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Vergangenheit & Zukunft: EIN BLICK IN DIE VERGANGENHEIT UND ZUKUNFT DER VON MARY BAKER EDDY GEGRÜNDETEN KIRCHE

Gottesdienste für die Welt

Aus der Juli 2004-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In der Geschichte verwurzelt, für ein neues Jahrtausend entworfen

Zu Mary Baker Eddys Zeit, im Neuengland des 19. Jahrhunderts, kannten die typischen Kirchenbesucher ihre Bibel in- und auswendig. Die Fähigkeit gut zu predigen wurde als eine große Gabe Gottes angesehen. Die Kirche stand sozial und spirituell im Zentrum des städtischen und kleinstädtischen Lebens.

Kirchenbesucher hielten Reihen für Familienmitglieder frei, kleideten sich wesentlich formeller als heute und sprachen sich gegenseitig mit „Gnädiges Fräulein”, „Werte Dame” oder „Werter Herr” oder mit „Bruder” oder „Schwester” an. Aber es waren die frühen christlichen, Haus-Kirchen', die als Modell für die eben geborene Christian Science Kirche diente — Menschen, die sich ganz zwanglos in ihren Heimen trafen und wahrscheinlich rund um den Esstisch saßen, um zu beten, zu singen oder über die „gute Nachricht” von Jesu Leben und Worten zu sprechen sowie über die Heilungen, die er vollbracht hat.

Die ersten Christian Science Gottesdienste wurden im Saal der Guttempler in Lynn, Massachusetts, abgehalten. Von Ende des Jahres 1878 an bis zur Fertigstellung des Originalgebäudes der Mutterkirche im Dezember 1894 predigte M. B. Eddy in ihren Wohnungen in Lynn, im Bostoner Stadtteil South End und in der Folge in immer größeren öffentlichen Sälen in Boston.

Diese frühen Gottesdienste umfassten das Singen von Kirchenliedern, Lesungen aus der Bibel, Gebete und eine Predigt — normalerweise ein Kommentar zu einem Abschnitt aus der Bibel. Eddys erster Schritt in der Kunst, Predigten zusammenzustellen und sie zu halten, lehnte sich stark an die Art und Weise der protestantischen Geistlichen des 19. Jahrhunderts und vorangegangener Jahrhunderte an. Doch ihre Auslegung der Bibel entführte die Zuhörer in eine völlig neue Welt der spirituellen Ideen. Christian Science war ein radikales „Sichverabschieden” von der traditionellen Theologie — eine revolutionäre Wiederentdeckung des ursprünglichen Christentums, wie sie es in ihrem 1875 erschienenen Buch Wissenschaft und Gesundheit herausgearbeitet hatte. Wobei jedoch die strenge Form der herkömmlichen Art der Gottesdienste den Ausdruck dieser radikalen Ideen nur schwerlich zuließ.

Es waren genau diese neuen Ideen, durch die die Leute sich zu ihr hingezogen fühlten — zuerst als Heilerin, dann als Lehrerin und auch als Predigerin und öffentliche Rednerin. Das Heilen blieb jedoch der Kern ihrer Mission. „Eine Ihrer Heilungen ist die Art von Predigt, die die Leute von Concord weit eher erwecken wird, als wenn Sie bloß normal predigen würden” L03699, MBE an Irving Tomlinson, MBE Bibliothek für den Fortschritt der Menschheit., schrieb sie an den Geistlichen Irving Tomlinson, ein universal eingestellter Pastor, der Christian Science 1894 durch ein Gemeindemitglied kennen gelernt hatte. Er wurde Praktiker und Christian Science Lehrer und diente der Kirche in vielen Funktionen, unter anderem leitete er die Gottesdienste in der Kirche in Concord, New Hampshire, in der Nähe ihres Wohnhauses.

Ein neuer Geist der Anbetung

Mary Baker Eddy beschrieb sich selbst als ein Kind der trinitarischen Kongregationalistenkirche. Während die Form der öffentlichen Anbetung, die sie schließlich entwickelte, tiefe Wurzeln in den Kirchengottesdiensten hatte, die sie als Kind kennen gelernt hatte, machten die äußerlich sichtbaren Elemente wie Rituale, Glaubensbekenntnisse und die Sakramente in der Kirche, die sie gründete, Platz für einen tief empfundenen Geist der Anbetung, hin zu der Kraft und Überlegenheit des Wortes selbst.

Bevor nicht die umwandelnden Effekte im Leben der Menschen durch Gottes Wort wieder erkannt wurden, predigte — ihrer Meinung nach — die Christenheit ein abgespecktes Evangelium. Knapp ein Jahrhundert bevor spezielle Heilungsgottesdienste in vielen protestantischen und katholischen Kirchen etwas Alltägliches wurden, hielten die Christlichen Wissenschaftler Sonntagsgottesdienste und Treffen unter der Woche ab, bei denen die Heilung von Krankheiten und anderen Formen menschlichen Leides das erwartete Ergebnis der Gebete der Gemeinde waren. Zunächst nannten sie ihre wöchentlichen Treffen „Dankgottesdienste”. Später wurden sie zu „Erfahrungstreffen”. Die Zusammenkünfte verschoben sich von Donnerstag auf Freitag und wurden 1898 zu Mittwochabend-Zeugnisversammlungen. Aber selbst wenn der Name sich geändert hatte, strömten die Menschen zu den Mittwochversammlungen, um Heilung zu erleben und um von den Veränderungen in ihrem Leben zu berichten.

In einem Brief über die wöchentlichen Treffen riet M. B. Eddy: „Macht eure Tore noch weiter auf, um die Menschen zu segnen.” Und sie fährt fort: „Veranstaltet diese Treffen, um den Menschen zu nutzen. Lernt das zu vergessen, an was ihr euch nicht erinnern sollt, wie euer Selbst, und lebt für das Gute, das ihr tut. Lasst eure Zusammenkünfte durch das Wiederholen und Demonstrieren der praktischen Christian Science geleitet werden. Erzählt, was diese Wissenschaft für euch tut und für andere tun kann. Sprecht von der Erfahrung ihrer Gründerin — und stellt ihre Selbstaufopferung als den Weg in Christian Science heraus. Seid sanftmütig, lasst euer Motto für diese Versammlungen sein, wie die Geringsten und Diener zu sein und euch wie, kleine Kinder untereinander zu lieben.' ” L05043, MBE an Septimus J. Hanna, 15. 1. 1895, MBE Sammlung.

Lebendige Gottesdienste

Eddy wandte sich radikal von der Tradition ab, als sie das persönliche Predigen in der Kirche, die sie gegründet hatte, abschaffte und Wissenschaft und Gesundheit und die Bibel als Pastor ihrer Kirche einsetzte; zuerst in der Mutterkirche und kurz darauf in allen Christian Science Zweigkirchen. Zur selben Zeit ersetzte sie in einem innovativen und mutigen Schritt das Amt des Predigers durch „Leser”, die Laien waren.

Diese Änderungen riefen natürlich Kommentare unter den Kirchenmitgliedern wie auch in der Presse hervor. Mary Baker Eddy war jedoch davon überzeugt, dass die Idee für diese Änderung aus einer Quelle außerhalb ihrer selbst stammte. Sie glaubte, dass letztlich das Lesen — besser als das Predigen — den Menschen den unmittelbaren, von persönlichen Meinungen befreiten Zugang zu Gottes Botschaft geben könne, „... durch keine menschlichen Hypothesen verfälscht und schränkt” Siehe erklärende Bemerkung im Christian Science Vierteljahresheft, S. 2., wie sie es ausdrückt. Die zukünftige Aufgabe würde also darin bestehen, so zu lesen, dass die befreiende Macht und Liebe hinter den Worten der beiden Bücher spürbar zum Ausdruck kommen würde.

Hier trat Hermann Hering, Sohn einer im 19. Jahrhundert eingewanderten Familie aus Deutschland, auf den Plan. Im Jahr 1900 schrieb ein Student an Eddy, dass Hering „hervorragend ist, da er die direkte Berührung Gottes gespürt hat und er wiedergeboren wurde” Edward Kimball an MBE am 30. 6. 1900.. Hering wurde 1902 zum Ersten Leser der Mutterkirche gewählt. Während seiner dreijährigen Amtszeit schrieb er hin und wieder an M. B. Eddy.

Die Kirche entwuchs recht schnell ihrem Fassungsvermögen von tausend Sitzplätzen. Hering erklärte, dass Besucher an den Wänden entlang und um das Leserpodest herum stehen mussten und die Leser und die Leserpulte ihren Platz auf einer erhöhten Plattform hatten. Manche Besucher mussten abgewiesen werden, weil das Gebäude einfach voll war.

„Es hätte Ihr Herz erfreut, wenn Sie einige der schönen und wundervollen Zeugnisse in unserer letzten Mittwochabendversammlung hätten hören können”, schreibt Hering und beschreibt ein Zeugnis eines Kriegsveteranen aus dem Bürgerkrieg. Dieser Mann war vierzig Jahre lang ernstlich durch Rheumatismus behindert gewesen. Vier Wochen vorher war er noch nicht einmal in der Lage seine Arme zu heben — „und nun war er vollkommen frei davon und, um seine Ausführungen zu illustrieren, breitete er beide Arme weit über seinem Kopf aus.” Hermann S. Hering an MBE am 21. 9. 1903. Über den Danksagungsgottesdienst 1902 schrieb Hering Folgendes: „Fast jede Art von Heilung wurde veranschaulicht ... Sünde, Krankheit, Tod, Invalidität ... durch die Hilfe eines Christian Science Praktikers, durch eigene Anstrengungen des Patienten oder durch das Lesen Ihres Buches.” Herman S. Hering, Erinnerungsakte, Band 1, Brief an MBE am 27. 11. 1902.

Die Gottesdienste und Treffen der Mutterkirche waren um die Jahrhundertwende lebendig und strukturiert, aber nicht festgefahren. Sie zeichneten sich durch kräftiges gemeinsames Singen aus, das manchmal fast einen pfingstähnlichen Geist aufwies. Vor und nach den Gottesdiensten hörte man oft fröhliches Stimmengewirr und angeregte Unterhaltungen. Kinder kamen mit ihren Eltern. In einer Art Gemeinschaft unter Suchenden konnte es vorkommen, dass ein Professor aus Harvard zwischen einem Teppichverkäufer und einer Näherin saß. Und Frauen hatten volle Gleichberechtigung in Bezug auf Verwaltungsangelegenheiten und Fragen des Glaubens.

Ehrfurchtsvoll und lebendig

Mary Baker Eddy erklärte immer wieder, dass es im Leben, in der Heilarbeit und bei Gemeindeaktivitäten für den Christlichen Wissenschaftler von größter Bedeutung ist mehr vom Geist als vom Buchstaben von Christian Science zu erlangen. Die Ideen in Wissenschaft und Gesundheit mögen radikal sein, doch diese Ideen könnten mehr oder weniger unverständlich bleiben, wenn zwar technisch perfektes, aber bloßes Vorlesen über die von Herzen empfundene Freude der Entdeckung neuer Einsichten triumphierte, über das Gefühl durch das Wort wirklich berührt worden zu sein.

Ein weiterer Hinweis von M. B. Eddys Aufmerksamkeit für Details in Bezug auf den Geist und den Buchstaben in den Gottesdiensten findet man im Kirchenhandbuch unter Artikel XVI, „Fremde willkommen heißen.” Handbuch der Mutterkirche, S. 59. Dieser Artikel fordert die Mitglieder auf, Sitzplätze für Neuankömmlinge bereitzuhalten. Aber gemäß dem Geist von Jesu Gleichnis vom guten Samariter müssen die Christlichen Wissenschaftler sich zuerst über den neuen Besucher Gedanken machen. Einzig und allein eine Atmosphäre der Wärme, des Sichangenommen-Fühlens und der Großzügigkeit können wirklich „Personen aller Glaubensgemeinschaften” und die geistig Heimatlosen willkommen heißen. Und sie erwartete, dass Fremde durch die Kirchentüren auf der ganzen Welt kommen.

Acht Jahre bevor das Originalgebäude der Mutterkirche 1894 errichtet wurde, wurde die erste Kirche, die für Christian Science Gottesdienste gebaut wurde in Oconto, im Staat Wisconsin, fertig gestellt. In Boston und auch sonst breitete sich Christian Science recht schnell aus, sobald die Menschen Wissenschaft und Gesundheit gefunden hatten, geheilt wurden und zusammen beten wollten. Die ersten Gottesdienste in London wurden 1891 abgehalten und Ende der neunziger Jahre gab es wachsende Gemeinden in Berlin, Dresden, Hannover und Stuttgart.

„Zeigt mir einen guten Leser”

In einem Brief an zwei ihrer Schüler in Chicago bat Mrs. Eddy 1897 um Folgendes: „Zeigt mir einen guten Leser, einen, der sein Fach mit Gefühl erfasst und es so ausdrücken kann, dass seine Hörer ihn verstehen können.” L07464, MBE an Edward A. Kimball und Ruth B. Ewing am 31. 10. 1897. Sie schätzte die Fähigkeit, „den Geist wiederzugeben" und nicht zu lesen, um „Eindruck zu machen” L02750A, MBE an den Vorstand am 4. 1. 1895..

Sie fand, dass das Studieren der Redekunst die Fähigkeit zu lesen in der gleichen Weise beeinflussen konnte, wie das Studium der Physiologie das geistige Heilen behindern konnte. Sie erlaubte einmal einem Schüler die Kunst des Sprechens zu studieren, aber als er „wiederkam, hatte er etwas verloren statt gewonnen. Es verdunkelte sein Verständnis von Christian Science” L08287, nicht unterzeichneter Brief an Lottie J. Allan, zwischen 1899-1903..

„Der Lesestil, den wir gebrauchen, sollte Dialogcharakter haben”, schrieb sie einmal, wobei es um das Lesen einer Botschaft an die Kirche ging. „Wissenschaft und Gesundheit wird von manchen Lesern in einer Art und Weise gelesen, dass ich es kaum verstehe, und ich bin sicher, andere können es auch nicht. Die größte gegenwärtige Reform, die wir in unseren Reihen brauchen, sind bessere Heiler, bessere Leser und bessere Komitees für Veröffentlichungen.” L08606, MBE an Hermann Hering, 26. 6. 1903, MBE Sammlung.

Eine Ordnung für die Gottesdienste

Mary Baker Eddy war stark an allen Aspekten der Kirchengottesdienste interessiert — von der Musik bis hin zum eigentlichen Ablauf. Aber sie verzichtete im Kirchenhandbuch auf festgeschriebene Details. Sie bot eine übersichtliche „Ordnung der Gottesdienste” für den Sonntag und die Mittwochabend-Zeugnisversammlungen an wie auch für die Kommunionsgottesdienste (zweimal jährlich) und die Danksagungsgottesdienste. Es ist eine Gliederung des Ablaufs, der aufgrund seiner Einfachheit in Japan genauso wie in Kenia durchführbar ist. Jede Christian Science Zweigkirche hat die Freiheit diejenige Ausdrucksform des Gottesdienstes zu finden, die den lokalen Gegebenheiten und der örtlichen Kultur angemessen ist.

Wie ein Komponist, der eine Melodie geschrieben hat, die zeitlos ist und über die Grenzen hinaus wirkt, hat Mary Baker Eddy eine knappe, jedoch geistvolle Form der öffentlichen Anbetung geschaffen — ein Rahmenwerk, auf das die kommende Generation und verschiedenste Kulturen aufbauen können und mit dem diese in der am besten zur örtlichen Kultur und Gemeinde passenden Weise improvisieren können.

Ein Ruf nach Erneuerung

Die revolutionäre heilende Botschaft von Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift singt heute mit neu gefundener Freiheit und Vitalität. Von London bis zum westlichen Kongo suchen Leute intensiv nach einer frischen Art, ihren Gemeinden Gottesdienste des 21. Jahrhunderts anzubieten, die Resultate wie im ersten Jahrhundert hervorrufen — eine lebhafte Spiritualität, die umwandelt und heilt.

Kirchen müssen „Kreise bilden, die nach außen schauen, nicht nach innen”, sagte kürzlich Leonard Sweet, Vizepräsident von „Academic Affairs” und Dekan der Theologischen Fakultät an der Drew Universität, während einem Live-Chat auf www.spirituality.com. „Augustinus sagte, die schlimmste Sünde, die man begehen kann, ist sich nur um sich selbst zu drehen.” Leonard Sweet, „Wo sind wir jetzt? Die sich stetig wandelnde Landschaft der Spiritualität", Aufzeichnung eines Live-Chat vom 15. 5. 2002 in der Serie „Gedanken über eine sich verändernde Welt”, www.spirituality.com. Nach draußen gerichtetes Denken verändert die mentale Geometrie der Kirchen und der Anbetung.

Hier sind eine Reihe von Fragen, die Mitglieder sich stellen:

• Wie kann Jesu Gleichnis vom barmherzigen Samariter (Lk 10:25 — 37), das den gütigen Geist der Christlichkeit in Tätigkeit verbildlicht, dazu beitragen, wie wir unsere Nachbarn mit würdigen und zeitgemäßen Gottesdiensten aufnehmen und willkommen heißen?

• Wenn wir unsere Gottesdienste noch nicht auf diese Art abhalten, wollen wir so weitermachen? Oder gibt es einen Weg, der mit dem Kirchenhandbuch in Einklang steht, um die Botschaft von Wissenschaft und Gesundheit auf so eine Art zu präsentieren, dass sie eine Verbindung zur zeitgenössischen Kultur herstellt, zur Art, wie die Leute in dieser Stadt heute leben, wie sie zuhören und feiern?

• Welchen „ungeschriebenen Gesetzen” sind wir buchstäblich automatisch gefolgt, die gar nicht im Kirchenhandbuch festgeschrieben sind?

• Wie können wir mehr von der Vitalität, Freude, dem Humor, der Gastfreundschaft, Spontaneität und Kreativität des ursprünglichen Christentums ausdrücken?

• Wie können unsere Gottesdienste die örtliche Gemeinde mehr willkommen heißen und einbeziehen?

Viele Zweigkirchen überdenken erneut die Art und Weise, wie sie die Gottesdienstordnung im Kirchenhandbuch erfüllen. Die Gottesdienste gehen auf den Sucher ein. Sie verlagern sich von „mitgliederorientiert” zu „besucher- und gemeindeorientiert”. Private, mitgliederorientierte Beschäftigung gibt einem öffentlichen, nach außen gerichteten Bewusstsein Raum.

Zeichen dieser mentalen Verlagerung — man könnte sie Verlagerung des Geistes oder des Herzens nennen — gibt es überall.

Jim Swoboda, der Erste Leser von Erster Kirche Christi, Wissenschaftler, in Fairfax, Virginia, erklärt der Gemeinde Dinge, die Mitglieder vielleicht für selbstverständlich halten. So erklärt er, wie die Gemeinde in das „wechselseitige Lesen” einstimmen kann, indem sie die fettgedruckten Bibelstellen liest. Er gibt noch viele andere freundliche „Hinweise für Neue” und durch diesen Geist bleibt jeder Gottesdienst interessant und lebendig auch für „alte Hasen”. „Für einige ist das Konzept eines Christian Science Leseraumes neu. Deshalb lese ich während der Ankündigungen gerne einen Heilungsbericht aus einer neuen Ausgabe des Journal, Christian Science Sentinel oder des Christian Science Herold. Dies hilft mir, den Leseraum als einen Ort für Heilung einzuführen oder einen Ort, um, Handwerkszeug zum Heilen' zu finden.”

Die Erste Leserin der Mutterkirche, Candace DuMars, beginnt die Mittwochversammlungen in Boston mit einer herzlichen und fröhlichen Begrüßung und fragt dann, ob jemand von außerhalb der Stadt ist. Die Leute antworten darauf, indem sie ihr die Namen ihrer Wohnorte, bundesstaaten oder weit entfernte Länder zurufen. Nachdem jemand davon berichtet hat, wie Gebet ihm geholfen hat, bedankt sich DuMars kurz mit einem improvisierten Einzeiler, der dem Geist dessen entspricht, was die Person gesagt hat.

Die Erste Leserin der Ersten Kirche Christi, Wissenschaftler, in Plymouth, Massachusetts gibt das Thema der Mittwochabendversammlung beim Sonntagsgottesdienst bekannt. Eine Ankündigung, die kürzlich gemacht wurde, lautete so: „Heute sehen wir ständigen politischen Umbruch in der Welt und in Regierungen, die dauernd wechseln. Deshalb wird das Thema diesen Mittwoch sein:, Wo können wir wahre und bleibende Gerechtigkeit finden?'” Während es traditionellerweise für den Ersten Leser am Mittwoch üblich gewesen ist, erst alle Abschnitte aus der Bibel und dann erst aus Wissenschaft und Gesundheit zu lesen, wechselt der Erste Leser der Vereinigung in San Juan Capistrano, Kalifornien, manchmal zwischen diesen beiden Büchern, um die Botschaft klarer zu machen. „Es geht um die Klarheit des Wortes — die heilende Botschaft rüberzubringen”, sagt Mitglied Deborah Huebsch. „Es ist sehr hilfreich, die Definition von Arche in Wissenschaft und Gesundheit während der Geschichte von Noah zu hören.” Huebsch sagt: „Als wir das Kirchenhandbuch nochmals lasen, erkannten wir, dass es ein Rahmen ist, keine Begrenzung. Diese neue Auffassung hat uns geholfen, vorgefasste Meinungen darüber fallen zu lassen, wie ein Gottesdienst auszusehen hat. Und nachdem wir losgelassen haben, haben wir festgestellt, dass der Geist der Kirche uns erfasst hat und uns zu einem völlig neuen Ansatz von Kirche und Gottesdienst geführt hat. Dies hat unseren Gottesdiensten auf wunderbare Weise Frische und Inspiration eingehaucht.”

Informelle Gruppen, Christian Science Vereinigungen und Zweigkirchen finden neue Wege, was für sie und ihre Gemeinden funktioniert. Kommen Sie vorbei und Sie sehen Leser, die während des ganzen Gottesdienstes sitzen und freundliche, improvisierte Ankündigungen und Bemerkungen zu Heilungsberichten machen. Sie werden Menschen miteinander von Freund zu Freund reden hören, die einander helfen, bei Mittwochsgottesdiensten in Leseräumen an verkehrsreichen Straßen, wo man einfach hineinspazieren kann und wo Lieder gesungen werden, die nicht im Christian Science Liederbuch stehen oder wo es ein fünfminütiges Stilles Gebet gibt.

Schließlich geht es nicht darum, wie die Kirche von innen aussieht, sondern es geht um den Geist der Vitalität, Frische und Heilung, der am wichtigsten ist.

London: Man kann die Veränderung fühlen

„Informell, aber geistig und ernsthaft”, sagt Philip Wylie, wenn er die Gottesdienste in Zweiter Kirche Christi, Wissenschaftler, London (www.secondchurchlondon.org) beschreibt, wo er Vorstandsmitglied ist und die Umwandlung der Kirche aktiv unterstützt. „Wir ziehen jetzt nicht nur mehr Besucher an, sondern auch ein breiteres Altersspektrum, weil die Umgebung bequem und flexibel ist, ansprechend für junge Leute, aber trotzdem würdevoll. Jeder fühlt sich einfach zu Hause.”

Ihr großes, unter Denkmalschutz stehendes Gebäude behindert sie erheblich, Veränderungen innen und außen vorzunehmen. Aber sie haben die Erlaubnis erhalten, die Sitzreihen aus dem etwa 64 mKirchenhandbuch, S. 58. großen Innenbereich zu entfernen. Sie haben dort einen hellen Teppich verlegt und eine Reihe von orangefarbenen und weinroten Stühlen hingestellt. Diese sind in Dreier- oder Vierergruppen angeordnet und mit kleinen Tischen versehen, auf denen Ausgaben vom Christian Science Vierteljahrsheft, dem Liderbuch, der Bibel und Wissenschaft und Gesundheit ausliegen.

Am Sonntag sitzen die Leser mit der Gemeinde bis der Gottesdienst beginnt. Dann nehmen sie ihre Plätze an einem Tisch ein. Leser und Gemeinde sitzen während des ganzen Gottesdienstes und stehen nur auf um zu singen. Die erste Leserin macht die Begrüßung, sagt Wylie. „Sie sagt:, Dies ist ein heilender Gottesdienst und Sie und die Gemeinde sind in diese heilende Botschaft eingeschlossen' oder etwas in diesem Sinne.” Mitglied Tony Lobl findet es gut, dass „sie auch dem Solisten am Sonntag dankt” und „dass die Gemeinde oft ihre Anerkennung für den Organisten durch spontanen Applaus am Ende des Gottesdienstes zum Ausdruck bringt.”

Es gibt viele Besucher, was Wylie als „symbolisch für die mentale Veränderung in der Mitgliedschaft betrachtet, die man fühlen kann. Es ist eindeutig viel lockerer, aber wie jemand sagte:, Formalität hat noch nie jemanden geheilt.' Ich denke, es ist wichtig, dass die Leute Liebe fühlen, wenn sie hereinkommen. Und es ist dieser geistige Sinn, der der Schlüssel dazu ist.”

Berlin: Heiligkeit ist lebhaft und aufmerksam

„Christian Science ist so lebendig”, sagt Erste Leserin, Jutta Obrowski der Dritten Kirche Christi, Wissenschaftler, Berlin. „Deshalb sollten auch die Gottesdienste lebendig sein — ohne von den Punkten im Kirchenhandbuch abzuweichen.” Obrowskis Kirche hält die Gottesdienste wie eine Versammlung von Freunden ab. „Um jeden am Sonntag gleich von Anfang an zu integrieren, sage ich z. B.:, Guten Morgen, wir wünschen Ihnen eine inspirierte Stunde. Unser Thema an diesem Sonntag ist „Liebe”, was ein Synonym für Gott ist.´ Es ist einfach normal, wenn man mit einer Gruppe von Leuten zusammen ist, dass man sobald wie möglich bekannt gibt, worüber man sprechen wird.”

Sie haben die Anordnung der Stühle etwas verändert, aber es ist „immer noch sehr konventionell. Es ist mehr der Wunsch, jeden einzubeziehen und es so natürlich und freundlich wie möglich zu gestalten, ohne dabei die tiefen metaphysischen Punkte zu übersehen. Wenn man sich selbst frei fühlt, denke ich, fühlt sich die Zuhörerschaft auch freier. Und es bedeutet nicht, dass der Gottesdienst weniger heilig ist, weil man natürlicher ist. Aber die Heiligkeit entsteht nicht, weil alle sich ruhiger verhalten, sondern er ist heilig, weil jeder mehr von der Realität der Nähe Gottes fühlt.”

Die ersten und zweiten Leser arbeiten als Team zusammen, wählen Lieder, Stellen aus der Bibel und Segen gemeinsam aus. Der zweite Leser liest die Bibelstellen am Anfang des Gottesdienstes, die ersten drei Verse aus 1. Johannes, Kapitel 3, die dem Segen vorausgehen, und ein Lied.

„Ich sage die, Erklärende Bemerkung' auswendig und schaue dabei die Zuhörer an. (Dies ist eine Einführung des Pastors und der Predigt, die von M. B. Eddy geschrieben wurde und vor der Lektionspredigt jeden Sonntag verlesen wird.) Sie fängt mit, Freunde' an und wenn man die Leute wirklich anschaut und dies sagt, dann vermittelt es mehr, als wenn man nach unten schaut und es abliest.

Dient dies alles der Heilung? Drückt es Gott in Seiner Lebendigkeit aus? Es kommt alles zusammen. Es geht um den Geist — und nicht darum, ihn unter einer Form zu verstecken.”

St. Louis: Freiheit und Abwechslung sind okay

Christian Science Praktikerin Susan Mack sagt, dass sie und ihr Mann „nach Wegen suchten, der öffentlichen Praxis des Christian Science Heilens in ihrer Gemeinde besser zu dienen. Und eine frische Idee, wie sich Kirche ausdrücken kann, folgte ganz natürlich.

Ich machte eine Liste all der Dinge, die das Kirchenhandbuch von Zweigkirchen verlangt. Und dann machte ich eine Liste all der Dinge, die unsere Zweigkirche tat, die keine Vorschriften sind, sondern einfach Tradition. Und ich dachte gründlich darüber nach, wie wir diejenigen, ausjäten´ konnten, die nicht mehr sinnvoll sind.”

Heute trifft sich die Christian Science Vereinigung St. Louis, Missouri, zu der sie gehören, in einem ehemaligen 1000 m2 großen Maklerbüro. Die Ausstattung ist informell, die Sitzgelegenheiten locker angeordnet. „Wir haben beschlossen, keine Stühle zu kaufen, die alle gleich aussehen. So kann jeder sitzen, wie es am bequemsten für ihn ist — auf einem Sofa, auf einem gepolsterten Sessel oder einem Stuhl mit gerader Rückenlehne”, sagt Mack.

Die Leser sitzen bei den Besuchern und haben ihre Bücher auf einem kleinen Tisch neben sich oder auf dem Schoß. Jeder kann Ankündigungen machen. Block- und Querflöten begleiten die Lieder. „Mrs. Eddy spricht im Kirchenhandbuch davon eine Orgel oder ein Klavier zu benutzen, wo es möglich ist. Für uns war dies am Anfang nicht möglich. Ich betete ... und der Gedanke kam:, Diese zwei Instrumente sind nicht die einzigen heiligen Instrumente.´ Deshalb beschlossen wir, im Moment Block- und Querflöten zu benutzen. Der Sologesang wird von der Gitarre begleitet. Nach dem Gottesdienst ist jeder eingeladen zu bleiben und Ideen auszutauschen. Jemand erzählt dann vielleicht: Ich habe die Definition von diesem oder jenem Wort nachgeschlagen und das hat mit sehr weitergeholfen. Oder: Die Bibelgeschichte hat mir wirklich geholfen, weil ...” Mack sagt, es ist ein ständiger Gedankenprozess, in dem man sich immer fragt, was gebraucht wird und was nicht.

Brooklyn: mach es behaglich und freundlich

„Leute kommen direkt von der Straße herein”, sagt Erste Leserin Diane Allison, als sie Mittwochabendversammlung im Leseraum von Erster Kirche Christi, Wissenschaftler in Brooklyn, New York beschreibt. „Es ist wirklich wichtig für Leute, sich wohl zu fühlen. Es ist wie in einem Wohnzimmer, wie bei jemandem zu Hause.” Sie sitzt an einem runden Tisch mit Stühlen, für Zuhörer im Halbkreis angeordnet. „Dies macht es für einen Neuen leicht, wieder zu kommen in den Leseraum.”

Allison macht einen Handzettel, auf dem Themen für die Mittwochabendversammlung für einen ganzen Monat angekündigt werden und klebt ihn ans Leseraumfenster. Themen in der letzten Zeit? „Im Geist atmen – Heilung von Erkrankung der Atmungsorgane” und „Finanzen: Wahre Balance.” „Wir beten und versuchen freier zu sein, um besser unser Verlangen rüberzubringen, die Herzen zu berühren. Wir wollen die Leute wissen lassen, dass sie geliebt sind, dass wir für sie da sind, dass diese Gottesdienste heilen und dass jeder eingeladen ist.”

Zu den frischen Ansätzen im Gottesdienst gehört ein warmes Dankeschön für den Solisten. Ankündigungen sind „aus dem Ärmel geschüttelt”, obwohl sie ein Kärtchen mit Stichpunkten hat.

Ein Erster Leser, der keine Angst hat zu improvisieren? „Ich tue es, obwohl ich manchmal Angst habe. Aber man liebt seine Gemeinde, und man möchte zu ihnen sprechen wie zu einem Freund. Und wenn man mit einem Freund spricht, weiß man auch nicht immer vorher, was man wohl sagen wird. Man spricht aus dem Herzen, und wenn man das tut, dann hören die Herzen zu.”

Allison sagt, der Schlüssel ist, jeden Gottesdienst als neu und lebendig anzusehen. Und das heißt, „sich dessen bewusst sein, was um einen herum vor sich geht, und bereit sein, darauf einzugehen. Wie gehen wir auf Fremde ein, wenn sie zum Gottesdienst kommen? Wie lieben wir den Fremden in einer ganz realen Weise?

Ich denke, dieser Ansatz fühlt sich für jeden richtig an. Die Organistin sagte es am besten:, Es ist so gut, in einer lebendigen Kirche zu sein und nicht in einem Museum.´”

Kongo: Es ist wie in einer Familie

„Vor einiger Zeit waren unsere Gottesdienste noch formeller”, sagt Mayal Tshiabuila von der Fünften Kirche Christi, Wissenschaftler, Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo. „Wenn der Gottesdienst begann, stand der erste Leser einfach auf und sagte:, Lassen Sie uns mit Singen beginnen ...´ Jetzt ist es uns wichtig, jeden zu begrüßen und, Guten Morgen´ oder, Guten Abend´ zu sagen. Eine Kirche ist wie eine Familie und in einer Familie ist es natürlich, Leute zu begrüßen Fremde herzlich willkommen zu heißen. Es geht um normale Kommunikation. Daran ist nichts Mysteriöses. Es ist so natürlich, zu lächeln und glücklich zu sein, wenn man in der Kirche ist.

Bei Zeugnisversammlungen, wenn jemand über eine beeindruckende Heilung berichtet, die sie oder er erfahren hat, dann sagen manchmal die Leute:, Halleluja´ oder, Amen!' ”

Christian Science ist radikal, revolutionär — eine ganz andere Art, das Universum und uns zu betrachten. Als Teil dieses revolutionären Ansatzes führte Mary Baker Eddy einen einzigatigen Pastor ein — zwei Bücher, die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit, um „dieser Kirche und der Welt zu predigen" Wissenschaft und Gesundheit, S. 213.. Überall auf der Welt entdecken Leute wieder, dass Wärme, Lächeln, Lachen und sogar Applaus ein normaler Teil dieser Kirche sind. Sie stellen fest, dass Freude, Spontaneität und Großherzigkeit Hand in Hand gehen mit Ehrerbietung, Heiligkeit und Heilung. Und sie entdecken, dass die Flexibilität, die in dem weiten Rahmen des Kirchenhandbuchs besteht, sie befähigt genau das zu tun — der Hunger des 21. Jahrhunderts nach Spiritualität verlangt danach!

ALLE IN DIESEM ARTIKEL ERWAHNTEN HISTORISCHEN DOKUMENTE KÖNNEN IN DER MARY BAKER EDDY BIBLIOTHEK FÜR DEN FORTSCHRITT DER MENSCHHEIT EINGESEHEN UND GELESEN WERDEN. ALLE BILDER, WENN NICHT ANDERS ANGEGEBEN. ABGEDRUCK MIT GENEHMIGUNG DER MARY BAKER EDDY SAMMLUNG UND DER MARY BAKER EDDY BIBLIOTHEK FÜR DEN FORTSCHRITT DER MENSCHHEIT

Musik und die engagierte Gemeinde

„Musik”, schrieb Mary Baker Eddy in Wissenschaft und Gesundheit, „ist der Rhythmus von Kopf und Herz.” L06622B, Mary Baker Eddy an Mary C. und Albert Metealf, 8. August 1897, Mary Baker Eddy Sammlung. 3 Handb., S. 121. 4 L00326, Mary Baker Eddy an den Christian Science Vorstand, 3. März 1903, Mary Baker Eddy Sammlung. Und diesen Rhythmus in den örtlichen Kirchen in aller Welt zu verstärken — wo die Geschmäcker so verschieden waren wie die Orte und die Sänger —, bedeutete auch hier: experimentieren und innovieren.

In den ersten Kirchengottesdiensten wurde der Gesang der Gemeinde durch einen Kirchenchor unterstützt. Der Bostoner Kirchenchor bestand aus sieben Sängern, keine davon waren professionelle Sänger. Einige von ihnen sangen Solos. Der Chor wurde 1898 aufgelöst, aber das Solo blieb Bestandteil der Gottesdienstordnung.

In einem Brief, der im Jahr vor der Auflösung des Chors verfasst wurde, sagte Mrs. Eddy: „Seit einigen Monaten hat eine göttliche Eingebung mir zu verstehen gegeben, dass das Singen der Gemeinde für die Kirche Christi, Wissenschaftler der beste Gesang ist. Warum? Weil dieser Teil, genauso wie die anderen, vom Geist und nicht von der Materie kommen soll. Und Gesang ist, wenn harmonisch, eher eine geistige als eine materielle Emotion und muss, um mein Herz oder Ohr zu berühren, von frommen Naturen kommen.

Und diese finden wir nicht immer in den Chorleitern.” Transcript, 10. Juni 1901.

Wie steht es mit Instrumenten? Das Kirchenhandbuch verlangt „Orgeloder Klaviermusik von angemessenem Charakter”, und zwar „wo dies möglich ist”. In Fällen, wo dies nicht möglich ist, müssen die Kirchen entscheiden, wie sie am besten Musik „von angemessenem Charakter” in ihrer Ecke der sich ständig wandelnden Welt anbieten können.

Sieben von Mary Baker Eddys Gedichten wurden schließlich als Kirchenlieder vertont. Musik war offensichtlich wichtig für ihr Konzept von Gottesdienst. Aber noch wichtiger als die Quantität war die Qualität — die Macht der Musik, das Denken zu geistigen Einsichten zu erheben. Einmal schrieb M. B. Eddy an den Christian Science Vorstand: „Es wäre gut, etwa jeden Sonntag eines meiner Kirchenlieder lesen und singen zu lassen. Es würde das Denken der Zuhörerschaft vergeistigen, und das ist in der Kirche nötiger als alles andere.” Vier Botschaften an Die Mutterkirche, S. 44.

Worterklärungen

Lektionspredigt — Eine Botschaft, die sowohl zum Selbststudium während der Woche wie auch als Predigttext für den Sonntagsgottesdienst benutzt wird. Die Lektion umfasst jetzt jeweils sechs Abschnitte aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit. Jeder Abschnitt erläutert einen anderen Aspekt des Themas der betreffenden Woche. Insgesamt gibt es 26 von Mary Baker Eddy ausgewählte Themen, die abwechselnd zweimal jährlich behandelt werden. Bei den Themen geht es z. B. um die Erforschung der Natur Gottes („Liebe”, „Gemüt” usw.) oder aktuelle Themen wie „Seele und Körper” oder die Frage: „Hat sich das Weltall, einschließlich des Menschen, durch atomare Kraft entwickelt?” Die Lektionen werden im Christian Science Vierteljahresheft mit Zitatangaben veröffentlicht.

Pastor — Die Gemeinden in den Kirchen Christi, Wissenschaftler, sind Laienorganisationen, deren Pastor die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift ist. Der Einsatz von Büchern statt Geistlichen, die eine Predigt halten und seelsorgerisch tätig sind, ist auch heute noch — ein Jahrhundert nach Einführung dieser Vorkehrung durch M. B. Eddy — eine radikale Abkehr von der Tradition. Doch diese Vorgehensweise ist anpassungsfähig in einer Welt vielfältiger Kulturen und Sprachen. Solch ein Pastor fördert auch eine direkte Beziehung zu den inspirierten Texten. Er ist rund um die Uhr verfügbar und gibt klare Antworten, wo Personen verschiedene Meinungen haben könnten. Das Kirchenhandbuch bestimmt nicht, welche Bibelübersetzung im Gottesdienst verwendet werden soll.

Leser — Erste und Zweite Leser werden von den Mitgliedern einer Zweigkirche gewählt. (In der Mutterkirche werden sie vom Vorstand der First Church of Christ, Scientist, ernannt.) Beim Präsentieren der Lektionspredigt lesen die beiden Leser abwechselnd Abschnitte aus der Bibel (gelesen vom Zweiten Leser) und aus Wissenschaft und Gesundheit (gelesen vom Ersten Leser). Einige Zweigkirchen wählen die Leser für eine Amtszeit von mehreren Jahren, bei anderen wechseln sich die Leser unter verschiedenen Mitgliedern ab.

Zeugnisversammlung — Eine jeden Mittwochabend stattfindende öffentliche Versammlung, auf der der Erste Leser Passagen aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit liest, die er speziell ausgesucht hat für die Menschen in der Stadt, wo die Kirche angesiedelt ist. Die Lesung kann recht kurz sein. Der Hauptteil der Versammlung ist für spontane Berichte vorgesehen, bei denen die Leute ihren Dank für eine Heilung oder für geistiges Wachstum anderer Art zum Ausdruck bringen.

Eine Predigt, die man nicht verpassen sollte

Im Jahr 1901 berichtete der Boston Transcript Folgendes über die Gottesdienste der Christlichen Wissenschaftler: „Keine Predigt wurde gehalten, es gab keine Ansprache. Die Leser nehmen den Platz von Predigern ein und eine Lesung aus der Heiligen Schrift und Wissenschaft und Gesundheit nimmt die Zeit in Anspruch, die in anderen Kirchen einer Predigt gewidmet wird.” Dieser Absatz auf S. 468 in Wissenschaft und Gesundheit bestätigt die Geistigkeit des Daseins und wird zusammen mit der Passage aus 1. Johannes 3:1-3 am Ende jedes Sonntagsgottesdienstes gelesen.

Vielleicht war es Zufall, aber in demselben Jahr schrieb M. B. Eddy in einer Ansprache an ihre Kirche: „Ich habe zwar die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift als Pastor für alle Kirchen der christlich-wissenschaftlichen Religion eingesetzt, aber das macht es für diesen unseren Pastor nicht unmöglich zu predigen! Meiner Ansicht nach wäre die Bergpredigt, wenn sie jeden Sonntag ohne Erläuterung gelesen und die Woche hindurch befolgt würde, ausreichend für christliche Betätigung. Das Wort Gottes ist ein machtvoller Prediger, und es ist nicht zu geistig, um anwendbar zu sein, noch zu übersinnlich, um gehört und verstanden zu werden. Wer da sagt, es gebe keine Predigt ohne persönliches Predigen, vergisst, was die Christlichen Wissenschaftler nicht vergessen, nämlich dass Gott eine Person ist und dass man gewillt sein sollte, eine Predigt von seinem persönlichen Gott zu hören!” 2

Progressive Kirchentätigkeit

1866 Mary Baker Eddy entdeckt Christian Science.

1875 Sie veröffentlicht ihr Buch Wissenschaft und Gesundheit. Außerdem tun sich acht ihrer Schüler zusammen zur Unterstützung von öffentlichen Sonntagsgottesdiensten, die sie im Saal des Guttemplerordens in Lynn abhält.

1878 M. B. Eddy beginnt in Boston zu predigen, zuerst im South End, später in anderen Stadtteilen wie Back Bay, Charlestown und in der Innenstadt.

1879 Die Church of Christ (Scientist) wird gegründet.

1881 Das Metaphysische Lehrinstitut — Massachusetts Metaphysical College — wird ins Leben gerufen.

1883 Ihr Buch bekommt den neuen Titel: Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift. Das Christian Science Journal kommt heraus.

1885 Eine Sonntagsschule wird offiziell gestartet.

1888 Der erste Christian Science Leseraum wird in Boston, Massachusetts, eröffnet. Und im Oktober-Journal erscheint zum ersten Mal eine Ankündigung der Gottesdienste der Church of Christ (Scientist).

1889 M. B. Eddy veröffentlicht im August-Journal eine Gottesdienstordnung, die der Vorläufer der heutigen Ordnung der Gottesdienste ist.

1890 Das Christian Science Vierteljahresheft kommt heraus.

1894 Die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit werden der Pastor der Bostoner Kirche. Das Lesen aus der Bibel und aus Wissenschaft und Gesundheit tritt an die Stelle von persönlichen Predigten. 1894 erklärt Mary Baker Eddy die Bibel und Wissenschaft und Gesundheit zum Pastor aller Kirchen Christi, Wissenschaftler.

1895 Das Originalgebäude der Mutterkirche, das über 250 000 Dollar (entspricht heute etwa 5 Mio Dollar) gekostet hat, wird eingeweiht. Und das Kirchenhandbuch erscheint.

1896 Die ersten öffentlichen Christian Science Gottesdienste beginnen in London, England.

1898 M. B. Eddy weist das Bibellektionskomitee an, 26 von ihr ausgewählte Themen für die Bibellektionen einzuführen. Sie erscheinen zum ersten Mal in der Juli-Ausgabe des Christian Science Vierteljahreshefts. In diesem Jahr verlegt sie auch die Zeugnisversammlungen von Freitagabend auf Mittwoch.

Dynamische Gottesdienste und gute Leser — was ist dazu nötig?

Was man für einen richtig dynamischen Gottesdienst braucht, ist Frische. Denn das fesselt die Aufmerksamkeit der Leute und schafft ein Klima für Heilung. Man spürt diese Frische in anderen Kirchen, z. B. bei den Baptisten, in unserer Stadt. Warum sollte man das bei den Christian Science Gottesdiensten nicht auch spüren?

Ich glaube, es hängt viel von der Frische des gesprochenen Wortes ab. Die Bibel gründet sich auf mündlich erzählte Geschichten, und sie war ursprünglich dazu gedacht laut gelesen zu werden — mit großer Energie, Spannung, Freude, Offenbarung und Verständnis. Sie ist das lebendige Wort, und das heilt. Das Gleiche gilt für Wissenschaft und Gesundheit.

Ich lese jedesmal anders aus diesen zwei Büchern. „Die wissenschaftliche Erklärung des Seins” 1 ist revolutionär und ist immer wieder neu. Wenn ich ihre Frische, ihre Neuheit und ihre einzigartige Macht spüren kann, dann lese ich sie auch entsprechend. Und das ist jeden Sonntag anders — und die Gemeinde kann dieses Neue hören und spüren.

Das ist meiner Meinung nach weitaus wichtiger, als nie über ein Wort zu stolpern. Es ist dieser Geist und diese aktive Intelligenz, die dem Gottesdienst Leben geben. Und deshalb kommen die Leute. Das regt sie zum Denken an. Das fühlen sie. Und das bringt Heilung.



San Juan Capistrano: Gebet bringt die Leute zusammen

Wir haben viel darüber nachgedacht, wie unsere Kirche noch mehr heilen kann. Und uns ist klar, dass Gebet das Wichtigste ist. Statt unser Gebet, wie es normalerweise geschieht, nur auf eine Minute zu beschränken, lädt der Erste Leser die Gemeinde ein für längere Zeit, manchmal fünf Minuten lang, still zu beten. Wir laden die Leute ein nach der Versammlung ihre Bitten um Gebet in ein Körbchen zu legen, und beim nächsten Gottesdienst nehmen wir das Gebet für diese Dinge auf. Im Kirchenhandbuch steht, dass die Gebete in diesen Gottesdiensten „insgesamt und ausschließlich” den Gemeinden gelten soll. Und dies ist unser Verständnis davon, wie wir diese Verpflichtung erfüllen können. Wir reißen dabei Mauern nieder, denn Gebet bringt die Leute zusammen in dem Bemühen einander zu helfen.



Was die Leute über die Gottesdienste sagen

Aus verschiedenen Gründen hatte ich mich von Christian Science abgewandt. Ich befand mich intensiv auf einer geistigen Reise, denn Spiritualität war sehr wichtig für mich. Ich war auf dem besten Weg dahin Pastorin zu werden. Dann erlebte ich eine Krise in der Familie. Ich hatte viel Angst. Und ich merkte: Die Kirchen, die ich besuchte, hatten keine Antworten für mich. Ich sah diese kleine Kirche [die Vereinigung in San Juan Capistrano] und wurde sofort sehr liebevoll aufgenommen. Alle waren freundlich, offen und akzeptierten mich ohne Vorbehalte. Es wurde dort gelacht, ich spürte eine Freiheit und fand Unterstützung für meinen individuellen Weg. Es war wie eine Familie. Die Furcht und die Krise verflüchtigten sich geradezu über Nacht. Ich fand Heilung.


Ich besuche Kirche schon seit vielen Jahren, und es gibt immer noch Dinge, die mir besser gefielen, als wir unsere Mittwochsversammlungen in der Kirche abhielten. Aber diese Gottesdienste im Leseraum erreichen die Öffentlichkeit besser, daher ist das jetzt der beste Ort dafür. Wir sind enger zusammengewachsen und das gefällt mir.



Kirche handelt von der Wechselbeziehung zwischen Mensch und Geist, und das hat man heute Abend hier gespürt. In anderen Kirchen, die ich besucht habe, gibt es auch Zeiten, wo man sich austauschen kann, aber das dauert oftmals nur so lange an, wie es den Erwartungen des Pfarrers entspricht. Ich war heute Abend überrascht zu sehen, dass jeder genug Zeit bekam zu sagen, was er wollte, in diesem Moment, ohne Ein schränkungen. Das gefiel mir. Ich habe mich wie zu Hause gefühlt.


nach seinem ersten Besuch in einer Christian Science Kirche

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