Mit Händen und Füßen hatte ich mich gewehrt meine Mutter in ein Alterszentrum zu bringen. Die Erinnerungen an frühere Besuche bei lieben Nachbarn und Bekannten in einem Altersheim waren noch viel zu lebendig. Die Menschen saßen apathisch in ihren Stühlen, starrten vor sich hin und hatten jede Lebensfreude verloren. Der Tag war streng eingeteilt vom Frühstück bis zum Nachtessen. Es schmerzte mich jedesmal sehr, diese Menschen, die bestimmt viel gearbeitet hatten, Gutes bewirkt und Kinder groß gezogen hatten, so zu sehen. Ich empfand es als sehr ungerecht und entwürdigend.
Doch Gott liebt jeden von uns und Gebet hat die Macht, Ungerechtigkeit aufzulösen. Gott hat für jeden einen würdigen Platz, weil Er uns alle liebt.
Das habe ich erfahren, als meine liebe Mutter im Alter von 95 Jahren auf einmal nicht mehr allein sein wollte. So schliefen nun meine Schwester und ich abwechslungsweise bei ihr, aber auf die Dauer war das nicht möglich. All die verschiedenen kleineren und größeren Verpflichtungen, die auf mich zukamen, konnten nicht mehr eingehalten werden, da meine Mutter sehr viel Zeit und Aufmerksamkeit verlangte. Ich habe mich gefreut, als sie ein paar schöne Ferientage in einem Christian Science Heim verbringen konnte. Leider war die Entfernung sehr groß. So beschlossen meine Schwester und ich, unsere Mutter bei meiner Schwester einzuquartieren. Aber auch wenn wir unsere Zeit aufteilten und uns abwechslungsweise um die Mutter kümmerten, konnten wir einfach nicht alles unter einen Hut bringen. Die Zeit reichte nicht für alles.
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