Wie im letzten Monat erwähnt, wendet sich die November-Ausgabe des Herold an Teenager. Wir drucken daher die Bibelnotizen für November bereits diesen Monat ab.
5.November
ADAM UND DER GEFALLENE MENSCH
Dem aber, der euch vor dem Straucheln behüten kann und euch untadelig stellen kann vor das Angesicht seiner Herrlichkeit mit Freuden, dem alleinigen Gott, unserm Heiland, sei durch Jesus Christus, unsern Herrn, Ehre und Majestät und Gewalt und Macht vor aller Zeit, jetzt und in alle Ewigkeit! (Jud 1:24-25)
„Dieser Brief kämpft leidenschaftlich gegen eine um sich greifende Bewegung schlimmer religiöser Begeisterung, unter deren Wirkung einige Irrlehrer die Christen aus dem überlieferten strengen sittlichen Lebenswandel in Nächstenliebe und Selbstbeherrschung auszubrechen und zu einem wilden Sich-treiben und -gehenlassen auffordern." (Wilckens)
„Das veranlasste den Verfasser, den Gemeinden eine Art Flugblatt zu senden, das sie aufruft, sich den überlieferten Glauben einzusetzen." (BE) Die beiden Verse sind „der herrliche liturgische Lobgesang" (Barclay), mit dem er den Brief schließt.
„Unter, Doxologie' verstehen wir das lobpreisende Rühmen Gottes. ...
Die Doxologie empfängt bei Judas ihre Besonderheit dadurch, dass sie sich überraschend und eindrucksvoll von seinem harten Schreiben abhebt. Sie wird in [diesem] Brief durch die Hinwendung des Blickes auf Gott zu einem helfenden und stärkenden Wort an die Gemeinde, noch weit wirksamer, als ein Segenswunsch es sein Könnte. ...
Es steht hier nicht das Zeitwort straucheln, sondern ein nur hier im Neuen Testament vorkommendes [griech.] Eigenschaftswort aptaistous. Es ist abgeleitet von ptaiein, das von der Grundbedeutung her, anstoßen, anprellen', dann aber auch irreführen, sündigen heißen kann. In [diesem] Brief geht es nicht so sehr um einzelne Sünden, sondern um den, Stoß' einer Irrlehre, die Gemeindeglieder bedroht. Gott kann sie bewahren, so dass dieser, Aufprall' der falschen Lehre sie nicht umwirft. ...
Es ist kennzeichnend für das israelitsche elitsche Denken, dass es grundsätzlich nicht wie das griechische, Stockwerke' vor sich sieht: Himmel, Erde, Unterwelt oder Diesseits und Jenseits. Israel denkt auf Grund der ihm gewordenen Offenbarung, geschichtlich' und darum in Zeitaltern — Äonen, ... die aufeinander folgen. Der ewige Gott aber lebt vor jedem Äon [vor aller Zeit] und besitzt dabei die ganze Fülle alles dessen, was ihm eignet.
Das NT spricht nicht von einer abstrakten, Ewigkeit', sondern von neuen Äonen., In die Äonen der Äonen' ... — das ist der biblische, realistische, lebensvolle Ausdruck für Ewigkeit." (WStB)
12. November
DIE STERBLICHEN UND DIE UNSTERBLICHEN
Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. (Mt 5:48)
Mit dem Hinweis auf das nach Vollkommenheit zielende Handeln und Streben, beschließt Jesus seine Ausführungen „von der Feindesliebe". Dabei ist die Liebe (griech. agape) gemeint, die keine emotionalisierte Herzensregung ist, „die uns überkommt, sondern ein bewusster Entschluss, durch den es uns gelingt, selbst denen, die uns kränken und beleidigen, jenes unerschütterliche Wohlwollen entgegenzubringen. " (Barclay)
Im Aramäischen — der Sprache Jesu — heißt das Wort für vollkommen, gmera, „außer, vollkommen' und, vollendet' auch, umfassend' und, gründlich'. Im angeführten Vers bedeutet gmera selbstverständlich nicht, vollkommen im Charakter', wie Gott vollkommen ist, sondern, erfahren im Verstehen und Begreifen'. ... Um die Bedeutung des Wortes gmera näher zu umschreiben, seien hier einige damit gebildete Begriffe genannt: Einen Gelehrten nennt man gmera biolpana, was soviel heißt wie: vertraut mit jedem Zweig der Wissenschaften; ein gmera bnamosa ist ein im Gesetz wohlbewanderter Mann; erreicht ein Jüngling das Reifealter, dann ist er gmera, d. h. ein einsichtiger Mann geworden.
Jesus wünschte, dass seine Jünger einen gründlichen Begriff von allen Umständen hätten, denen sie bei ihrer großen Mission begegnen könnten. Sie sollten klug, rein, wachsam, sanft und mutig sein, und außerdem alle Eigenschaften besitzen, die zum Erfolg und zur Größe beitrugen." (Lamsa)
19. November
SEELE UND KÖRPER
So spricht der Herr Zebaoth: Achtet doch darauf, wie es euch geht: Ihr säet viel und bringt wenig ein; ... und wer Geld verdient, der legt's in einen löchrigen Beutel. (Hag 1:5, 6)
„Nach der Eroberung des babylonischen Reiches durch die Perser (539 v. Chr.) ermöglichte ein Edikt des ersten persischen Großkönigs Cyrus den Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem. ... Die Not der einheimischen Bevölkerung und mancherlei innenpolitische Schwierigkeiten ließen es nicht so schnell zum Tempelbau kommen. ... Erst das Auftreten der Propheten Haggai und Sacharja brachte die Wende." (BE)
„Haggai [geboren an einem Festtag] war einer der so genannten zwölf Kleinen Propheten, mit deren kurzen Büchern das Alte Testament schließt. ... Er sagte, Gott sei unzufrieden mit dem Volk, das den Wiederaufbau des Tempels für verfrüht hielt." (MdB)
„, Achtet darauf' bedeutet soviel wie:, Lasst euch beeindrucken, damit eine Änderung geschehen kann. Dabei handelt es sich aber um Tatsachen, die einen Eindruck machen sollen. Statt: wie es euch geht ließe sich noch genauer übersetzen:, eure Wege', d. h. eure konkrete Alltagsund Lebenserfahrung.
Vers 6 ließe sich so zusammenfassen: Viel Arbeit und wenig Erfolg. Oder noch besser: Viel Mühe und wenig Segen.
... Man hat ... das Notdürftigste, das Lebensminimum. Aber von einer Stillung auch nur der äußeren Bedürfnisse kann nicht die Rede sein, geschweige denn von einer vollen Zufriedenheit oder einer dankbaren Geborgenheit. Hier wird nicht nur Mangel gelitten. Hier fehlt auch das Gotteslob. ... Es ist noch der alttestamentliche Begriff des Segens: Wen Gott segnet, den segnet er auch mit äußeren Gütern." Im Gegensatz dazu geht es „in der Nachfolge Jesu um den, geistlichen Segen in himmlischen Gütern durch Christus' (Eph 1, 3). ... Damals war der äußere Mangel eindeutig eine Folge mangelnden Segens. Ja, man kann in [Vers] 6 sogar das Urbild gott-losen Schaffens erkennen: Man müht sich, und es bleibt doch vergebliche Mühe." (WStB)
26. November
DIE ZAUBEREI DES ALTERTUMS UND DER NEUZEIT — ALIAS MESMERIS-MUS UND HYPNOTISMUS — BLOSS-GESTELLT
Weisheit wird in dein Herz eingehen, und Erkenntnis wird deiner Seele lieblich sein, dass du wandelst auf dem Wege der Guten ... (Spr 2:10, 20)
„Die Sammlung von kurzen Lebensregeln unter dem Titel, Die Sprüche Salomos' hat das große Ziel, zum praktischen Christentum zu verhelfen. ... Es sind hier Lebensregeln zusammengestellt, in denen die Weisheit und Erfahrung von Jahrhunderten gesammelt vorliegt." (Bruns)
„Weisheit zu erlangen, kostet Mühe und Anstrengung. ... Erkennen (einer Person) ist in der Bibel kein gedanklicher, verstandesmäßiger Vorgang, sondern vertrauter, persönlicher Umgang, in diesem Fall mit Gott. Sie verhilft zu richtiger Lebensführung. Weg ... meint die Art und Weise zu leben und zu handeln." (WStB)
„Das zweite Kapitel bietet ein Lehrgedicht, das aus einem einzigen Satzgefüge besteht. Hatte die Weisheit eben die ganze Stadt angeredet, so wendet sich nun der Lehrer an seinen Schüler. War der Ton bisher überwiegend warnend ..., so wird nun positiv werbend der, Segen der Weisheit' entfaltet. ...
Das Streben nach Weisheit und das Leben entsprechend der Weisheit werden nicht mehr als von außen kommendes Muss empfunden, sondern sie werden innerstes Anliegen des Herzens. Dem Weisen erscheint dieses neu gefüllte Herz etwas Selbstverständliches. Für die Propheten ist es ein Zukunftsideal. Erkenntnis wird deiner Seele wohltun, denn Lernen bereitet Freude. ... Mit der Weisheit wächst auch das Selbstbewusstsein." (WStB)
Abkürzungen:
Barclay = William Barclay, Auslegung
des Neuen Testaments
BE = Die Bibel mit Erklärungen
BKB = Brockhaus, Kommentar zur Bibel
Bruns = Hans Bruns, Die Bibel mit
Erklärungen
CB = Calwer Bibellexikon
HzB = Handbuch zur Bibel
Lamsa = George M. Lamsa, Die
evangelien in aramäischer Sicht
MdB =Die Menschen der Bibel
StEB = Stuttgarter Erklärungsbibel
WdB = Welt der Bibel
Wilckens =Ulrich Wilckens, Das Neue
Testament
Who = Who's who in der Bibel
WStB = Wuppertaler Studienbibel
