Der amerikanische Psychologe und Glücksforscher Mihaly Csikszentmihalyi warnt vor den negativen Folgen reiner Ertragsorientierung. Nach Meinung des Experten ist der Unternehmer seinen Mitarbeitern nicht nur den Lohn schuldig, sondern auch die Möglichkeit, am Arbeitsplatz Freude und Erfüllung zu finden. Der Psychologe rät in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin Focus http:// focus.msn.de zu einem „Bündnis für Freude”.
„Wir müssen lernen, dass die Mitarbeiter nicht Kostenfaktoren sind, sondern Menschen mit unternehmerischen Fähigkeiten.”
Es gebe zwar Unternehmer, die einsehen, dass sie auch für das psychische Wohlergehen ihrer Mitarbeiter verantwortlich sind. „Auf lange Sicht kann man Menschen nicht zwingen, etwas zu tun, was sie nicht mögen”, erklärt Csikszentmihalyi. Der Glücksforscher ist aber kein besonderer Freund des Shareholder-Kapitalismus: Dieser untergrabe die Möglichkeiten, am Arbeitsplatz Flow, dieses erfüllende Gefühl, zu erfahren. Das herrschende Wirtschaftssystem halte Menschen davon ab, das zu tun, was ihrem persönlichen Wohlbefinden und dem ihrer Familie zuträglich sei, argumentiert der Wissenschaftler.
„Das sind keine neuen Erkenntnisse”, meint der Unternehmer Robert Wolff, Chef des Elektrowerkzeugzubehör-und Handwerkzeug-Herstellers Wolfcraft http:// www.wolfcraft.de, der bereits in den 70er Jahren das „Konzept der sozialen Betriebswirtschaft” umgesetzt hat. Damals hatte sich Wolff von den allgemein vorherrschenden Führungsprinzipien verabschiedet. „Wir müssen lernen, dass die Mitarbeiter nicht Kostenfaktoren sind, sondern Menschen mit unternehmerischen Fähigkeiten”, so Wolff. Was extern die Konsumenten sind, sind intern die eigenen Mitarbeiter. Wie auf dem Konsumgütermarkt müssen Unternehmen auf dem Sozialgütermarkt um ihre Kunden werben, fordert Wolff. „Es könnte sein, dass das Bedürfnis der Menschen nach einem guten Leben irgendwann einmal zu einer Revolte führt”, meint Csikszentmihalyi zu dieser existenziellen Frage.
Michael Müller, Geschäftsführer der a & o Aftersales & Onsite Services GmbH, meint, dass es so weit nicht kommen müsse, wenn die Führungsebene sich wieder vermehrt auf alte Tugenden besinnen würde. „In Großunternehmen geht es viel zu technokratisch zu. Da werden irgendwelche Plattitüden in Unternehmensleitsätze gegossen und sind doch eher ein Zeichen von Hilflosigkeit. Die heutige Managergeneration betreibt zu viel Nabelschau, genau wie unsere Politiker,” so Müller. Der Unternehmer empfiehlt die Lektüre von Thomas A. Harris. Dessen Ziel ist eine verbesserte Kommunikation mit anderen Menschen und ein grundlegendes Verständnis für sich selbst: „Respekt gegenüber Mitmenschen, Zuverlässigkeit, Berechenbarkeit und Ehrlichkeit sind Regeln, die für das Privatund Berufsleben gelten”, erklärt Müller, der einräumt, dass er selbst alle seine Mitarbeiter mit Namen kennt, ihre Geschichte und ihre Familienverhältnisse, die Zahl ihrer Kinder und auch wann ein Kind krank ist. Das sei ein entscheidender Unterschied zum Konzern. „Ein Konzern versucht in der Regel, den neuesten Management-Modetrends hinterherzulaufen und verliert dabei den Blick für das Wesentliche”, argumentiert der Unternehmer.
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