Frage: In der Christlichen Wissenschaft werden wir oft dazu angehalten, uns Gottes Führung zu überlassen und Seinem Willen gehorsam zu sein. Bedeutet das, dass es uns vorherbestimmt ist, einem festen Weg zu folgen, und dass freier Wille eine Illusion ist?
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Prädestination hat normalerweise immer die Bedeutung, dass es den Menschen von Gott bestimmt war, gerettet oder verdammt zu werden, oder dass bestimmte Umstände es ihnen vorherbestimmten, einen vorgegebenen menschlichen Weg zu gehen. Beide Ansichten sind der Christlichen Wissenschaft völlig fremd. Tatsächlich war es die alte theologische Doktrin der Prädestination, gegen die Mary Baker Eddy als Jugendliche so offen rebellierte, indem sie ihrem Geistlichen mitteilte, dass sie nicht die Absicht hätte, sich retten zu lassen, wenn das für andere nicht möglich wäre.
Die Befürchtung, dass Gehorsam gegenüber Gottes Willen, anstatt gegenüber unserem eigenen, die individuelle Freiheit auf irgendeine Weise begrenzen würde, verblasst in der tatsächlichen geistigen Erfahrung. Sich nach Gottes Willen zu richten ist der einzig wahre und verlässliche Pfad zur Freiheit. Ansonsten würde die Freiheit beständig vom menschlichen Sinn des Lebens mit seinen komplexen Szenarien von Vererbung, von Familie, von persönlichen Angelegenheiten, Zeitmangel, engen Begrenzungen eines Jobs und des Zufalls beschnitten werden.
Wir haben noch so gut wie gar nicht angefangen, die riesigen Dimensionen von Jesu prägnantem Versprechen zu begreifen: „[Ihr] werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen." (Johannes 8) Diese Freiheit, von der Jesus spricht, heilt, und obendrein ermöglicht sie uns, aus dem materialistischen Eindruck der Existenz auszubrechen, der durch seine Natur alles beschränkt. Die fast unsichtbaren Bedrohungen eines missverstandenen Glaubens würden uns fesseln, zusammengeschnürt wie mit jenen Stricken, die den Riesen Gulliver in Jonathan Swifts mahnender Erzählung am Boden hielten. Sie würden alles begrenzen — von der Gesundheit bis zum geistigen Streben und geistigen Verständnis.
Die ganze Zeit über ist die Wahrheit die, dass wir der wahrhaftige Ausdruck des außergewöhnlichen, unendlichen Guten sind. So wie es in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy heißt: „Gott bringt im Menschen die unendliche Idee zum Ausdruck, die sich unaufhörlich entwickelt, sich erweitert und von einer grenzenlosen Basis aus höher und höher steigt." (S. 258) Diese machtvolle, christliche, wissenschaftliche Wahrheit ersetzt die Prämissen alter Diskussionen über freien Willen.
Gehorsam Gott gegenüber mag erst einmal einen Konflikt mit dem freien Willen implizieren. Tatsache ist jedoch, dass jeder Schritt auf diesem Weg geistigen Gehorsams einen praktikablen Frieden eröffnet, den wir uns zuvor kaum vorstellen konnten. Dann können wir es nicht erwarten, mehr „außerhalb unseres Erfahrungshorizonts" zu denken, von dem neuen Standpunkt der „grenzenlosen Basis" aus, die die Allheit Gottes ist.
Boston, Massachusetts
USA
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Die Antwort hängt davon ab, was wir als „Seinen Willen" betrachten, nicht wahr? Was fühlen wir von Gott, von Gottes Natur tief in uns? Ich glaube, wenn wir Christi Jesu Gebet beten „Dein Wille geschehe", dann beten wir eigentlich „Deine Liebe geschehe".
Wenn wir zugeben, wer Gott ist — All-Liebe —, dann haben wir an der Aussage „Dein Wille geschehe" nichts auszusetzen. Sie ist unsere Freude! Sie ist unsere Freiheit. Was könnte besser sein, als Gottes Willen geschehen zu lassen? Gottes Wille entsteht aus Gottes Natur: der Vitalität von Leben, der Gesundheit von Seele, dem Frieden des Gemüts.
Das Konzept unseres eigenen „freien Willens" betreffend, wie könnte es irgendeine Freiheit außerhalb von Leben, außerhalb von Geist geben? Zu entscheiden, dass persönliche Pläne zufriedener machen könnten als die Gottes, ist die „Illusion" an sich. Als ob man sagen würde: „Nun, Gott, ich möchte das auf meine Art machen, weil ich mich nicht Deiner Art verpflichten möchte, auch wenn Dein Wille unendliche Güte und Liebe ist."
Ich denke an einen Freund, der sich dazu entschied, sich aktiv auf göttliche Führung bei einer schwierigen Situation in seiner Ehe zu verlassen, statt sich vor den Folgen zu fürchten und auf seine Weise zu versuchen, sich hinaus zu manövrieren. Das Resultat ist, dass ich heute wirklich niemanden kenne, der glücklicher in seiner Ehe ist. Wie es in einem Lied (frei übersetzt) heißt: „Jeder wahre Wunsch wird sich mit dem der Liebe vermengen" (Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 73). Das heißt nicht, dass wir ohne Freude auskämen es bedeutet, dass wir sie haben!
Sogar als Kind widersprach Mary Baker Eddy der Lehre der Prädestination. Von einer frischen geistigen Perspektive aus sprach sie davon, dass unserem Sein alles Gute vorherbestimmt sei. Sie lud uns auch dazu ein, „ehrliche Sucher nach Wahrheit" zu sein nicht einmal Sucher nach Heilung, sondern wir sollten einfach danach verlangen, Gott zu kennen denn „... Gott lässt die Reichtümer Seiner Liebe in das Verständnis und die Neigungen fließen ..." (WuG, S. 5). Was für eine Erlösung!
Buena Vista, Colorado
USA
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Ein Beispiel mag hier hilfreich sein. Ich hatte einmal eine schnelle grundlegende Entscheidung für meine Berufslaufbahn zu treffen. Den Großteil der Nacht über versuchte ich, um Führung zu beten, aber ich schob eigentlich nur alle Möglichkeiten hin und her! Am Morgen legte ich die Argumente nieder und lauschte tief in mir nach einem einfachen „Ja" oder „Nein" als Antwort. Ich war für jegliche Antwort voll und ganz bereit, sobald ich ein Gefühl von Klarheit und Richtung außerhalb meiner selbst fühlen würde - denn auf diese Art erfahre ich Gottes Führung. Bald wurde mir in ruhiger Art klar, dass dieser Job nicht den Mittelpunkt meines Lebens bildete, und so gab ich ihn mutig auf. Ich nahm einen weitaus bescheideneren Job an und ein Jahr später wurde mir eine andere Arbeit angeboten, die absolut bedeutsam für meine Entwicklung als christlich-wissenschaftliche Praktikerin war. Auf gar keinen Fall hätte ich das im Voraus ahnen können, aber durch den bescheideneren Job hatte ich Zeit dafür.
Wusste Gott, dass es Freitag Morgen war und ich dringend die Antwort bis 10.30 Uhr benötigte und dass ich für eine falsche Entscheidung büßen müsste? Ich denke nicht. Das würde einen menschengleichen Gott voraussetzen mit vorherbestimmten menschlichen Plänen für Seine Kinder einen Gott, der Belohnung und Bestrafung verhängen würde, je nachdem, ob Seinem Willen gehorcht oder nicht gehorcht werden würde, einen Gott menschlicher Möglichkeiten. Und es würde bedeuten, dass wir ein eigenes Gemüt und einen eigenen Willen haben und ständig alle Möglichkeiten erwägen müssten.
Mein inneres Lauschen an jenem Tag beruhte jedoch auf dem Verständnis, dass Gott göttliches Gemüt ist, dessen „Willen" das rein Gute ist und dass ich als Seine geistige Idee kein Gemüt oder keinen Willen getrennt von Ihm haben könnte. Weil Antworten auf Gebet auf eine Art kommen, die wir erkennen können, erwartete ich dann, einen klaren Gedanken zu identifizieren, der meine Entscheidung weise führen würde, denn genauso wird die „Macht und Weisheit Gottes" (WuG, S. 597) in unserer menschlichen Erfahrung widergespiegelt. Dann brauchen wir natürlich den Mut, der Führung zu folgen, und den gibt uns Gott auch!
Esher, Surrey,
England
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