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Wie man die Welt verändert

Interview mit einem Methodistenpfarrer

Aus der Dezember 1999-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Vor zwei Jahren schrieb leitender Pastor der First United Methodist Church von Cleveland, Ohio, USA, zur Weihnachtszeit einen Artikel für Clevelands Tageszeitung The Plain Dealer mit dem Thema „Wie man die Welt verändert". Er lud seine Leser ein, darüber nachzudenken, wie oft es gespannte und zerrüttete Beziehungen gibt, bloß weil jemand nach dem Motto handelt: „Immer feste drauflos!"

„Anstatt ein Herz zur Zeit umzuwandeln", schrieb Dr. Chalker, „treten wir als Besserwisser auf und versuchen die Dinge in unserem Sinn zu lenken. Dann sind wir überrascht und sogar ärgerlich über den Widerstand, der uns entgegenschlägt ... Man schafft sich permanente Feinde, wenn man nur „feste drauflosgeht", und dabei brauchen wir doch permanente Freunde. ... Wir wollen sofort Resultate sehen. Aber so lernt man einander nicht lieben."

fragte Dr. Chalker kürzlich in einem Gespräch, wie man denn seiner Erfahrung nach lieben lernt!

„Das ist ein gutes Thema für diese Zeit des Jahres", erwiderte er lächelnd. „Meiner Meinung nach gibt es keine wirklich bedeutsame Umwandlung, außer sie geht im Einzelnen selbst vor sich. Manchmal sind die Leute bei Massenveranstaltungen ganz begeistert von einem Sprecher oder irgendeinem Vorhaben und eine Zeitlang hat das einen Einfluss auf sie. Doch solange es keine persönliche Umwandlung hervorbringt und die Perspektive des Einzelnen sich nicht radikal ändert, wird diese Methode im Sand verlaufen.

Wie ich schon in dem Zeitungsartikel schrieb, werden wir Christen oft ganz rührselig beim weihnachtlichen Kerzenschein, doch das Anzünden einer Kerze im Herzen eines Menschen — diese harte Arbeit wird spätestens am Neujahrstag wieder aufgegeben. Für mich", so fuhr er fort, „ist Weihnachten eine Geschichte der Umwandlung von Herzen — ein Herz nach dem anderen. Es beginnt in einem Stall und zieht von dort aus seine Kreise. Es ist eine Geschichte der Liebe. Eine Kerze zur Zeit wird angezündet und bei diesem Prozess und in Gottes Zeit verändert sich die Welt. Und wir beten darum, dass die Menschen diese Dinge jeden Augenblick erleben.

Pastorensohn

Dr. Chalker wuchs in Alliance, Ohio, auf, wo sein Großvater einen kleinen landwirtschaftlichen Betrieb führte. Menschen hat er immer gern gehabt. Seine Mutter war Lehrerin und sein Vater Pfarrer der Vereinigten Methodistenkirche. Er gab lachend zu, dass einige der Klischees eines Pastorenkindes auf ihn zuträfen."

Ken Chalker war erst zehn Jahre alt, als sein Vater starb, doch er war alt genug, um zu wissen, dass er ebenfalls Pfarrer werden wollte. „Weil ich einiges in Ordnung bringen wollte, was mein Vater nicht geschafft hatte", erklärte er. „Tief im Innern hatte ich immer das Gefühl, dass ich in der Kirche tätig sein wollte, und das Gefühl wurde Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre noch verstärkt, als es an den Hochschulen drunter und drüber ging und mir klar wurde, dass jeder Wandel, wenn er von Bedeutung sein sollte, in der Kirche verankert sein musste. Nachdem ich kurze Zeit über eine Karriere in der Politik oder im Rechtswesen nachgedacht hatte, entschied ich mich für die Kirchengemeinde als meinen Aufgabenbereich.

In den Jahren, die seitdem vergangen sind, habe ich erlebt, wie die Kirche Veränderungen bewirken kann, nach denen die Politiker vergeblich streben — Veränderungen, die letztendlich in den Herzen und Gemütern der Menschen eine wichtige Rolle spielen. Als Pfarrer ist man dabei, wenn ihre Kinder geboren werden, wenn liebe Angehörige versterben und wenn es große Momente in ihrem Leben und in der Geschichte der Nation gibt. Solche Erlebnisse prägen jeden Einzelnen — auch den Pfarrer!"

Weg von Klischees

Dr. Chalker erzählte uns, dass, als er 1986 in seiner Kirche in der Innenstadt von Cleveland ankam, die Gemeinde das riesige Gebäude im Stich gelassen hatte und zu einem kleinen Häuflein zusammengeschrumpft war. „Es ist uns gelungen, die Gemeinde wiederaufzubauen und unsere Gemeindeglieder zu ermuntern wichtige Berührungspunkte mit der Öffentlichkeit zu suchen. Wir sind eine Kirche, die zu 48 Prozent nichtweiß ist und diese Vielfalt — nicht nur in Bezug auf die Rassen, sondern auch in ethnischer und wirtschaftlicher Hinsicht — schafft eine enorme Energie."

Er erinnerte uns daran, dass der amerikanische Bürgerrechtler Dr. Martin Luther King einmal gesagt hatte, zu keiner Stunde des Tages sei die Trennung unter den Menschen Amerikas größer als um elf Uhr am Sonntagmorgen. „Wir hier", so sagte er, „haben mit viel harter Arbeit und durch wundervolle Dinge, die passiert sind, diese Trennung durchbrochen — bei einem Menschen nach dem anderen. Wir ermöglichen es den Leuten über stereotype Vorstellungen hinauszublicken, und wenn sie das tun, erkennen sie besser, was Gott für uns im Sinn hat — nämlich eine globale Gemeinschaft, in der nicht nur ein politisches und religiöses Spektrum zu sehen ist.

Wir haben eine wunderbare Offenheit hier, die von Zielbewusstheit und Fürsorglichkeit, Gedankentiefe und Reife gekennzeichnet ist. Die Leute haben auch ein umfassenderes Bild davon, was die Kirche sein sollte. Wir sind 365 Tage im Jahr, 24 Stunden lang geöffnet! Das Familienleben ist ein Haupthema bei uns, wobei wir betonen, dass Familien durch gegenseitige Verpflichtungen und liebevolle Beziehungen zusammengehalten werden und nicht durch die äußere Form und Zusammensetzung einer Familie.

Meine Mutter sprach immer davon, dass das Leben wie ein Weihnachtsgeschenk ist. Sie sagte, man muss ein bisschen Zeit damit verbringen, das Paket zu öffnen, und dabei entdeckt man, wie wundervoll das Leben ist. An jedem Weihnachten entdecke ich von neuem, wie wahr diese Beobachtung ist. Und ich erfreue mich an dem Wunder, von dem sie sprach, und der Liebe, die wir in so erstaunlichem Maße erleben.

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