Die meisten Menschen denken bei Karriere an ihre Berufstätigkeit. Aber unsere verschiedenen Berufe stellen nicht wirklich unsere wahre Karriere dar.
Einige Definitionen mögen hier hilfreich sein.Websters Original Dictionary verweist bei Karriere unter anderem auf „race" — also (Wett-)Rennen, und dasselbe Werk definiert „race" als „eine Bewegung oder Fortschritt jeglicher Art". Die Bibel spricht von einem Rennen in Bezug auf das Leben, das wir führen und sagt: „... lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist" (Hebräer 12). Was ist dieses Laufen, zu dem wir alle aufgerufen sind? Ist es ein (Wett-)Rennen um Geld, Macht und Position? Diese Definitionen bieten Einblick in eine andere Art des Fortschritts — und eine andere Art der Beurteilung einer Karriere.
Jeder Mensch und jede Familie hat berechtigte menschliche Bedürfnisse und es ist richtig, zu erwarten, dass diese reichlich gestillt werden. Doch weil die meisten von uns ihre Beschäftigung als die Quelle des Einkommens, durch das diese Bedürfnisse gestillt werden, sehen, liegt der primäre Fokus oftmals darauf, unsere Beschäftigungen voran zu treiben, um mehr zu verdienen und besser zu leben.
Hingegen spricht der Hebräerbrief von einer Karriere, die sich auf geistigen Fortschritt bezient und die auf den Lehren von Christus Jesus basiert. Und obwohl der meisterhafte Lehrer einräumte, dass wir alle bestimmte menschliche Bedürfnisse haben, fuhr Jesus fort, wichtige Prioritäten für uns aufzustellen. Er sagte: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit", und sagte dann zu: so wird euch das alles zufallen." (Matthäus 6) Jesus sagte, dass unsere wichtigste Bewegung diejenige hin zu einer geistigen Entwicklung sein sollte. Und wieder war sich Jesus der menschlichen Bedürfnisse durchaus bewusst und sorgte dafür, dass diese richtig gestillt würden, und dennoch riet er, dass unsere Beschäftigungen nicht zu unserem Hauptfokus werden sollten.
Wenn auch viele Jesu Argument zustimmen würden, so ist es noch etwas anderes, seiner Aufforderung tatsächlich zu folgen. Wenn die Gesellschaft sagt, man müsse sich zuerst auf den Erfolg in der Karriere ausrichten, um im Leben voran zu kommen, mag Jesu Aufforderung nicht praktikabel, wenn nicht gar unmöglich scheinen. Manche Menschen mögen sogar befürchten, dass Jesu Aufforderung tatsächlich die Erfolgsgarantie im Leben aufs Spiel setzt. Aber Jesus sagte deutlich, dass alles, was wir menschlich benötigen, uns zufallen wird. Das schließt das Einkommen nicht aus, das wir benötigen und das das Ergebnis unserer Beschäftigung ist. Es verlangt lediglich, dass wir zuerst die geistige Entwicklung des Denkens und Handelns wertschätzen und verfolgen — und dann vertrauen.
Im Buch des Johannes legte Jesus dar, dass er gekommen sei, damit die Menschen „Leben und volle Genüge haben sollen" (Johannes 10). Gott würde es nie zulassen, dass wir eine arme, unerfüllte Existenz hätten, sondern vielmehr eine Erfahrung, die reich an tiefer geistiger Erfüllung und an den unaussprechlichen Segnungen ist, die das natürliche Ergebnis eines solchen Fortschritts sind. Der Beweis dieser Wahrheit zieht sich durch Jesu eigenes Lebenswerk durch.
Als beispielsweise Jesus das erste Mal seinem Schüler Petrus begegnete, einem Handel treibenden Fischer, war Petrus erst kürzlich von einem erfolglosen Fischfang zurückgekehrt. Jesus drängte ihn dazu, entgegen Petrus' Einwand, sich nochmals aufzumachen. Dieses Mal, obwohl im gleichen Gewässer, war der Fang so überwältigend, dass es das Netz zerriss (siehe Lukas 5). Könnte es sein, dass Petrus den primären Fokus auf seine Beschäftigung gerichtet hatte und dass die Tatsache, nichts gefangen zu haben, das Fehlen eines speziell spirituellen Blickwinkels und Antriebes enthüllte? Indem Jesus Petrus nochmals losgeschickt hatte, lehrte er ihn bereits — wie auch uns — die Wichtigkeit geistiger Prioritäten und den reichen Überfluss, der die Entscheidung, danach zu streben, die Dinge des Geistes an erste Stelle all unserer Aktivitäten zu setzen, begleitet. Seine Schlussbemerkung zu Petrus lautete: „Fürchte dich nicht! Von nun an wirst du Menschen fangen." (Lukas 5) Nun, Petrus' Leben sollte noch weitaus mehr beinhalten als lediglich den bloßen Versuch, Fische zu fangen.
Dieselbe grundlegende Wahrheit, die Jesus Petrus lehrte, ist von ewiger Bedeutsamkeit und auf alle Zeiten anwendbar. Als kleiner Junge erlebte ich einen klaren Beweis dessen in unserer siebenköpfigen Familie. Mein Vater arbeitete hart und war sehr verantwortungsbewusst. Dennoch waren meine Eltern immer ängstlich wegen der Familienfinanzen und es gab grundsätzlich ein Defizit am Ende des Monats. Mein Vater gab seinen zweiwöchentlichen Gehaltsscheck meiner Mutter und sie tat ihr Bestes, um damit für die Familie zu sorgen, bis der nächste Scheck kam.
Eines Sonntagmorgens auf dem Weg zur Kirche passierte etwas, das die Prioritäten unserer Familie veränderte — und unsere Auffassung von Sicherheit. Oberflächlich betrachtet sah es danach aus, als ob es um Geld ginge, aber es hatte tatsächlich damit zu tun, eine Lektion über die wahre Natur von Erwerbstätigkeit zu lernen. An jenem Morgen spürte meine Mutter einen starken gebetvollen Impuls, alles, was sie in ihrem Geldbeutel hatte, in die Kirchenkollekte zu geben. Obwohl sie wusste, dass sie selten mehr als einen oder zwei Dollar darin hatte, war sie bereit, dieser Anweisung zu folgen.
Als die Zeit für die Kollekte kam, öffnete sie ihren Geldbeutel und fand zu ihrer Überraschung das ganze Bargeld von Vaters letztem Scheck vor. Hin und her gerissen zwischen ihrem Wunsch, für ihre Familie zu sorgen, und der göttlichen Anweisung jenes Morgens, schloss sie ihren Geldbeutel und ließ die Kollekte vorüber gehen. Doch das Ringen um diese Entscheidung hörte nicht auf, und so tat sie alles, was in ihrem Geldbeutel war, nach der Kirche in aller Stille in die Kollekte.
Als mein Vater dies erfuhr, war er nicht ärgerlich. Aber er war eindeutig besorgt. Es standen der Familie offensichtlich keine anderen Finanzmittel zur Verfügung, wir hatten minimale Vorräte in der Küche und zwei Wochen trennten uns von einem nächsten Gehaltsscheck.
Der wahre Segen kam in den Tagen und Monaten, die folgten. Von diesem Zeitpunkt an gewahrten meine Eltern einen merklichen Wandel ihrer finanziellen Situation. Mehr und mehr trachteten sie an erster Stelle „nach dem Reich Gottes."
Was passierte hier? Meine Eltern lernten, sich auf Jesu Lehren über geistige Prioritäten zu verlassen. In Verbindung mit ihrem natürlichen Bedürfnis, für ihre Familie zu sorgen, hatten sie irrtümlich in Vaters Arbeit die Quelle der Versorgung gesehen, mit deren Einkommen dieses Bedürfnis gestillt werden könne. Es hatte eine Ordnung in ihrem Leben gegeben, in der sie bewusst oder unbewusst größeres Gewicht auf die Entwicklung von Vaters geschäftlichen Anstrengungen gelegt hatten als auf die geistige Entwicklung unserer Familie. Diese war „das Rennen," die wahre Bewegung, von der die Bibel sagt, dass sie jedem von uns gegeben ist, und von der Jesus sagte, dass sie vor allem anderen kommen sollte, weil sie das alleinige Fundament von allem ist.
Als nun Geld im Wert eines zweiwöchigen Familieneinkommens in die Kirchenkollekte geraten war, standen wir dort, wo Petrus an jenem Tag stand, als er keine Fische gefangen hatte. Wir hatten nun nichts. Aber wie bei Petrus hatte der Christus uns veranlasst, uns nochmals aufzumachen und von der Kapazität der göttlichen Ordnung zu lernen — nicht nur die Fähigkeit der göttlichen Ordnung, für menschliche Nöte zu sorgen, sondern viel wichtiger ihre Befähigung, die unermessliche und unumstößliche Majestät des Lebens in Geist zu offenbaren. Unsere Familie vertraute, wertschätzte und fokussierte sich allmählich auf die Dinge Gottes und erlaubte Vaters Beschäftigung, sich dem Dienst dieses göttlichen Befehls unterzuordnen.
Was passierte also? Es stellte sich heraus, dass wir in der darauf folgenden Woche einen Scheck mit der Post erhielten. Bevor mein Vater geheiratet hatte, hatte er einem Bekannten Geld geliehen und nun, viele Jahre später, zahlte ihm dieser Mann alles zurück — völlig unerwartet und ohne Aufforderung. Der Betrag deckte unsere Bedürfnisse vollkommen. Für uns erfüllte sich damit Jesu Versprechen, dass „euch das alles zufallen [wird]".
Aber der wahre Segen kam in den Tagen und Monaten, die folgten. Von diesem Zeitpunkt an gewahrten meine Eltern einen merklichen Wandel ihrer finanziellen Situation. Mehr und mehr trachteten sie an erster Stelle „nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit" und legten immer weniger Gewicht darauf, nur Vaters Geschäftsbemühungen voran zu treiben, um mehr finanzielle Mittel zur Verfügung zu haben. Die Ängstlichkeit und Ungewissheit schwanden. Anstelle eines Defizits gab es immer eine Fülle, um jeden Bedarf, den wir hatten, zu stillen. Und vor allem enthüllte diese geistige Suche immer mehr von dem Leben in voller Genüge, das Jesus angekündigt hatte.
Diese Lektion gab mir Auftrieb, als ich später ein erfolgreiches Immobiliengeschäft verließ, um die christlich-wissenschaftliche Praxis hauptberuflich auszuüben. Meine Karriere war finanziell erfolgreich gewesen. Aber sie nahm eines Tages eine völlig neue Richtung, als folgende Zeile aus Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift zu mir sprach: „Es ist nicht möglich, anderen Berufungen zu folgen und in der Demonstration dieser Wissenschaft schnell voranzukommen." (S. 457) Obwohl ich dies schon viele Male zuvor gelesen hatte, war es an diesem Tag, als ob ein Leuchtschild diese Aussage hervorhob.
Direkt am nächsten Tag unternahm ich Schritte, um mein Geschäft zu schließen und Praktiker der Christlichen Wissenschaft zu werden. Ich kann nicht sagen, ich hätte keine finanziellen Bedenken gehabt, aber ich erkannte dies als das Gegenargument dafür, Gott an erste Stelle in meinem Leben zu setzen. Tatsächlich sind meine Frau und ich nie in Mangel wegen dieser Entscheidung geraten und unsere Nöte sind immer auf eine schöne und reichhaltige Art gestillt worden.
Nach Jesu Kreuzigung und vor seiner Himmelfahrt waren seine Jünger zu ihren alten Fischer-Berufen zurückgekehrt und sie fingen wieder nichts. Sogar nach all dem, was er sie gelehrt und ihnen über die geistige Natur ihrer Arbeit bewiesen hatte, war ihr primärer Gedanke in diesem Moment wieder genau dort, wo er sie ursprünglich vorgefunden hatte. Sie trachteten zuerst nach einer Art zu leben, statt danach zu streben, das zu lernen und zu leben, was er sie gelehrt hatte.
Aber Jesus kam zum Ufer, fand sie, wo sie waren, und instruierte sie sanft: „Werft das Netz aus zur Rechten des Bootes, so werdet ihr finden." (Johannes 21) Seinen Befehl gehorsam ausübend, fanden sie ihre Netze wieder gefüllt — und erkannten, dass die Anweisung von ihrem Herrn kam, dem auferstandenen Jesus. Mit dieser Erkenntnis gab es kein Zurück zu ihren früheren Berufen, ihrer früheren Denkart.
Wie sie können wir unser Denken über Karriere auf der rechten Seite ausstrecken und die vollen Netze geistigen Lebens entdecken, die jeden von uns erwarten. Indem wir Jesu Lehren anerkennen und danach trachten, sie in unserer eigenen einzigartigen Art zu ehren, werden wir dazu geführt werden, ein geistiger erfülltes Leben zu entdecken, und jene Dinge hinzugefügt finden, die benötigt werden — ohne Zweifel, Besorgnis oder Schwere. Wir werden in unseren Berufswegen entdecken, dass „die Überfülle des Seins auf der Seite Gottes, des Guten [ist]." (WuG, S. 201). Das ist die Seite, von der wir alle Gebrauch machen können.