach nur eine biblische Geschichte nachzuerzählen, könnte man meinen, die Heilige Schrift sei trocken oder nüchtern oder zu ernst. Aber gibt es etwas Dramatischeres als die Geschichte eines Säuglings, dessen Mutter sich weigert, einem ungerechten Gesetz gehorsam zu sein, und damit das Leben ihrer ganzen Familie aufs Spiel setzt? Mit dem ersten Atemzug dieses Kindes beginnt eine erstaunliche, dramatische Geschichte.

Walker: Einige der Geschehnisse in dieser Geschichte sind ziemlich unwahrscheinlich — die Teilung des Schilfmeers zum Beispiel. Doch das ist keine Phantasie. Wir sprechen von Ereignissen, die von Millionen von Menschen als tatsächliches Geschehen akzeptiert werden. Wie vermittelt man die Wirklichkeit einer Geschichte von solch monumentalem Ausmaß?

Kilmer: Den Leuten von Dreamworks lag viel daran, dass es eine menschliche Geschichte werden sollte. Sie enthält einige der größten Wunder, die je erzählt wurden, trotzdem ist die Geschichte so zugänglich. Mose ist nicht ein Mann von besonderer Herkunft; er stammt von einfachen Eltern. Eine inspirierte Eingebung seiner Mutter setzt die Dinge in Gang. Er wird abgegeben und unter besonderen Umständen erzogen, doch er verlässt sich nicht auf seine Herkunft. Es ist die Geschichte eines einfachen Mannes, der zu inspirierten Höhen aufsteigt. Schließlich sieht man ihn vor dem Schilfmeer stehen. Er soll etwas Unmögliches vollbringen. Doch die Stimme Gottes kommt zu ihm und in diesem Augenblick hat er keine Furcht mehr. Deshalb diese Klarheit.

Ich dachte verschiedene Male an Mrs. Eddys Aussage: „Wir, heute in diesem Klassenzimmer, sind genug, die Welt zu bekehren, wenn wir ein Gemüt haben; denn dann wird die ganze Welt den Einfluss spüren" (Vermischte Schriften, S. 279). Für mich ist das ein Hinweis, was mit Mose vor sich ging.

Walker: Ihre eigenen Kinder sind noch recht klein. Wie haben sie darauf reagiert, dass ihr Vater Mose ist? Finden sie es genauso toll, wie wenn ihr Vater Batman ist?

Kilmer: (lacht) Sie finden es sogar besser. Meine Tochter ist jetzt sieben. Sie ist sich sehr bewusst, dass die Leute an dieser Gestalt interessiert sind. Sie weiß eigentlich nicht genau, warum. Ihr eigenes Interesse liegt natürlich anderswo. Doch sie redet gern zu Leuten davon. Ich bin sicher, meine Kinder glauben, es ist besser als Batman. Ich jedenfalls glaube es!

(Channing Walker ist freier Mitarbeiter der Redaktion.)

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / Dezember 1999

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.