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Einsamkeit überwinden

Aus der September 2004-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Einsamkeit ist eine Herausforderung unserer Zeit. Sie ist ein besonderes Phänomen des Industriezeitalters und seit Jahrzehnten bekannt. Eine Nachricht, die ich im „Medi-Report” vom 6.10. 2002 las, ließ mich die besondere Bedeutung der Einsamkeit für betroffene Menschen erkennen. In dem Bericht hieß es: „Einsamkeit fördert Altersdemenz. Die Zahl der Betreuungsfälle steigt dramatisch.” Es wurde berichtet, dass seit 1992 die Ausgaben für die Betreuung von Altersdemenz um das Dreißigfache zugenommen haben. Es kommen dann die Fragen auf: „Wie ist das möglich? Wie kann die Zunahme der Einsamkeit verhindert werden? Wie kann Einsamkeit überwunden werden?”

Bekannt ist, dass es heute weniger Familien und mehr Singles gibt. Aber Einsamkeit ist nicht allein eine Frage des Zusammenlebens von Menschen.

Inseln, auf denen Einsame leben, sind oft nicht räumlicher Art, sondern auch sozialer Natur.

Wir wissen von Witwen oder Witwern, die am Tisch ihr alleiniger Gast sind. Wir wissen von Menschen, die mit sich selbst sprechen, oder wir kennen Menschen, die ihre ganze Liebe einem Tier schenken. Die Mediengesellschaft verstärkt die ohnehin vorhandenen Tendenzen zur Individualisierung und damit auch zur Isolierung. So kann man heute schon von der digitalen Einsamkeit des Surfers auf der Datenautobahn im Internet sprechen, von einer virtuellen Realität, die Kontaktlosigkeit fördert. Es gibt soziale Einsamkeit wie Arbeitslosigkeit oder strukturelle Einsamkeit, die sich aus fehlender Entwicklung von Fähigkeiten oder Wissen ergibt, gerade bei jungen Menschen. Die PISA-Studie liefert ein deutliches Beispiel.

Was ist nun der Kern eines jeden Gefühls von Einsamkeit? Es ist wohl das quälende Bewusstsein eines inneren Abstandes zu andern Menschen und die damit verbundene Sehnsucht nach Verbundenheit in befriedigenden, erfreulichen Beziehungen. Es ist das Gefühl, von dem Guten abgeschnitten zu sein, das einem durch andere Menschen oft zufließt, oder auch nur das Gefühl fehlender Zuneigung. Manchmal ist es auch das Sehnen, Schönes zu erleben, aber bitte nur mit einem anderen Menschen, mit dem man alles teilen kann.

Noch ein weiterer Punkt ist bei der Lösung des Problems der Einsamkeit zu berücksichtigen: Ein Partner, sogar ein fester Partner, ist noch kein sicherer Schutz vor Einsamkeit. Auch nicht eine Gruppenreise, die Mitgliedschaft in einem Verein oder der Umzug zu den Kindern. Alle diese Möglichkeiten bleiben oft unbefriedigend.

Hat der spanische Philosoph Ortega y Gassett vielleicht recht, wenn er im Zusammenhang mit Einsamkeit Folgendes ausspricht: „Ein jeder hat sein eigenes Leben zu leben, niemand kann ihn im Geschäft seines eigenen Lebens vertreten, ... und niemand kann an seiner Stelle fühlen oder wollen; es ist ihm unmöglich, durch einen Mitmenschen die Gedanken denken zu lassen, die der Mensch selber denken muss, ...”

Inseln, auf denen Einsame leben, sind oft nicht räumlicher Art, sondern auch sozialer Natur.

Alle Anstrengungen, das Problem der Einsamkeit auf menschliche Weise zu heilen, haben das Potenzial zu scheitern.

Ich las neulich in den Psalmen von einem „Gott, der die Einsamen nach Hause bringt” (68:7). Wie mag sich diese Aussage der Bibel verwirklichen? Gott bringt jemanden nach Hause! Er vollbringt diese Aufgabe, weil Er uns ein Verständnis von Gott als Liebe geben kann. Das Verständnis der göttlichen Liebe und Fürsorge füllt das Vakuum aus, in das wir hineingeglitten zu sein scheinen, weil wir unsere Einheit mit Gott, dem Guten, aus den Augen verloren haben. In dem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift schreibt die Autorin Mary Baker Eddy: „Wäre das Dasein ohne persönliche Freunde leer für dich? Dann wird die Zeit kommen, in der du einsam und ohne Mitgefühl sein wirst; aber dieses göttlicher Liebe erfüllt. Wenn diese Stunde der Entwicklung kommt, wird die geistige Liebe dich zwingen, das zu akzeptieren, was dein Wachstum am meisten fördert, selbst wenn du an der Auffassung von persönlichen Freuden festhältst” (S. 266:6-20).

Was wird uns zwingen, „das zu akzeptieren, was für unser Wachstum am förderlichsten ist”? Es ist das Verständnis der bedingungslosen Liebe Gottes, der jeden Menschen liebt, unparteiisch ist und ihn in steter Fürsorge mit unendlichen Ideen und Möglichkeiten versorgt.

Die Bibel sagt es auf ihre Weise. Sie sagt, dass Er uns behütet wie seinen „Augapfel” (5. Mose 32:10). Wir sind das kostbare Bild der göttlichen Liebe und wir stehen im Mittelpunkt Seiner Aufmerksamkeit und Fürsorge. Wenn wir Gott also als die alles umfassende Liebe und den Menschen als den unmittelbaren Ausdruck eben dieser Liebe verstehen lernen, beginnen wir, die unfehlbare Führung der Liebe zu spüren. Liebe inspiriert unser Denken, bereichert unsere Wahrnehmung und führt uns im Umgang mit anderen Menschen dazu, die Liebe Gottes zum Ausdruck zu bringen.

Eine mir bekannte Frau erlebte nach ihrer Scheidung fünfzehn Jahre der Einsamkeit und Unsicherheit. Sie fühlte sich ungeliebt, oft fehl am Platz und manchmal kamen ihr Selbstmordgedanken. Eines Tages sagte ihr jemand: „Ihnen fehlt nichts anderes als Christian Science.” Sie begann daraufhin das Buch Wissenschaft und Gesundheit zu lesen.

Sie hatte schon immer den Wunsch gehabt, mehr über Gott zu wissen. Durch das Lesen des Buches begann sie nach einiger Zeit, ihr Leben mehr von einer geistigen Seite aus zu betrachten. Sie lernte so zu lieben, wie Gott liebt. Sie ließ sich von Gott sagen, was wahr über sie selbst und andere Menschen war. Sie entdeckte den großen Wert der göttlichen Eigenschaften wie Freundlichkeit, Güte, Zartheit und Hilfsbereitschaft.

Sie lernte Gott als Liebe verstehen und ihr Verhältnis zu ihm als „Bild und Gleichnis”. Das Gefühl der Einsamkeit wich allmählich, auch die Unsicherheit und bald darauf auch das Gefühl des Nicht-geliebt-Seins. Noch im gleichen Jahr hatte sie Gelegenheit, an einem zweiwöchigen Kurs über das christlich-wissen-schaftliche Heilen teilzunehmen. Zur Zeit füllt sie mit großer Freude das Amt eines Ersten Lesers in einer Christian Science Zweigkirche aus.

Mary Baker Eddy gibt einen wichtigen Hinweis in ihrem Buch Vermischte Schriften, den Zustand der Einsamkeit zu durchschauen. Sie sagt dort: „Um zu lieben und geliebt zu werden, muss man anderen Gutes tun” (Vermischte Schriften, S.127:22-23).

Auf diesem Wege der Liebe führt uns Gott sicher auf unseren individuellen Platz und zu unseren individuellen Aufgaben. Ununterbrochen zeigt Er in seiner vollkommenen Liebe die Vielzahl Seiner unendlichen Möglichkeiten für den Menschen. Die Tatsache, dass Gott Liebe ist, schließt jeden Zustand von Lieblosigkeit, Verachtung, Bedeutungslosigkeit und Unzulänglichkeit aus.

So verändert die Herrschaft der göttlichen Liebe unser Herz und wir sind geheilt. Und Gott eröffnet uns auch die Möglichkeit, über die widergespiegelte Liebe einen einsamen Menschen nach Hause zu bringen.

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