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Himmel auf Erden

Aus der April 2008-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wieder einmal saß ich im Büro der Schule meines Sohnes und wartete auf eines dieser wichtigen Gespräche mit einem Lehrer. Um mir die Zeit zu vertreiben, las ich die Sprüche an den Wänden und amüsierte mich bestens über die witzigen Cartoons. Da blieb ich an einem Spruch hängen. „Wer den Himmel auf Erden sucht, hat den Erdkundeunterricht verpennt." Ich fand den Spruch gut und musste so vor mich hinschmunzeln. Aber während ich da so saß und wartete, dachte ich, irgendetwas stimmt daran nicht.

Klar, wenn man Himmel rein naturwissenschaftlich erklärt, hat er spätestens an der Erdoberfläche sein Ende erreicht. Mir sträubte sich allerdings bei dieser Vorstellung das Fell, weil für mich Himmel immer etwas mit Endlosigkeit, mit Ewigkeit zu tun hat. Licht, der Wechsel von Dunkelheit, Helligkeit, Wolken, Sonne, Regen sind ein Bild der Abwechslung, auch ein Widerschein von Stimmungen. Das Spektrum der Himmelsinhalte schien mir zu groß, als dass es begrenzt werden könnte. Aber woher haben wir diese vielfältigen Vorstellungen von Himmel? Es gibt da Ausdrücke wie „himmlisch" das denke ich zum Beispiel, wenn ich ganz bestimmte Zimt-Sahne-Trüffel esse, die es nur in der Weihnachtszeit gibt. Manchmal sagt man auch zu jemandem: „Dich hat der Himmel geschickt", wenn man sich so sehr freut, dass gerade dieser Mensch da ist, der vielleicht genau in die Situation passt, in der man sich gerade befindet. Oder „alles Gute kommt von oben", Himmel ist oben.

Wenn ich meine Kinder frage, was sie sich unter Himmel vorstellen, kommen seelenvolle Antworten. Meine Tochter sagte zum Beispiel, da sei die Seele zu Hause, da leben die Menschen und Tiere weiter, wenn sie gestorben sind. Es würde sie doch sehr interessieren, wie es dort aussähe. Einer meiner Söhne meinte, im Himmel sei das ewige Leben, und wenn er den ersten Himmel hinter sich hätte, käme der zweite und in dem könne er fliegen. Ein weiterer Sohn ist der Meinung, da seien die Menschen wie sie immer sind, unverändert und vollkommen. Das ist für sie einfach unumstößlich klar, da gibt es keine Zweifel, keine komplizierten Gedanken.

Also, ich freundete mich letztlich nicht wirklich mit dem Erdkunde-Spruch an, weil Himmel auch eine geistige Bedeutung hat.

Diese war mir wenige Monate zuvor durch eine intensive, tiefgreifende Erfahrung bewusst geworden. Mein Lebensgefährte und inniger Freund meiner Kinder hatte einen schweren Motorradunfall nicht überlebt. Einige Momente kam es mir so vor, als sei ich umnebelt und würde die Welt nicht mehr wahrnehmen können. Mein eigener Himmel erschien mir rabenschwarz. Tiefe Trauer überschattete mich. Ich wusste aber, dass ich etwas tun musste, um das tägliche Leben mit meinen Kindern meistern zu können, auch sie hatten tiefe Trauer. Eine liebe Freundin betonte immer wieder, dass uns das Recht auf Freude niemals genommen wurde, ich solle mir das bewusst machen. So fing ich an, wenn ich früh morgens mit meinem Hund hinausging, zum Himmel zu schauen. Es gab viele Sonnentage, die wunderschönes Licht schickten. Das konnte ich wahrnehmen. Mir fiel dabei der Psalm ein, in dem es heißt „Herr, deine Güte reicht, so weit der Himmel ist, ..." (Ps 36). Wie sollte ich aber in dieser kummervollen Situation, in der ich lieber hätte sagen wollen „der Himmel stürzt ein", Gottes Güte spüren?

Der Gedanke, dass Himmel die Atmosphäre der Seele sei, berührte mich am meisten. Ich begriff, dass Seele nicht zerstörbar ist und dass keiner aus dieser Atmosphäre herausfallen kann, dass auch niemand seine wahre Identität verlieren kann.

Klar ist, der Himmel kann gar nicht einstürzen. Mary Baker Eddy schreibt „Gott regiert das Universum" (Wissenschaft und Gesundheit, S. 102) und sie definiert Himmel als „Harmonie; die Herrschaft des Geistes; Regierung durch das göttliche Prinzip; Geistigkeit; Glückseligkeit; die Atmosphäre der Seele." (ebd., S. 587) Der Ausdruck, dass Himmel die Atmosphäre der Seele sei, berührte mich am meisten. Ich begriff, dass Seele nicht zerstörbar ist und dass keiner aus dieser Atmosphäre herausfallen kann, dass auch niemand seine wahre ldentität verlieren kann. Dieses Verstehen, das zu einem großen inneren Frieden führte, ist für mich ein Stück Himmel auf Erden. Das ist wie ein Lichtschein, der dazu beiträgt, Trauerarbeit bewältigen zu können. Immer wieder, wenn eine der schwarzen Trauer-Wolken am Horizont erscheint - und das tun sie manchmal sehr überraschend -, kann ich auf dieses ungemein beruhigende Wissen zurückgreifen. Es fallen mir dann auch die passenden Worte ein und ich kann Ruhe bewahren, wenn eines der Kinder diesen liebevollen Freund vermisst und traurig ist. Und das empfinde ich als Gottes Güte - und als ein Stück Himmel auf Erden.

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