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Grenzen überwinden — Blick nach vorne

Aus der Oktober 2000-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In den ersten Oktobertagen diesen Jahres feiert Deutschland ein bemerkenswertes Jubiläum: zehn Jahre staatlicher Einheit. Der 3. Oktober 1990 markierte das Ende der Deutschen Demokratischen Republik und den Beginn eines neuen, veränderten Deutschlands — eines Deutschlands ohne innere Grenzen.

Das Wort des Friedensnobelpreisträgers Willy Brandt „Jetzt wächst zusammen, was zusammengehört" hat sich vielfältig bewahrheitet. Gewiss ist viel erreicht worden, und manches ist noch nicht so, wie es sein könnte — aber in den meisten Kommentaren von Politikern, Künstlern und Wissenschaftlern überwiegt die Dankbarkeit oder zumindest Genugtuung für das, was sich entwickelt hat.

Erinnern Sie sich noch, wie es damals war, vor zehn und elf Jahren? Zunächst nur in einigen Kirchen, später in unzähligen Kirchen und Gemeindehäusern kamen in allen Bezirken der DDR Menschen zusammen, um zu beten. Gebetskreise wuchsen, Kerzen wurden angezündet und schließlich gingen Hunderttausende trotz Drohungen und Repressalien durch die kommunistische Parteiführung und der Staatssicherheitsorgane auf die Straße, um für bessere Lebensbedingungen, für Rede- und Pressefreiheit und für demokratische Wahlen zu demonstrieren.

Was hat die Staatsmacht davon abgehalten, ihr Waffenarsenal zu nutzen? Gebete. Was hat das im Vergleich zu 1953, 1956, 1968 veränderte verhalten der Sowjetunion bewirkt und diese Weltmacht gestoppt, ihrerseits Volksaufstände wie zuvor in der DDR, in Ungarn und der CSSR Militärisch niederzuschlagen? Gebete. Und was hat die schwierige Auflösung der Stasi und den Übergang in eine demokratische Gesellschaft sichergestellt? Gebete.

Wohl selten ist es so offensichtlich geworden, was Gebete, millionenfache Gebete — nicht nur im damaligen Ostblock — bewirken können. Halb Europa, nämlich auch die Bewohner der anderen ehemaligen Ostblockstaaten und viele Menschen in Westund Südeuropa, hatte sich im Gebet vereint. Ideen und Freiheitsideale haben den Menschen Mut und Kraft gegeben. Gebete haben alles für sie verändert.

Mary Baker Eddy ist eine Frau, die auch in ihrem persönlichen Leben und im Blick auf die Situation der Welt ihrer Zeit, der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, die revolutionierende Macht des Gebets erlebt hat. Sie schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, ihrem Hauptwerk: „Die Welt muss zum geistigen Verständnis von Gebet heranwachsen." Wissenschaft und Gesundheit, S. 10. Und das geschieht heute. Auch in anderen Gegenden der Welt ist diese Macht des Gebets deutlicher hervorgetreten. Die Inspiration, die einen Kontinent in wenigen Monaten verändert hat, bietet Chancen für Menschen in aller Welt.

Immer mehr Menschen stimmen zu, dass Gebet Grenzen verändert, „Schwerter zu Pflugscharen" und Gegner zu gleichberechtigten Partnern gemacht hat. Auch wenn bisweilen Sorge vor der Zukunft oder Unzufriedenheit mit dem Erreichten in den Medien Aufsehen erregen, so ist es doch klar, dass die Menschen einen Schimmer von der Macht und der geistigen Dimension von Gebet erlangt haben.

Das Verschwinden der politischen Grenzen vor zehn Jahren hat vielen Menschen Fortschritt gebracht. Viele haben individuell „Neuland" betreten. Sie sahen sich mit anderen politischen und ökonomischen Gegebenheiten konfrontiert. Mut, Risikobereitschaft, Freude am Neuen und eine Aufbruchstimmung, die dazu führte, tatkräftig zuzupacken, beherrschten das Land.

Zehn Jahre später ist es gut, sich dieser Ereignisse und Beobachtungen wieder bewusst zu werden. Und es ist gut sich wieder ins Bewusstsein zu rufen, dass die Macht des Gebets ungebrochen ist. Die Gegenwart eines liebenden Gottes, der Seine Hand schützend über Herrschende und Beherrschte hält, kann heute ebenso bewiesen werden wie zu jener Zeit. Die Wirkung schon des einfachsten, von Herzen kommenden Gebets beschreibt M. B. Eddy folgendermaßen: „Verlangen ist Gebet; und es kann uns kein Verlust daraus entstehen, Gott unsere Wünsche anzuvertrauen, damit sie geformt und veredelt werden, bevor sie in Worten und Taten Gestalt annehmen." Ebd., S. 1.

Was auch immer auf der Tagesordnung des künftigen, enger zusammenwachesnden Europas steht — seien es Abbau von Arbeitslosigkeit, Bekämpfung von Kriminalität, bessere individuelle wie ökologische Lebensbedingungen, Ausrottung der Fremdenfeindlichkeit —, all diese Ziele können verwirklicht werden, wenn diese Wünsche Gott anvertraut werden und das eigene Handeln von Gebet geprägt wird. Die Europäer haben erlebt, was Gebet bewirken kann. Zu beten ist natürlich, es ist gewissermaßen ein Grundrecht, und wir haben seine umwälzenden Wirkungen gesehen.

Mutlosigkeit, Ängstlichkeit, Starrheit und Pessimismus werden von Gott nicht gestützt. Denn Gott ist Leben, die Quelle von Freude und Erfüllung. Ein liebender Gott nimmt den Menschen nicht den Mut, sondern lässt sie ihre Möglichkeiten erkennen.

Vor über 4000 Jahren, in einer anderen Aufbruchszeit, die voller Verheißung war, hat es auch am Alten klammernde Überlegungen gegeben. Als die Israeliten aus Ägypten flohen, murrten sie angesichts der Herausforderungen in der Wüste und sprachen: „Wollte Gott, wir wären in Ägypten gestorben durch des Herrn Hand, als wir bei den Fleischtöpfen saßen und hatten Brot die Fülle zu essen." 2. Mose 16:3.

Finden Sie auch, dass dieser Gedanke irgendwie vertraut klingt? Man hört ihn in vielen Varianten. „Früher war alles einfacher und besser" mag eine heutige Übersetzung dieses Gedankens sein. Und doch muss er seine Faszination verlieren. Wir sind alle gewissermaßen Zeugen eines modernen Auszugs aus Ägypten, aus totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts. Wer sich heute in der Wüste fühlt, in einer Wüste nicht aus Sand, sondern aus Furcht, Ausweglosigkeit und Zweifel, der wird erleben, wie auch er oder sie von Gott geführt und gespeist wird. Vielleicht nicht mit dem „Manna", das die Israeliten vom Wüstenboden sammelten, aber mit neuen Ideen, frischen Lösungen, einem neuen Geist der Offenheit und Zusammenarbeit und dem Entdecken verheißungsvoller Gemeinsamkeiten unter den Menschen. Die umwälzende Macht von Gebet führt nicht zu Schäden oder Nachteilen, sondern sie lässt eine bessere Gegenwart greifbar werden.

Wir können die Grenzen der Ängstlichkeit überwinden, „über unseren Schatten springen", weil die Macht von Gebet unser Denken verwandelt. Sehen Sie sich noch einmal bitte das Titelbild dieser Ausgabe (und das Foto rechts) an. Vor 15 Jahren verlief hier eine streng bewachte Grenze zwischen der DDR und der Volksrepublik Polen. Auch wenn es zwei befreundete Staaten waren, beherrschten Wachen, Patrouillenboote und Alarmanlagen das Bild. Als ich dort 1985 an einem herbstlichen Nebeltag in der Nähe war, spürte man förmlich das Misstrauen, die Begrenzung, die Unfreiheit. Vor wenigen Wochen kam ich an diese Stelle zurück. Auf beiden Seiten der Oder erstreckt sich heute ein Naturschutzpark. Kormorane, Möwen und Kraniche ziehen ihre Bahnen. Rehe, Wildschweine und Wiesel laufen umher und die Atmosphäre ist voller Frieden und Verheißung. Wanderer, Radfahrer und Skater genießen die Natur. Der einst trennende Grenzfluss verbindet heute die sanfte, hügelige Landschaft.

Grenzen können schützen. Aber wenn eine Grenze Fortschritt behindert, dann ist es Zeit, sie zu uberwinden. Wenn Trennungen zwischen uns liegen, ist es Zeit daran zu denken, dass wir in der Familie Gottes alle eins sind. Wir können noch viel mehr Grenzen überwinden. Die Zukunft ist voller Verheißung.

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