Und als er in ein Dorf kam, begegneten ihm zehn aussätzige Männer; die standen von ferne und erhoben ihre Stimme und sprachen: Jesus, lieber Meister, erbarme dich unser! (Lk 17:12,13)
„Die aussätzigen Männer, die Jesus erblickten, blieben in beträchtlicher Entfernung stehen. Sie waren nämlich als Unreine nach dem Gesetz verpflichtet, einen solchen Abstand zu wahren ... Die Aussätzigen erkannten Jesus sofort, vielleicht durch eine frühere Begegnung oder durch eine Mitteilung der Dorfbewohner, dass Er auch Aussätzige heile (vgl. Lk 5,12-16; 7,22). Sie riefen ihn aus der Ferne mit Namen und Titel an und baten um sein Erbarmen. Sobald Jesus durch ihr lautes Rufen auf sie aufmerksam wurde und sie erblickte, gab er ihnen die Anweisung, sich den Priestern zu zeigen. ... Ein Aussätziger, der von seinem Leiden frei war, musste sich dann nach dem Gesetz dem Priester vorstellen, damit dieser ihn reinsprach, um wieder in die theokratische Volksgemeinschaft aufgenommen zu werden. Mit der Anweisung des Herrn, sich den Priestern zu zeigen, war die Zusage verbunden, dass sie bei der Ankunft bei den Priestern von ihrem Übel befreit sein würden. Die Befolgung dieses Gebotes bestätigte ihr Vertrauen auf die darin enthaltene Verheißung. Die Ausführung der Anweisung des Herrn wurde belohnt, denn sobald sie sich auf den Weg zu den Priestern machten, wurden sie gereinigt.” (WStB)
Wer zu diesem Berge spräche: Heb dich und wirf dich ins Meer! und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, dass geschehen werde, was er sagt, so wird's ihm geschehen. (Mk 11:23)
„Das Wort vom Glauben, der Berge versetzen kann, kommt Matthäus 17,20 und Lukas 17,6 ebenfalls vor, doch jedesmal in anderem Zusammenhang. Das liegt daran, dass Jesus es höchstwahrscheinlich öfter als einmal ausgesprochen hat, dass der jeweilige Zusammenhang, in dem er es aussprach, jedoch vergessen wurde. ... Wir sollten diese Worte daher als allgemeingültige Regeln sehen, die Jesus wiederholt festgehalten hat.
Diesem Abschnitt lassen sich folgende Gebetsregeln entnehmen.
1. Unser Beten soll gläubiges Beten sein. Der Ausdruck vom Bergeversetzen war bei den Juden ein anschauliches Bild für die Überwindung von Schwierigkeiten, vor allem im Zusammenhang mit weisen Lehrern. ... Der Ausdruck besagt hier also: Wenn wir wirklich glauben, stellt das Gebet eine Kraft dar, mit deren Hilfe sich jedes Problem lösen lässt, eine Kraft, die uns befähigt, mit allen Schwierigkeiten fertig zu werden. Das klingt sehr einfach, schließt jedoch zweierlei ein. Erstens, dass wir bereit sind, mit all unseren Problemen und Schwierigkeiten zu Gott zu kommen. Das ist bereits ein echter Test; denn mitunter stehen wir deshalb vor Problemen, weil wir uns etwas wünschen, was wir uns besser nicht wünschen sollten, dass wir Mittel finden möchten, etwas zu tun, was wir nicht einmal in Gedanken anstreben sollten, dass wir uns für etwas zu rechtfertigen versuchen, was besser niemals geschehen wäre. Die schlichte Frage, Kann ich mit dem, was mich beschäftigt oder bedrängt, vor Gott treten?' ist eine der wichtigsten Selbstprüfungsfragen. Zweitens schließt das echte Glauben ein, dass wir bereit sind, dem Rat Gottes zu folgen. Es ist eine allgemein bekannte Tatsache, dass wir auch da um Rat bitten, wo wir in Wahrheit nur eine Bestätigung für das erhalten möchten, wozu wir ohnehin entschlossen sind. Gott bitten, er möge uns leiten, ist dann sinnlos, wenn wir uns seiner Führung nicht in aller Demut anvertrauen. Ist dies aber der Fall, dann wird uns auch die Kraft zuteil, alle Schwierigkeiten des Denkens und Handelns zu überwinden.
2. Wir sollten voller Zuversicht beten. Es lässt sich nicht bestreiten, dass alles, was wir mit Zuversicht und Vertrauen anpacken, doppelt so große Aussicht auf Erfolg hat. ... Viele Menschen beten leider, ohne an die Kraft des Gebets zu glauben; sie tun es nur, um eine eventuelle Chance nicht zu verspielen. ... Vielleicht liegt das daran, dass wir von Gott unsere Antwort erwarten und dass wir, wenn diese ausbleibt, die Antwort Gottes, die doch niemals ausbleibt, nicht hören.
3. Unser Gebet sollte ein Gebet der christlichen Nächstenliebe sein. Die Gebete verbitterter Menschen dringen nicht über die Mauer ihrer Verbitterung hinaus. Weshalb nicht? Wenn wir mit Gott reden, dann muss zwischen ihm und uns ein Band bestehen. ... Gottes Prinzip ist die Liebe; denn Gott ist die Liebe. Wer aber sein Herz von Bitterkeit, vom Ungeist der Unversöhnlichkeit regieren lässt, der errichtet damit eine Schranke zwischen sich und Gott. Wenn die Gebete dieser Menschen erhört werden sollen, müssen sie Gott zunächst bitten, er möge ihr Herz rein machen von bitterer Lieblosigkeit und es mit dem Geist der Liebe erfüllen. Erst dann können sie mit Gott reden und Gott zu ihnen.” (Barclay)
Wenn wir der Menschen Zeugnis annehmen, so ist Gottes Zeugnis doch größer. (1. Joh 5:9)
„... wieviel ,Zeugnis der Menschen' nehmen wir in unserem Leben an und verlassen uns auf das, was Menschen uns sagen. Das wenigste können wir selber nachprüfen. ... Uns selbst wird Jesus in den meisten Fällen erst einmal durch andere Menschen nahegebracht worden sein, die uns bezeugten, was Jesus in ihrem Leben bedeutet und wie sie zu ihm gekommen sind. Aber freilich, gerade hier, wo es um Leben und Tod und um unsere Ewigkeit geht, kann menschliches Zeugnis als solches nicht genügen. ,Das Zeugnis Gottes ist größer', schwerwiegender, ja zuletzt einzig entscheidend. ... Aber worin besteht dieses ,Zeugnis Gottes'? ...
,Und dies ist das Zeugnis: ewiges Leben hat Gott uns geschenkt und dieses Leben ist in seinem Sohn.' [In Vers 11 kehrt Johannes] zu dem großen Thema seines Briefes zurück, mit dem er in staunendem Jubel sein Schreiben begann: Das Leben wurde offenbar, das, ewige', welches das, ursprüngliche' und, göttliche' ist. Hieß es am Anfang nur, dass dieses Leben, offenbar' wurde, so wird es jetzt noch enger mit uns verbunden: Dieses Leben wurde nicht nur offenbar, sondern ,uns geschenkt'. Wir sehen es nicht nur vor uns, nein, es wurde unser Eigentum als ein Geschenk Gottes. Gewiss nicht so, dass es nun einfach als selbständige Größe in uns selber liegt! ...,Dieses Leben ist in seinem Sohn.' Gott sei gedankt, dass es so ist! Wie schnell würden wir dieses Leben beflecken und verderben, wenn es ganz und gar zu einem Leben in uns selbst geworden wäre. Auf der anderen Seite müssen wir die Aussage ernst nehmen, dass Gott das ewige Leben ,uns geschenkt hat'. ... Johannes hat uns in den entscheidenden Sätzen 3,14 f sehr deutlich gesagt, warum wir die volle Gewissheit des Schrittes aus dem Tode in dieses Leben hinein haben:, Denn wir lieben die Brüder.' ... göttliches Leben ist Liebe, weil Liebe das Wesen Gottes ist. Es bestätigt sich dabei, was Johannes gleich am Anfang dieses Abschnittes schreibt:, Der Geist ist es, der Zeugnis ablegt.' Die, Liebe' ist die erste, grundlegende Frucht des Geistes ... Und so, als ein greifbares, erfahrbares Geschenk wird das Leben in der Liebe zu einem ,Zeugnis' Gottes. Gott bezeugt sein Leben und Wirken an uns, indem er uns zum Lieben lebendig macht und zwar immer neu in unserer Gemeinschaft mit seinem Sohn." (WStB)
Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe. (1. Mose 1:2)
„Wüste und Öde„ tohu wabohu', kommt in dieser sprichwörtlich gewordenen Zusammenstellung dreimal im Alten Testament vor. ... Das Wort, tohu' [bedeutet] Wüste, ..., bohu' Öde ... Die Hinzufügung von, bohu' ist eine Verstärkung des Grauenhaften ... über der Erde lag, eine wüste, dumpfe, leb- und bewusstlose Masse, mit einem Wort, ein Chaos'. Die Erde war ohne jegliche Art des Lebens. Es war aussichtslos, dass auf ihr je Leben entstehen konnte.
Zu der grauenhaften Wüste und Öde kommt noch die unheimliche Finsternis ... [Sie] ist hier kein objektives Naturphänomen, sondern ebenfalls das Unheimliche. Es gibt einen Unterschied zwischen einer bergenden Dunkelheit und einer existenzbedrohenden chaotischen Finsternis. Selbst die Tiere nehmen diese beiden Arten von Nacht war und geraten bei einer Sonnenfinsternis in Panik. ... Wüste, Öde und Finsternis werden nicht als Schöpfungswerke aufgezählt ...
Die Beschreibung der Erschaffung der Erde beginnt mit: Gott sprach: es werde Licht! Und es ward Licht. ...
Die Reihe der Schöpfungstaten beginnt mit dem Einströmen des Lichtes in das Chaotische. ... Die Trennung von Licht und Gestirnen, den himmlischen Lichtkörpern, ist für den Orientalen, auch für das Alte Testament, keine unnachvollziehbare Vorstellung. Das Licht als erstes Schöpfungswerk ist nichts anderes als das, Urlicht', dessen Quelle Gott selbst ist.” (WStB)
Abkürzungen:
Barclay = William Barclay, Auslegung des Neuen Testaments
WStB = Wuppertaler Studienbibel
