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Sport

Exklusiv: Bernd Schuster

Aus der November 2000-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Bernd Schuster wuchs damit auf, in einem Arbeiterviertel in Augsburg auf der Straße Fußball zu spielen. Er wurde ein herausragender Profifußballer mit einer langen und bemerkenswerten Karriere. Er spielte für berühmte Clubs wie den FC Barcelona oder Real Madrid. Und er hat eine Menge über die treibende Kraft in seinem Beruf zu sagen: Es ist nicht Geld, sondem Liebe und Spaß am Fußball.

Er hat gesehen, wie Spiritualität und Gebet zu richtigen Entscheidungen führen und die Quelle für Kraft sind, nicht nur im Fußball, sondern auch sonst im Leben. ln seinem neuen Beruf als Trainer gibt er nun seine Werte und Erfahrungen seit drei Jahren an junge Spieler weiter.

unterhielt sich für den Herold mit ihm in seinem Heim bei Köln.

Patrick Meibom: Wann haben Sie angefangen Fußball zu spielen?

: Mit 5 oder 6 Jahren, als ich von meiner Tante mal zum Geburtstag einen Ball geschenkt bekommen habe. Meine Familie war sehr fußball-engagiert. Zu meiner Zeit gab es für mein Alter noch keine Mannschaften, die fingen erst mit 10 Jahren an. Die ersten Jahre habe ich so auf der Straße gekickt. Mit 8 Jahren habe ich bei den 10-jährigen mitgespielt in meinem Dorfverein. lch war schon so gut wie die alle. Das war eine tolle Zeit, weil man eigentlich Fußball noch auf der Straße gelernt hat.

PM: Bewegen einen diese schönen Erinnerungen an die Anfänge auch später intensiv dabei zu bleiben?

BS: Ja. Was ich aus meiner Kindheit mitgenommen habe, ist die Freude am Fußball. Wir haben auf der Straße gespielt. Wir haben auf jeder kleinsten Wiese gespielt. Wir haben jeden mitspielen lassen, der einen Ball hatte, auch wenn er der Schlechteste war.

Was ich mitgenommen habe als Profi, war der Spaß am Fußball. Und selbst als es im Profigeschäft um Geld ging, habe ich die Freude immer weiter gehabt. Das war das Wichtigste.

PM: Haben die jungen Profifußballer heute die gleiche Freude am Fußball, die Sie beschrieben haben?

BS: Na ja. Die heutigen Jungs sind nicht so aufgewachsen wie wir früher. Mit Fußball auf der Straße, in jeder Ecke. So haben wir die Technik gelernt, den Bewegungsablauf, das Miteinander, seinen Körper auszuprobieren. Als ich mit 18 Jahren als sehr junger Profi nach köln gekommen bin, habe ich zur Untermiete bei einer Familie gewohnt. Da musste ich Miete und Kostgeld bezahlen. Und ich konnte mir gerade mal ein Auto leisten. Erst als ich anfing zu spielen und meine Position und meinen Stammplatz in der Mannschaft hatte, da fing ich an, etwas Geld zu verdienen. Heute ist das bei den Spielern schon von vornherein gegeben. Da wird ihnen eine Wohnung gesucht, die kriegen ein Auto hingestellt.

PM: Die materiellen Werte sind eher Motivationsziel als die Freude am Spiel?

BS: Ja, da wird ein neues Haus gekauft, da wird ein Auto gekauft, da wird ein toller Urlaub gemacht, wer weiß wohin. Das ist eigentlich erst einmal vorrangig heute.

PM: Wo könnte man da ansetzen, um zu sagen: „Halt, stopp, das ist eine falsche Richtung!"

BS: Es ist sehr schwierig. Weil das von den meisten als so wichtig angesehen wird. Und glauben Sie mir, es ist ein Problem, dass der Spieler heute so weit geht, dass er sagt: „Wenn ich das nicht habe, dann gehe ich da nicht hin." Bei brasilianischen Spielern ist das anders. Die kommen manchmal aus sehr armen Verhältnissen, wo der Vater sehr hart arbeiten muss und kaum die 6 oder 7 Kinder versorgen kann. Deswegen haben die oft eine bessere Einstellung als wir in Europa.

PM: Haben Sie heute noch Vorbilder?

BS: Ja. Ich hatte einmal Caesar Luis Menotti als Trainer. An dem Tag, an dem meine Tochter geboren werden sollte, hatten wir Training. Menotti kam auf mich zu und sagt zu mir: „Bernardo, es ist wichtiger, dass du nach Hause gehst und schaust wie es deiner Frau und deiner Tochter geht.” Ich habe dann meine Sachen gepackt, bin nach Hause gegangen. Natürlich war alles in Ordnung. Am nächsten Tag war ich wieder beim Training. Ich war so dankbar über die Geste von Menotti, dass das insgesamt ein Super Spiel für uns wurde, das wir mit 7:2 gewonnen haben. Zwei Tore davon hatte ich erzielt und sie meinem Trainer gewidmet.

PM: Wie haben Sie sich gegen den Druck von Alkohol und Drogen gewehrt?

BS: Das Einzige, was ich getan habe, bevor ich Christian Science kennen gelernt habe, war vor dem Einschlafen ein Glas Bier zu trinken, lediglich als Schlaftrunk. Den habe ich dann aber auch weggelassen. Ich muss ehrlich sagen, ich freue mich darüber. Ich hab das absolut durchgezogen. In Bezug auf Drogen habe ich in meinem Kreise nie etwas miterlebt. Das wäre natürlich auch ein Hammer gewesen, das muss ich ehrlich sagen. Drogen im Beruf Sport — das kann ich nicht akzeptieren.

Die Spanier trinken viel Wein – und die haben mir immer eingeschenkt. Ich habe dann Wasser bestellt. Ich habe mich nicht davon beeinflussen lassen.

Aber ich verstehe, dass es für die heutige Jugend, die damit immer wieder konfrontiert wird, schwer ist.

PM: Wie kann ein junger Mensch solche Charakterstärke heranbilden?

BS: Ich denke, man muss einfach klar wissen, was man will. Wenn das klar ist, stehen die Chancen gut, dass einen keiner davon abbringt. Aber junge Leute fühlen sich oft unentschlossen und unsicher.

PM: Wo, meinen Sie, liegt denn der Ursprung dieser Unentschlossenheit? Was würden Sie einem jungen Menschen raten, der ernsthaft eine Karriere im Sport verfolgen will?

BS: Zwei Sachen sind unglaublich wichtig. Einmal, dass man sich ein gewisses Umfeld schafft. Man kann ein Kind jahrelang hegen und pflegen, ihm Eigenschaften beibringen, die wichtig sind für das spätere Leben. Diese ganzen Sachen kann ein schlechtes Umfeld kaputt machen. Eine Gefahr besteht gerade in der Schule mit Alkohol und Drogen. Und zum Anderen muss man sich im Klaren darüber sein, was man möchte und wo man steht. Man muss viel für seine Charakterstärke tun.

PM: Medizinische Betreuung wird im Fußball groß geschrieben. Können Sie sich an eine Situation erinnern, wo Sie auf medizinische Hilfe verzichtet haben und es zu einer Heilung gekommen ist?

BS: Ich hab da mal einen Riesenfall gehabt. Darauf bekam ich einen so sehr geschwollenen Knöchel, dass ich schon gar nicht mehr meine Zehen sehen konnte. Der ganze Fuß war nur noch ein Ball. Die erste Reaktion war Erschrockenheit. Und üblich war es, dass man dann den Vereinsarzt angerufen hat. Die haben vier Wochen versucht die Verletzung zu behandeln, aber im Endeffekt ohne Resultat. Und dann hieß es, dass es sich wohl um ein Virus handelt und der Bernd Schuster nie wieder Fußball spielen wird. So, und da musste ich mir nun was einfallen lassen.

PM: Medizinischerseits wurde also festgestellt, dass für Sie eigentlich ihre Fußballkarriere als Spieler beendet ist?

BS: Genau. Ich habe dann mit einem Christian Science Praktiker gearbeitet. Ich bin zu meinem Trainer und unserem Präsidenten gegangen und habe gesagt: „So geht es nicht mehr weiter: Ich mache das jetzt auf eine andere Art und Weise. Bitte respektiert das. Für euch ist das Thema vorbei, aber für mich nicht.” Das Schöne war dann, dass sie es auch tatsächlich akzeptierten. Der Trainer hat zu mir gesagt: „Mach du, was du machen musst. Ist O.K. Du hast meine volle Unterstützung.” Über Weihnachten bin ich dann nicht in Urlaub gefahren. Ich brauchte Ruhe und Zeit zum Beten — und zum Training. Und was toll war, der Konditionstrainer und Physiotherapeut sagte mir damals zu, dass er auch nicht wegfährt. Er hat auf seinen Weihnachtsurlaub verzichtet, um mit mir wieder zu trainieren. Für einen Spanier bedeutet das schon unheimlich viel.

PM: Welcher Gedanke hat Sie am meisten während dieser Heilungszeit beschäftigt?

BS: Ich bin von der Vollkommenheit ausgegangen. Ich habe das Gute in allem gesehen, was mich umgeben hat. Schwierig war zuerst, dass man immer wieder geneigt ist auf die verletzte Stelle zu schauen. Ich merkte aber, dass das nicht richtig sein kann. Ich musste wissen, dass ich das Gleichnis Gottes bin, der Liebe ist. Alles, was ich empfangen konnte, war eine Wirkung dieser Liebe und ich bin immer geschützt. Und ich wurde geheilt. Auch für die ganze Familie war das eine Riesenerfahrung.

Und dann gab es die Öffentlichkeit. Die ganzen Gedanken, die da um mich und die Verletzung herumschwirrten, weil es eben so in der Öffentlichkeit gewesen ist. Tausende von Leuten, die alle wollten, dass ich wieder spiele, und keiner konnte verstehen, was ich da jetzt überhaupt mache.

PM: Ihre ganze Umgebung war also mit ihrer Verletzung beschäftigt? Die Medien, das Volk, Vereinskameraden. Die Mitspieler, der Vorstand des Vereins, die Fans etc.

BS: Genau, wir mussten sehr beten, um ihre Furcht zu beruhigen. Aber die kurze Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr hat ausgereicht. Das erste Spiel war dann auch gleich das Madrider Derby. Keiner hatte geglaubt, dass ich beim ersten Spiel im neuen Jahr dabei war. Und unglaublich war, dass ich dann eigentlich noch der beste Spieler auf dem Platz war. Meine Mitspieler wussten gar nicht, was los war. Die Leute haben sich aber auch schnell damit zufrieden gegeben. Ich konnte wieder spielen und damit war das Thema im Grunde auch schon erledigt.

PM: Was halten Sie vom Journalismus heutiger Zeit? Hat er sich im Vergleich zu dem vor 10 Jahren verändert?

BS: Ja, leider ist der Journalismus oberflächlicher geworden, weil die Konkurrenz größer geworden ist. Wir haben ja heute unglaublich viele private Sender, Zeitungen, Zeitschriften. In Deutschland kam z. B. ein Journalist zwei- oder dreimal in der Woche. Heute sind es acht bis zehn jeden Tag. Dementsprechend muss man seinen Lesern heute etwas bieten. Wir (die Profisportler) sind dann die Leidtragenden, weil sie alles über uns wissen wollen. Da werden manchmal die unglaublichsten Dinge geschrieben.

PM: Ich erinnere mich an ein interview bei Vox, Sports TV, das Bezug auf ihre Verbindung zu Christian Science nahm. Die Darstellung über Christian Science war sehr ausgewogen und sachlich.

BS: Ich kannte denjenigen, der das dort machte. Der Journalist hatte ein gutes Niveau. Ich bevorzuge Live-Fernsehinterviews anstatt in einer Zeitung, weil mir keiner etwas in den Mund legen kann, was ich nicht gesagt habe. Und deswegen habe ich bei dem Sports TV über Christian Science gesprochen. Es geht auch nicht, dass man über solche Sachen nicht spricht, weil sonst die Journalisten selbst etwas zusammenstellen, was dann nicht immer richtig herauskommt.

PM: In den Fernsehinterviews machen Sie immer einen ruhigen und souveränen Eindruck.

BS: Ich bin im Grunde nur auf dem Platz ein temperamentvoller Mensch. Ich brauchte das auch da. Das gehörte zu meinem Beruf dazu, sonst wäre ich nicht der, der ich bin.

PM: Wie verliert man denn eigentlich gut?

BS: Ja. Das ist in der Tat die Frage. Da hat mir Christian Science viel geholfen. Vor allem, dass ich meine Gegenspieler nicht als Feinde sehe, die ich bekämpfen muss, sondern als Kinder Gottes, so wie ich es auch bin. Und damit kriegt man auch einen anderen Draht zu der ganzen Geschichte. Ich war dann auch mal in der Lage, meinen Gegnern zuzugestehen, dass sie verdient gewonnen haben. Das hätte ich früher nie gekonnt. Lieber hätte ich mir die Zunge abgebissen, als das zuzugeben.

Als Trainer sag ich meinen Spielern: „Wenn du nach dem Spiel fühlst, dass du noch etwas mehr hättest leisten können, dann hast du deiner Mannschaft nicht alles gegeben. Wenn man aber alles getan hat und die andere Mannschaft war wirklich mal besser, dann hat man sich nichts vorzuwerfen."

Dazu fällt mir eine schöne Geschichte von den Chicago Bulls ein. Die waren über sechs, sieben Jahre die beste Basketball Mannschaft der Welt. Die Mannschaft wurde in der Zeit von einem Fernsehteam regelrecht verfolgt. Da war sehr gut zu sehen, wie gefasst die Jungs nach einer Niederlage waren, egal, wie bitter sie war. Aber die Jungs haben alles gegeben. Das hat mir unheimlich weitergeholfen, gerade in meinem Job als Trainer. Da gehört auch dazu, einem Spieler beizubringen, nicht nur wie man Fußball spielt, sondern wie man sich verhält als Profi. Mir macht das immer viel Freude, wenn ich so etwas weitergeben kann.

PM: Zeichnet es nicht einen Profi aus, für seinen Sport zu leben?

BS: Wenn jemand heute Erfolg haben will, muss er wirklich auf viele Sachen verzichten. Sonst geht es nicht. Es wird kaum jemanden geben, der raucht und trinkt und einen wilden Lebensstil hat, und dann einen Riesenerfolg hat. Ich war 20 Jahre Profi. Ich habe dank Christian Science so lange spielen können, weil ich mich auch viel mit dem Thema Altern beschäftigt habe. Mit 33 oder 34 Jahren wird man ja als alter Mann abgestempelt, das müssen Sie sich mal vorstellen.

PM: Wie gehen Sie konkret mit dem Thema des Alters um?

BS: Christian Science hat mir geholfen zu verstehen, dass Begrenzungen abgelegt werden müssen. Und das habe ich versucht. Ich habe als „älterer” Spieler genauso trainiert wie jeder andere junge Spieler bei uns mit 19, 20 Jahren. Ich bin keinen Meter weniger gegangen als die. Obwohl sogar die Trainer sagen: Komm, mach du heut mal weniger, Ich hab dann gesagt, ich brauche das nicht. Da waren viele überrascht.

Das Tollste war für mich mein letzter Wechsel nach Mexiko, wo wir auf 1800 m Höhe spielten. Bei meinem ersten Training war ich nach 10 Minuten richtig fertig. Der Altersunterschied zu meinen Mitspielern war sehr groß. Das war eine unglaublich junge Mannschaft. Aber ich hab das geschafft. Die haben sich alle gewundert, wie ich mit 35 Jahren noch über den Platz gesprungen bin mit denen.

PM: Wenn der Geist aktiv bleibt, dann bleibt auch der Körper aktiv.

BS: Ja. Ich muss sagen, dass ich das alles heute ohne Christian Science nicht mehr machen könnte. Ich habe 15 Jahre von meiner Karriere mit Christian Science gelebt. Es gab so viele Situationen, wo ich ehrlich sage: „Was hätte ich nur gemacht ohne Christian Science?” Die Dinge waren z. T. so aussichtslos. In vielerlei Hinsicht: Sportverletzung, Krankheit, Beziehungen. Ich bin heilfroh darüber, die Wissenschaft zu haben.

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